Bildgebende Verfahren der Harnwege

VonPaul H. Chung, MD, Sidney Kimmel Medical College, Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Es gibt verschiedene Tests, die bei der Beurteilung eines Verdachts auf Nieren- oder Harnwegserkrankungen zum Einsatz kommen können. (Siehe auch Übersicht Harnwege.)

    Einfache Röntgenaufnahmen

    Röntgenaufnahmen sind in der Regel nicht besonders hilfreich bei der Beurteilung von Erkrankungen der Harnwege. Manchmal können mithilfe von Röntgenaufnahmen bestimmte Arten von Nierensteinen festgestellt und ihre Lage und Wachstum überwacht werden. Manche Nierensteine sind auf einfachen Röntgenbildern nicht sichtbar.

    Ultraschall

    Der Ultraschall ist ein nützliches bildgebendes Verfahren,

    • Da hier keine ionisierende Strahlung oder intravenöse Röntgenkontrastmittel notwendig sind (die manchmal die Nieren schädigen können)

    • Da er kostengünstig ist

    • Da er während des Verfahrens bereits Bilder zeigt, sodass der Techniker bei Bedarf weitere Bilder anfertigen kann

    Der Ultraschall kommt häufig zum Einsatz, um Bilder von Steinen in den Harnwegen und Schwellungen sowie Massen (Knoten) der Harnwege zu zeigen, wie beispielsweise in den Nieren, der Blase, dem Hodensack und den Hoden, dem Penis und der Harnröhre. Er kann auch zur Untersuchung von Blockaden in den Nieren oder der Blase eingesetzt werden, um festzustellen, warum nach dem Wasserlassen Resturin vorhanden ist, um die Größe der Prostata zu bestimmen und um Bilder zu liefern, die eine Biopsie von Prostata bzw. Nieren unterstützen. Bei einer Doppler-Ultraschalluntersuchung werden Bilder gemacht, indem reflektierte Schallwellen ausgewertet werden. Sie liefert Informationen zum Blutfluss, wodurch die Ursache von Erektionsstörungen und Hodenerkrankungen wie die Hodentorsion und Nebenhodenentzündung festgestellt werden kann.

    Computertomographie

    Die Computertomographie (CT) liefert Bilder der Harnwege und der sie umgebenden Strukturen. Mit der CT-Angiographie, einer weniger invasiven Alternative zur herkömmlichen Angiographie, können viele Erkrankungen der Harnwege untersucht werden. Manchmal wird ein Röntgenkontrastmittel in eine Vene gespritzt (d. h. intravenös verabreicht). Anschließend werden sofort Aufnahmen gemacht, um eine genaue Darstellung der Nieren zu erhalten. In manchen Fällen wird 10 Minuten später eine weitere Aufnahme gefertigt, um ein genaues Bild der aus Muskeln bestehenden Hohlorgane zu erhalten, die den Urin von den Nieren in die Blase transportieren (Harnleiter).

    Die Nachteile der CT bestehen in einer erheblichen Strahlungsmenge und bei Verabreichung eines Röntgenkontrastmittels in dem Risiko einer Nierenschädigung und von allergischen Reaktionen.

    Magnetresonanztomografie

    Die Magnetresonanztomographie (MRT) liefert wie die CT Bilder der Harnwege und der sie umgebenden Strukturen. Allerdings besteht hier kein Kontakt mit ionisierender Strahlung. Mit einer MRT können Blutgefäße dargestellt werden (als Magnetresonanzangiographie oder MRA bezeichnet). Bei manchen Erkrankungen ist die MRT genauer als die CT. Bei Steinen in den Harnwegen liefert die MRT jedoch keine nützlichen Informationen.

    Durch die Gabe von paramagnetischen Kontrastmitteln über eine Vene wird das MRT-Bild schärfer. Dieses Kontrastmittel unterscheidet sich stark von dem, das bei CT-Aufnahmen zum Einsatz kommt. Die Anwendung paramagnetischer Kontrastmittel ist allerdings bei einer schlechten Nierenfunktion oft nicht möglich, da hier das Kontrastmittel in seltenen Fällen zu einer schweren und irreversiblen Erkrankung namens nephrogene systemische Fibrose führt, die die Haut und andere Organe betrifft.

    Intravenöse Urografie

    Die intravenöse Urographie (IVU oder intravenöse Pyelographie [IVP]) ist eine röntgenologische Darstellung der Nieren, Harnleiter und Blase mittels intravenös gespritzten Röntgenkontrastmitteln. Sie wird heutzutage selten durchgeführt. Stattdessen kommt oft eine CT mit Röntgenkontrastmittel zum Einsatz.

    Retrograde Urografie

    Bei der retrograden Urographie wird ein Röntgenkontrastmittel direkt in die Harnleiter oder das Sammelsystem der Nieren gespritzt. Dieses Verfahren kommt in der Regel bei einer Zystoskopie oder einem anderen Urologieverfahren zum Einsatz, wie etwa einer Ureteroskopie (Einführen eines Katheters in die Harnleiter) oder beim Setzen eines Stents in einen Harnleiter oder eine Niere. Die Harnwege können untersucht werden, einschließlich der Teile der Niere, durch die der Urin fließt.

    Die retrograde Urographie kann durchgeführt werden, um Vernarbungen, Tumoren oder krankhafte Verbindungen zwischen Teilen der Harnwege und anderen Strukturen (Fisteln) zu erkennen. Sie kann auch erfolgen, wenn kein Röntgenkontrastmittel gegeben werden kann (zum Beispiel, wenn die Nierenfunktion schlecht ist).

    Perkutane antegrade Urographie

    Bei der perkutanen antegraden Urographie wird das Röntgenkontrastmittel direkt über eine Öffnung im Rücken (als Nephrostomieöffnung bezeichnet) in die Teile der Niere gespritzt, durch die der Urin fließt. Sie wird durchgeführt, wenn eine retrograde Urographie nicht möglich ist (zum Beispiel, wenn der Weg für das Instrument blockiert ist) oder wenn bereits ein Nephrostomiekatheter gelegt wurde, um eine andere Erkrankung zu behandeln, zum Beispiel einen Tumor oder einen Stein, der die Harnwege blockiert.

    Zystographie und Zystourethrographie

    Die Zystographie liefert Bilder der Blase, nachdem ein Röntgenkontrastmittel gespritzt wurde (zum Beispiel durch ein Zystoskop oder einen Katheter in der Harnröhre). Die Zystographie wird vor allem durchgeführt, um ein Loch in der Blase festzustellen, das nach einer Verletzung oder einem chirurgischen Eingriff auftreten kann.

    Bei der Zystourethrographie (manchmal auch als retrograde Zystourethrographie bezeichnet) wird ein Röntgenkontrastmittel durch die Harnröhre in die Blase gespritzt. Damit können Auffälligkeiten der Harnröhre festgestellt werden, wie Vernarbungen oder Risse aufgrund von Verletzungen. Ein Miktionszystourethrogramm entsteht, wenn der Arzt das Kontrastmittel durch die Harnröhre einfüllt und Röntgenaufnahmen während und unmittelbar nach dem Urinieren gemacht werden. Diese Form der Zystourethrographie wird verwendet, um festzustellen, ob die Klappen, die den Urin davon abhalten während des Wasserlassens aus der Blase zurück in die Harnleiter zu fließen, richtig funktionieren. Zudem können Auffälligkeiten, z. B. Verengungen, festgestellt werden, die den hinteren Teil der Harnröhre (der Teil, der der Blase am nächsten ist) beeinträchtigen.

    Retrograde Urethrographie

    Bei der retrograden Urethrographie wird ein Röntgenkontrastmittel direkt ins Ende der Harnröhre verabreicht. Dies geschieht entweder mithilfe einer Spritze mit einem speziellen Aufsatz oder einem Harnröhrenkatheter, der nur wenige Zentimeter in die Harnröhre eingeführt wird, wobei der Ballon nur teilweise aufgeblasen ist, so dass er fest sitzt. Das Röntgenkontrastmittel wird in die Harnröhre gespritzt und füllt diese vollständig aus, damit mögliche Verletzungen oder Verengungen zu sehen sind. Diese Untersuchung wird üblicherweise bei Personen mit einem Trauma durchgeführt, durch das die Harnröhre möglicherweise verletzt wurde. Ärzte führen eine retrograde Urethrographie durch, um sicherzustellen, dass das Legen eines Harnröhrenkatheters in die Blase sicher ist und die Harnröhre nicht verletzen wird.

    Positronen-Emissions-Tomographie

    Neu verfügbare nukleare Kontrastmittel für die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) können Prostatakrebs erkennen, der sich auf andere Körperbereiche ausgebreitet (metastasiert) hat. Ein solches nukleares Kontrastmittel zielt auf das PMSA (prostataspezifisches Membranantigen) auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen ab, die dann auf einer PET-Aufnahme sichtbar werden.

    Im Gegensatz dazu sind routinemäßige PET-Aufnahmen in den meisten Fällen von Prostatakrebs nicht sehr nützlich, können aber auch für andere urogenitale Tumoren, z. B. in den Nieren oder Hoden von Nutzen sein.

    Radionuklidscanning

    Das Radionuklidscanning ist ein bildgebendes Diagnostikverfahren, das nach der Injektion eines radioaktiven Stoffes mittels einer speziellen Gammakamera geringe Strahlendosen erfasst. Es kommt vor allem zur Bewertung der Durchblutung der Nieren sowie der Urinproduktion zum Einsatz.

    Angiographie

    Bei der Angiographie, die bisweilen auch als herkömmliche Angiographie bezeichnet wird, um sie von der CT-Angiographie und der Magnetresonanzangiographie abzugrenzen, wird ein Röntgenkontrastmittel direkt in die Arterie gespritzt. Die Untersuchung wird bei Patienten mit Erkrankungen der Harnwege durchgeführt, da sie mit Behandlungen zur Reparatur von Blutgefäßen kombiniert werden kann. Diese werden durch bestimmte Erkrankungen beeinflusst, wie etwa schwere Blutungen oder krankhafte Verbindungen zwischen Blutgefäßen (vaskuläre Fisteln).

    Zu den Komplikationen, die im Rahmen einer Angiographie auftreten können, gehören Verletzungen der entsprechenden Arterien und der benachbarten Organe, Blutungen und Reaktionen auf die Röntgenkontrastmittel.