Körperliche Untersuchung des älteren Erwachsenen

VonRichard G. Stefanacci, DO, MGH, MBA, Thomas Jefferson University, Jefferson College of Population Health
Überprüft/überarbeitet Apr. 2024
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Die körperliche Untersuchung des älteren Erwachsenen sollte alle wichtigen Systeme einbeziehen, jedoch mit besonderem Augenmerk auf die Bereiche, die bei der Anamnese als besorgniserregend eingestuft wurden (siehe auch Übersicht über die Beurteilung des älteren Erwachsenen und Anamnese beim älteren Erwachsenen).

Die Patienten und ihre Bewegungen zu beobachten, kann wertvolle Informationen über ihre Funktionsfähigkeit liefern (z. B. wie sie in den Untersuchungsraum kommen, wie sie sitzen oder von einem Stuhl aufstehen, wie sie auf eine Untersuchungsliege und wieder herunter gelangen, wie sie ihre Strümpfe und Schuhe aus- und anziehen). Ihre persönliche Hygiene (z. B. Zustand der Kleidung, Sauberkeit, Geruch) kann über den psychischen Zustand und die Fähigkeit, für sich selbst sorgen, informieren.

Wenn die Patienten müde werden, kann es nötig sein, die körperliche Untersuchung zu unterbrechen und bei einem weiteren Arztbesuch fortzusetzen. Ältere Patienten benötigen mehr Zeit, sich zu entkleiden und zur Untersuchungsliege zu kommen; sie sollten nicht gedrängt werden. Die Untersuchungsliege sollte auf eine Höhe eingestellt werden, die für die Patienten leicht zugänglich ist; eine Fußbank erleichtert das Hochsteigen. Gebrechliche Patienten dürfen auf der Liege nicht allein gelassen werden. Teile der Untersuchung können bequemer sein, wenn die Patienten in einem Stuhl sitzen.

Die Ärzte sollten das allgemeine Erscheinungsbild der Patienten beschreiben (z. B. behaglich, unruhig, unterernährt, unaufmerksam, blass, dyspnoisch, zyanotisch). Werden sie am Krankenbett untersucht, sollte der Einsatz von Schutzpolstern oder einer Inkontinenz-Matratzenauflage, Bettgeländern (teilweise oder vollständig), Fixierungen, eines Blasenkatheters oder einer Inkontinenz-Windel verzeichnet werden.

Vitalparameter bei einem älteren Erwachsenen

Das Gewicht sollte bei jedem Arztbesuch aufgezeichnet werden. Während des Wiegens müssen Patienten mit Gleichgewichtsstörungen Haltegriffe nahe bei oder auf der Waage erreichen können. Die Körpergröße wird jährlich zur Überprüfung einer osteoporosebedingten Abnahme gemessen.

Die Körpertemperatur wird notiert. Eine Hypothermie kann übersehen werden, wenn das Thermometer nur Temperaturen messen kann, die mehr als ein paar Grad niedriger sind als normal. Fieberfreiheit schließt eine Infektion nicht aus.

Puls und Blutdruck werden an beiden Armen gemessen. Der Puls wird gemessen, idealerweise 30 Sekunden lang, und jede Unregelmäßigkeit wird notiert. Da viele Faktoren den Blutdruck verändern können, wird er am besten mehrmals gemessen, nachdem die Patienten > 5 Minuten geruht haben.

Der Blutdruck kann bei älteren Patienten überschätzt werden, da ihre Arterien steif sind. Dieser seltene Zustand, die sog. Pseudohypertonie, sollte in Betracht gezogen werden, wenn sich nach Ansetzen oder Dosissteigerung von Antihypertensiva zur Behandlung eines erhöhten anhaltenden systolischen Blutdrucks ein Schwindel entwickelt.

Alle älteren Patienten werden auf orthostatische Hypotonie untersucht, da diese häufig vorkommt (1). Der Blutdruck wird am Patienten in Rückenlage gemessen und dann nach 3–5 Minuten langem Stehen. Bei Abfall des systolischen Blutdrucks um 20 mmHg im Stehen, oder wenn andere Symptome von Hypotonie festgestellt werden, wird eine orthostatische Hypotonie diagnostiziert. Vorsicht ist geboten, wenn hypovolämische oder symptomatische Patienten getestet werden.

Die Atemfrequenz für ältere Erwachsene ist je nach Gesundheitszustand und Lebenssituation unterschiedlich. Die normale Atemfrequenz für ältere Erwachsene, die selbstständig leben, liegt bei 12 bis 18 Atemzügen pro Minute, während die Frequenz bei Pflegebedürftigen höher ist (z. B. 16 bis 25 Atemzüge pro Minute) (2).

Literatur zu den Vitalparametern

  1. 1. Saedon NI, Tan MP, Frith J: The prevalence of orthostatic hypotension: A systematic review and meta-analysis. Gerontol A Biol Sci Med Sci 75 (1):117–122, 2020.

  2. 2. McFadden HP, Price RC, Eastwood HD, Briggs RS: Raised respiratory rate in elderly patients: A valuable physical sign. Br Med J (Clin Res Ed) 284 (6316): 626–627, 1982. doi: 10.1136/bmj.284.6316.626

Haut und Nägel beim älteren Erwachsenen

Die erste Inspektion bezieht sich auf die Farbe (normal gerötet, blass, zyanotisch). Die Untersuchung beinhaltet eine Suche nach Vorstufen von und nach bösartigen Läsionen, Gewebeischämie und Druckverletzungen. Bei älteren Patienten sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Ekchymosen können leicht bei Hauttraumen, häufig am Unterarm, auftreten, weil die Dermis mit dem Altern dünner wird.

  • Ungleiche Bräunung kann normal sein, weil Melanozyten mit dem Altern fortschreitend untergehen.

  • Längsrillen auf den Nägeln und Fehlen der sichelförmigen Lunula sind normale altersbedingte Befunde.

  • Brüche der Nagelplatte können vorkommen, weil die Nagelplatte, mit dem Altern, dünner wird.

  • Schwarze Splitterblutungen in der Mitte oder im distalen Drittel des Fingernagels sind eher auf Traumen zurückzuführen als auf Bakteriämie.

  • Ein verdickter, gelber Zehennagel zeigt eine Onychomykose, eine Pilzinfektion, an.

  • Zehennagelränder, die nach innen und nach unten gebogen sind, zeigen einen eingewachsenen Zehennagel (Onychokryptose) an.

  • Weißliche Nägel, die leicht abplatzen und manchmal eine körnige Oberfläche haben, zeigen eine Psoriasis an.

  • Unerklärte Prellungen können auf Missbrauch hindeuten.

Kopf und Hals beim älteren Erwachsenen

Gesicht

Normale altersbedingte Befunde können sein:

  • Augenbrauen, die unter den oberen Orbitarand herabsinken

  • Senkung des Kinns

  • Verlust des Winkels zwischen Submandibularlinie und Hals

  • Falten

  • Trockene Haut

  • Dicke Terminalhaare an Ohren, Nase, Oberlippe und Kinn

Die Temporalarterien sollten auf Druckdolenz und Verdickung, was eine Riesenzellarteriitis anzeigen kann, Verdachtsmomente, die eine sofortige Untersuchung und Behandlung erfordern, palpiert werden.

Nase

Eine zunehmende Absenkung der Nasenspitze ist ein normaler altersbedingter Befund. Dies kann dazu führen, dass der obere und der untere seitliche Knorpel getrennt werden und die Nase größer und länger wird.

Augen

Normale altersbedingte Befunde sind:

  • Verlust von Fettgewebe in der Orbita: Dieser kann dazu führen, dass das Auge schrittweise rückwärts in die Orbita einsinkt (Enophthalmus). Somit ist ein Enophthalmos nicht unbedingt ein Zeichen von Dehydrierung bei älteren Menschen. Der Enophthalmus wird von einer Vertiefung der oberen Lidfalte und einer leichten Obstruktion des peripheren Sehens begleitet.

  • Pseudoptosis (verminderte Größe der Lidspaltenöffnung)

  • Entropium (Inversion der unteren Lidränder)

  • Ektropium (Eversion der unteren Lidränder)

  • Arcus senilis (weißer Ring am Limbus)

  • Verdünnung der Retina aufgrund einer verringerten Anzahl von Neuronen

Mit zunehmendem Alter bildet sich eine Presbyopie aus; die Linse verliert an Elastizität und kann ihre Form bei der Fokussierung auf nahe Objekte schlechter ändern. Die Linse wird dichter, was das Sehen bei schwachem Licht erschwert. Außerdem vergilbt die Linse, was zu Kontrastverlusten und Veränderungen in der Farbwahrnehmung führt.

Die Augenuntersuchung sollte sich auf die Prüfung der Sehschärfe (z. B. mit einer Snellen-Tafel) konzentrieren. Gesichtsfelder können am Krankenbett mittels Konfrontation getestet werden, d. h., die Patienten werden gebeten, den Blick auf den Untersucher zu richten, sodass dieser Unterschiede zwischen ihrem und seinem Gesichtsfeld bestimmen kann. Ein solcher Test weist jedoch eine geringe Sensitivität für die meisten Sehstörungen auf. Die Tonometrie wird gelegentlich in der medizinischen Grundversorgung eingesetzt; sie wird jedoch üblicherweise von Augenärzten oder Augenoptikern als Teil der routinemäßigen Augenuntersuchungen durchgeführt oder von Augenärzten vorgenommen, wenn ihnen ein Patient mit V. a. Glaukom überwiesen wird.

Die Ophthalmoskopie dient der Überprüfung auf Katarakte, Sehnerven- oder Makuladegeneration, nachgewiesenes Glaukom, Hypertonie oder Diabetes. Solange keine Störung vorliegt, können die Befunde unauffällig sein, weil sich das Aussehen der Netzhaut mit dem Altern für gewöhnlich nicht wesentlich ändert. Bei älteren Patienten muss ein leicht bis mäßig erhöhter intrakranieller Druck nicht unbedingt zu einem Papillenödem führen, da eine kortikale Atrophie mit dem Altern verbunden ist; ein Papillenödem ist wahrscheinlicher, wenn der Druck deutlich erhöht ist. Bereiche mit schwarzem Pigment oder Blutungen in und um die Makula zeigen eine Makuladegeneration an.

Allen älteren Patienten ist eine Augenuntersuchung durch einen Augenarzt oder Augenoptiker alle 1–2 Jahre zu empfehlen, da eine solche Untersuchung viel sensitiver für bestimmte allgemeine Augenerkrankungen (z. B. Glaukom, Katarakt, Netzhauterkrankungen) ist.

Ohren

Der äußere Gehörgang wird auf Ohrenschmalz untersucht, insbesondere dann, wenn während des Gesprächs ein Hörproblem registriert wird. Trägt ein Patient ein externes Hörgerät, wird dieses entfernt und untersucht. Die Hohlschale im Ohr und der Kunststoffschlauch können mit Wachs verstopft sein, oder die Batterie kann leer sein, was durch das Fehlen eines Pfeiftons angezeigt wird (Feedback), wenn die Lautstärke des Hörgeräts hochgedreht sind.

Zur Beurteilung des Hörvermögens flüstern die Untersucher, ohne dass die Patienten ihr Gesicht sehen können, 3–6 zufällig gewählte Wörter oder Buchstaben in jedes Ohr des Patienten. Wiederholt ein Patient für jedes Ohr mindestens die Hälfte dieser Wörter richtig, wird das Gehör als funktionsfähig für Zweiergespräche angesehen. Patienten mit Presbyakusis (altersbedingte, graduelle, beidseitige, symmetrische und für überwiegend hohe Frequenzen geltende Defizite) berichten eher über Schwierigkeiten beim Verständnis von Sprache als beim Hören von Tonen. Die Bewertung mit einem tragbaren Audioteleskop, falls vorhanden, wird ebenfalls empfohlen, da die Testtöne standardisiert sind; daher kann diese Bewertung nützlich sein, wenn sich mehrere medizinische Fachkräfte um einen Patienten kümmern.

Patienten werden danach gefragt, ob der Hörverlust das soziale Umfeld, die Arbeit oder das familiäre Zusammenleben beeinträchtigt; oder es kann ihnen das Self-Assessment-Tool "Hearing Handicap Inventory for the Elderly–Screening Version" (HHIE) gegeben werden, um die Auswirkungen des Hörverlusts auf die emotionale und soziale Anpassung des älteren Menschen zu bestimmen. Wenn sich der Hörverlust als Beeinträchtigung erweist oder der HHIE-Score positiv ist, werden sie an einen Facharzt zur Durchführung eines Hörtests überwiesen.

Mund

Der Mund wird auf Blutungen oder geschwollenes Zahnfleisch, lockere oder abgebrochene Zähne, Pilzinfektionen und Anzeichen von Krebs (z. B. Leukoplakie, Erythroplakie, Ulzerationen, Raumforderungen) inspiziert. Befunde können sein

  • Dunkle Zähne: Durch mit dem Altern auftretende äußere Verfärbungen und weniger durchscheinenden Schmelz

  • Fissuren in Mund und Zunge und eine Zunge, die an der Mundschleimhaut anhaftet: Durch Xerostomie

  • Gerötetes, ödematöses Zahnfleisch, das leicht blutet: Zeigt für gewöhnlich eine gingivale oder parodontale Erkrankung an

  • Schlechter Atem: Zeigt möglicherweise orale Erkrankungen an (z. B. Karies, Parodontitis), eine andere Infektion (z. B. Sinus) oder manchmal eine Lungenerkrankung

Die dorsale und die ventrale Oberfläche der Zunge werden untersucht. Allgemeine altersbedingte Veränderungen sind Krampfadern auf der ventralen Oberfläche, benigne migratorische Glossitis (Landkartenzunge) und atrophierte Papillen an den Seiten der Zunge. Bei zahnlosen Patienten kann sich die Zunge vergrößern, um das Kauen zu erleichtern; die Vergrößerung kann aber auch eine Amyloidose oder Hypothyreose bedeuten. Eine glatte, schmerzende Zunge kann auf Vitamin-B12-Mangel hindeuten.

Zahnersatz sollte vor der Untersuchung des Mundes entfernt werden. Zahnersatz erhöht das Risiko für orale Kandidiasis und Resorption der Alveolarkämme. Entzündungen der Gaumenschleimhaut und Geschwüre der Alveolarkämme können von schlecht sitzendem Zahnersatz herrühren.

Das Innere des Mundes wird getastet. Eine geschwollene, pralle und weiche Ohrspeicheldrüse kann, insbesondere bei dehydrierten Patienten, auf eine Parotitis hindeuten; Eiter lässt sich aus dem Stensen-Gang herausdrücken, wenn es sich um eine bakterielle Parotitis handelt. Die Erreger sind oft Staphylokokken.

Schmerzhafte, entzündete, rissige Läsionen an den Lippenkommissuren (Mundwinkelrhagaden) sind bei zahnlosen Patienten festzustellen, die keinen Zahnersatz tragen; diese Läsionen kommen in der Regel zusammen mit einer Pilzinfektion vor.

Kiefergelenk

Das Kiefergelenk sollte auf Degeneration (Osteoarthrose), eine häufige altersbedingte Veränderung, untersucht werden. Das Gelenk kann degenerieren, wenn Zähne verlorengehen und die Druckkräfte im Gelenk zu stark werden. Die Degeneration kann durch Krepitationen im oberen Teil des Kondylus, wenn die Patienten ihren Kiefer heben und senken, durch schmerzhafte Kieferbewegungen oder beides angezeigt werden.

Nacken

Die Schilddrüse, die sich vor dem Hals befindet und um die Trachea gewickelt ist, wird auf Vergrößerung und Knötchen untersucht.

Strömungsgeräusche in der Karotis aufgrund von übertragenen Herzgeräuschen lassen sich von Geräuschen aufgrund einer Karotisstenose unterscheiden, indem das Stethoskop bis zum Hals geführt wird: Ein übertragenes Herzgeräusch wird schwächer, das Geräusch einer Karotisstenose wird lauter. Geräusche aufgrund einer Karotisstenose deuten auf eine systemische Atherosklerose hin und sagen ein höheres Risiko für eine ischämische Herzerkrankung als für einen Schlaganfall voraus - (1). Ob asymptomatische Patienten mit Karotisgeräuschen einer Abklärung oder Behandlung einer zerebrovaskulären Erkrankung bedürfen, ist unklar.

Der Hals wird auf Flexibilität überprüft. Widerstand gegen passive Flexion, Extension und seitliche Drehung kann eine Erkrankung der Halswirbelsäule anzeigen. Widerstand gegen Flexion und Extension kann auch bei Patienten mit Meningitis auftreten; sofern die Meningitis jedoch nicht mit einer Störung der Halswirbelsäule vergesellschaftet ist, kann der Hals passiv von einer Seite zur anderen ohne Widerstand gedreht werden.

Literatur zu Kopf und Hals

  1. 1. Chambers BR, Norris JW: Outcome in patients with asymptomatic neck bruits. N Engl J Med 315 (14):860–865, 1986. doi: 10.1056/NEJM198610023151404

Brust und Rücken beim älteren Erwachsenen

Alle Bereiche der Lungen werden durch Perkussion und Auskultation untersucht. Basiläre Rasselgeräusche kann in den Lungen von gesunden Patienten zu hören sein, sie sollten aber verschwinden, nachdem die Patienten ein paar tiefe Atemzüge gemacht haben. Das Ausmaß der Atemexkursionen (Bewegung des Zwerchfells und Fähigkeit, die Brust zu auszudehnen) sollte beachtet werden.

Der Rücken wird auf Skoliose und Druckdolenzen untersucht. Starke Schmerzen im unteren Rücken, in den Hüften und Beinen mit ausgeprägter Druckdolenz im Sakralbereich können auf spontane osteoporotische Frakturen des Kreuzbeins hindeuten, die bei älteren Patienten häufig auftreten können.

Brüste

Wenn Brustwarzen zurückgezogen sind, sollte um die Brustwarzen herum Druck ausgeübt werden; durch Druck werden die Brustwarzen ausgestülpt, wenn das Zurückziehen durch Alterung bedingt ist, nicht aber bei einer zugrunde liegenden Läsion. Obwohl einige Ärzte durch eine körperliche Untersuchung nach Brustkrebs suchen, sind sich die großen Fachgesellschaften nicht einig, ob eine Brustuntersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs durchgeführt werden sollte.

Herz

(Siehe auch Kardiovaskuläre Untersuchung.)

Die Herzgröße kann in der Regel durch Palpieren der Herzspitze beurteilt werden. Jedoch kann eine Verschiebung aufgrund einer Kyphoskoliose die Beurteilung erschweren.

Die Auskultation sollte systematisch durchgeführt werden. (Rate, Regelmäßigkeit, Geräusche, Klicks und Reibungen). Eine unerklärte und asymptomatische Sinusbradykardie in scheinbar gesunden älteren Menschen wird nicht als klinisch relevant erachtet. Ein unregelmäßig unregelmäßiger Rhythmus lässt auf Vorhofflimmern schließen.

Bei älteren Erwachsenen zeigt sich am häufigsten ein systolisches Herzgeräusch an der Basis (zwischen Apex und Brustbein)

  • Aortenklappensklerose: typischerweise ist dieses Geräusch nicht hämodynamisch signifikant, obwohl das Schlaganfallrisiko erhöht sein kann. Es ist am lautesten zu Beginn der Systole und selten in den Karotiden zu hören. In seltenen Fällen schreitet die Sklerose der Aortenklappe zu hämodynamischer Bedeutung und Verkalkung voran; obwohl selten, ist die Aortenklappe-Sklerose jetzt die häufigste Läsion, die zu symptomatischer Aortenstenose führt und eine Behandlung notwendig macht.

Allerdings können systolische Geräusche auch durch andere Erkrankungen bedingt sein, die identifiziert werden sollten:

  • Aortenklappenstenose: Dieses Geräusch ist, im Gegensatz zu dem bei gewöhnlicher Aortenklappensklerose, typischerweise später in der Systole am lautesten, es wird auf die Halsschlagadern übertragen und ist laut (stärker als Grad 2); der 2. Herzton ist gedämpft, die Blutdruckamplitude ist schmal, und der Aufwärtsschub der Karotiden ist verlangsamt. Allerdings kann bei älteren Patienten das Geräusch einer Aortenklappenstenose schwer zu erkennen sein, weil es schwächer sein kann, der 2. Herzton kaum zu hören ist und schmale Blutdruckamplituden selten sind. Außerdem wird bei vielen älteren Patienten mit Aortenklappenstenose der Aufwärtsschub der Karotiden nicht verlangsamt, weil die Gefäßdehnbarkeit reduziert ist.

  • Mitralklappeninsuffizienz: Dieses Geräusch ist in der Regel am lautesten an der Herzspitze und strahlt in die Achselhöhle aus.

  • Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie: Dieses Geräusch wird verstärkt, wenn die Patienten ein Valsalva-Manöver ausführen.

Diastolische Geräusche sind anormal bei Menschen in jedem Alter.

Vierte Herztöne kommen häufig bei älteren Patienten ohne Zeichen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung vor und fehlen häufig bei älteren Patienten mit Anzeichen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Wenn neue kardiovaskuläre Symptome bei Patienten mit einem Herzschrittmacher auftreten, ist eine Abklärung von variablen Herztönen, Geräuschen und Pulsen und einer Hypotonie und Herzinsuffizienz erforderlich. Diese Symptome können auf dem Verlust der atrioventrikulären Synchronisation beruhen. Neurologische Symptome (z. B. Synkope, kognitive Beeinträchtigung, Schwindel, selten Schlaganfall) können auftreten, in der Regel sekundär zu einer atrioventrikulären Asynchronie oder einem intrakardialen Blutflussstau, der zu einer Embolie führt.

Gastrointestinales System beim älteren Erwachsenen

Das Abdomen wird bzgl. einer schwachen Bauchmuskulatur getastet, die bei älteren Menschen häufig für Hernien prädestinieren kann. Die meisten abdominalen Aortenaneurysmen lassen sich als pulsierende Masse palpieren; während der körperlichen Untersuchung kann jedoch nur ihre laterale Ausdehnung beurteilt werden. Bei einigen Patienten (besonders bei schlanken), ist eine normale Aorta zu tasten, aber das Gefäß und die Pulsationen dehen sich nicht seitlich aus. Die diagnostische Genauigkeit der Untersuchung auf abdominale Aortenaneurysmen ist nicht hoch genug, um für ein Screening akzeptabel zu sein. Leber und Milz werden im Hinblick auf eine Vergrößerung getastet. Häufigkeit und Art der Darmgeräusche werden geprüft, und der suprapubische Bereich wird auf Druckdolenzen, Beschwerden und Hinweise auf Harnverhalt abgeklopft.

Der anorektale Bereich wird äußerlich auf Fissuren, Hämorrhoiden und andere Läsionen untersucht. Sensorik und Analreflexe werden getestet. Bei Frauen und Männern wird eine digitale rektale Untersuchung (DRE) durchgeführt, um eine Raumforderung, Stenose, Druckdolenz oder Koprostase zu erkennen. Ein Test auf okkultes Blut im Stuhl wird ebenfalls durchgeführt. Screening-Empfehlungenzur Früherkennung von Darmkrebs sollten unbedingt überprüft werden.

Männliches reproduktives System beim älteren Erwachsenen

Die Prostata wird auf Knötchen, Druckdolenz und Konsistenz palpiert. Die Schätzung der Prostatagröße durch DRE ist ungenau, und die Größe korreliert nicht mit der Harnröhrenobstruktion; DRE kann jedoch eine qualitative Schätzung des Prostatavolumens liefern. Die meisten Berufsverbände empfehlen die DRE nicht als Screening-Instrument für Prostatakrebs. (Für Screening-Empfehlungen für Prostatakrebs, siehe Prostatakrebs-Screening.)

Der Genitalbereich sollte auf Anzeichen von sexuell übertragbaren Infektionen (STI), anderen Infektionen und Anomalien untersucht werden.

Weibliches reproduktives System beim älteren Erwachsenen

Die beidhändige gynäkologische Untersuchung kann bei Patientinnen mit fehlender Hüftbeweglichkeit auf der linken Seite liegend erfolgen. Die postmenopausale Abnahme von Östrogen führt zur Atrophie der Vaginal- und Harnröhrenschleimhaut; die Vaginalschleimhaut erscheint trocken, und es fehlen rugale Falten. Die Ovarien sollten 10 Jahre nach der Menopause nicht zu palpieren sein; tastbare Ovarien deuten auf ein Karzinom hin. Die Patientinnen sollten auf Anzeichen eines Prolaps von Harnröhre, Vagina, Gebärmutterhals und Uterus untersucht werden. Sie werden gebeten, zu husten, um Harnverlust und einen intermittierenden Prolaps zu überprüfen.

Einige Ärzte empfehlen Patienten ≥ 21 Jahren ein Screening Beckenuntersuchungen jährlich. Andere empfehlen ein Intervall von 3 Jahren bis zum Alter von 65 Jahren. Jedoch gibt es keine Beweise, die eine Beckenuntersuchung für asymptomatische, Patienten mit geringem Risiko unterstützen oder widerlegen. Daher sollte für solche Patienten die Entscheidung, wie oft diese Untersuchungen durchgeführt werden sollten, individualisiert werden.

Zervixkarzinom-Screening mit einem Papanicolaou (Pap) -Test oder einem humanen Papillomavirus (HPV) -Test wird nicht für Frauen ≥ 65 Jahre empfohlen, die in den letzten 10 Jahren normale Testergebnisse hatten.

Der Genitalbereich sollte auf Anzeichen von STIs, anderen Infektionen und Anomalien untersucht werden.

Muskuloskelettales System beim älteren Erwachsenen

Die Gelenke werden auf Druckschmerzhaftigkeit, Schwellung, Subluxation, Knirschen, Wärme, Rötung und andere Anomalien untersucht. Der aktive und passive Bewegungsradius der Gelenke sollte bestimmt werden. Das Vorliegen von Kontrakturen ist zu beachten. Ein variabler Widerstand gegen passive Manipulation der Extremitäten (Gegenhalten) tritt manchmal mit dem Altern auf.

Bestimmte Anomalien, insbesondere an den Händen, können auf eine bestimmte Erkrankung hindeuten:

Diese Deformitäten können die Funktion oder normale Tätigkeiten stören.

Füße bei einem älteren Erwachsenen

Gängige altersbedingte Gelenkbefunde sind Hallux valgus, das mediale Vorstehen des 1. Mittelfußknochens mit seitlicher Abweichung und die Rotation der Großzehe (Ballen) und seitliche Abweichung des 5. Mittelfußknochens. Hammerzehe (Hyperflexion des proximalen Interphalangealgelenks) und Krallenzehe (Hyperflexion der proximalen und distalen interphalangealen Zehengelenke) können die Funktion und tägliche Aktivitäten beeinträchtigen. Zehendeformitäten können herrühren von jahrelang getragenen schlecht sitzenden Schuhen oder von rheumatoider Arthritis, von Diabetes mellitus oder neurologischen Erkrankungen (z. B. M. Charcot-Marie-Tooth).

Gelegentlich zeigen Fußprobleme andere systemische Erkrankungen an (siehe Tabelle Fußmanifestationen von Systemerkrankungen). So ist beispielsweise das Abtasten des Fußrücken- und des hinteren Schienbeinpulses ein wichtiger Bestandteil der kardiovaskulären Untersuchung, und die Feststellung eines Ödems kann auf eine Veneninsuffizienz oder eine Funktionsstörung des Herzens, der Leber oder der Nieren hindeuten.

Patienten mit Fußproblemen sollten zur regelmäßigen Beurteilung und Behandlung an eine Fußpflegerin verwiesen werden.

Neurologisches System beim älteren Erwachsenen

Die neurologische Untersuchung verläuft bei älteren Patienten ähnlich wie bei jedem Erwachsenen. Allerdings können nichtneurologische Störungen, die bei älteren Menschen häufig vorkommen, diese Untersuchung erschweren. Defizite beim Sehen und Hören können z. B. die Beurteilung der Hirnnerven erschweren, und eine Periarthritis (Entzündung des Gewebes um ein Gelenk) in bestimmten Gelenken, v. a. Schultern und Hüften, kann mit der Beurteilung der motorischen Funktion interferieren.

Während der Untersuchung festgestellte Zeichen sind im Lichte des Alters des Patienten, seiner Anamnese und anderer Befunde zu betrachten. Symmetrische Befunde, wie verringerte Knöchelzuckungen und vermindertes distales Vibrationsempfinden, begleitet von Funktionsverlust und anderen neurologischen Symptomen und Befunden können bei älteren Patienten festgestellt werden. Die Ärzte müssen entscheiden, ob diese Befunde eine detaillierte Abklärung einer neurologischen Läsion rechtfertigen. Die Patienten sollten regelmäßig bzgl. funktioneller Veränderungen, Asymmetrien und neuer Symptome neu bewertet werden.

Hirnnerven

Untersuchung der Hirnnerven kann komplex sein.

Ältere Menschen haben oft kleine Pupillen; ihr Pupillenreflex kann träge und ihre mioische Pupillenreaktion bei Nahsicht kann verringert sein. Der Aufblick und, in geringerem Maße, der Abblick können leicht eingeschränkt sein. Die Augenbewegungen können ruckartig und unregelmäßig erscheinen, wenn der Blick dem Finger eines Untersuchers bei der Beurteiltung der Gesichtsfelder folgt. Das Bell-Phänomen (reflektorische Aufwärtsbewegung der Augen beim Schließen) fehlt manchmal. Diese Änderungen treten normalerweise mit dem Altern auf.

Bei vielen älteren Menschen ist der Geruchssinn reduziert, weil sie weniger Riechzellen haben, zahlreiche Infektionen der oberen Atemwege durchgemacht haben oder unter einer chronischen Rhinitis leiden. Allerdings ist ein asymmetrischer Ausfall (Verlust des Geruchssinns in einem Nasenloch) nicht normal. Der Geschmack kann verändert sein, weil der Geruchssinn abgeschwächt ist oder weil die Patienten Medikamente einnehmen, die eine Abnahme des Speichelflusses bewirken.

Seh- und Hörstörungen können eher auf Anomalien der Augen und Ohren als auf Anomalien der Nervenbahnen zurückzuführen sein.

Motorik

Die Patienten können beim Händeschütteln auf einen Tremor und auf andere einfache Tätigkeiten getestet werden. Wird ein Tremor erkannt, sind Amplitude, Rhythmus, Ausbreitung, Häufigkeit und Zeitpunkt des Auftretens (in Ruhe, in Aktion oder intentional) zu beachten.

Muskelkraft

Ältere Menschen, insbesondere solche, die nicht regelmäßig Krafttraining betreiben, können bei routinemäßigen Muskelkrafttests schwach erscheinen. Während der körperlichen Untersuchung kann der Arzt z. B. leicht den Ellenbogen eines Patienten durchdrücken, obwohl dieser versucht, eine Kontraktion zu halten. Eine symmetrische Schwäche, die den Patienten nicht stört und die seine Funktionsfähigkeit oder Aktivitäten nicht verändert hat, existiert höchstwahrscheinlich eher aufgrund von Nichtnutzung als aufgrund einer neurologischen Erkrankung. Eine solche Schwäche ist mit Krafttraining behandelbar; es kann vor allem für die Beine die Mobilität verbessern und das Sturzrisiko reduzieren. Stärkung der oberen Extremitäten ist auch vorteilhaft für die Gesamtfunktion. Ein erhöhter Muskeltonus, der durch Beugen und Strecken des Ellenbogens oder des Knies festgestellt wird, ist ein normaler Befund bei älteren Menschen; jedoch sind ruckartige Bewegungen während der Untersuchung und Zahnradphänomen nicht normal.

Sarkopenie (Abnahme der Muskelmasse) ist ein häufiger altersbedingter Befund. Sie ist nicht immer pathologisch und muss nicht zwangsläufig zu einer Funktionseinschränkung oder -veränderung führen (z. B. können Patienten nicht mehr von einem Stuhl aufstehen, ohne die Armlehnen zu benutzen). Sarkopenie betrifft insbesondere die Muskeln der Hand (z. B. interossäre und Thenarmuskeln). Schwache Extensoren von Handgelenk, Fingern und Daumen sind häufig bei Patienten, die Rollstühle benutzen, weil der Druck der Oberarme gegen die Armlehne den Radialisnerven schädigt. Die Funktion der Arme lässt sich testen, indem die Patienten ein Essbesteck aufnehmen oder den Hinterkopf mit beiden Händen berühren.

Koordination

Motorkoordination wird getestet. Die Koordination nimmt aufgrund von Veränderungen in den zentralen Mechanismen ab und kann bei der neurologischen Untersuchung gemessen werden; diese Abnahme ist in der Regel geringfügig und beeinträchtigt die normale Funktion nicht.

Körperhaltung und Gang

Alle Komponenten des Gangs sollten beurteilt werden; dazu gehören das Initiieren des Gehens, Schrittlänge, -höhe, -symmetrie, -kontinuität und Trittfrequenz (Rhythmus), Geschwindigkeit (Gehtempo), Schrittbreite und Körperhaltung beim Gehen. Beachtet werden müssen außerdem Sensorik, muskuloskelettale und motorische Steuerung und Aufmerksamkeit, die für selbstständiges koordiniertes Gehen notwendig sind. Eine Einschätzung des Sturzrisikos wird für alle Erwachsenen ab 65 Jahren jährlich empfohlen.

Normale altersbedingte Befunde können sein:

  • Kürzere Schritte, weil evtl. die Wadenmuskulatur schwach oder die Balance schlecht ist

  • Verringertes Gehtempo bei Patienten > 70 Jahre, weil die Schritte kürzer sind

  • Verlängertes Verbleiben im Doppelstand (mit beiden Füßen auf dem Boden), was auf Gleichgewichtsstörungen oder Angst vor Stürzen zurückzuführen sein kann

  • Reduzierte Beweglichkeit in einigen Gelenken (z. B. Plantarflexion im Sprunggelenk kurz bevor der hintere Fuß abhebt, Beckenbewegung in der Frontal- und Transversalebene)

  • Geringfügig veränderte Körperhaltung beim Gehen (z. B. stärkere Beckenrotation nach unten, möglicherweise aufgrund einer Kombination aus vermehrtem Bauchfett, abdominaler Muskelschwäche und angespannten Hüftbeugemuskeln; eine etwas größere Ausweichbewegung der Zehen, die möglicherweise durch fehlende Innennrotation der Hüfte bedingt ist oder durch den Versuch, die seitliche Stabilität zu erhöhen)

Bei Personen mit einer Gehgeschwindigkeit von < 1 Meter/Sekunde ist das Mortalitätsrisiko signifikant erhöht.

Das Altern hat wenig Einfluss auf die Trittfrequenz oder die Körperhaltung; typischerweise gehen ältere Menschen aufrecht, sofern keine Störung vorliegt (siehe Tabelle).

Tabelle
Tabelle

Die allgemeine Kontrolle der Körperhaltung im Stehen wird mithilfe des Romberg-Tests beurteilt (die Patienten stehen mit zusammenstehenden Füßen und geschlossen Augen). Die Sicherheit steht im Vordergrund, und ein Arzt, der den Romberg-Test durchführt, muss in der Lage, einen Sturz des Patienten verhindern. Mit zunehmendem Alter ist die Kontrolle der Körperhaltung im Stehen oft beeinträchtigt, und die Neigung zu schwanken (Bewegung in der anterioposterioren Ebene, wenn die Patienten aufrecht stehen bleiben) kann zunehmen.

Reflexe

Die tiefen Sehenenreflexe werden überprüft. Üblicherweise beeinflusst das Altern diese nur wenig. Allerdings kann das Auslösen des Achillessehnenreflexes spezielle Techniken erfordern (z. B. zu testen, während die Patienten mit den Füßen auf einem Bettrand knien und ihre Hände umschließen). Ein verminderter oder fehlender Reflex, der bei fast der Hälfte der älteren Patienten auftritt, muss nicht unbedingt auf eine Pathologie hinweisen, insbesondere wenn die Befunde symmetrisch sind. Ein solcher tritt auf, weil die Elastizität der Sehnen abnimmt und die Nervenleitung im langen Reflexbogen der Sehne langsamer wird. Asymmetrische Achillessehnenreflexe weisen in der Regel auf eine Erkrankung hin (z. B. Ischias).

Kortikale Reflexe (bekannt als pathologische Reflexe), zu denen der Schnauz-, Saug- und palmomentale Reflexe gehören, treten häufig bei älteren Patienten ohne nachweisbare Störungen des Gehirns (z. B. Demenz) auf. Ein Babinski-Zeichen (Plantarextensionsreflex) bei älteren Patienten ist nicht normal; es zeigt eine Läsion des oberen Motoneurons an, häufig eine zervikale Spondylose mit partieller Rückenmarkskompression.

Sensorik

Die Beurteilung der Sensorik umfasst Tests der Berührung (mit einem Prick-Test), der kortikalen sensorischen Funktion (z. B. Graphästhesie, Stereognose), des Temperatursinns, der Propriozeption (Gelenklagesinn) und des Vibrationssinns. Das Altern hat nur begrenzte Auswirkungen auf die Sensorik. Viele ältere Patienten berichten über Taubheitsgefühle, v. a. in den Füßen. Dieses kann von einer Größenabnahme der Fasern in den peripheren Nerven, insbesondere in den dicken Fasern, herrühren. Dennoch sollten Patienten mit Taubheitsgefühlen auf periphere Neuropathien überprüft werden. Bei vielen Patienten kann für die Taubheitsgefühle keine Ursache identifiziert werden.

Viele ältere Menschen verlieren die Vibrationswahrnehmung unterhalb der Knie. Sie fällt aus, weil kleine Gefäße in der posterioren Säule des Rückenmarks sklerosieren. Allerdings bleibt die Propriozeption, die vermutlich über einen ähnlichen Weg läuft, davon unberührt.

Psychischer Befund

A Prüfung des mentalen Status ist wichtig für Menschen ≥ 65 Jahre oder für jüngere Menschen mit Bedenken hinsichtlich kognitiven Verfalls. Patienten, die wegen eines solchen Tests irritiert sind, sollten versichert sein, dass dieser routinemäßg erfolgt. Der Untersucher muss sicherstellen, dass die Patienten hören können; Hörstörungen, die dazu führen, dass Patienten Fragen nicht hören und verstehen, können mit kognitiver Dysfunktion verwechselt werden. Die Beurteilung des psychischen Zustands von Patienten, die eine Sprech- oder Sprachstörung haben (z. B. Dysarthrie, Sprechapraxie, Aphasie), kann schwierig sein (siehe auch Wie der Mental-Status zu beurteilen ist).

Die Orientierung kann bei vielen Patienten mit Demenz oder anderen kognitiven Störungen normal sein. Somit kann die Evaluierung Fragen erfordern, die Anomalien identifizieren in Bezug auf Bewusstsein, Urteilsvermögen, Rechnen, Sprechen, Sprache, Praxie, Exekutivfunktionen oder Gedächtnis sowie die Orientierung. Anomalien in diesen Bereichen lassen sich nicht allein auf das Alter zurückführen, und wenn Auffälligkeiten festgestellt werden, sind weitergehende Untersuchungen, einschließlich einer formalen Prüfung des mentalen Status, erforderlich.

Mit Altern verlangsamen sich zwar Informationsverarbeitung und Gedächtnisabruf, diese sind aber im Wesentlichen unbeeinträchtigt. Mit mehr Zeit und Ermutigung erleldigen die Patienten solche Aufgaben zufriedenstellend (sofern keine neurologische Störung vorliegt).

Ernährungszustand des älteren Erwachsenen

Das Altern verlangt eine andere Interpretation vieler Messungen, die den Ernährungszustand bei jüngeren Menschen widerspiegeln. Beispielsweise kann sich beim Altern die Körpergröße verändern. Gewichtsänderungen können Veränderungen in der Ernährung und/oder im Flüssigkeitshaushalt reflektieren. Der Anteil der fettfreien Körpermasse und des Körperfetts ändert sich. Trotz dieser altersbedingten Veränderungen ist der Body-Mass-Index (BMI) auch noch bei älteren Patienten eine sinnvolle Angabe, auch wenn er Adipositas unterschätzt. Taillenumfang und Taille-Hüft-Verhältnis haben stattdessen verwendet. Das Risiko erhöht sich, wenn der Taillenumfang > 102 cm (> 40 Zoll) bei Männern bzw. > 88 cm (> 35 Zoll) bei Frauen oder wenn das Taillen-Hüft-Verhältnis bei Männern > 0,9 und bei Frauen > 0,85 beträgt.

Wenn Abweichungen in der Ernährungsanamnese (z. B. Gewichtsabnahme, vermuteter Mangel an essenziellen Nährstoffen) oder des BMI identifiziert werden, ist eine gründliche Beurteilung des Ernährungszustands, inkl. Labormessungen, indiziert.

Wichtige Punkte

  • Wertvolle Informationen über die Funktionsfähigkeit eines Patienten lassen sich durch die Beobachtung des Patienten gewinnen.

  • Die körperliche Untersuchung sollte alle Organsysteme und insbesondere den mentalen Status einschließen und kann 2 Termine erfordern.