Plötzlicher Herztod bei Sportlern

VonRobert S. McKelvie, MD, PhD, Western University
Überprüft/überarbeitet Sept. 2022
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Schätzungsweise 1 bis 3/100.000 scheinbar gesunde junge Sportler sterben plötzlich während des Trainings. Männer sind bis zu 10-mal häufiger betroffen als Frauen. Basketball- und Footballspieler in den USA und Fußballspieler in Europa scheinen das höchste Risiko zu haben (1).

Bei jungen Sportlern kann der plötzliche Herztod verschiedene Ursachen haben (siehe Tabelle Ursachen des plötzlichen Herz-Kreislauf-Todes bei jungen Athleten). Als häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod wurde die hypertrophe Kardiomyopathie angesehen. Neuere Studien deuten darauf hin, dass die hypertrophe Kardiomyopathie einen geringeren Anteil am plötzlichen Herztod ausmacht und dass die Mehrzahl der plötzlichen Herztode bei Patienten auftritt, deren Herzen bei der Autopsie als strukturell normal befunden werden (2, 3).

Commotio cordis (plötzliche ventrikuläre Tachykardie oder Kammerflimmern nach einem Schlag gegen das Präkordium) ist ein Risiko bei Sportlern mit dünnen, nachgiebigen Brustwänden, auch wenn keine kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt. Der Schlag gegen den Bruskorb kann durch Projektiel mit mittlerer Krafteinwirkung (z. B. durch einen Baseball, Hockey-Puck oder Lacrosse-Ball) oder durch einen Zusammenstoß mit einem anderen Spieler in der vulnerablen Phase der myokardialen Repolarisation verursacht werden.

Andere Ursachen sind angeborene Arrhythmie-Syndrome (z. B. Long-QT-Syndrom, Brugada-Syndrom). Einige junge Sportler sterben an der Ruptur eines Aortenaneurysmas (bei einem Marfan Syndrom).

Bei älteren Sportlern wird der plötzliche Herztod typischer Weise durch

Gelegentlich ist eine hypertrophe Kardiomyopathie oder eine Herzklappenerkrankung beteiligt.

Bei anderen Erkrankungen, die dem plötzlichen Tod bei Sportlern zugrunde liegen (z. B. Asthma, Hitzschlag, Komplikationen im Zusammenhang mit der Einnahme illegaler oder leistungssteigernder Drogen), ist die ventrikuläre Tachykardie oder das Kammerflimmern ein terminales und nicht ein primäres Ereignis.

Symptome und Zeichen der entsprechen denen eines kardiovaskulären Kollapses; die Diagnose ist eindeutig.

Der unmittelbare kardiopulmonalen Reanimation ist in < 20% der Fälle erfolgreich; möglicherweise steigt die Erfolgsrate mit der Verbreitung von allgemein zugänglichen automatischen externen Defibrillatoren. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass das Vorhandensein von AEDs die neurologisch intakten Überlebensraten auf über 80% erhöhen kann (4). Die Überlebenden besteht die Therapie in der Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit. In einigen Fällen kann letztendlich ein implantierter Defibrillator erforderlich sein.

Tabelle
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Allgemeine Literatur

  1. 1. Maron BJ, Haas TJ, Ahluwalia A, et al: Demographics and epidemiology of sudden deaths in young competitive athletes: From the United States National Registry. Am J Med 129:1170–1177, 2016. doi: 10.1016/j.amjmed.2016.02.031

  2. 2. Finocchiaro G, Papadakis M, Robertus JL, et al: Etiology of sudden death in sports: insights from a United Kingdom regional registry. J Am Coll Cardiol 67:2108–2115, 2016. doi: 10.1016/j.jacc.2016.02.062

  3. 3. Harmon KG, Asif IM, Klossner D, Drezner JA: Incidence of sudden cardiac death in National Collegiate Athletic Association athletes. Circulation 123:1594–1600, 2011. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.110.004622

  4. 4. Johri AM, Poirier P, Dorian P, et al: Canadian Cardiovascular Society/Canadian Heart Rhythm Society joint position statement on the cardiovascular screening of competitive athletes. Can J Cardiol 35:1-11, 2019. doi: 10.1016/j.cjca.2018.10.016

Kardiovaskuläre Sporttauglichkeitsuntersuchung

Athleten werden in der Regel vor der Teilnahme am Sport auf Risiken untersucht. Sie werden alle 2 Jahre (im High-School-Alter) oder alle 4 Jahre (im College-Alter oder älter) erneut untersucht. In Europa wird das Screening unabhängig vom Alter alle 2 Jahre wiederholt.

Screening-Empfehlungen in den USA für junge Erwachsene im College-Alter (Screening recommendations in the US for college-age young adults)—sowie für Kinder und Jugendliche —einschließlich der Folgenden:

  • Medizinische, Familien– und Medikamentenanamnese (einschließlich der Einnahme von leistungssteigernden Drogen und Medikamente, die zu einem Long-QT-Syndrom führen können)

  • Körperliche Untersuchung (einschließlich Blutdruck und Auskultation des Herzens im Liegen und im Stehen)

  • Selektive Untersuchungen basierend auf Auffälligkeiten in Anamnese und körperlicher Untersuchung.

Die Europäischen Richtlinien (European guidelines) unterscheiden sich von Amerikanischen Richtlinien darin, dass ein Elektrokardiogramm (EKG)-Screening für alle Kinder, Jugendliche und Sportler im College-Alter empfohlen wird.

Die kanadischen Leitlinien empfehlen ein dreistufiges Screening:

  • Anamnese/Fragebogen

  • Körperliche Untersuchung

  • EKG nur, wenn es aufgrund der klinischen Befunde indiziert ist

Die Tests erfolgen, wenn sie klinisch gerechtfertigt sind (1).

Die Vorsorgeuntersuchung für ältere Erwachsene (35 Jahre oder älter) mit Risikofaktoren kann einen schrittweisen symptombegrenzten Belastungstest beinhalten, insbesondere wenn sie über mehrere Jahre hinweg sesshaft waren.

Die Anamnese und die körperliche Untersuchung sind weder sensitiv noch spezifisch; falsch-negative und falsch-positive Befunde sind aufgrund der niedrigen Prävalenz kardialer Erkrankungen bei mutmaßlich Gesunden sehr gering. Ein Screening mittels EKG- oder Echokardiographie-Screening würde zwar die Früherkennung einer Herzkrankheit verbessern, würde aber um so mehr falsch-positiven Befunden erzeugen und ist für die Gesamtpopulation nicht praktikabel.

Genetische Untersuchungen nach hypertropher Kardiomyopathie oder Long-QT-Syndrom sind für das Screening von Sportlern nicht empfohlen und auch nicht durchführbar.

Ausgewählte Tests

Bei Athleten mit einer Familienanamnese oder Symptomen oder Anzeichen einer hypertrophen Kardiomyopathie, eines Long-QT-Syndroms oder eines Marfan–Syndroms benötigen weitere Untersuchungen. Die Bewertung umfasst in der Regel eines oder beide der folgenden Elemente,

  • EKG

  • Echokardiographie

Die Bestätigung einer dieser Erkrankungen kann ggf. eine sportliche Betätigung ausschließen.

Sollte das EKG einen AV-Block II Typ Mobitz, einen vollständigen AV-Block III, einen vollständigen Rechtsschenkelblock oder Linksschenkelblock zeigen, oder wenn klinische oder elektrokardiographische Hinweise auf supraventrikuläre oder ventrikuläre Rhythmusstörungen vorliegen, ist die Suche nach dem Vorliegen einer Herzerkrankungen erforderlich.

Athleten mit Präsynkopen oder Synkopen können auch auf anomale Koronararterien untersucht werden, wenn die oben genannten nichtinvasiven Tests nicht hilfreich sind, und zwar mit

  • Herzkatheter

Wenn in der Echokardiographie (oder zufällig) eine vergrößerte Aorta erkannt wird, ist eine weitere Untersuchung notwendig.

Empfehlungen für die Teilnahme am Sport

Zudem ist Sportlern von dem Gebrauch unerlaubter leistungssteigernder Medikamente abzuraten. Patienten mit einer leichten oder moderaten Herzklappenerkrankung können sich energisch betätigen; Patienten mit schweren Herzklappenerkrankungen (insbesondere der stenotischen Variante) können jedoch keinen Leistungssport oder hochintensive Freizeitsportarten betreiben. Patienten mit den meisten strukturellen oder arrhythmogenen Herzerkrankungen (z. B. hypertrophe Kardiomyopathie, Koronararterienanomalien, arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie) sollten nicht an Leistungssportarten oder hochintensiven Freizeitsportarten teilnehmen.

Literatur zu kardiovaskulären Vorsorgeuntersuchungen

  1. 1. Johri AM, Poirier P, Dorian P, et al: Canadian Cardiovascular Society/Canadian Heart Rhythm Society joint position statement on the cardiovascular screening of competitive athletes. Can J Cardiol 35:1-11, 2019. doi: 10.1016/j.cjca.2018.10.016

Wichtige Punkte

  • Der plötzliche Herztod beim Sport ist selten und kann auf eine hypertrophe Kardiomyopathie zurückzuführen sein, aber viele Patienten haben bei der Autopsie ein strukturell normales Herz (jüngere Sportler) oder eine koronare Herzkrankheit (ältere Sportler).

  • Jüngere Teilnehmer (Kinder bis junge Erwachsene) werden anhand von Anamnese und körperlicher Untersuchung untersucht; bei auffälligen Befunden oder einer positiven Familienanamnese sollte ein EKG und/oder eine Echokardiographie durchgeführt werden.

  • Bei älteren Teilnehmern mit Risikofaktoren (vor allem, wenn sie über mehrere Jahre hinweg sesshaft waren) sollten eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung und in der Regel ein Belastungstest durchgeführt werden.

  • Bei Sportlern mit schweren Herzklappenerkrankungen und den meisten strukturellen oder arrhythmogenen Herzstörungen (z. B. hypertrophe Kardiomyopathie) ist von einer Teilnahme abzuraten.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Baggish AL, Battle RW, Beaver TA, et al: Recommendations on the use of multimodality cardiovascular imaging in young adult competitive athletes: A report from the American Society of Echocardiography in collaboration with the Society of Cardiovascular Computed Tomography and the Society for Cardiovascular Magnetic Resonance. J Am Soc Echocardiogr 33 (5): 523–549, 2020. doi: 10.1016/j.echo.2020.02.009

  2. Johri AM, Poirier P, Dorian P, et al: Canadian Cardiovascular Society/Canadian Heart Rhythm Society joint position statement on the cardiovascular screening of competitive athletes. Can J Cardiol 35:1–11, 2019. doi: 10.1016/j.cjca.2018.10.016

  3. Martinez MW, Kim JH, Shah, AB, et al: Exercise-induced cardiovascular adaptations and approach to exercise and cardiovascular disease. JACC State-Of-The-Art Review, J Am Col Cardiol 78 (14):1454-1470, 2021.