Blut im Urin

VonGeetha Maddukuri, MD, Saint Louis University
Überprüft/überarbeitet Sept. 2024
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Blut im Urin (Hämaturie) kann den Urin rot bis braun färben, abhängig von der Menge der Blutbeimischung, der Verweildauer im Urin und der Säurekonzentration des Urins. Eine sehr geringe Blutbeimischung, die mit bloßem Auge bei einer mikroskopischen Hämaturie nicht sichtbar ist, kann mittels chemischer Tests und unter dem Mikroskop festgestellt werden. Eine mikroskopische Hämaturie kann bei einem Urintest entdeckt werden, der aus anderem Grund durchgeführt wurde.

Menschen mit Hämaturie haben möglicherweise auch andere Symptome von Harnwegserkrankungen, wie Flankenschmerzen, Unterleibsschmerzen, starker Harndrang oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen, je nachdem, welche Störung als Ursache zugrunde liegt. Bei etwas größeren Blutbeimischungen können sich Gerinnsel bilden. Diese Gerinnsel können den Harnfluss vollständig blockieren, was starke Schmerzen und Harnverhalt (Unfähigkeit zum Wasserlassen) zur Folge haben kann. Eine derart starke Blutung wird in der Regel durch eine Verletzung innerhalb der Harnwege ausgelöst.

Eine Rotfärbung des Urins entsteht nicht immer durch rote Blutkörperchen. Eine rote oder rotbraune Verfärbung kann auch folgende Ursachen haben:

  • Hämoglobin (das Sauerstoff in die roten Blutkörperchen transportiert) im Urin, ausgelöst durch den Zerfall roter Blutkörperchen

  • Muskeleiweiß (Myoglobin) im Urin aufgrund des Abbaus von Muskelzellen

  • Porphyrie (eine Störung, verursacht durch einen Defekt von Enzymen, die für den Aufbau des eisenhaltigen Blutfarbstoffs Häm verantwortlich sind und das Blut rot färben)

  • Nahrungsmittel (z. B. rote Beete, Rhabarber und manchmal Lebensmittelfarbstoffe)

  • Medikamente (meistens Phenazopyridin jedoch manchmal auch Cascararinde, Diphenylhydantoin, Methyldopa, Rifampin, Phenacetin, Phenothiazine und Senna)

Ursachen für Blut im Urin

Wenn Blut im Urin festgestellt wird, können die Ursachen dafür in den verschiedensten Bereichen der Harnwege liegen, von den Nieren bis zu den Harnleitern, der Blase oder der Harnröhre. Frauen verwechseln zunächst häufig Blut im Urin mit Vaginalblutungen.

Häufige Ursachen

Die häufigsten Ursachen variieren in gewisser Weise, je nach Alter des Betroffenen; sind im Allgemeinen jedoch:

Seltenere Ursachen

Weniger häufige Ursachen sind:

Auch Krebs und gutartige Prostatahyperplasie können zu Blut im Urin führen. Diese Erkrankungen sind vor allem bei Menschen über 50 Jahren ernst zu nehmen sowie bei jüngeren Menschen, die einer Risikogruppe (Rauchen, familiäre Vorbelastung oder Kontakt mit Chemikalien) für Krebs angehören.

Störungen der mikroskopisch kleinen Blutgefäße der Nieren (Glomeruli) können bei Menschen jedes Alters die Ursache sein.

Eine Störung der Filterfunktion der Nieren (glomeruläre Erkrankungen) kann Teil einer Nierenstörung oder die Ursache einer Erkrankung in anderen Bereichen des Körpers sein. Diese Erkrankungen sind wahrscheinlicher, wenn der Urin Eiweiß, Klumpen roter Blutkörperchen (als Zylinder bezeichnet) oder rote Blutkörperchen mit Fehlbildungen aufweist. Solche Erkrankungen umfassen Infektionen (z. B. Herzklappenentzündung), Erkrankungen des Bindegewebes (z. B. Systemischer Lupus erythematodes) und Vaskulitis, Bluterkrankungen (z. B. Serumkrankheit) oder bestimmte chronische Erkrankungen (z. B. Diabetes). Darüber hinaus verursacht nahezu jede Form von Nierenerkrankungen kleine Mengen Blut im Urin.

Schwere Verletzungen, wie durch einen tiefen Sturz oder einen Verkehrsunfall verursacht, können die Nieren oder die Blase verletzen und zu Blutungen führen. Verschiedene Verfahren und Operationen (z. B. Einführen eines Katheters oder Durchführung einer Prostata- oder Nierenbiopsie) können ebenfalls Blutungen verursachen.

Schistosoma haematobium ist ein parasitärer Wurm, der in Afrika und in geringerem Ausmaß in Indien und Regionen des Nahen Ostens eine Krankheit namens Schistosomiasis verursacht. Dieser Wurm kann in die Harnwege eindringen und Blut im Urin verursachen. Der Arzt zieht eine Schistosomiasis-Infektion nur bei Patienten in Betracht, die eines der Verbreitungsgebiete des Erregers bereist haben. Eine Tuberkulose kann Blut im Urin verursachen.

Andere Ursachen für Blut im Urin sind Blasenentzündungen durch Bestrahlung des Beckenbereichs, bestimme Medikamente und Erkrankungen der Blutgefäße der Niere.

Da Blut im Urin einer Person, die ein Antikoagulans einnimmt (ein „Blutdünner“, der Blutgerinnsel verhindert), nicht unbedingt durch dieses Medikament verursacht wird, wird der Arzt bei seiner Untersuchung auch alle anderen möglichen Ursachen in Erwägung ziehen.

Beurteilung von Blut im Urin

Zunächst wird festgestellt, ob eine Blutung die Ursache für die Rotfärbung des Urins ist. Anschließend wird nach der Ursache für die Blutung gesucht und es wird festgestellt, wo in den Harnwegen die Blutung entstanden ist. Die folgenden Informationen können helfen zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Menschen mit Blut im Urin können bestimmte Symptome und Merkmale auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. Hierzu gehören:

  • Große Blutbeimischungen im Urin

  • Alter von über 50 Jahren

  • Schwellung von Füßen und Beinen sowie Bluthochdruck

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Wenn Blut im Urin festgestellt wird, sollte innerhalb der nächsten 1 bis 2 Tage ein Arzt konsultiert werden. Wer jedoch große Blutbeimischungen im Urin vorfindet, unter Harnretention oder unter starken Schmerzen leidet, sollte unverzüglich zum Arzt gehen.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung vornehmen. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für das Blut im Urin und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle Einige Ursachen und Merkmale für Blut im Urin).

Der Arzt möchte vom Patienten wissen, wann die Blutung erstmals bemerkt wurde und ob bereits in der Vergangenheit derartige Blutungen auftraten. Darüber hinaus befragt er den Patienten zu Fieber, Gewichtsabnahme oder Symptomen einer Obstruktion der Harnwege, wie nur zögerlich beginnender Urinstrahl oder Schwierigkeiten, die Blase vollständig zu entleeren. Schmerzen oder sonstige Beschwerden geben häufig nähere Auskunft. Brennen beim Wasserlassen oder ein dumpfer Schmerz im Unterleib, etwas oberhalb des Schambeins, deuten auf eine Blaseninfektion hin. Bei Männern sind mäßig starke Schmerzen im unteren Rücken oder Becken häufig ein Anzeichen für eine Prostatainfektion. Extrem starke Schmerzen werden meist von Steinen oder Blutgerinnseln verursacht, die den Harnfluss blockieren.

Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Bei Frauen ist in der Regel eine gynäkologische Untersuchung erforderlich. Wenn Blut in der Scheide festgestellt wird, ist es erforderlich, einen Katheter in die Blase einzuführen, um zu überprüfen, ob die Blutung in der Scheide oder in der Blase entstanden ist. Bei Männern erfolgt in der Regel eine digital-rektale Untersuchung zur Untersuchung der Prostata.

Tabelle
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Tests

Die Diagnose kann manchmal anhand der Symptome und der Befunde der körperlichen Untersuchung gestellt werden. Häufiger jedoch sind verschiedene Untersuchungen erforderlich, um die Ursache (oder manchmal das Vorhandensein) von Blut im Urin zu bestimmen, da sich häufig die Symptomatik verschiedener Erkrankungen überschneidet. Eine Urinanalyse wird als erstes durchgeführt. Bei der Urinanalyse kann Blut im Urin festgestellt werden (um sicherzugehen, dass die Rotfärbung des Urins durch Blut verursacht wurde) und sie kann außerdem einen Nachweis für eine Störung der Filterfunktion der Nieren liefern. Wenn eine Infektion vermutet wird, wird außerdem eine Bakterienkultur des Urins angelegt.

Bei allen Patienten über 50 Jahren und bei Menschen, die einer Krebs-Risikogruppe angehören, wird in der Regel die Blase mittels flexiblem Katheter mit optischem System untersucht (Zystoskopie), um die Ursache der Blutung festzustellen.

Bei Menschen jeden Alters, die weder an einer Infektion noch an einer Störung der Filterfunktion der Nieren leiden, wird gewöhnlich der Bauch und Beckenraum mittels bildgebender Diagnostikverfahren wie Computertomographie (CT), Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Bei Menschen unter 50 Jahren mit mikroskopischer Hämaturie, bei denen während der körperlichen Untersuchung, den Bluttests oder der Urinanalyse keine weiteren Anomalien festgestellt wurden, kann die Urinanalyse einfach in 6 oder 12 Monaten wiederholt werden. Wenn noch immer Blut festgestellt wird, werden weitere Untersuchungen gemacht.

Wenn ein Arzt eine Störung der Filterfunktion der Niere vermutet (basierend auf den Ergebnissen der Urinanalyse), erfolgt in der Regel ein Bluttest, um die Nierenfunktion zu beurteilen, und manchmal eine Nierenbiopsie. Bei Patienten afrikanischer oder mediterraner Herkunft sollte möglicherweise im Rahmen dieser Bluttests das Blut auf Sichelzellkrankheit getestet werden.

Bei Männern über 50 Jahren wird gewöhnlich der PSA-Spiegel (Prostata-spezifisches Antigen) im Blut gemessen.

Behandlung von Blut im Urin

Die Behandlung ist vor allem auf die Ursache der Blutung ausgerichtet. Wenn der Harnfluss durch Blutgerinnsel blockiert ist, führt der Arzt, unabhängig von der Ursache, einen flexiblen Katheter in die Harnröhre und versucht, das Blutgerinnsel auszuspülen.

Wichtigste Punkte

  • Eine Rotfärbung des Urins entsteht nicht immer durch Blut.

  • Viele der Ursachen für eine Blutbeimischung im Urin sind harmlos.

  • Das Risiko für ernsthafte Erkrankungen erhöht sich mit zunehmendem Alter und hängt außerdem davon ab, wie lange diese Blutbeimischungen bereits bestehen.

  • Eine Untersuchung auf Krebs erfolgt in der Regel nur bei Menschen über 50 Jahren und bei Menschen, die einer Krebs-Risikogruppe angehören.