Ventrikuläre Extrasystolen (VES) sind einzelne ventrikuläre Impulse, die durch einen Reentry-Mechanismus innerhalb des Ventrikels oder durch eine abnorme Automatie der ventrikulären Myokardzellen ausgelöst werden. VES finden sich sehr häufig sowohl bei Gesunden als auch bei Menschen mit einer Herzkrankheit. VES können asymptomatisch sein oder Palpitationen hervorrufen. Die Diagnose ergibt sich aus dem EKG. Eine Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich.
(Siehe auch Übersicht über Arrythmien.)
Ventrikuläre vorzeitige Schläge (VPB), auch als vorzeitige ventrikuläre Kontraktionen (PVC, premature ventricular contractions) bezeichnet, können unregelmäßig oder in vorhersehbaren Intervallen auftreten, z. B. bei jedem dritten (Trigeminus) oder bei jedem zweiten Herzschlag (Bigeminus). Die Zahl der VES kann durch bestimmte psychische Faktoren wie Angst oder Stress, durch die Einnahme von Alkohol, Koffein oder Sympathomimetika oder aufgrund von Hypoxie oder Elektrolytverschiebungen zunehmen.
VES können als aussetzender Herzschlag oder Herzstolpern wahrgenommen werden. Die eigentliche VES wird nicht wahrgenommen, sondern eher der nachfolgende verstärkte Sinusschlag. Bei häufigen VES, v. a. bei einem Bigeminus, zeigen sich möglicherweise leichte hämodynamische Symptome, da die Sinusfrequenz gewissermaßen halbiert ist. Die Auswurfgeräusche können aufgrund der erhöhten kardialen Füllung und der gesteigerten Kontraktilität nach der kompensatorischen Pause verstärkt sein.
Diagnose von ventrikulären Extrasystolen
EKG
Die Diagnose von vorzeitiger ventrikulärer Kontraktion ergibt sich aus dem EKG. Hier zeigt sich ein breiter QRS-Komplex ohne vorhergehende P-Welle. Danach folgt typischerweise eine vollständige kompensatorische Pause.
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Prognose für ventrikuläre Extrasystolen
Liegt keine anderweitige Herzkrankheit vor, haben VES keine Bedeutung und erfordern außer der Vermeidung auslösender Faktoren keine Behandlung. Beta-Blocker oder Ablation werden nur angeboten, wenn die Symptome nicht tolerierbar sind oder wenn die VPBs sehr häufig sind und durch Induzieren einer interventrikulären Dyssynchronie Herzfehler induzieren. Andere Antiarrhythmika zur Unterdrückung der VES erhöhen lediglich das Risiko für eine schwerwiegendere Arrhythmie.
Behandlung von ventrikulären vorzeitigen Herzschlägen
Bei Patienten mit symptomatischenr Herzinsuffizienz und nach einem Myokardinfarkt werden Betablocker verabreicht.
In manchen Fällen Ablation
Bei Patienten mit einer strukturellen Herzerkrankung (z. B. Aortenstenose) ist die Behandlung umstritten, obwohl häufige ventrikuläre frühzeitige Schläge (> 10/Minute) mit einer erhöhten Mortalität korrelieren, da keine Studien gezeigt haben, dass die pharmakologische Suppression die Mortalität reduziert.
Bei Patienten nach einem Myokardinfarkt ist bei einer Therapie mit einem Antiarrhythmikum Klasse I die Mortalitätsrate höher als mit Placebo. Dieses Ergebnis zeigt vermutlich die negativen Effekte einer Antiarrhythmikatherapie. Betablocker (Klasse-II-Antiarrhythmika) sind jedoch bei symptomatischer Herzinsuffizienz und nach Myokardinfarkt vorteilhaft. Nimmt die Zahl der VES bei körperlicher Belastung bei Patienten mit einer KHK zu, sollte eine perkutane transluminale Koronarangioplastie oder eine koronare Bypassoperation in Betracht gezogen werden.
Eine Ablation wird nur angeboten, wenn die Symptome nicht tolerierbar sind oder wenn die VPBs sehr häufig sind und durch Induzieren einer interventrikulären Dyssynchronie Herzfehler induzieren.