Arrhythmien bei hypertropher Kardiomyopathie

VonL. Brent Mitchell, MD, Libin Cardiovascular Institute of Alberta, University of Calgary
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
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Jede hypertrophe Kardiomyopathie kann kardiale und systemische Faktoren hervorrufen, die zu Herzrhythmusstörungen, einschließlich Bradyarrhythmien, atrialen und ventrikulären Tachyarrhythmien und plötzlichem Tod, und schließlich zur dilatativen Kardiomyopathie im Endstadium führen. Arrhythmien können Palpitationen, Synkopen und/oder Herzstillstand verursachen. Die Diagnose umfasst EKG, Herzbildgebung und Gentests. Die Behandlung besteht in der Regel aus einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD), einer medikamentösen Antiarrhythmie-Therapie und Standardmaßnahmen bei Herzinsuffizienz.

(Siehe auch Überblick über arrhythmogene Kardiomyopathien und Übeblick über Herzrhythmusstörungen.)

Die hypertrophe Kardiomyopathie im Allgemeinen wird an anderer Stelle im MSD-Manual besprochen. Dieses Thema konzentriert sich auf seine arrhythmogenen Merkmale.

Die hypertrophe Kardiomyopathie ist eine kongenitale oder erworbene Krankheit, die durch eine erhebliche ventrikuläre Hypertrophie mit diastolischer Dysfunktion, in Abwesenheit einer erhöhten Nachlast (z. B. aufgrund von valvulärer Aortenklappenstenose, Aortenisthmusstenose, systemischer Hypertonie) gekennzeichnet ist.

Die hereditäre hypertrophe Kardiomyopathie ist eine häufige (1/500) Herzerkrankung, die in der Regel autosomal-dominant ist und eine unterschiedliche Penetranz aufweist. Die zugrundeliegende Ätiologie ist eine von mehr als 1500 berichteten Mutationen in Genen, die für Myofilamentproteine des Sarkomers kodieren, aber Gentests sind bei etwa 2/3 der Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie negativ.

Der Phänotyp ist sehr vielfältig, zeichnet sich aber typischerweise durch eine linksventrikuläre Hypertrophie (LVH) aus, die häufig mit einer Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts, Vorhoftachyarrhythmien, ventrikulären Tachyarrhythmien, plötzlichem Tod und dilatativer Kardiomyopathie im Endstadium einhergeht. Die LVH ist typischerweise asymmetrisch, wobei die vordere Scheidewand und die vordere freie Wand viel stärker hypertrophiert sind als die hintere Wand. Dennoch werden Subtypen mit konzentrischer linksventrikulärer Hypertrophie oder isolierter linksventrikulärer apikaler Hypertrophie unterschieden. Die Herzfunktion ist beeinträchtigt, da die Hypertrophie zu einem steifen, nicht nachgiebigen linken Ventrikel führt, der sich der diastolischen Füllung widersetzt, was den enddiastolischen Druck erhöht und somit den pulmonalvenösen Druck steigert. Erhöht sich der Füllungswiderstand, nimmt das HZV ab, ein Effekt, der sich bei Vorliegen eines Ausflusstraktgradienten weiter verstärkt. Da die Tachykardie weniger Zeit für die Füllung des Herzens lässt, treten die Symptome vor allem bei körperlicher Anstrengung oder bei Tachyarrhythmien auf (oder verschlimmern sich). (siehe auch Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion.)

In Bezug auf Arrhythmien geht die Hypertrophie mit Myofibrillendisarray, Mikrovaskulopathie, mikrovaskulärer Insuffizienz, Ischämie und myokardialer Vernarbung einher, die alle zu ventrikulären Tachyarrhythmien und plötzlichem Tod führen können. Vorhofflimmern ist ebenfalls sehr häufig und kann aufgrund der Verschlimmerung der ventrikulären diastolischen Dysfunktion durch schnelle Herzfrequenz besonders schlecht vertragen werden.

Die Symptome und Beschwerden sind oft belastungsabhängig und umfassen Dyspnoe, Brustschmerzen (in der Regel einer typischen Angina pectoris ähnlich), Palpitationen und Synkopen. Die Synkope kann durch Herzrhythmusstörungen oder eine Obstruktion der Ausflussbahn verursacht werden.

Diagnose von Arrhythmien bei hypertropher Kardiomyopathie

  • EKG, Echokardiographie und häufig Herz-MRT

  • Häufig ambulante kardiale Überwachung

  • Selten Gentests

  • Screening von Familienmitgliedern ersten Grades

Die Diagnose einer hypertrophen Kardiomyopathie wird durch ein EKG mit linksventrikulärer Hypertrophie und durch charakteristische klinische Befunde bei der körperlichen Untersuchung gestellt. Die Diagnose wird durch eine Herzbildgebung, in der Regel eine transthorakale Echokardiographie, bestätigt, die eine linksventrikuläre Hypertrophie, insbesondere eine asymmetrische linksventrikuläre Hypertrophie, zeigt. Anschließend wird eine Magnetresonanzuntersuchung des Herzens unter Verwendung von Gadolinium durchgeführt, um die Vernarbung der linken Herzkammer zu quantifizieren, was zur Einschätzung des Risikos eines plötzlichen Herztodes beiträgt.

Die Untersuchung von Arrhythmien umfasst in der Regel eine ambulante Überwachung des Herzrhythmus und Belastungstests.

Außerdem sollten die Patienten regelmäßig (z. B. jährlich) klinisch nachuntersucht werden, einschließlich EKG, Echokardiographie, ambulanter Herzrhythmusüberwachung und Belastungstests.

Aufgrund ihrer geringen Sensitivität werden Gentests für Patienten nicht empfohlen, sie können jedoch zur Untersuchung von Familienmitgliedern eingesetzt werden, wenn eine spezifische Mutation in der Familie bekannt ist, oder bei Patienten mit genetischen Verbindungen zu einer geografischen Region, in der eine lokale Mutation bekannt ist. Auch Familienmitglieder sollten sich einer klinischen Untersuchung unterziehen (um Symptome zu erkennen, die auf Herzrhythmusstörungen und/oder Herzinsuffizienz hindeuten) sowie einem EKG und einer Echokardiographie.

Behandlung von Arrhythmien bei hypertropher Kardiomyopathie

  • Mäßigung der körperlichen Aktivität

  • Bei Vorhofflimmern: Antiarrhythmika und Antikoagulation zur Schlaganfallprävention

  • Bei ventrikulären Arrhythmien häufig ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD)

  • Therapie der Herzinsuffizienz (einschließlich Transplantation) soweit erforderlich

  • Therapie der Ausflusstraktobstruktion nach Bedarf (in der Regel ein Betablocker, manchmal aber auch eine Septum-Myomektomie oder Alkoholablation)

Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie wird in der Regel geraten, sportliche Anstrengungen zu vermeiden, da solche Aktivitäten lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen begünstigen und das Fortschreiten der Krankheit beschleunigen können. In den aktuellen Leitlinien wird jedoch empfohlen, dass Patienten nach einer umfassenden Untersuchung und einem gemeinsamen Gespräch mit einem Experten für hypertrophe Kardiomyopathie über mögliche Risiken (und dem Wissen, dass das individuelle Sportrisiko nicht genau vorhergesagt werden kann; 1) weiterhin Freizeitsport betreiben können.

Bei Vorhoftachyarrhythmien wird eine Standardbehandlung eingesetzt: Frequenzkontrolle mit negativ dromotropen Medikamenten (in der Regel ein Betablocker), Rhythmuskontrolle (in der Regel mit Amiodaron) und Verringerung des Thromboembolierisikos (in der Regel mit Warfarin oder einem direkt wirkenden oralen Antikoagulans).

Bei ventrikulären Arrhythmien kann der plötzliche Tod durch einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator verhindert werden, der für Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie und einer linksventrikulären Ejektionsfraktion von 35% oder weniger sowie für Patienten mit anhaltenden ventrikulären Tachykardien/Ventrikelflimmern oder wiederbelebtem Herzstillstand empfohlen wird. Aufgrund des höheren Risikos eines plötzlichen Todes bei Patienten mit hypertropher Kardiomyopathie empfehlen die aktuellen Leitlinien einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator auch für Patienten mit anderen spezifischen Kombinationen von Risikofaktoren (siehe Tabelle Indikationen für implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren). Antiarrhythmika, in der Regel Amiodaron, werden zur Kontrolle häufig wiederkehrender ventrikulärer Tachyarrhythmien eingesetzt, die zu häufigen ICD-Eingriffen, insbesondere ICD-Schocks, führen.

Zu den Standardmaßnahmen zur Behandlung der hypertrophen Kardiomyopathie gehören Betablocker und herzfrequenzlimitierende Kalziumkanalblocker. Gelegentlich wird die rechtsventrikuläre Stimulation zur Behandlung einer Obstruktion des Ausflusstrakts eingesetzt, indem gezielt eine interventrikuläre Dyssynchronie induziert wird. Eine kardiale Resynchronisationstherapie kann bei Patienten erforderlich sein, bei denen eine dilatative Kardiomyopathie fortgeschritten ist. Eine Obstruktion des Ausflusstrakts kann auch durch Betablocker und manchmal durch eine Therapie zur Verkleinerung des Septums (chirurgisch oder durch Alkoholablation) verbessert werden.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Ommen SR, Mital S, Burke MA, et al: 2020 AHA/ACC Guideline for the Diagnosis and Treatment of Patients With Hypertrophic Cardiomyopathy A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Circulation 142(25):e533–e557, 2020. doi: 10.1161/CIR.0000000000000937

Wichtige Punkte

  • Die hypertrophe Kardiomyopathie ist arrhythmogen und prädisponiert für atriale und/oder ventrikuläre Tachyarrhythmien und plötzlichen Tod.

  • Die Fälle können vererbt oder erworben sein.

  • Die Diagnose erfolgt durch EKG, Echokardiographie und häufig auch durch ein Herz-MRT.

  • Atriale Tachyarrhythmien werden mit Medikamenten und ventrikuläre Dysrhythmien mit einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) behandelt.

  • Bewegung ist nicht mehr streng verboten, sofern eine angemessene Bewertung und gemeinsame Entscheidungsfindung erfolgt.