Morbus Gaucher ist eine Sphingolipidose, eine vererbte Stoffwechselstörung aufgrund eines Mangels an Glucocerebrosidase, die eine Ablagerung von Glucocerebrosiden und ähnlichen Bestandteilen verursacht. Die Symptome und Anzeichen variieren je nach Typ, am häufigsten sind jedoch Hepatosplenomegalie oder Veränderungen des zentralen Nervensystems. Die Diagnose wird mittels DNA-Analyse und/oder Enzymanalyse in den weißen Blutkörperchen gestellt. Die Behandlung besteht in einer Enzymsubstitution mit Glukozerebrosidase.
Für weitere Informationen, siehe Tabelle Einige Sphingolipidosen.
Siehe auch Vorgehen bei einem Patienten mit Verdacht auf eine angeborene Stoffwechselstörung
Die Glucocerebrosidase hydrolysiert normalerweise Glucocerebroside aus Glucose zu Ceramid. Der genetische Enzymdefekt führt zu einer Anhäufung der Glucocerebroside in Gewebemakrophagen durch Phagozytose und bildet so genannte Gaucherzellen. Die Akkumulation von Gaucherzellen im perivaskulären Raum des Gehirns verursacht eine Gliose in den neuropathischen Strukturen.
Es gibt 3 Arten von Morbus Gaucher, die sich in der Epidemiologie, Enzymaktivität und Manifestationen unterscheiden.
Typ I Morbus Gaucher
Typ I (nicht neuropathisch) ist die häufigste Form (90% aller Patienten) (1). Die verbliebene Enzymaktivität ist am höchsten. Menschen mit aschkenasisch-jüdischer Abstammung sind am stärksten gefährdet; 1/12 ist ein Träger. Das Auftreten reicht von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter.
Die Symptome von Morbus Gaucher Typ 1 und Beschwerden schließen eine Hepatosplenomegalie, Knochenkrankheiten (z. B. Osteopenie, Schmerzkrisen, osteolytische Läsionen mit Frakturen), Wachstumsstillstand, verzögerte Pubertät, Hämatome und Lidspaltenflecke ein. Epistaxis und Hämatome, durch Thrombozytopenie bedingt, kommen häufig vor.
Das Röntgenbild zeigt aufgeweitete Knochenenden (Erlenmeyerkolben-artig) und eine Ausdünnung der Kortikalis.
Typ II Morbus Gaucher
Typ II (akut, neuropathisch) ist sehr selten, und die verbliebene Enzymaktivität ist die niedrigste. Der Beginn liegt im Säuglingsalter.
Die Symptome und Beschwerden von Morbus Gaucher Typ II sind eine fortschreitende, neurologische Verschlechterung (z. B. Rigor, Krampfanfälle) und Tod mit 2 Jahren.
Typ III Morbus Gaucher
Typ III (subakut, neuropathisch) fällt, was Inzidenz, Enzymaktivität und Schwere der klinischen Symptome betrifft, zwischen Typ I und Typ II. Die Krankheit beginnt jederzeit während der Kindheit.
Die klinischen Manifestationen variieren mit den Subtypen und schließen progrediente Demenz und Ataxie (IIIa), Knochen- und Eingeweidebeteiligung (Typ IIIb) und supranukleäre Anfälle mit kornealer Linsentrübung (Typ IIIc) ein. Die Patienten, die bis zur Pubertät überleben, können noch viele Jahre weiterleben.
Hinweis
1. Hughes DA, Pastores GM. Gaucher Disease. In: Adam MP, Feldman J, Mirzaa GM, et al., eds. GeneReviews®. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; July 27, 2000.
Diagnose der Gaucher-Krankheit
Enzymanalyse
Die Diagnose von Morbus Gaucher wird mittels DNA-Analyse und/oder Enzymanalyse in den weißen Blutkörperchen gestellt. Die Mutationsanalyse kann Träger identifizieren und die verschiedenen Typen unterscheiden.
Obwohl eine Biopsie unnötig ist, sind die Gaucherzellen — lipidbeladene Gewebemakrophagen in Leber, Milz, Lymphknoten, Knochenmark oder Gehirn, die das Aussehen von zerknittertem Papier haben, diagnostisch. (Siehe auch Prüfung wegen des Verdachts auf vererbte Störungen des Stoffwechsels.)
Typ I Morbus Gaucher
Typ I und III: Enzymersatztherapie mit Glucocerebrosidase
Manchmal Miglustat, Eliglustat, Splenektomie oder Stammzell- oder Knochenmarkstransplantation
Enzymersatz mit IV Glucocerebrosidase ist bei den Typen I und III wirksam, für Typ II gibt es keine Behandlung. Das Enzym ist für einen effizienten Transport zu den Lysosomen modifiziert. Patienten, die Enzymersatz erhalten, benötigen eine routinemäßige Hämoglobin- und Thrombozytenbestimmung, volumetrische Messung von Milz und Leber mittels CT oder MRT sowie eine routinemäßige Untersuchung auf Knochenkrankheiten durch Skelettübersicht, DEXA oder MRT.
Miglustat, ein oraler Glucosylceramid-Synthase-Inhibitor, senkt die Glucocerebrosid-Konzentration (das Substrat für Glucocerebrosidase) und ist eine Alternative für Patienten, die kein Enzymersatzmittel erhalten können.
Eliglustat, ein weiterer oraler Glucosylceramid-Synthase-Inhibitor, verringert ebenfalls die Glucocerebrosid-Konzentration.
Eine Splenektomie kann bei Patienten mit Anämie, Leukopenie oder Thrombozytopenie helfen, oder falls die Milzgröße Beschwerden bereitet. Patienten mit einer Anämie benötigen auch Bluttransfusionen.
Eine Knochenmarktransplantation oder Stammzelltransplantation sorgt für eine sichere Heilung, gilt aber wegen der erhöhten Morbidität und Mortalität als letzte Therapiemöglichkeit.
Wichtige Punkte
Morbus Gaucher ist eine Sphingolipidose aufgrund eines Mangels an Glucocerebrosidase, die eine Ablagerung von Glucocerebrosiden verursacht.
Es gibt 3 Arten, die sich in der Epidemiologie, Enzymaktivität und Manifestationen unterscheiden.
Die Symptome und Anzeichen variieren je nach Typ, am häufigsten sind jedoch Hepatosplenomegalie oder Veränderungen des zentralen Nervensystems.
Die Diagnose von Morbus Gaucher erfolgt durch DNA-Analyse und/oder Enzymanalyse der Leukozyten; Träger werden identifiziert und die verschiedenen Typen durch Mutationsanalyse unterschieden.
Die Behandlung von Typ I und III umfasst Enzym-Ersatz mit Glucocerebrosidase und manchmal Miglustat, Eliglustat, Splenektomie oder Stammzelltransplantation oder Knochenmarktransplantation; es gibt keine Behandlung für Typ II.
Weitere Informationen
Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.
Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM) database: Complete gene, molecular, and chromosomal location information