Quaddeln

(Urtikaria; Quaddeln)

VonThomas M. Ruenger, MD, PhD, Georg-August University of Göttingen, Germany
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
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Kurzinformationen

Quaddeln sind rote, juckende, leicht erhabene Schwellungen. Die Schwellung wird durch das Freisetzen chemischer Substanzen (wie Histamine) durch die Mastzellen in der Haut verursacht, die zur Folge haben, dass vorübergehend Flüssigkeit aus den kleinen Blutgefäßen ausläuft. Der davon ausgehende Juckreiz kann heftig sein. Quaddeln haben klar definierte Abgrenzungen und können in der Mitte blass sein. Üblich ist dabei, dass Schübe von Quaddeln kommen und wieder gehen. Eine Quaddel kann für mehrere Stunden bleiben und dann verschwinden, um später andernorts wieder aufzutauchen. Wenn die Quaddeln abgeklungen sind, sieht die Haut meist wieder normal aus.

(Siehe auch Juckreiz.)

Quaddeln
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Quaddeln sind erhöhte, juckende und gerötete Flecken auf der Haut.
Foto von Thomas Habif, MD.

Angioödem

Quaddeln können zusammen mit Angioödemen auftreten, die ebenso mit Schwellungen verbunden sind. Allerdings befinden sich die durch Angioödeme hervorgerufenen Schwellungen eher unter der Haut als an deren Oberfläche. Manchmal betreffen Angioödeme das Gesicht, die Lippen, den Rachen, die Zunge und die Atemwege. Schwellungen in der Luftröhre können lebensgefährlich sein, wenn sie das Atmen erschweren.

Ursachen der Quaddeln

Quaddeln und Angioödeme können allergische Reaktionen sein.

Quaddeln treten dann auf, wenn bestimmte chemische Stoffe inhaliert, konsumiert, injiziert oder berührt werden. Diese Stoffe können in der Umwelt, in Lebensmitteln, Arzneimitteln (einschließlich Medikamenten), Insekten, Pflanzen oder in anderen Quellen vorkommen. Sie sind bei den meisten Menschen harmlos. Wenn Menschen aber eine entsprechende Überempfindlichkeit haben, können diese chemischen Substanzen (auch Auslöser oder Allergene genannt) eine allergische Reaktion auslösen. Das ist dann der Fall, wenn das Immunsystem eine Überreaktion auf die chemischen Stoffe zeigt.

In den meisten Fällen sind die Quaddeln jedoch nicht Teil einer allergischen Reaktion und ein Allergen (die Ursache der allergischen Reaktion) kann nicht identifiziert werden. Sie können zum Beispiel auch von Autoimmunstörungen herrühren. Bei dieser Art von Krankheiten hat das Immunsystem eine Fehlfunktion, identifiziert körpereigenes Gewebe fälschlicherweise als Fremdkörper und greift dieses an. Medikamente können aber, auch ohne allergische Reaktionen auszulösen, Quaddeln verursachen. Einige physikalische Reize (wie Hitze, Kälte, Druck, Reibung oder Sonnenlicht) können aus bislang unbekannten Gründen Quaddeln hervorrufen.

Quaddeln überdauern in der Regel weniger als 6 Wochen, weshalb sie als akut eingestuft werden. Wenn Quaddeln länger als 6 Wochen anhalten, gelten sie als chronisch.

Akute Quaddeln

Wenn eine Ursache identifiziert werden kann, werden akute Quaddeln am häufigsten durch Folgendes verursacht:

  • Allergische Reaktionen (wie Nahrungsmittel und Lebensmittelzusatzstoffe, Medikamente oder Insektenstiche)

  • Nicht allergische Reaktionen (wie Arzneimittel, physikalische Reize oder Autoimmunerkrankungen)

Allergische Reaktionen werden häufig durch Lebensmittel wie Eier, Fisch, Meeresfrüchte, Nüsse und Obst, durch Lebensmittelzusatzstoffe, Medikamente oder durch Insektenbisse und -stiche ausgelöst. Bei einigen Nahrungsmitteln kann bereits der Verzehr einer winzigen Menge plötzlich Quaddeln auslösen. Bei anderen Lebensmitteln hingegen, wie zum Beispiel bei Erdbeeren, tritt die Reaktion erst nach dem Genuss größerer Mengen auf. Viele Medikamente, insbesondere Antibiotika, können Quaddeln verursachen. Sofortige allergische Reaktionen sind auch dann möglich, wenn eine Substanz (z. B. Latex) in direkten Kontakt mit der Haut gerät, nach einem Insektenbiss bzw. -stich oder als Reaktion auf eine Substanz, die in die Lunge oder durch die Nase eingeatmet wurde.

Zu den nicht allergischen Ursachen von Quaddeln gehören Infektionen, einige Arzneimittel und einige physikalische Reize (wie Druck oder Kälte).

Bei mehr als der Hälfte der Fälle kann keine spezielle Ursache für akute Quaddeln festgestellt werden.

Chronische Quaddeln

Mögliche identifizierbare Ursachen für chronische Quaddeln sind dieselben wie bei akuten Quaddeln. In der großen Mehrzahl der Fälle kann die Ursache jedoch nicht identifiziert werden (d. h., sie ist idiopathisch). Bei den meisten Fällen chronischer Quaddeln, die keine erkennbare Ursache haben, wird angenommen, dass sie auf eine Autoimmunreaktion zurückzuführen sind, die ihrerseits keine erkennbare Ursache hat. Dennoch sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um eine Ursache zu ermitteln, da die Eliminierung einer Ursache die beste Behandlungsmethode ist.

Manchmal wird die Ursache einfach übersehen, wenn zum Beispiel ein Lebensmittel wiederholt konsumiert wird, ohne dass man weiß, dass es der Auslöser ist, wie zum Beispiel Konservierungsmittel oder Farbstoffe in Lebensmitteln oder Penicillin in Milch. Oft bleibt die Ursache trotz aller Anstrengungen unerkannt.

Chronische Quaddeln können Monate oder Jahre überdauern und verschwinden manchmal ohne ersichtlichen Grund.

Beurteilung der Quaddeln

Nicht jeder Schub von Quaddeln bedarf einer umgehenden ärztlichen Untersuchung. Die folgenden Informationen können helfen zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bestimmte Symptome und Eigenschaften geben Grund zur Besorgnis:

  • Anschwellen des Gesichts, der Lippen, des Rachens, der Zunge oder der Atemwege (Angioödem).

  • Atembeschwerden, einschließlich Keuchatmung

  • Quaddeln, die stark gefärbt sind, sich zu offenen Wunden entwickeln oder mehr als 48 Stunden anhalten

  • Fieber, geschwollene Lymphknoten, Gelbsucht, Gewichtsverlust und andere Symptome einer den gesamten Körper betreffenden (systemischen) Erkrankung

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Man sollte einen Krankenwagen rufen, wenn

  • die Person Atembeschwerden hat oder keucht,

  • der Rachen sich so anfühlt, als wenn er sich verschließen würde.

Man sollte so rasch wie möglich die Notaufnahme eines Krankenhauses oder die Praxis eines Arztes aufsuchen, falls

  • die Symptome schwerwiegend sind,

  • die Person sich zunehmend schwach fühlt, ihr schwindelig ist oder sie hohes Fieber oder heftigen Schüttelfrost hat,

  • die Person sich übergibt oder über Bauchschmerzen oder Durchfall klagt.

Ärztliche Hilfe sollte aufgesucht werden, wenn

  • Ein Bienenstich Quaddeln oder Schwellungen verursacht (um Ratschläge bezüglich der Behandlung einzuholen, falls ein weiterer Bienenstich auftritt)

  • Die Person andere Symptome wie Fieber, Gelenkschmerzen, Gewichtsverlust, geschwollene Lymphknoten oder nächtliche Schweißausbrüche aufweist

  • Die Quaddeln erneut bei Exposition gegenüber dem Auslöser auftreten

  • Die Symptome länger als zwei Tage anhalten

Wenn bei Kindern plötzlich Quaddeln auftreten und diese ohne Rückfall schnell wieder verschwinden, ist gewöhnlich kein ärztliches Eingreifen notwendig. Die Ursache ist meist eine Virusinfektion.

Was der Arzt unternimmt:

Der Arzt wird zunächst nach den Symptomen und der Krankengeschichte fragen. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Ergebnisse der Krankengeschichte und der ärztlichen Untersuchung deuten oft auf eine Ursache hin und geben Anhaltspunkte für durchzuführende Tests ( siehe Tabelle: Einige Ursachen und Merkmale von Quaddeln).

Die Person wird aufgefordert, jeden Ausbruch von Quaddeln und damit einhergehend auftretende Symptome (wie Juckreiz, Atembeschwerden oder Anschwellen des Gesichts und der Zunge) detailliert zu beschreiben. Es wird nach den Aktivitäten vor und nach dem Schub sowie nach möglichen Expositionen gegenüber Substanzen, die allergische Reaktionen auslösen können, einschließlich eingenommener Medikamente, gefragt. Die Person wird außerdem nach systemischen Symptomen, die einen Hinweis auf eine Ursache geben könnten ( siehe Tabelle: Einige Ursachen und Merkmale von Quaddeln), kürzlich aufgetretenen Infektionen, allergischen Reaktionen in der Vergangenheit und kürzlich unternommenen Reisen gefragt.

Der Auslöser wird nicht immer aus der Vorgeschichte erkenntlich, oftmals weil der Auslöser etwas ist, das der Körper bis dahin vertragen hat.

Während der körperlichen Untersuchung überprüfen die Ärzte zunächst, ob die Lippen, die Zunge, der Rachen oder die Atemwege geschwollen sind. Wenn eine Schwellung vorliegt, beginnen sie unverzüglich mit der Behandlung. Ärzte erfassen, wie die Quaddeln aussehen, stellen fest, welche Körperteile betroffen sind, und suchen nach anderen Symptomen, die bei der Erstellung der Diagnose hilfreich sein könnten. Ärzte können unterschiedliche physikalische Stimulatoren verwenden, um zu sehen, wie die Quaddeln ausgelöst werden können. Sie können zum Beispiel Licht, Druck, Hitze, Kälte auf die Haut einwirken lassen oder die Haut streicheln.

Man sollte nicht selbst versuchen, Quaddeln auszulösen, da es zu schwerwiegenden Reaktionen kommen kann.

Tabelle
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Tests

In der Regel sind Tests bei einer einzigen Episode von Quaddeln nicht nötig, solange die Symptome nicht eine bestimmte Erkrankung (wie manche Infektionen) vermuten lassen, die eine Behandlung erfordert. Wenn die Quaddeln aber ungewöhnliche Eigenschaften aufweisen, wiederkehren oder bestehen bleiben, werden in der Regel Tests durchgeführt.

Typischerweise gehören zu den Tests ein großes Blutbild und Bluttests zur Messung der Spiegel von Elektrolyten, Zucker (Glukose) und dem Thyreoidea-stimulierenden Hormon und Tests um festzustellen, wie gut die Nieren und die Leber arbeiten.

Hauttests, z. B. ein Prick-Test, werden von einem Allergologen (einem Facharzt für allergische Krankheiten) durchgeführt, um bestimmte Allergene zu bestimmen. Bildgebende Untersuchungen und weitere Tests werden je nach den Ergebnissen der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung vorgenommen. Wenn die Ergebnisse darauf hinweisen, dass die Ursache eine systemische Störung ist, ist eine ausgiebige Beurteilung erforderlich, um die Ursache zu ermitteln.

Eine Biopsie der Haut wird durchgeführt, wenn die Diagnose nicht eindeutig ist oder die Quaddeln über 48 Stunden lang bestehen bleiben.

Behandlung von Quaddeln

  • Vermeiden der Auslöser

  • Maßnahmen zur Linderung des Juckreizes

  • Arzneimittel

Die Quaddeln gehen oft nach einem oder zwei Tagen von selbst wieder weg. Wenn die Ursache offensichtlich ist oder der Arzt sie ermittelt, sollten die Betroffenen diese zukünftig meiden. Ist die Ursache nicht bekannt, sollte der Betroffene vorsichtshalber alle nicht unbedingt nötigen Medikamente absetzen, bis die Quaddeln abklingen.

Baden und Duschen nur mit kaltem Wasser, Vermeiden von Kratzen und das Tragen lockerer Kleidung können zur Linderung der Symptome beitragen.

Arzneimittel

Antihistaminika zum Einnehmen werden bei Quaddeln eingesetzt. Diese Medikamente lindern teilweise den Juckreiz und wirken abschwellend. Damit sie wirksam sind, müssen sie regelmäßig und nicht nach Bedarf eingenommen werden. Viele Antihistaminika, darunter Cetirizin, Diphenhydramin und Loratadin, sind ohne Rezept erhältlich. Diphenhydramin ist ein älteres Antihistaminikum, welches eher Schläfrigkeit verursacht als die anderen beiden. Weitere Antihistamine sind Desloratadin, Fexofenadin, Hydroxyzin und Levocetirizin.

Antihistaminhaltige Cremes und Lotionen werden nicht verwendet, da sie die Haut sensibilisieren und den Juckreiz verschlimmern könnten.

Wenn die Symptome schwerwiegend sind und andere Behandlungen keine Wirkung gezeigt haben, können Kortikosteroide, wie beispielsweise orales Prednison eingenommen werden. Diese werden nur so lange wie nötig verabreicht. Kortikosteroide haben bei oraler Einnahme über einen Zeitraum von mehr als drei bis vier Wochen viele und mitunter auch schwere Nebenwirkungen ( see sidebar Kortikosteroide: Einsatz und Nebenwirkungen).

Kortikosteroid-Cremes helfen nicht.

Adrenalin verengt die Blutgefäße und öffnet die Atemwege in der Lunge. Bei Personen mit schwerwiegenden Reaktionen oder Angioödemen, die ins Krankenhaus eingewiesen werden, wird Adrenalin verabreicht. Personen, bei denen diese schweren Reaktionen auftreten, sollten für Notfälle einen Adrenalin-Pen zur Selbstinjektion (Adrenalin-Autoinjektor) bei sich tragen und diesen unverzüglich anwenden, wenn es zu einer Reaktion kommt.

Bei etwa der Hälfte der Patienten mit chronischen Quaddeln verschwinden diese auch ohne Behandlung innerhalb von zwei Jahren von allein. Bei Personen, deren chronische Quaddeln trotz Behandlung andauern, kann Omalizumab, ein monoklonaler Antikörper, verabreicht werden.

Wichtige Informationen für ältere Menschen: Quaddeln

Bei älteren Menschen sind Nebenwirkungen wahrscheinlicher, wenn diese die älteren Antihistaminika (wie Hydroxyzin und Diphenhydramin) einnehmen. Zusätzlich zur Schläfrigkeit können diese älteren Antihistaminika Verwirrung und Delirium verursachen und das Einleiten und Fortsetzen des Urinierens erschweren. In der Regel sollten ältere Menschen diese Antihistaminika nicht nehmen, um Quaddeln zu behandeln.

Wichtigste Punkte

  • Quaddeln können, müssen aber nicht Teil einer allergischen Reaktion sein.

  • Bei den meisten Menschen kann keine Ursache gefunden werden.

  • Wenn bei Quaddeln, die weniger als sechs Wochen angedauert haben, eine Ursache identifiziert wird, handelt es sich normalerweise um eine allergische Reaktion auf eine bestimmte Substanz, eine akute Infektion oder eine nicht allergische Reaktion auf eine bestimmte Substanz.

  • Wenn die Quaddeln sechs Wochen und länger angedauert haben, kann die Ursache in der Regel nicht bestimmt werden (d. h., sie ist idiopathisch).

  • Wenn Atemschwierigkeiten eintreten oder die Kehle sich anfühlt, als würde sie sich verschließen, sollte sofort ein Krankenwagen gerufen werden.

  • Menschen mit leichten Symptomen sollten jegliche bekannte oder verdächtige Auslöser meiden und können Antihistaminika einnehmen, um die Symptome zu lindern.

  • Personen mit schweren Reaktionen sollten für Notfälle einen Adrenalin-Pen zur Selbstinjektion bei sich tragen und diesen unverzüglich anwenden, wenn eine Reaktion auftritt.