Gicht

VonSarah F. Keller, MD, MA, Cleveland Clinic, Department of Rheumatic and Immunologic Diseases
Überprüft/überarbeitet Juli 2022
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Gicht ist eine Erkrankung, die durch Hyperurikämie (Serumurat > 6,8 mg/dl [> 0,4 mmol/l]) verursacht wird, die zur Ausfällung von Mononatriumuratkristallen in und um die Gelenke führt und am häufigsten zu einer wiederkehrenden akuten oder chronischen Arthritis führt. Der anfängliche Anfall (Aufflackern) von Gicht ist in der Regel monartikulär und betrifft oft das erste Großzehengrundgelenk. Die Symptome von Gicht umfassen schwere Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Überwärmung, Rötung und Schwellung. Die definitive Diagnosestellung erfordert den Nachweis von Kristallen in der Synovialflüssigkeit. Die Behandlung der akuten Schübe erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten. Die Häufigkeit der Krankheitsschübe kann durch die regelmäßige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), Colchicin oder beidem sowie durch eine anhaltende Senkung des Serumuratspiegels unter den Sättigungswert (< 6,8 mg/dl [< 0,4 mmol/l]) mit Allopurinol, Febuxostat oder urikosurischen Arzneimitteln wie Probenecid reduziert werden.

(Siehe auch Übersicht über Kristallarthropathien.)

Gicht ist häufiger bei Männern als bei Frauen. Normalerweise entwickelt sich Gicht bei Männern im mittleren Alter und bei Frauen nach den Wechseljahren. Gicht ist selten bei jüngeren Menschen, aber ist oft ausgeprägter bei Menschen, die die Krankheit vor dem 30. Lebensjahr entwickeln. Gicht tritt familiär gehäuft auf. Die Patienten mit metabolischem Syndrom haben ein erhöhtes Risiko, an Gicht zu erkranken.

Pathophysiologie der Gicht

Je größer das Ausmaß und je länger die Dauer der Hyperurikämie ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für das Entstehen einer Gicht. Uratwerte können erhöht sein aufgrund von:

  • verminderter renaler (am häufigsten) oder gastrointestinaler Ausscheidung

  • erhöhter Produktion (selten)

  • erhöhte Purinzufuhr (in der Regel in Kombination mit verminderter Ausscheidung)

Weshalb nicht alle Patienten mit erhöhten Serumharnsäurespiegeln Gichtschübe entwickeln, ist nicht bekannt.

Eine erniedrigte renale Ausscheidung ist bei Weitem die häufigste Ursache einer Hyperurikämie. Sie kann hereditär bedingt sein (z. B. aufgrund von Schwankungen in der Effizienz der Harnsäuretransporter) und tritt auch bei Patienten auf, die Diuretika erhalten oder an Krankheiten leiden, die die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) verringern. Ethanol erhöht den Purinabbau in der Leber sowie die Bildung von Milchsäure, die die Uratsekretion der renalen Tubuli blockiert und Ethanol kann auch die Leberuratsynthese stimulieren. Bleivergiftungen und Cyclosporin, in der Regel in den höheren Dosen, die Transplantationspatienten verabreicht werden, verändern die Funktion der renalen Tubuli und führen zu einer Uratretention.

Erhöhte Uratproduktion kann durch einen gesteigerten Nukleoproteinumsatz bei hämatologischen Systemkrankheiten (z. B. Lymphome, Leukämie, hämolytische Anämie) und bei Krankheiten mit gesteigerter Zellproliferation und Zelluntergang (z. B. Psoriasis, zytotoxische Chemotherapie, Bestrahlungstherapie) verursacht sein. Eine erhöhte Harnsäureproduktion kann auch als primäre erbliche Anomalie und bei Adipositas auftreten, weil die Uuratproduktion mit der Körperoberfläche korreliert. In den meisten Fällen ist die Ursache der Uratüberproduktion unbekannt, in seltenen Fällen lässt sie sich bestimmten Enzymstörungen zuordnen. Ein Mangel der Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase (der komplette Mangel entspricht dem Lesch-Nyhan-Syndrom) ist ebenso wie Überaktivität der Phosphoribosyl-Pyrophosphat-Synthetase eine mögliche Ursache.

Die erhöhte Zufuhr purinreicher Lebensmittel (z. B. Leber, Niere, Sardellen, Spargel, Consommé, Hering, Fleischsaucen und Brühen, Pilze, Muscheln, Sardinen, Bries) kann zu einer Hyperurikämie beitragen. Bier, auch alkoholfreies Bier, ist besonders reich an Guanosin, einem Purin-Nukleosid. Eine streng purinarme Diät senkt das Serumurat jedoch nur um etwa 1 mg/dl (0,1 mmol/l) und ist daher selten eine ausreichende Therapie für Gichtpatienten.

Urat fällt in Form von nadelförmigen Natriumuratkristallen aus, die extrazellulär in gefäßlosen (z. B. im Knorpel) oder in gefäßarmen Geweben (z. B. Sehnen, Sehnenscheiden, Bänder, Schleimbeutelwand) sowie in der Haut um die kühleren distalen Gelenke und Gewebe (z. B. Ohren, Fingerkuppen) abgelagert werden. Bei schwerer und langanhaltender Hyperurikämie können die Natriumuratkristalle auch in größeren Gelenken und parenchymatösen Geweben wie der Niere abgelagert werden. Im sauren Milieu des Urins wird Harnsäure selbst rasch in kleinen plattenartige oder diamantenförmige Harnsäurekristallen ausgefällt, die zu Gries oder Steinen aggregieren können und so den Harnfluss obstruieren. Tophi sind Aggregate aus Natriumuratkristallen, die sich meist in Gelenken oder als subkutane Knoten entwickeln. Sie sind in der Regel von einer faserigen granulomatösen Matrix umhüllt, die verhindert, dass sie eine akute Entzündung verursachen.

Eine akute Gichtarthritis kann durch Trauma, medizinische Stresssituationen (z. B. Lungenentzündung oder andere Infektionen), chirurgische Eingriffe, durch den Einsatz von Thiaziddiuretika oder Medikamente mit harnsäuresenkender Wirkung (z. B. Allopurinol, Febuxostat, Probenecid, Nitroglycerin) oder auch durch übermäßiges Essen purinreicher Kost oder Alkohol ausgelöst werden. Die Schübe werden häufig begleitet von einem plötzlichen Anstieg oder noch häufiger von einem Abfall des Serumharnsäurespiegels. Warum akute Schübe auf einige dieser auslösenden Bedingungen folgen, ist unbekannt. Tophi in und um Gelenke können die Beweglichkeit einschränken und Deformationen verursachen, die als chronisch tophöse Gichtarthritis bezeichnet werden. Gicht erhöht das Risiko für die Entwicklung einer sekundären Osteoarthritis.

Symptome und Anzeichen von Gicht

Die akute Gichtarthritis beginnt meist mit einem plötzlich einsetzenden Schmerz (häufig nachts). Das Metatarsophalangealgelenk der großen Zehe ist am häufigsten betroffen (sog. Podagra), aber auch Vorfußbereiche, Sprunggelenke, Knie, Handgelenke und Ellbogen sind Prädilektionsstellen. Selten sind Hüfte, Schulter, Iliosakralgelenk, Sternoklavikulargelenk oder die Halswirbelsäule mitbetroffen. Der Schmerz wird zunehmend stärker, meist über wenige Stunden, und erreicht oft ein quälendes Ausmaß. Schwellung, Überwärmung, Rötung und extreme Berührungsempfindlichkeit lassen an eine Infektion denken. Die darüberliegende Haut ist gespannt, überwärmt, durchscheinend und rot oder violett. Fieber, Tachykardie, Schüttelfrost und allgemeines Krankheitsgefühl treten manchmal begleitend auf.

Verlauf

Die ersten Schübe betreffen meist nur ein Gelenk und dauern nur wenige Tage an. Spätere Schübe können mehrere Gelenke gleichzeitig oder nacheinander betreffen und bis zu 3 Wochen andauern, falls keine Behandlung erfolgt. Weitere Schübe folgen nach immer kürzeren symptomfreien Intervallen. Schließlich kann es jedes Jahr zu mehreren Schüben kommen. Wird keine kontinuierliche uratsenkende Therapie eingeleitet, können die Patienten aufgrund der anhaltenden Uratablagerungen eine chronische, deformierende Arthritis durch Gicht entwickeln.

Tophi

Tastbare Tophi entstehen bei Patienten mit Gicht und können selten bei Patienten auftreten, die noch nie eine akute Gichtarthritis hatten. Gewöhnlich sind es feste, weißliche oder gelbe Papeln und Knoten, die einzeln oder multipel auftreten. Sie können sich an unterschiedlichsten Lokalisationen entwickeln, meist an Fingern, Händen, Füßen und um das Olekranon oder die Achillessehne. Tophi können sich auch in den Nieren und anderen Organen und unter der Haut der Ohren entwickeln. Bei Patienten mit einer Heberden-Arthrose entwickeln sich die Tophi häufig an den Knötchen der Fingerendgelenke, Diese Entwicklung tritt am häufigsten bei älteren Frauen auf, die Diuretika einnehmen, und diese können sich dramatisch entzünden und als entzündliche Arthrose fehldiagnostiziert werden. In der Regel sind Tophi schmerzlos, an der Bursa des Olekranons kann es jedoch zu einer akuten schmerzhaften Entzündung kommen, oft nach leichter oder nicht erkennbaren Verletzung. Tophi können die Haut durchbrechen und eine kalkhaltige Masse von Uratkristallen entleeren. Diese Nasennebenhöhlen können sich infizieren. Tophi in und um die Gelenke herum können letztlich Deformitäten verursachen und sekundäre Osteoarthritis.

Komplikationen bei Gicht

Die Gichtarthritis kann zu Schmerzen, Deformationen und eingeschränkter Beweglichkeit führen. Entzündungen können in einigen Gelenken aufflackern, während sie in anderen abklingen. Gichtpatienten können eine Urolithiasis mit Harnsäure- oder Kalziumoxalatsteinen entwickeln.

Komplikationen von Gicht sind Obstruktion der Nieren und Infektion mit sekundärer Krankheit des tubulären und interstitiellen Gewebes. Eine unbehandelte progressive Nierenfunktionsstörung, die meist mit einer koexistierenden Hypertonie oder seltener mit anderen Ursachen einer Nephropathie in Beziehung steht, führt zur weiteren Verschlechterung der Uratausscheidung und damit zu einer vermehrten Kristallablagerung in den Geweben.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, obstruktive Schlafapnoe, nichtalkoholische Fettlebererkrankung und Komponenten des metabolischen Syndroms sind bei Gichtpatienten häufig.

Diagnose der Gicht

  • Klinische Kriterien

  • Analyse der Synovialflüssigkeit

Die Diagnose von Gicht sollte bei Vorliegen einer monoartikulären Arthritis oder oligoartikulären Arthritis vermutet werden, v. a. bei älteren Patienten oder Patienten mit weiteren Risikofaktoren. Podagra und rezidivierende Entzündungen im Vorfußbereich sind besonders verdächtig. Charakteristisch sind auch frühere Schübe, die explosionsartig begannen und innerhalb von 7 bis 10 Tagen spontan abklangen. Ähnliche Symptome können zurückgehen auf:

Ein palindromer Rheumatismus ist durch akute, rezidivierende Schübe von Entzündung in oder in der Nähe eines oder gelegentlich mehrerer Gelenke oder Sehnenscheiden mit Spontanheilung gekennzeichnet; Schmerzen und Rötung können so heftig wie bei Gicht sein. Die Schübe oft klingen innerhalb von 1–3 Tagen vollkommen ab. Diese Schübe können Prodromalbefunde einer beginnenden rheumatoiden Arthritis sein. Die Bestimmung des Rheumafaktors (RF) kann bei der Differenzierung helfen. Bei ca. 50% der Patienten ist der RF positiv (aber auch bei ca. 10% der Gichtpatienten, entsprechend der Häufigkeit in der Normalbevölkerung).

Synoviaanalyse

Bei Verdacht auf einen akuten Gichtanfall sollte bei der Erstvorstellung eine Gelenkpunktion mit Synoviaanalyse durchgeführt werden. Ein typisches Rezidiv bei einem Patienten mit zuvor dokumentierter Gicht verlangt keine Arthrozentese, aber diese sollte durchgeführt werden, wenn die Diagnose fraglich ist oder wenn die Risikofaktoren des Patienten oder klinische Charakteristika eine infektiöse Arthritis nahelegen. In einigen Fällen kann eine Gichtdiagnose auf der Grundlage der Krankengeschichte und der klinischen Merkmale des Patienten oder auf der Grundlage von Bildgebungsergebnissen gestellt werden, wenn keine Gelenkflüssigkeit gewonnen werden kann; es sollte jedoch alles getan werden, um das Vorhandensein von MSU-Kristallen in der Synovialflüssigkeit eines betroffenen Gelenks zu dokumentieren.

Die Synoviaanalyse kann die Diagnose bestätigen, indem nadelförmige, stark negativ doppelbrechende Uratkristalle frei in der Flüssigkeit oder eingeschlossen durch Phagozyten nachgewiesen werden. Die Synovialflüssisgkeit während eines Anfalls zeigt entzündliche Charakteristika, (siehe Tabelle Mikroskopische Untersuchung von Kristallen in Gelenken), für gewöhnlich 2000–100.000 Leukozyten/mcl, mit > 80% polymorphkernigen Leukozyten. Diese Befunde überlappen mit denen einer infektiösen Arthritis, die mit einer Gram-Färbung (die unempfindlich ist) und Kulturen ausgeschlossen werden muss.

Tabelle
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Serumharnsäurespiegel

Ein erhöhter Serumuratspiegel unterstützt die Diagnose Gicht, ist aber weder spezifisch noch sensitiv; mindestens 30% der Patienten haben während eines akuten Schubs einen normalen Serumuratspiegel, was zum Teil auf die urikosurischen Eigenschaften des proinflammatorischen Zytokins Interleukin-6 (IL-6) zurückzuführen ist oder weil ein plötzlicher Abfall des Serumurats den Schub ausgelöst hat. Allerdings zeigt der Baseline-Serum-Uratspiegel zwischen den Schüben die Größe des extrazellulären Urat-Pools an. Der Spiegel sollte bei zwei oder drei Gelegenheiten bei einem Patienten mit neu nachgewiesener Gicht gemessen werden, um einen Ausgangswert zu erhalten. Die Quantifizierung der Harnsäureausscheidung zur Unterscheidung zwischen Über- und Unterproduktion wird nicht mehr empfohlen; sie sagt nicht voraus, wie ein Patient auf Allopurinol oder Febuxostat (welche beide die die Harnsäureproduktion verringern) anspricht. Der Serumuratspiegel kann nach Beginn der Therapie niedrig sein, aber es können weiterhin Schübe auftreten, solange Gewebeablagerungen vorhanden sind. Die Auflösung der Uratablagerungen kann viele Monate nach Beginn der Therapie dauern.

Bildgebende Verfahren

Röntgenaufnahmen des betroffenen Gelenks können angefertigt werden, um nach knöchernen Erosionen oder Tophi zu suchen. Sie sind jedoch unnötig, wenn die Diagnose einer akuten Gicht durch die Analyse der Synovialflüssigkeit gestellt wurde, und zeigen nur selten Erosionen zum Zeitpunkt der ersten Schübe. Bei der Calcium-Pyrophosphat-Arthritis können manchmal röntgendichte Ablagerungen im Faserknorpel, im hyalinen Gelenkknorpel (insbesondere im Knie) oder in beiden vorhanden sein, aber auch ohne akute Schübe kann eine Calcinose auftreten.

Die Ultraschalluntersuchung ist für die Gichtdiagnose empfindlicher (obwohl vom Bediener abhängig) als einfache Röntgenaufnahmen. Uratablagerungen über dem Gelenkknorpel (Doppelkonturzeichen) und klinisch inapparentes Tophi sind charakteristische Veränderungen. Diese Ergebnisse können bereits vor dem ersten Gichtschüb vorliegen. Dual-Energy-CT-Scans (DECTs) können ebenfalls Harnsäureablagerungen aufzeigen und können nützlich sein, wenn die Diagnose auf der Grundlage der klinischen Standardbeurteilung und -tests unklar ist, insbesondere wenn die Aspiration und Analyse der Synovialflüssigkeit nicht durchgeführt werden kann.

Diagnose der chronischen Gichtarthritis

Eine chronische Gichtarthritis sollte bei Patienten mit anhaltenden ungeklärten Gelenkerkrankungen oder subkutanen oder knöchernen Tophi in Betracht gezogen werden. Röntgenbilder des Metatarsophalangealgelenks I oder anderer betroffener Gelenke können nützlich sein. Diese Röntgenbilder können ausgestanzte Defekte des subchondralen Knochens mit überhängenden knöchernen Grenzen, meist am Metatarsophalangealgelenk I, zeigen. Die Defekte müssen einen Durchmesser von 5 mm aufweisen, damit sie im Röntgenbild nachweisbar sind. Der Gelenkspalt bleibt in der Regel bis sehr spät im Verlauf der Erkrankung erhalten. Synovialflüssigkeitsbefunde aus chronischen Ergüssen der betroffenen Gelenke sind in der Regel diagnostisch.

Die diagnostische Ultraschalluntersuchung wird zunehmend eingesetzt, um ein typisches Doppelkonturzeichen zu erkennen, das auf eine Uratkristallabscheidung hinweist, aber die Empfindlichkeit ist vom Betreiber abhängig, und die Unterscheidung von Kalziumpyrophosphatkristallablagerungen kann schwieriger sein.

Prognose der Gicht

Bei frühzeitiger Gichtdiagnose ermöglicht eine lebenslange uratsenkende Therapie den meisten Patienten ein normales Leben. Bei vielen Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung kann eine aggressive Senkung des Serumharnsäurespiegels die Tophi auflösen und die Gelenkfunktion verbessern. Gicht ist bei Patienten, deren Anfangssymptome vor dem 30. Lebensjahr auftreten und deren Basiswert für die Harnsäure im Serum > 9 mg/dl (> 0,5 mmol/l) liegt, generell schwerwiegender. Die hohe Prävalenz von metabolischem Syndrom und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht wahrscheinlich die Mortalität bei Patienten mit Gicht.

Manche Patienten profitieren nicht ausreichend von der Therapie. Zu den üblichen Gründen gehören unzureichende Aufklärung der Patienten, mangelnde Therapietreue, Alkoholismus und hauptsächlich Unterbehandlung der Hyperurikämie durch die Ärzte.

Behandlung der Gicht

  • Beendigung eines akuten Schubs mit nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR), Colchicin, Kortikosteroiden oder einem Interleukin-1 (IL-1)-Antagonisten

  • Verhinderung der weiteren Ablagerung von Mononatriumurat-Kristallen, Reduzierung des Auftretens von Fackeln und Auflösung vorhandener Tophi durch Senkung des Serumuratspiegels (durch Verringerung der Harnproduktion mit Allopurinol oder Febuxostat, Auflösung von Ablagerungen mit Urikase-Ersatztherapie oder Erhöhung der Harnausscheidung mit Probensäure).

  • Prävention von rezidivierenden akuten Schüben mit täglicher Gabe von Colchicin oder einem nichtsteroidalen Antiphlogistikum

  • Behandlung von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Adipositas und Vermeidung von übermäßigen Purinen in der Nahrung.

(Siehe auch the 2020 American College of Rheumatology Guideline for the Management of Gout.)

Therapie der akuten Schübe

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind wirksam bei der Behandlung akuter Schübe und werden im Allgemeinen gut vertragen. Jedoch können sie Nebenwirkungen wie gastrointestinale Probleme oder Blutungen, Hyperkaliämie, Kreatininanstieg und Ödembildung haben. Ältere und dehydrierte Patienten haben ein besonderes Risiko, v. a. wenn eine positive Anamnese für Nierenkrankheiten vorliegt. Praktisch jedes nichtsteroidale Antiphlogistikum (NSAR), das in entzündungshemmenden (hohen) Dosen verwendet wird, ist wirksam und wird wahrscheinlich innerhalb weniger Stunden analgetische Wirkung entfalten. Die Behandlung sollte für mehrere Tage fortgesetzt werden, nachdem die Schmerzen und Entzündungszeichen verschwunden sind, um einen Rückfall zu verhindern.

Orales Colchicin, ein traditionelles Gichttherapeutikum, führt bei einigen Patienten zu einer dramatischen Reaktion, wenn sie bald nach dem Auftreten der Symptome begonnen wird; es ist am wirksamsten, wenn es innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach einem akuten Krankheitsschub eingesetzt wird. Auf eine Dosis von 1,2 mg kann 1 Stunde später eine weitere Dosis von 0,6 mg folgen; die Gelenkschmerzen lassen in der Regel nach 12 bis 24 Stunden nach und hören manchmal innerhalb von 3 bis 7 Tagen auf, aber im Allgemeinen ist eine fortgesetzte Einnahme erforderlich, um eine Besserung zu erreichen, was einige Zeit dauern kann. Wenn Colchicin toleriert wird, kann mit 0,6–1,2 mg einmal täglich fortgefahren werden, bis der Schub abklingt. Niereninsuffizienz und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, insbesondere mit Clarithromycin und einige Statine, rechtfertigen eine Dosisreduktion oder die Anwendung von anderen Behandlungen. Gastrointestinale Beschwerden und Diarrhö sind häufige unerwünschte Wirkungen.

Chinidin IV ist in den USA nicht mehr erhältlich.

Kortikosteroide werden eingesetzt, um akute Schübe zu behandeln. Die Punktion des betroffenen Gelenks und Installation einer Kortikosteroidkristallsuspension ist sehr effektiv, v. a. bei monoartikulärer Symptomatik. Eine Dosis von 4–40 mg Prednisolonäquivalent oder Prednisolonazetat 5 to 25 mg, in Abhängigkeit von der Gelenkgröße, kann verwendet werden. Prednison oral (etwa 0,5 mg/kg einmal täglich), Kortikosteroide i.m. oder IV oder eine Einzeldosis ACTH (adrenocorticotropic hormone) von 80 Einheiten i.m. ist effektiv, insbesondere wenn mehrere Gelenke betroffen sind. Wie bei der Therapie mit nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAR) sollten die Kortikosteroide noch einige Tage nach dem vollständigen Abklingen des Schubs eingenommen werden, um einen Rückfall zu verhindern.

Wenn die Monotherapie unwirksam ist oder die Dosierung (z. B. von NSAIDs) aufgrund der Toxizität begrenzt ist, kann Colchicin mit NSAIDs oder Corticosteroiden kombiniert werden.

Zusätzlich zur nichtsteroidalen Antiphlogistikum- oder Kortikosteroidtherapie können ergänzende Analgetika, Ruhigstellung, Eisapplikation und Schienung des entzündeten Gelenks nützlich sein. Wenn Patienten Urat-senkende Medikamente einnehmen, wenn ein akuter Schub beginnt, sollten die Medikamente mit der gleichen Dosis fortgesetzt werden; Dosisanpassungen werden zurückgestellt, bis der Schub nachgelassen hat. Es gibt keine Kontraindikation für die Einleitung einer uratsenkenden Therapie während eines akuten Schubes, wenn eine angemessene entzündungshemmende Therapie durchgeführt wird.

Wenn Kortikosteroide, Colchicin und nichtsteroidales Antiphlogistikum kontraindiziert oder unwirksa sind, kann ein Interleukin-1-Antagonist wie Anakinra eingesetzt werden. Anakinra kann die Auflösung eines Schubs beschleunigen und den Krankenhausaufenthalt eines Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen verkürzen, was die Verwendung der anderen Medikamente begrenzt. Anakinra wird in der Regel als einmal täglich 100 mg subkutan verabreicht, bis die Symptome verschwinden. Anakinra hat den Vorteil, dass es weder den Blutzuckerspiegel noch die Nierenfunktion beeinträchtigt oder eine Flüssigkeitsretention verursacht und bei Patienten mit einer aktiven Infektion, die angemessen behandelt wird, eingesetzt werden kann. Aus praktischen Erwägungen (z. B. Kosten) wird Anakinra in der Regel nicht zur Behandlung akuter Gichtanfälle im ambulanten Bereich eingesetzt.

Prävention wiederkehrender Schübe

Die Häufigkeit akuter Schübe wird durch die ein- oder zweimalige Einnahme von 0,6 mg Colchicin pro Tag (maximal 1,2 mg pro Tag, je nach Verträglichkeit und Nierenfunktion) reduziert. Eine zusätzliche Einnahme von zwei 0,6-mg-Tabletten Colchicin beim ersten Anzeichen eines Schubs verhindert einen Rückfall. Wenn der Patient prophylaktische Dosen von Colchicin einnimmt und innerhalb der letzten zwei Wochen höhere Dosen von Colchicin zur Behandlung eines akuten Schubs eingenommen hat, sollte stattdessen ein nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAR) oder ein Kortikosteroid verwendet werden, um zu versuchen, den Schub zu unterbrechen.

Eine (reversible) Neuropathie und/oder Myopathie kann sich während der chronischen Colchicineinnahme entwickeln. Dieser Zustand ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz warscheinlicher, ebenso bei Patienten, die bestimmte Statine oder Makrolide erhalten, kann aber selten bei Patienten ohne diese Risikofaktoren auftreten.

Die Häufigkeit der Schübe kann auch mit täglichen niedrig dosierten NSAR verringert werden, wenn die Nierenfunktion dies erlaubt. Die chronische Einnahme von Kortikosteroiden ist wegen ihres Nebenwirkungspotenzials keine ideale prophylaktische Therapie.

Senkung des Serumharnsäurespiegels

Colchicin, nichtsteroidale Antirheumatika und Kortikosteroide verzögern die durch Tophi verursachte fortschreitende Gelenkschädigung nicht, da sie den Serumuratspiegel nicht senken. Gelenkschaden kann mit harnsäuresenkenden Medikamenten verhindert und, falls bereits vorhanden, reversibel gemacht werden. Oberflächliche Ablagerungen werden durch Senkung des Serumurats resorbiert oder durch eine Urikase-Ersatztherapie aufgelöst. Die Aufrechterhaltung eines Serumharnsäurespiegels unterhalb des Sättigungspunktes (Zielwert ist in der Regel < 6 mg/dl [< 0,35 mmol/l]) wird letztlich die Häufigkeit von akuten arthritischen Schüben verringern, da die Ablagerungen aufgelöst werden. Dieser Rückgang wird erreicht durch:

  • Blockierung der Uratproduktion mit Xanthinoxidase-Inhibitoren (Allopurinol oder Febuxostat)

  • Steigerung der Harnsäureausscheidung mit einem urikosurischen Medikament (Probenecid oder Losartan)

  • Bei schwerer tophöser Gicht oder bei Patienten, die höhere Dosen eines XOI nicht vertragen, sollten beide Arten von Medikamenten zusammen eingesetzt werden.

  • Erhöhung der Uratausscheidung durch Umwandlung von Urat in Allantoin, das besser löslich ist und leichter ausgeschieden werden kann, mit einer Uricase-Ersatztherapie bei Patienten, die z. B. unter schwerer Gicht leiden oder auf andere uratsenkende Therapien nicht angesprochen haben

Eine uratsenkende Therapie ist angezeigt bei Patienten mit

  • tophösen Ablagerungen

  • Nachweis von Gelenkschäden aufgrund von Gicht in bildgebenden Untersuchungen

  • Häufige oder behindernde Schübe (z. B. > 2 Schübe/Jahr) der Gichtarthritis

  • Urolithiasis

  • Patienten mit seltenen Schüben, deren Serumharnsäurespiegel jedoch > 9 mg/dl (> 0,5 mmol/l) beträgt oder für die jeder Schub eine besondere Härte darstellt

  • Mehrere Begleiterkrankungen (z. B. Magengeschwür, chronische Nierenerkrankung), die eine relative Kontraindikation für die zur Behandlung wiederkehrender akuter Schübe verwendeten Medikamente (nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) oder Kortikosteroide) darstellen

Eine Hyperurikämie wird in der Regel nicht behandelt, wenn weder ein Gichtanfall noch eine Harnsäure-Nephrolithiasis vorliegt.

Das Ziel der uratsenkenden Therapie ist es, den Serumharnsäurespiegel zu senken. Falls keine Tophi vorhanden sind, beträgt ein angemessener Zielwert < 6 mg/dl (< 0,35 mmol/l), was unterhalb der Sättigungskonzentration (> 6,8 mg/dl [> 0,4 mmol/l] bei normaler Körpertemperatur und pH) liegt. Überzeugende Daten zeigen, dass die Häufigkeit von Krankheitsschüben abnimmt, wenn der Serumuratspiegel mit dieser Behandlungsstrategie auf < 6 mg/dl sinkt. In zwei randomisierten kontrollierten Studien wurde festgestellt, dass deutlich weniger Patienten mit einem Serumuratspiegel < 6 mg/dl einen Gichtanfall erlitten als Patienten mit einem höheren Serumuratspiegel. Die Patienten mit dem Zielwert für das Serumurat (< 6 mg/dl), bei denen ein Gichtanfall auftrat, hatten weniger Gichtanfälle als die Patienten, die über diesem Schwellenwert für das Serumurat lagen (1).

Bei tastbaren Tophi oder ausgeprägten Obstruktionen durch Tophi-Ablagerungen ist es ein vernünftiges Ziel, diese schneller aufzulösen, was einen noch niedrigeren Zielwert erfordert. Je niedriger der Serumuratspiegel ist, desto schneller verschwinden die Tophi. Nach der vermuteten vollständigen Auflösung der Ablagerungen kann man das Serumurat auf einen Wert < 6 mg/dl ansteigen lassen.

Medikamente sind effektiv bei der Senkung der Serumharnsäure; purinarme Kost ist weniger effektiv, allerdings sollten eine purinreiche Ernährung, Alkohol (insbesondere Bier) und nichtalkoholisches Bier vermieden werden. Eine Einschränkung der Kohlenhydrate (insbesondere Maissirup mit hohem Fructosegehalt) und eine Gewichtsabnahme können den Serumuratspiegel senken, insbesondere bei Patienten mit Insulin-Resistenz, da hohe Insulin-Spiegel die Uratausscheidung unterdrücken. Der Verzehr fettarmer Milchprodukte sollte gefördert werden. Da es in den ersten Monaten einer uratsenkenden Therapie häufig zu akuten Schüben kommt, sollte eine solche Therapie in Verbindung mit ein- oder zweimal täglichem Colchicin oder nichtsteroidalem Antiphlogistikum (NSAR).

Das Auflösen von Tophi kann, selbst bei Beibehalten eines niedrigen Harnsäurespiegels, viele Monate dauern. Das Serumurat sollte in regelmäßigen Abständen gemessen werden, in der Regel monatlich bei der Bestimmung der erforderlichen Medikamentendosis und dann mindestens einmal jährlich zur Bestätigung der Wirksamkeit der Therapie oder häufiger bei Medikamentenwechsel oder Gewichtszunahme. Eine uratsenkende Therapie sollte nicht abgebrochen werden, wenn ein Patient einen Schub hat.

Allopurinol, ein Xanthinoxidase-Hemmer der Uratsynthese, ist die am häufigsten verschriebene und bevorzugte erste uratsenkende Therapie. Harnsäuresteine oder -grieß können sich unter einer Allopurinoltherapie auflösen. Die Behandlung beginnt normalerweise mit 50-100 mg p.o. einmal pro Tag und kann langsam bis auf 800 mg p.o. einmal pro Tag erhöht werden. Die Dosis kann aufgeteilt werden, wenn die einmal tägliche Gabe zu einer gastrointestinalen Belastung führt. Einige Ärzte empfehlen, die Anfangsdosis bei Patienten mit Niereninsuffizienz (z. B. 50 mg p.o. einmal täglich, wenn die Kreatinin-Clearance < 60 ml/min/1,73 m2 beträgt) zu senken, um die Häufigkeit seltener, aber schwerer systemischer Überempfindlichkeitsreaktionen zu verringern; Daten, die die Wirksamkeit dieser Intervention bestätigen, sind jedoch begrenzt. Die endgültige Dosis von Allopurinol sollte durch den angestrebten Harnsäurewert bestimmt werden. Die am häufigsten verwendete Tagesdosis beträgt 300 mg, aber diese Dosis ist wirksam bei der Senkung des Serum-Harnsäure-Spiegels auf < 6 mg/dl (< 0,35 mmol/l) bei weniger als 40% der Patienten mit Gicht. Die Resorption von Allopurinol kann bei Dosen von mehr als 300 mg abnehmen, sodass eine geteilte Dosierung (z. B. 2-mal täglich) in Betracht gezogen werden sollte.

Nebenwirkungen von Allopurinol schließen milde gastrointestinale Störungen und Ausschlag ein, der ein Vorbote des Stevens-Johnson-Syndroms, einer lebensbedrohlichen Hepatitis, Vaskulitis oder Leukopenie sein kann. Nebenwirkungen treten häufiger bei Patienten mit einer renalen Dysfunktion auf. HLA-B * 5801-Träger haben ein höheres Risiko für Allopurinol-Reaktionen, und die HLA-B * 5801-Prävalenz variiert je nach ethnischer Herkunft (2). Daher empfiehlt die Leitlinie des American College of Rheumatology von 2020 zur Behandlung von Gicht, Patienten südostasiatischer Abstammung (z. B. Han-Chinesen, Koreaner, Thailänder) und schwarzamerikanische Patienten auf HLA B*5801 zu testen und bei Vorhandensein dieses genetischen Markers ein alternatives Medikament einzusetzen. Allopurinol ist bei Patienten, die Azathioprin oder Mercaptopurin einnehmen, kontraindiziert, da es den Metabolismus dieser Arzneimittel verringern und somit deren immunsuppressive und zytolytische Wirkung verstärken kann. Der Transaminasenspiegel könnte erhöht sein und sollte daher regelmäßig gemessen werden.

Febuxostat ist ein teurer (in den Vereinigten Staaten), aber wirksamer Xanthinoxidase-Inhibitor der Uratsynthese. Es ist besonders nützlich bei Patienten, die Allopurinol nicht vertragen, Kontraindikationen gegen Allopurinol aufweisen oder bei denen Allopurinol die Harnsäurespiegel nicht ausreichend verringert. Febuxostat scheint akute Schübe ebenso wirksam zu verhindern wie Allopurinol (3). Febuxostat wird mit 40 mg p.o. einmal täglich begonnen und auf 80–120 mg p.o. einmal täglich erhöht, wenn das Urat nicht auf < 6 mg/dl (< 0,35 mmol/l) sinkt. Febuxostat (wie Allopurinol) ist kontraindiziert bei Patienten, die Azathioprin oder Mercaptopurin einnehmen, da es die Verstoffwechselung dieser Medikamente beeinflussen kann. Im Vergleich zu Allopurinol erhöhte Febuxostat erhöhte das Mortalitätsrisiko in einer Studie bei Patienten mit bekannter kardiovaskulärer Erkrankung (4) das Sterberisiko, aber mehrere weitere Studien konnten diese Beobachtung nicht bestätigen (5). Der Transaminasenspiegel könnte erhöht sein und sollte daher regelmäßig gemessen werden.

Pegloticase ist eine pegylierte Form von rekombinanter Uricase. Uricase ist ein Enzym, das beim Menschen nicht vorhanden ist und das Urat in das besser lösliche Allantoin umwandelt. Pegloticase ist teuer und wird vor allem bei Gichtpatienten eingesetzt, bei denen andere Behandlungen zur Senkung des Serumuratspiegels erfolglos waren. Pegloticase Pegloticase kann auch bei Patienten eingesetzt werden, die eine hohe Belastung durch oberflächliche Ablagerungen aufweisen, die durch andere uratsenkende Therapien wahrscheinlich nicht in einem angemessenen Zeitraum aufgelöst werden können. Es wird über viele Monate (in der Regel mindestens 6 bis 9 Monate) alle 2 bis 3 Wochen intravenös verabreicht, um die überschüssigen Uratablagerungen vollständig zu beseitigen; es senkt den Serumuratspiegel häufig auf < 1 mg/dl (< 0,1 mmol/l). Pegloticase ist bei Patienten mit G6PD-Mangel kontraindiziert, weil es Hämolyse und Methämoglobinämie verursachen kann. Die Infusion von Pegloticase kann mit Symptomen assoziiert sein, die einer Anaphylaxie entsprechen. Die Wirksamkeit der derzeit verfügbaren Präparate wird durch eine hohe Entwicklungsrate von medikamentenneutralisierenden Antikörpern begrenzt. Sinkt der Uratspiegel nach einer Pegloticase-Infusion nicht auf < 6 mg/dl (< 0,35 mmol/l), so deutet dies auf das wahrscheinliche Vorhandensein von Anti-Polyethylenglykol (Anti-PEG)-Antikörpern und ein erhöhtes Risiko für künftige allergische Reaktionen hin; die regelmäßige Infusion wird dann abgesetzt. Um zu verhindern, dass andere harnsäuresenkende Medikamete die Unwirksamkeit von Pegloticase verschleiern, sollten andere harnsäuresenkende Medikamente nicht mit Pegloticase zusammen eingesetzt werden. Die gleichzeitige Verabreichung von Immunsuppressiva (z. B. Methotrexat) mit Pegloticase kann jedoch die Entwicklung der neutralisierenden Antikörper verhindern.

Eine urikosurische Therapie ist nützlich bei Patienten, die eine verminderte Harnsäureausscheidung aufweisen (die meisten Patienten mit Hyperurikämie), eine normale Nierenfunktion haben und nie Nierensteine hatten. Probenecid ist das einzige in den Vereinigten Staaten erhältliche urikosurische Medikament.

Probenecid kann als Monotherapie angewendet werden, wenn sowohl Allopurinol als auch Febuxostat kontraindiziert oder nicht vertragen werden. Probenecid verliert seine Wirksamkeit mit abnehmender Nierenfunktion und ist im Allgemeinen nicht so nützlich wie bei einer glomerulären Filtrationsrate von < 50 ml/min/1,73 m2. Die Behandlung mit Probenecid beginnt mit 250 mg p.o. 2-mal täglich, mit Dosiserhöhungen nach Bedarf bis maximal 1 g 3-mal täglich. Es ist auch wirksam, wenn es mit einem Xanthinoxidase-Hemmer kombiniert wird.

Das blutdrucksenkende Medikament Losartan und das Triglycerid senkende Medikament Fenofibrat haben beide urikosurische Wirkungen und können zur Verringerung der Harnsäure bei Patienten verwendet werden, die andere Gründe für die Einnahme dieser Medikamente haben. Niedrige Dosen von Salicylaten können die Harnsäureausscheidung verringern und die Hyperurikämie verschlimmern, und sollten nicht vermieden werden, wenn dies wie bei der Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen indiziert ist.

Weitere therapeutische Maßnahmen

Eine hohe Flüssigkeitszufuhr von 3 l/Tag ist für alle Patienten wünschenswert, v. a. die Patienten, die chronisch Harnsäuregrieß oder -steine bilden.

Eine Alkalisierung des Urins (mit Kaliumcitrat 20–40 mEq p.o. 2-mal täglich oder Acetazolamid 500 mg p.o. vor dem Zubettgehen) ist manchmal ebenfalls sinnvoll für die Patienten, die persisierende Harnsäuresteine trotz harnsäuresenkender Therapie und adäquater Hydratation aufweisen. Allerdings kann eine exzessive Urinalkalisierung die Ablagerungen von Kalziumphosphat und Oxalatkristallen bewirken.

Eine extrakorporale Stoßwellenlithotripsie kann notwendig sein, um Nierensteine aufzulösen.

Große Tophi in Arealen gesunder Haut können chirurgisch entfert werden; alle anderen sollten sich unter adäquater harnsäuresenkender Therapie zurückbilden.

Literatur zur Behandlung

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Wichtige Punkte

  • Obwohl eine erhöhte Purinaufnahme und -produktion zur Hyperurikämie beitragen kann, ist die häufigste Ursache von Gicht eine verminderte Harnsäureausscheidung als Folge von Nierenerkrankungen oder genetischen Schwankungen in der Effizienz der Harnsäuretransporter.

  • Verdacht auf Gicht bei Patienten mit plötzlicher, ungeklärter akuter monoartikulärer oder oligoartikulärer Arthritis, insbesondere wenn der große Zeh oder der Mittelfuß betroffen ist oder wenn es in der Vorgeschichte plötzliche, ungeklärte Episoden akuter Arthritis mit spontaner Remission innerhalb von 7 bis 10 Tagen gab.

  • Bestätigt wird die Diagnose durch den Nachweis nadelförmiger, stark negativ doppelbrechender Uratkristalle in der Gelenkflüssigkeit oder durch Dual-Energy-CT-Scans oder Ultraschalluntersuchungen. Die Dokumentation einer Hyperurikämie ist nicht ausreichend, um die Diagnose einer Gichtarthritis zu bestätigen.

  • Behandeln Sie akute Gichtanfälle mit oralem Colchicin, einem NSAR, einem Kortikosteroid, einer Kombination von Colchicin mit einem NSAR oder einem Kortikosteroid oder einem Interleukin-1 (IL-1)-Antagonisten.

  • Das Risiko künftiger Krankheitsschübe wird durch die Verschreibung von Colchicin, einem nichtsteroidalen Antiphlogistikum (NSAR), und die lebenslange Einnahme von Medikamenten zur Senkung des Serumuratspiegels gesenkt.

  • Medikamente geben, die den Serumuratspiegel senken, wenn Patienten Tophi, > 2 Gichtschübe pro Jahr, Urolithiasis oder mehrere Begleiterkrankungen haben, die eine Kontraindikation für die zur Linderung akuter Schübe verwendeten Medikamente darstellen; bei anderen Patienten den Einsatz der uratsenkenden Dauertherapie individuell anpassen.

  • Verringern Sie den Harnwert, indem Sie Allopurinol oder Febuxostat allein oder in Kombination mit einem urikosurischen Medikament verschreiben.

Asymptomatische Hyperurikämie

Eine asymptomatische Hyperurikämie besteht bei einer Erhöhung der Serumharnsäurekonzentration auf > 7 mg/dl (> 0,4 mmol/l) ohne Vorhandensein einer klinischen Gicht.

Generell ist eine Therapie bei asymptomatischer Hyperurikämie hier nicht notwendig. Die meisten Patienten mit asymptomatischer Hyperurikämie mit Serumuratwerten von bis zu 10 mg/dl (0,6 mmol/l) entwickeln über 10 Jahre hinweg keine Gichtanfälle. Patienten mit übermäßiger Uratausscheidung und wiederkehrenden Harnsäure-Nierensteinen trotz Alkalisierung des Harns und ausreichender Flüssigkeitszufuhr können jedoch Allopurinol erhalten.

Beobachtungsdaten lassen vermuten, dass eine Hyperurikämie zur Progression von chronischen Nierenerkrankungen, kardiovaskulären Erkrankungen und - bei Erwachsenen - zu primärem Bluthochdruck beiträgt. Interventionelle Studien haben jedoch nicht gezeigt, dass die Senkung des Serumuratspiegels das Fortschreiten der Nierenerkrankung verringert.