Die meisten soliden Tumoren sind krebsartig, Nierenzysten (mit Flüssigkeit gefüllte Tumoren) dagegen normalerweise nicht. Bei Nierenkrebs handelt es sich in fast allen Fällen um Nierenzellkarzinome. Eine andere Form von Nierenkrebs, der Wilms-Tumor, tritt hauptsächlich bei Kindern auf.
Nierenkrebs kann Blut im Urin, Flankenschmerzen oder Fieber verursachen.
Der Krebs wird meist zufällig entdeckt, wenn aus einem anderen Grund ein bildgebendes Verfahren eingesetzt wird.
Die Diagnose erfolgt mithilfe der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.
Die Entfernung der entsprechenden Niere verlängert das Überleben und kann zur Heilung führen, sofern noch keine Metastasen vorhanden sind.
Nierenkrebs macht etwa 2 bis 3 Prozent aller Krebserkrankungen bei Erwachsenen aus; Männer erkranken ungefähr doppelt so oft daran wie Frauen. Jedes Jahr erkranken rund 81.800 Menschen neu an Nierenkrebs, und etwa 14.890 Menschen sterben daran (Schätzungen für das Jahr 2023).
Menschen, die rauchen, haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, an Nierenkrebs zu erkranken wie Menschen, die nicht rauchen. Zu den weiteren Risikofaktoren gehört die Belastung durch toxische Chemikalien (z. B. Asbest, Kadmium, Gerbstoffe und Produkte aus Petroleum) sowie Übergewicht. Dialysepatienten, bei denen sich eine zystische Nierenerkrankung entwickelt, und Menschen mit bestimmten Erbkrankheiten (insbesondere Von-Hippel-Lindau-Syndrom [VHL] und tuberöse Sklerose) unterliegen ebenfalls einem höheren Risiko, an Nierenkrebs zu erkranken. Nierenkrebs wird in der Regel bei Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren diagnostiziert.
Symptome von Nierenkrebs
Symptome treten möglicherweise erst auf, nachdem der Krebs gestreut hat (metastasiert), oder wenn er sehr groß ist. Meistens ist blutiger Urin das erste Symptom; allerdings kann die Blutmenge so gering sein, dass sie nur unter dem Mikroskop zu erkennen ist. Doch der Urin kann auch deutlich rot gefärbt sein.
Weitere, sehr häufig auftretende Symptome sind Flankenschmerzen (zwischen Rippen und Hüfte), Fieber und Gewichtsverlust. In seltenen Fällen wird der Nierenkrebs erst festgestellt, wenn der Arzt eine Vergrößerung oder einen Knoten im Bauch ertastet. Unspezifische Symptome von Nierenkrebs sind Erschöpfung (Fatigue), Gewichtsverlust und ein frühzeitiges Sättigungsgefühl (Völlegefühl nach einer Mahlzeit).
Die Erythrozytenzahl kann ungewöhnlich hoch sein (Polyzythämie), da eine hohe Konzentration des Hormons Erythropoetin (das von der erkrankten Niere oder dem Tumor selbst produziert wird) zur Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Möglicherweise verursacht die hohe Erythrozytenzahl keine Symptome oder es treten Symptome wie Kopfschmerzen, Ermüdung, Schwindelgefühl und Sehstörungen auf. Auf der anderen Seite kann Nierenkrebs auch zu einer Abnahme der Erythrozytenzahl führen (Anämie), weil mit dem Urin Blut verloren geht. Eine Anämie kann eine Ermüdungsanfälligkeit oder Schwindelgefühl verursachen.
Bei einigen Betroffenen wird ein hoher Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) festgestellt, der Schwäche, Ermüdung, verlangsamte Reaktionszeiten und Verstopfung zur Folge haben kann.
Möglicherweise steigt der Blutdruck an, unter Umständen jedoch völlig symptomlos.
Diagnose von Nierenkrebs
Computertomographie oder Magnetresonanztomographie
Manchmal operative Eingriffe
Die meisten Nierentumoren werden im Rahmen von bildgebenden Diagnostikverfahren, wie Computertomographie (CT) oder einer Ultraschalluntersuchung, die aus anderem Anlass (wie z. B. Bluthochdruck) erfolgen, zufällig entdeckt. Wenn aufgrund der auftretenden Symptome Nierenkrebs vermutet wird, wird die Diagnose mittels CT oder Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt. Zu Beginn kann auch eine Ultraschalluntersuchung oder eine intravenöse Urographie erfolgen, aber die Diagnose wird mittels CT und MRT bestätigt.
Wenn Krebs diagnostiziert wird, erfolgen andere bildgebende Diagnostikverfahren (z. B. Röntgenaufnahme des Brustkorbs, Knochen-Szintigramm oder Thorax-CT) sowie Bluttests, um festzustellen, ob und wo der Krebs gestreut hat. Ein Krebs, der jedoch erst vor kurzer Zeit gestreut hat (metastasiert), kann nicht entdeckt werden. Gelegentlich ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, um die Diagnose zu bestätigen. In seltenen Fällen empfehlen Ärzte eine Biopsie der Raumforderung in der Niere oder anderer Bereiche des Körpers, bei denen der Verdacht besteht, dass sich dort Metastasen des Krebses befinden, um die Diagnose zu bestätigen.
Behandlung von Nierenkrebs
Operation
Beschränkt sich der Krebs ausschließlich auf die Niere, sind die Heilungsaussichten relativ gut, wenn die betroffene Niere entfernt wird. Unter Umständen wird sogar nur der Tumor und etwas angrenzendes gesundes Gewebes entfernt; der Rest der Niere wird verschont. Bei sehr kleinen Raumforderungen in der Niere (kleiner als 3 cm bzw. ca. 1,2 Zoll) kann eine Ablation (ein Verfahren, das von Radiologen durchgeführt wird, um die Raumforderung mittels Hitze oder Kälte zu behandeln) eine Option darstellen. Eine aktive Überwachung (engmaschiges Monitoring) kann eine Option für sehr kleine Raumforderungen sein, typischerweise bei Menschen, die zu krank für eine Operation sind.
Wenn sich der Krebs bereits auf die angrenzenden Organe ausgebreitet hat, wie die Nierenvene oder sogar die große Vene, die Blut zum Herz transportiert (Hohlvene), die Lymphknoten und entferntere Organe jedoch noch nicht befallen sind, besteht noch eine Heilungschance. Nierenkrebs neigt jedoch dazu, bereits im Frühstadium zu streuen, vor allem in die Lunge, und in manchen Fällen, bevor irgendwelche Symptome auftreten. Da Metastasen in anderen Organen, die nicht in der Nähe der Nieren liegen, manchmal zu Beginn nicht erkannt werden, werden diese unter Umständen erst sichtbar, nachdem der Arzt den Krebs in der Niere entfernt hat.
Wenn eine Operation keinen Erfolg verspricht, stehen andere Behandlungsoptionen zur Verfügung, auch wenn diese selten zu einer Heilung führen. Durch eine Stärkung des Immunsystems und der damit verbundenen besseren Fähigkeit des Körpers, die Krebszellen selbst zu zerstören, kann unter Umständen der Tumor verkleinert und das Leben verlängert werden (siehe Immuntherapie). Ältere Immuntherapien, die manchmal bei Nierenkrebs eingesetzt werden, umfassen Interleukin-2 und Interferon alfa-2b. Neuere Immuntherapien, sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, blockieren ein Molekül auf Krebszellen, das als PD-L1 bezeichnet wird (ein „Checkpoint“). Durch PD-L1 kann der Krebs der Erkennung (und damit der Zerstörung) durch das körpereigene Immunsystem entgehen. Es stehen Medikamentenkombinationen mit Checkpoint-Inhibitoren zur Verfügung. Häufig sind sie die Behandlung der Wahl bei Patienten mit metastasierender Erkrankung und nach einer operativen Resektion des Tumors bei Patienten mit mittlerem bis hohem Risiko für ein erneutes Auftreten der Krebserkrankung (Rezidiv).
Manchmal werden andere Medikamente zur Behandlung von Nierenkrebs verwendet, wie Sunitinib, Sorafenib, Cabozantinib, Axitinib, Bevacizumab, Pazopanib, Lenvatinib, Temsirolimus und Everolimus. Diese Medikamente verändern molekulare Signalwege, die auf den Tumor Einfluss nehmen und die deshalb als zielgerichtete oder Target-Therapien bezeichnet werden.
Verschiedene Kombinationen aus anderen Interleukinen, Thalidomid und sogar Impfstoffen, die aus Nierenkrebszellen entwickelt wurden, werden ebenfalls untersucht. Diese Therapieoptionen können möglicherweise bei der Behandlung von metastasiertem Krebs helfen, wenngleich der Nutzen meist recht gering ist. In seltenen Fällen (bei weniger als 1 Prozent der Fälle) bewirkt die Entfernung der Niere das Schrumpfen anderer Tochtergeschwülste im Körper. Diese recht geringe Chance, dass Tochtergeschwülste schrumpfen, rechtfertigt jedoch nicht die Entfernung einer kanzerösen Niere, nachdem diese bereits metastasiert hat; es sei denn, die Entfernung der Niere erfolgt im Rahmen eines Gesamtplans, der auch andere Therapien zur Behandlung eines metastasierten Krebses vorsieht.
Prognose bei Nierenkrebs
Die Prognose hängt von vielen Faktoren ab; die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten, deren Krebs sich auf die Niere beschränkt, liegt bei über 90 Prozent. Wenn der Krebs bereits gestreut hat, ist die Prognose bedeutend schlechter. Bei diesen Patienten liegt das Hauptaugenmerk auf der Kontrolle der Ausbreitung der Erkrankung, der Schmerzlinderung und sonstigen Maßnahmen, um die Lebensqualität zu verbessern (siehe Symptome bei tödlich verlaufenden Krankheiten). Wie bei allen tödlich verlaufenden Krankheiten ist die Sterbebegleitung, einschließlich dem Erstellen einer Patientenverfügung, von großer Bedeutung (siehe Rechtliche und ethische Fragen).
Metastasen in der Niere
Manchmal streut ein Krebs, der in einem anderen Organ entstanden ist, in den Nieren (Metastasen). Beispiele dieser Krebsarten sind Melanome, Lungenkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Tumoren der weiblichen Geschlechtsorgane, Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leukämie und Lymphome.
Diese Metastasierung ruft in der Regel keine Symptome hervor. Die Metastasierung des ursprünglichen Tumors wird meist erst bei weiteren Tests diagnostiziert. Die Therapie zielt meist auf den Muttertumor ab. In manchen Fällen, wenn der ursprüngliche Tumor behandelt wird und der Tumor in den Nieren wächst, wird auch dieser entfernt.