Solitäre Lungenrundherde

VonRebecca Dezube, MD, MHS, Johns Hopkins University
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Ein solitärer Lungenrundherd ist eine diskrete Läsion mit einem Durchmesser < 3 cm Durchmesser, der komplett von Lungenparenchym umgeben wird (d. h. sie berührt nicht das Hilum, das Mediastinum oder die Pleura) und nicht von Atelektasen oder einem Pleuraerguss begleitet wird.

Die Untersuchung eines Mediastinaltumors wird an anderer Stelle diskutiert.

Solitäre Lungenrundherde sind meist Zufallsbefunde, wenn aus anderen Gründen ein CT oder eine Röntgenaufnahme des Thorax angefertigt wird, oder bei der Lungenkrebsvorsorge. Weichteilverschattungen nicht pulmonalen Ursprungs können durch die Brustwarzen, Warzen oder Knoten der Haut und Knochenerkrankungen zustande kommen und werden auf der Röntgenaufnahme oft mit einem Lungenrundherd verwechselt.

Ätiologie solitärer Lungenrundherde

Obwohl Krebs in der Regel der Hauptgrund ist, haben solitäre Lungenrundherde viele Ursachen (siehe Tabelle Ursachen solitärer Lungenrundherde). Davon variieren die häufigste durch Alter und Risikofaktoren, aber in der Regel sind

  • Granulome

  • Pneumonie

  • Bronchogene Zysten

Tabelle
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Bewertung von solitären Lungenrundherden

Das primäre Untersuchungsziel besteht darin, Krebs und aktive Infektionen zu diagnostizieren.

Anamnese

Die Anamnese kann Informationen liefern, die auf maligne und nichtmaligne Ursachen eines solitären Lungenrundherds hindeuten und umfassen

  • Aktueller oder zurückliegender Zigarettenkonsum

  • Frühere Krebserkrankung oder Autoimmunerkrankung

  • Berufliche Risikofaktoren für Krebs (z. B. Exposition gegenüber Asbest, Vinylchlorid, Radon)

  • Reisen oder leben in Gebiete(n) mit endemischen Mykosen oder eine hohe Prävalenz von Tuberkulose

  • Risikofaktoren für opportunistische Infektionen (z. B. HIV, Immunschwäche)

Fortgeschrittenes Alter, Rauchen und frühere Krebserkrankungen erhöhen alle die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken und werden zusammen mit dem Durchmesser des Rundherdes zur Bestimmung von Likelihood-Quotienten für Krebs verwendet.

Körperliche Untersuchung

Eine gründliche körperliche Untersuchung kann Hinweise auf die Ätiologie (z. B. knotige Veränderungen oder Hautläsionen, die auf Krebs hindeuten) eines Lungenrundherdes erbringen, aber die Ursache nicht eindeutig klären.

Tests

Das Ziel der initialen Diagnostik besteht darin, das maligne Potential des solitären Lungenrundherdes einzuschätzen. Der erste Schritt ist eine Überprüfung der Übersichtsaufnahmen, daraufhin erfolgt dann in der Regel eine CT.

Radiologische Merkmale helfen, das maligne Potential eines solitären Lungenrundherdes zu definieren:

  • Die Wachstumsgeschwindigkeit wird, soweit vorhanden, durch Vergleiche mit früheren Röntgen- oder CT-Bildern ermittelt. Ein Rundherd, der in 2 Jahren kein Wachstum zeigt, ist als gutartig einzuschätzen. Hat sich das Volumen jedoch innerhalb von 21–400 Tagen verdoppelt, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit maligne.

  • Eine Verkalkung deutet auf eine nichtmaligne Erkrankung hin, insbesondere wenn sie zentral (Tuberkulom, Histoplasmom), konzentrisch (ausgeheilte Histoplasmose) oder in Form eines Popcorns (Hamartom) auftritt.

  • Randbegrenzungen, die gezackt oder unregelmäßig (bogenförmig) sind, deuten mehr auf Krebs hin.

  • Durchmesser< 1,5 cm legen eine benigne Genese nahe, Durchmesser > 5,3 cm sind stark krebsverdächtig. Allerdings zählen Lungenabszess, Granulomatose mit Polyangiitis und Echinokokkuszyste zu den nichtmalignen Ausnahmen.

  • Die Lage im Oberlappen birgt ein höheres Malignitätsrisiko.

Diese Charakteristika sind manchmal auf dem Röntgenthoraxbild beurteilbar, meist wird jedoch ein CT benötigt. Darüber hinaus erlaubt ein CT auch eine bessere Abgrenzung pulmonaler von pleuralen Verschattungen. Bezüglich der Krebsdiagnostik besitzt das herkömmliche CT eine Sensitivität von 70% und eine Spezifität von 60%.

Die Hauptstütze der Diagnose von solitären Lungenrundherden ist die Intervallbildgebung. Die spezifischen Empfehlungen für die Bildgebung hängen von der Größe des Knotens und davon ab, ob es sich um einen glasigen, halbfesten oder festen Knoten handelt, sowie von individuellen Risikofaktoren (starkes Rauchen in der Vergangenheit, Asbestexposition, Lungenkrebs in der Familie, höheres Alter [1]).

Die Positronenemissionstomographie (PET) kann helfen, krebsartige und gutartige Knoten zu unterscheiden. Eine PET wird meistens eingesetzt, um Knötchen darzustellen, die eine mittlere oder hohe Wahrscheinlichkeit für Krebs besitzen. Zur Entdeckung von Krebs besitzt die PET eine Sensitivität von > 90% und eine Spezifität von ca. 78%. Die PET-Aktivität wird durch den standardisierten Aufnahmewert (SUV) von (18) F-2-deoxy-2-fluoro-D-Glucose (FDG) quantifiziert. SUV > 2,5 deutet auf, Krebs hin, während Knötchen mit SUV < 2,5 eher gutartig sind. Falsch-negative Ergebnisse sind wahrscheinlicher, wenn Knötchen < 8 mm sind. Metabolisch inaktive Tumoren führen zu falsch-negativen Untersuchungsergebnissen, während falsch-positive Ergebnisse bei verschiedenen infektiösen und entzündlichen Erkrankungen vorkommen können.

Kulturen können nützlich sein, wenn die Anamnese auf eine infektiöse Ursache (z. B. Tuberkulose, Kokzidioidomykose) als mögliche Diagnose hndeutet.

Zu den invasiven Testmöglichkeiten gehören

  • CT-oder Ultraschall-gesteuerte transthorakale Punktion

  • Flexible Bronchoskopie

  • chirurgische Biopsie

Obwohl Krebserkrankungen durch Biopsie diagnostiziert werden können, besteht die definitive Behandlung in einer Resektion und so sollten sich Patienten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von Krebs mit einer resektablen Läsion einer chirurgischen Resektion unterziehen. Allerdings wird die bronchoskopisch- endobronchiale ultraschallgeführte mediastinale Lymphknotenbiopsie zunehmend genutzt und wird von einigen Experten als weniger invasive Methode zur Diagnose und Stadieneinteilung von Lungenkrebs empfohlen bevor Knoten operativ entfernt werden.

Eine transthorakale Punktion ist am besten für periphere Läsionen geeignet und ist besonders nützlich, wenn stark von infektiösen Ursachen ausgegangen wird, weil ein transthorakaler Zugang, im Gegensatz zur Bronchoskopie, die Möglichkeit einer Kontamination der Probe mit Organismen der oberen Atemwege vermeidet. Der Hauptnachteil der transthorakalen Punktion ist die Gefahr eines Pneumothorax, die etwa 10% beträgt.

Die flexible Bronchoskopie ermöglicht "endobronchial washing", "brushing", perkutane Nadelaspiration sowie transbronchiale Biopsie. Die Resultate sind besser bei größeren, zentral gelegeneren Läsionen, aber sehr erfahrene Chirurgen, die speziell entwickelte dünne Sichtgeräte benutzen, können erfolgreich eine Biopsie von peripheren Läsionen, die < 1 cm im Durchmesser sind, durchführen.

In Fällen, in denen Knoten durch diese weniger invasiven Methoden nicht erreicht werden, ist eine offene chirurgische Biopsie erforderlich.

Evaluationshinweis

  1. 1. MacMahon H , Naidich DP, Goo JM: Guidelines for management of incidental pulmonary nodules detected on CT images: From the Fleischner Society 2017. Radiology 284(1): Supplement, 2017. https://doi.org/10.1148/radiol.2017161659

Behandlung von solitären Lungenrundherden

  • Manchmal Operation

  • Manchmal Beobachtung

Wenn nur ein geringer Verdacht auf Krebs besteht, die Herde sehr klein (< 1 cm) sind, oder der Patient eine Resektion ablehnt oder Inoperabilität vorliegt, ist eine Beobachtung mittels serieller CT-Scans sinnvoll. Der Zeitpunkt und die Dauer von CT-Nachuntersuchungen hängen hauptsächlich von der Größe und Morphologie des Knotens ab (1). Andere Faktoren, die die Überwachungshäufigkeit beeinflussen, sind die Lage des Knotens, das Vorhandensein eines Emphysems oder einer Fibrose auf dem CT-Scan, Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Familiengeschichte und Tabakkonsum in der Vergangenheit (1).

Wird eine Krebserkrankung vermutet oder sind gutartige Erkrankungen unwahrscheinlich, sollte der Rundherd reseziert werden, es sei denn, die OP ist aufgrund einer schlechten Lungenfunktion, schwerer Begleiterkrankungen oder der Ablehnung durch den Patienten kontraindiziert.

Literatur zur Therapie

  1. 1. MacMahon H, Naidich DP, Goo JM, et al: Guidelines for Management of Incidental Pulmonary Nodules Detected on CT Images: From the Fleischner Society 2017. Radiology 284(1): Supplement, 2017. https://doi.org/10.1148/radiol.2017161659