Übersicht und Abklärung von Erkrankungen der Hand

VonDavid R. Steinberg, MD, Perelman School of Medicine at the University of Pennsylvania
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Die häufigsten Erkrankungen der Hand beinhalten ein buntes Spektrum von Deformitäten, Ganglien, Infektionen, die Kienböck-Krankheit, Nervenkompressionssyndrome, nichtinfektiöse Tendovaginitiden und Osteoarthritis. (Siehe auch Komplexe regionale Schmerzsyndrom (Reflex-Sympathische Dystrophie) und Handverletzungen.)

Deformitäten der Hand

Deformitäten der Hand können als Folge von Systemkrankheiten (z. B. tRA), von Luxationen, Frakturen oder anderen lokalisierten Störungen entstehen. Die meisten nichttraumatischen lokalisierten Krankheiten können durch eine körperliche Untersuchung diagnostiziert werden. Wenn eine Fehlstellung der Hand einmal fixiert ist, lässt sie sich durch Schienung, Krankengymnastik oder andere nichtchirurgische Maßnahmen nicht mehr wesentlich beeinflussen.

Infektionen der Hand

Handinfektionen werden in der Regel als oberflächlich oder tief eingestuft. Oberflächliche Infektionen betreffen die Haut und das subkutane Gewebe. Tiefe Infektionen können die Sehnenscheiden, Sehnen, tiefen Faszien, Gelenkräume und Knochen betreffen. Unbehandelte oberflächliche Handinfektionen können sich zu tiefen Infektionen entwickeln. Eine rasche Untersuchung und Behandlung einer vermuteten Handinfektion ist unerlässlich, um schwere Infektionen und Behinderungen zu vermeiden.

Die häufigsten bakteriellen Infektionen an der Hand sind die Paronychie, infizierte Bisswunden, das Panaritium, Palmarabszesse und infektiöse Beugertenosynovitis. Die herpetische Nagelbettinfektion ist eine Virusinfektion der Hand. Infektionen beginnen oft mit einem konstanten, intensiven klopfenden Schmerz und können normalerweise durch die körperliche Untersuchung diagnostiziert werden. In manchen Fällen empfiehlt sich ein Röntgen-Bild, so bei Bisswunden oder bei infektiöser Beugertenosynovitis, um okkulte Fremdkörper zu entdecken, kleine oder röntgendurchlässige Objekte können aber dabei verborgen bleiben. Bei Verdacht auf eine hämatogene Quelle sollten Blutkulturen angelegt werden, und bei Verdacht auf septische Arthritis sollte eine Gelenkaspiration durchgeführt werden.

Die Behandlung von meisten Handinfektionen umfasst chirurgische Maßnahmen und Antibiotika. Die erhöhte Inzidenz von ambulant erworbenen und nosokomialen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) sollte in Betracht gezogen werden (1). Unkomplizierte MRSA-Infektionen werden am besten mit Inzision und Drainage behandelt (2). Bei einer hohen MRSA-Inzidenz und einer schweren Infektion wird ein Krankenhausaufenthalt mit intravenöser Antibiotikatherapie sowie die Konsultation eines Spezialisten für Infektionskrankheiten empfohlen. Ambulanten Patienten kann Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Clindamycin, Doxycyclin oder Linezolid (zur oralen Therapie) gegeben werden. Wenn Kultur und Antibiogramm MRSA ausschließen, kann Nafcillin, Cloxacillin, Dicloxacillin oder Cephalosporin der 1. oder 2. Generation gegeben werden. Nicht-tuberkulöse mykobakterielle Infektionen sollten bei Patienten mit eher subakuten Entzündungen in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Patienten, die immunsupprimiert sind.

Zu den zusätzlichen Behandlungsmaßnahmen gehören das Hochlegen der Hand, um Ödeme zu reduzieren, und manchmal auch eine Schienung.

Nervenkompressionssyndrome der Hand

Hierzu zählen das Karpaltunnelsyndrom, das Kubitaltunnelsyndrom und das Radialtunnelsyndrom. Die Kompression der Nerven löst meist Parästhesien aus, die durch Druck auf den komprimierten Nerv mit den Fingerspitzen (Tinel-Zeichen) provoziert werden können. Eine vermutete Nervenkompression lässt sich durch Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und distalen Latenzen bestätigen, hierbei werden die motorische und sensorische Nervenleitung exakt gemessen. Die Erstbehandlung ist in der Regel konservativ (z. B. Ruhe, veränderte Arbeitsumgebung, Schienung, Kortikosteroidinjektion), aber eine operative Dekompression kann notwendig sein, wenn konservative Maßnahmen versagen oder wenn erhebliche motorische oder sensorische Defizite vorliegen.

Nichtinfektiöse Tenosynovitis

(Siehe auch Tendinitis und Tenosynovitis.)

Eine Tenosynovitis kann im Bereich der Hand jede Sehne betreffen. Gemeinsame Bedingungen umfassen digitale Beugesehnenentzündung und Tendovaginitis (Trigger-Finger) sowie das De-Quervain-Syndrom.

Allgemeine Literatur

  1. 1. O'Malley M, Fowler J, Ilyas AM: Community-acquired methicillin-resistant Staphylococcus aureus infections of the hand: Prevalence and timeliness of treatment. J Hand Surg Am 34(3):504–508, 2009. doi: 10.1016/j.jhsa.2008.11.021.

  2. 2. Chen WA, Plate JF, Li Z: Effect of setting of initial surgical drainage on outcome of finger infections. J Surg Orthop Adv 24(1):36–41, 2015. PMID: 25830261.

Evaluation von Handerkrankungen

Anamnese und körperliche Untersuchung sind bei Krankheiten der Hand oft wegweisend.

Anamnese

Die Anamnese sollte Informationen über Traumata oder andere Ereignisse enthalten, die mit den Symptomen in Zusammenhang stehen könnten. Vorhandensein und Dauer von Deformitäten und Einschränkungen der Beweglichkeit sind zu erheben, ebenso das Vorhandensein, die Dauer, der Schweregrad und eventuelle exazerbierende oder lindernde Faktoren von Schmerzen. Begleitsymptome wie Fieber, Schwellung, Hautausschläge, Raynaud-Syndrom, Parästhesien, Morgensteifigkeit, andere Gelenkbeteiligung, Schmerzen im unteren Rücken und Schwäche werden ebenfalls aufgezeichnet.

Körperliche Untersuchung

Die Untersuchung sollte eine Inspektion auf Erytheme, Schwellungen oder Verformungen und eine Palpation auf Schmerzhaftigkeit umfassen. In Hinblick auf mögliche Sehnenverletzungen sollte die aktive Beweglichkeit untersucht werden. Durch das Testen der passiven Beweglichkeit lässt sich das Vorhandensein fixierter Fehlstellungen feststellen und ob bestimmte Bewegungen schmerzverstärkend wirken. Mittels Zweipunktdiskrimination, z. B. unter Zuhilfenahme einer Heftklammer, kann die Sensibilität überprüft werden. Durch Untersuchung der Motorik werden die Muskeln überprüft, die von den Nn. radialis, medianus und ulnaris innerviert werden. Die vaskulären Untersuchungen beinhalten die kapilläre Wiederauffüllung, Radialis- und Ulnarispuls und den Allen-Test. Belastungstests sind hilfreich, wenn der Verdacht auf spezielle Bandschädigungen besteht (z. B. das Lig. ulnare collaterale beim Torhüter-Daumen). Provokationstests können die Diagnose von Tenosynovitiden und Nervenkompressionssyndromen unterstützen.

Testung

Laboruntersuchungen können bei der Diagnose von entzündlichen Gelenkerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis) helfen, spielen ansonsten jedoch nur eine begrenzte Rolle. Die Synovialflüssigkeitsanalyse bleibt der Goldstandard für die endgültige Diagnose von kristallinduzierten Arthritiden (z. B. Gicht oder Kalziumpyrophosphat-Arthritis) und infektiöser Arthritis.

Ultraschall und Dual-Energy-CT-Bildgebung können bei Patienten mit Verdacht auf Gicht den radiologischen Nachweis von Harnsäureablagerungen erbringen, insbesondere in Fällen, in denen eine Gelenkaspiration nicht möglich ist oder erfolglos war.

Röntgenbilder und MRT sind hilfreich, um Verletzungen, einige Arten von Arthritis (z. B. Osteoarthritis, erosive rheumatoide Arthritis) und die Morbus Kienböck, zu erkennen oder um versteckte Fremdkörper auszuschließen, die Infektionsquellen sein könnten.

MRT und Ultraschall sind hilfreich, um die Struktur und Integrität einer Sehne zu beurteilen und um tiefe Abszesse zu erkennen. Der hochauflösende Ultraschall ermöglicht eine Bildgebung in Echtzeit und ist besonders hilfreich bei der Abklärung von Sehnen und Synovitis.

Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit trägt zur Diagnostik der Nervenkompressionssyndrome bei. MRT und Ultraschall sind alternative diagnostische Tests, die das Vorliegen einer peripheren Nervenkompression bestätigen können, obwohl sie keine direkten Informationen über die Nervenfunktion liefern (1-3).

Die Knochenszintigraphie stellt eine Alternative zur MRT dar bei der Diagnose von okkulten Frakturen und kann die Diagnose von komplexen regionalen Schmerzsyndromen unterstützen.

Literatur zur Evaluierung

  1. 1. Park JS, Won HC, Oh JY, Kim DH, et al: Value of cross-sectional area of median nerve by MRI in carpal tunnel syndrome. Asian J Surg 43(6):654-659, 2020. doi: 10.1016/j.asjsur.2019.08.001. Epub 2019 Aug 28. PMID: 31473048.

  2. 2. Wiesler ER, Chloros GD, Cartwright MS, et al: Ultrasound in the diagnosis of ulnar neuropathy at the cubital tunnel. J Hand Surg Am 31(7):1088-93, 2006. doi: 10.1016/j.jhsa.2006.06.007. PMID: 16945708.

  3. 3. Fowler JR, Munsch M, Tosti R, et al: Comparison of ultrasound and electrodiagnostic testing for diagnosis of carpal tunnel syndrome: study using a validated clinical tool as the reference standard. J Bone Joint Surg Am 96(17):e148, 2014. doi: 10.2106/JBJS.M.01250. PMID: 25187592.