Die isolierte progressive kardiale Reizleitungsstörung (PCCD) bezieht sich auf eine Gruppe von genetischen Störungen, die mit einer fortschreitenden Verschlimmerung von Defekten in der kardialen Reizleitung einhergehen, einschließlich einer Dysfunktion des Sinusknotens, eines unterschiedlich ausgeprägten atrioventrikulären (AV) Blocks und/oder einer Verzögerung oder Blockierung der Reizleitung im His-Purkinje-System.
PCCD kann sein
Strukturell: Begleitet oder gefolgt von einer strukturellen Herzerkrankung (z. B. angeborene Herzerkrankung, Kardiomyopathie)
Isoliert: Auftreten in einem strukturell normalen Herzen
Die häufigste Form von PCCD, die mit einer Kardiomyopathie assoziiert ist, ist eine, bei der Mutationen in LMNA vorliegen (siehe Lamin A/C-Kardiomyopathie. Einige dieser Patienten weisen ein scheinbar strukturell normales Herz auf, entwickeln aber später eine Kardiomyopathie.
Patienten mit isoliertem PCCD stellen sich typischerweise mit frühem Beginn (Alter < 50 Jahre) progressive Leitungssystemerkrankung, die sich als eines oder mehrere der folgenden manifestiert:
Verlangsamte intraatriale Leitung
Erkrankung des His-Purkinje-Systems (d. h. Schenkelblock oder Faszikelblock)
Eine degenerative Form, bei der das Leitungssystem sklerotisch wird, wird als Lenègre-Lev-Krankheit bezeichnet.
Isolierte PCCD resultiert überwiegend aus Mutationen in SCN5A, dem Gen, das für den Nav1.5-Kanal kodiert, der für den Natriumeinwärtsstrom (INa) verantwortlich ist. Die Vererbung erfolgt in der Regel autosomal-dominant. Es wurde über Überschneidungen mit dem Long-QT-Syndrom und dem Brugada-Syndrom berichtet (1).
Die Störung äußert sich durch EKG-Veränderungen wie ein verlängertes PR-Intervall, eine verbreiterte P-Welle, einen verbreiterten QRS-Komplex, einen AV-Block, einen Rechtsschenkelblock, einen linken vorderen Hemiblock, einen linken hinteren Hemiblock, einen linken Schenkelblock oder einen unspezifischen interventrikulären Leitungsblock. Die Patienten haben auch ein höheres Risiko für einen plötzlichen Tod.
Die Patienten sollten sich einer kardialen Bildgebung unterziehen (z. B. Echokardiographie, MRT), um etwaige strukturelle Störungen zu erkennen. Bei Patienten ohne strukturelle Erkrankung sollten Gentests durchgeführt werden, insbesondere wenn in ihrer Familie ein plötzlicher Herztod aufgetreten ist oder in jungen Jahren ein Herzschrittmacher implantiert werden musste. Ergibt der Test eine genetische Anomalie, sollten die Familienmitglieder mittels EKG und Gentest untersucht werden.
Die Behandlung erfolgt mit einem Herzschrittmacher, wenn die üblichen Indikationen für die Implantation eines Herzschrittmachers vorliegen, einschließlich AV-Block 3. Grades oder symptomatischer AV-Block 2. Grades. Da die PCCD progredient ist, gibt es eine übereinstimmende Empfehlung, dass Herzschrittmacher auch bei Patienten mit isolierter PCCD und bifasikulärem Block sinnvoll sein können (2).
Literatur
1. Asatryan B, Medeiros-Domingo A: Molecular and genetic insights into progressive cardiac conduction disease. Europace 21(8):1145–1158, 2019. doi: 10.1093/europace/euz109
2. Priori SG, Wilde AA, Horie M, et al: HRS/EHRA/APHRS Expert Consensus Statement on the diagnosis and management of patients with inherited primary arrhythmia syndromes: : document endorsed by HRS, EHRA, and APHRS in May 2013 and by ACCF, AHA, PACES, and AEPC in June 2013. Heart Rhythm 10:1932–1963, 2013. doi: 10.1016/j.hrthm.2013.05.014