Infizierte Bisswunden der Hand

VonDavid R. Steinberg, MD, Perelman School of Medicine at the University of Pennsylvania
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Eine kleine lochförmige Wunde, v. a. bei Biss durch Mensch oder Katze, kann einen erheblichen Schaden in Sehnen, Gelenkkapseln oder Gelenkknorpel hervorrufen. Die häufigste Ursache einer menschlichen Bisswunde ist die Verletzung eines Metakarpophalangealgelenks durch die Zähne bei einem Faustschlag auf den Mund (Schaden der geballten Faust). Die menschliche Mundflora umfasst Eikenella corrodens, Staphylokokken, Streptokokken und Anaerobier. Patienten mit dieser Art von Trauma warten oft Stunden bis Tage, bevor sie die Wunde versorgen lassen, was den Schweregrad noch verstärkt. Tierbisse enthalten oft multiple, möglicherweise pathogene Keime, so Pasteurella multocida (v. a. bei Katzenbissen), Staphylokokken, Streptokokken und Anaerobier. Zu den möglichen schweren Komplikationen zählen die infektiöse Arthritis und die Osteomyelitis.

(Siehe auch Übersicht und Abklärung von Erkrankungen der Hand.)

Diagnose von infizierten Bisswunden

  • Klinische Abklärung

  • In der Regel Röntgenaufnahmen

  • In der Regel Wundkulturen

Bei Rötung und Schmerz an der Bisswunde ist eine Infektion zu vermuten. Druckschmerzen im Sehnenverlauf sprechen für eine Ausbreitung in die Sehnenscheide. Signifikante Schmerzverstärkung bei Bewegung spricht für eine Infektion des Gelenks oder der Sehnenscheide.

Obwohl die Diagnose infizierter Bisswunden an der Hand klinisch gestellt wird, sollten Röntgenaufnahmen angefertigt werden, um Frakturen, Zähne oder andere Fremdkörper zu erkennen, die einen Nidus für eine anhaltende Infektion darstellen könnten.

Behandlung von infizierten Bisswunden

  • Débridement

  • Antibiotika

Die Behandlung von infizierten Bisswunden der Hand umfasst das chirurgische Débridement bei offener Wunde und Antibiotika.

Empirische Antibiotika für die ambulante Behandlung beinhalten in der Regel eine Monotherapie mit Amoxicillin/Clavulansäure 500 mg p.o. 3-mal täglich oder eine Kombinationstherapie mit Penicillin 500 mg p.o. 4-mal täglich (für E. corrodens, P. multocida, Streptokokken und Anaerobier) plus einem Cephalosporin (z. B. Cephalexin 500 mg p.o. 4-mal täglich) oder einem halbsynthetischen Penicillin (z. B. Dicloxacillin 500 mg p.o. 4-mal täglich) für Staphylokokken. In Regionen, in denen MRSA verbreitet ist, sollten Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Clindamycin, Doxycyclin oder Linezolid anstelle eines Cephalosporins eingesetzt werden. Bei einer Penicillinallergie kann Clindamycin 300 mg p.o. alle 6 h eingesetzt werden.

Die Hand sollte in Funktionsstellung geschient und angehoben gelagert werden. Eine längere Ruhigstellung der Finger sollte jedoch vermieden werden, um eine Versteifung der Gelenke zu vermeiden und eine funktionelle Erholung zu gewährleisten.

Nichtinfizierte Bisswunden sollten chirurgisch gereinigt und prophylaktisch mit den gleichen Antibiotika behandelt werden, wie sie für infizierte Wunden eingesetzt werden, in halber Dosierung.

Schiene in Funktionsstellung (20° Extension des Handgelenks, 60° Flexion des Metakarpophalangealgelenks, leichte Flexion des Interphalangealgelenks)