Gallenstau (Cholestase) beim Neugeborenen

VonJaime Belkind-Gerson, MD, MSc, University of Colorado
Überprüft/überarbeitet Okt. 2023
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Eine Cholestase oder Gallenstauung ist die Verringerung der Gallenproduktion oder des Gallenflusses. In der Folge staut sich Bilirubin im Blut (Hyperbilirubinämie) und die Haut und das Weiße im Auge verfärben sich gelblich bis gelblich-grün, dies wird als Gelbsucht bezeichnet.

  • Cholestase hat eine Vielzahl von Ursachen, einschließlich Infektionen, Stoffwechselstörungen, Gendefekte und Blockaden.

  • Zu den häufigsten Symptomen gehören Gelbsucht und dunkler Urin.

  • Die Diagnose wird anhand von Bluttests, bildgebenden Verfahren und manchmal anhand einer Leberbiopsie gestellt.

  • Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

Bilirubin ist eine gelbe Flüssigkeit und wird im Rahmen des normalen Abbaus von alten oder beschädigten roten Blutkörperchen gebildet und ist ein Zwischenprodukt beim Abbau von Hämoglobin (dem Sauerstoff bindenden Teil der roten Blutkörperchen).

Bilirubin wird im Blut zur Leber transportiert und verarbeitet, sodass es von der Leber als Teil des Gallenfluss abgegeben werden kann (eine Verdauungsflüssigkeit, die von der Leber synthetisiert wird). Bei der Verarbeitung von Bilirubin in der Leber wird Bilirubin mit einer anderen chemischen Substanz verbunden. Das wird als Konjugation bezeichnet.

  • Das in der Galle verarbeitete Bilirubin wird als konjugiertes Bilirubin bezeichnet.

  • Unverarbeitetes Bilirubin wird unkonjugiertes Bilirubin genannt.

Die Gallenflüssigkeit gelangt durch die Gallengänge in den ersten Teil des Dünndarms (Zwölffingerdarm). Wenn Bilirubin nicht rasch genug über Leber und Gallengänge ausgeschieden werden kann, reichert es sich im Blut an (Hyperbilirubinämie). Das überflüssige Bilirubin lagert sich in der Haut, im Augenweiß und anderen Geweben ab und führt zu Gelbfärbung (Gelbsucht).

Bei einer Cholestase verarbeitet die Leber Bilirubin richtig, aber die Ausscheidung der Galle ist an einer Stelle zwischen den Leberzellen und dem Zwölffingerdarm beeinträchtigt. Dies führt zu einem Anstieg der Menge von konjugiertem Bilirubin im Blut und einer Verringerung des Gallenflusses, der im Dünndarm ankommt.

Eine weitere Wirkung der gestörten Abgabe von Galle in den Dünndarm ist eine gestörte Verdauung. Der Gallenfluss ist für die Verdauung wichtig, da die Galle die Aufnahme von Fetten und von den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K im Körper ermöglicht. Ohne ausreichend Galle im Dünndarm ist die Fettaufnahme gestört und kann zu Vitaminmangel, Mangelernährung, einer Gedeihstörung und zu ausbleibender Gewichtszunahme führen.

Ansicht der Leber

Ursachen für Gallenstau (Cholestase) bei Neugeborenen

Cholestase bei Neugeborenen kann durch Folgendes verursacht werden

  • Gallengangsatresie (Verstopfung der Gallengänge)

  • Gallengangszysten

  • Infektion

  • Immunstörung

  • Metabolische Erkrankungen

  • Gendefekte

  • Toxische Ursachen

Gallengangsatresie ist eine Verstopfung der Gallengänge, die zum Ende der Schwangerschaft oder in den ersten Lebenswochen eintritt. Sie kommt häufiger bei reifen Säuglingen als bei Frühgeburten oder Neugeborenen vor. Bei diesen Säuglingen kommt es normalerweise in den ersten Lebenswochen zu einer Gelbsucht.

Gallengangszysten Zysten der Gallengänge sind Vergrößerungen von Teilen der Gallengänge. Diese seltenen Zysten werden typischerweise von einem Geburtsfehler in dem Bereich verursacht, wo Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang aufeinander treffen (siehe Abbildung Ansicht der Leber). Gallengangszysten treten häufiger bei Säuglingen mit polyzystischer Nierenerkrankung (PKD) auf. Eine PKD ist eine erbliche Erkrankung, die zu Zysten in den Nieren führt.

Infektionen können zu Cholestase bei Neugeborenen führen. Einige infizierende Organismen sind

Neonatale Hämochromatose ist eine Erkrankung, die vor der Geburt beginnt. Bei dieser Erkrankung gelangen Antikörper der Mutter durch die Plazenta und greifen die Leber des Fötus an.

Cholestase hervorrufende Stoffwechselerkrankungen sind zahlreich. Dazu zählen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Galaktosämie, Tyrosinämie, Defekte der Gallensäuren und Fettsäureoxidationsstörungen. Diese Störungen entstehen, wenn dem Neugeborenen ein Enzym fehlt, dass zur Verstoffwechslung einer bestimmten Substanz benötigt wird, und sich dadurch Toxine anhäufen und die Leber schädigen.

Gendefekte, wie das Alagille-Syndrom und Mukoviszidose, können Cholestase bei Neugeborenen verursachen. Gendefekt und andere Genmutationen können die normale Gallenproduktion und den Abfluss stören, was zu Cholestase führt.

Eine toxische Ursache kann der Einsatz einer intravenösen Ernährung (parenterale Ernährung) bei extrem unreifen Neugeborenen oder bei Säuglingen mit Kurzdarmsyndrom sein. In den vergangenen Jahren haben Zentren eine andere Art von Fett bei der intravenösen Ernährung eingeführt, die das Risiko für Cholestase gesenkt zu haben scheint.

Neonatales Hepatitis-Syndrom ist ein Begriff, der verwendet wird, um eine Entzündung der Leber eines Neugeborenen zu beschreiben, für die keine identifizierte Ursache besteht. Diese Diagnose wird heutzutage weniger oft gestellt, da aufgrund der Fortschritte in den Testverfahren die genauen Ursachen festgestellt werden können.

Symptome von Gallenstau (Cholestase) bei Neugeborenen

Die Symptome der Cholestase entwickeln sich typischerweise in den ersten 2 Lebenswochen eines Neugeborenen. Säuglinge mit Cholestase weisen Gelbsucht und auch dunklen Urin, hellen Stuhl und /oder eine vergrößerte Leber auf. Bilirubin in der Haut führt manchmal zu Juckreiz, der die Säuglinge reizbar macht.

Säuglinge mit Cholestase wachsen möglicherweise aufgrund der gestörten Fett- und Vitaminaufnahme nicht gut.

Weitere Probleme, wie ein Anschwellen des Bauches aufgrund von Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites oder Bauchwassersucht) und Blutung im oberen Verdauungstrakt aufgrund vergrößerter Venen in der Speiseröhre (Krampfadern bzw. Ösophagusvarizen), können bei fortschreitender Lebererkrankung auftreten.

Diagnose eines Gallenstaus (Cholestase) bei Neugeborenen

  • Bluttests

  • Bildgebende Verfahren

  • Manchmal eine Biopsie der Leber

Fast alle Neugeborenen haben in der ersten Lebenswoche höhere Bilirubinspiegel im Blut (Hyperbilirubinämie) als später im Leben. Diese normale Gelbsucht (Neugeborenen-Gelbsucht) verschwindet nach ein oder zwei Wochen, und der Bilirubinspiegel normalisiert sich.

Bei Säuglingen, die nach 2 Lebenswochen immer noch Gelbsucht haben, überprüfen Ärzte anhand eines Bluttests, ob das erhöhte Bilirubin konjugiert oder unkonjugiert ist. Ein hoher konjugierter Bilirubinspiegel deutet auf eine Leberfunktionsstörung und eine mögliche Cholestase hin. Ein hoher Spiegel von unkonjugiertem Bilirubin wird nicht durch eine Leberfunktionsstörung verursacht. Lässt der Test auf eine Cholestase schließen, werden weitere Bluttests beim Säugling durchgeführt, um festzustellen, ob die Leber entzündet ist oder funktionsgestört ist (siehe Tests zu Leberwerten im Blut). Ärzte führen weitere Tests durch, um die Ursache der Cholestase zu finden.

Mit einer Ultraschalluntersuchung des Bauches kann die Größe der Leber bewertet und die Gallenblase und der Hauptgallengang angesehen werden. Bei einer anderen Art von bildgebendem Verfahren, der Gallenwegsszintigrafie (hepatobiliäre Szintigrafie) wird eine radioaktive Substanz in eine Vene des Säuglings gespritzt. Der Arzt verfolgt den Weg der radioaktiven Substanz, die von der Leber ausgesondert und über die Gallenblase und das Gallengangsystem in den Zwölffingerdarm ausgeschieden wird. Eine weitere Art der Röntgenuntersuchung zur Betrachtung der Gallengänge und der Gallenblase, die sogenannte endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP), wird manchmal in speziellen medizinischen Zentren durchgeführt.

Können die Ärzte die Ursache nicht diagnostizieren, wird eine Gewebeprobe der Leber des Säuglings entnommen (Biopsie) und untersucht. Die Biopsie kann mit oder ohne operative Cholangiografie durchgeführt werden, bei der ein Röntgenkontrastmittel direkt in die Gallenblase gespritzt wird, um besser sehen zu können, ob die Gallengänge normal funktionieren.

Behandlung von Gallenstau (Cholestase) bei Neugeborenen

  • Behandlung der spezifischen Ursache

  • Unterstützende Versorgung, einschließlich guter Ernährung

Behandlung der Krankheitsursache

Säuglinge mit Gallengangsatresie werden nach einem Verfahren operiert, das sich Porto-Enterostomie (Kasai-Verfahren) nennt. Dieses Verfahren sollte idealerweise in den ersten 1 bis 2 Lebensmonaten stattfinden. Bei diesem Verfahren wird ein Teil des Dünndarms mit der Leber verbunden, sodass die Galle in den Dünndarm abfließen kann. Selbst mit diesem Verfahren und optimaler Versorgung benötigen die meisten Säuglinge letztendlich eine Lebertransplantation.

Einige Stoffwechselerkrankungen, z. B. eine Galaktosämie, können behandelt werden. Die Behandlung der Galaktosämie besteht im vollständigen Verzicht auf Milch und Milchprodukte (die den Zucker Galaktose enthalten) in der Ernährung des Säuglings. Im Normalfall erhalten diese Säuglinge eine Soja-Säuglingsnahrung.

Säuglinge mit neonataler Hämochromatose können mit intravenösem Immunglobulin (Antikörper aus dem Blut von Menschen mit normalem Immunsystem), oder durch Entnahme großer Blutmengen des Säuglings und Ersatz mit einer Bluttransfusion (Austauschtransfusion) behandelt werden.

Unterstützende Versorgung

Es ist wichtig, eine gute Ernährung und Nahrungsergänzung mit Vitamin A, D, E und K sicherzustellen, um einem Mangel entgegenzuwirken. Säuglinge mit Cholestase können typischerweise Fette nicht gut aufnehmen, daher sollte die Säuglingsnahrung zur Förderung der Fettaufnahme und des Wachstums spezielle Fette enthalten (mittelkettige Triglyzeride). Manche Säuglinge trinken nicht genug Säuglingsnahrung, um ein normales Wachstum sicherzustellen, und benötigen gegebenenfalls eine konzentrierte Säuglingsnahrung, die mehr Kalorien pro Gramm enthält.

Säuglinge, die keine Gallengangsatresie haben, können Ursodeoxycholsäure gegen den Juckreiz erhalten, und um den Gallenfluss anzuregen und die Leberfunktion zu verbessern.

Prognose zu Gallenstau (Cholestase) bei Neugeborenen

Die Prognose fällt sehr unterschiedlich aus. Abhängig von der Ursache können die Säuglinge sich vollständig erholen oder Leberversagen oder Leberzirrhose (Vernarbung der Leber) bekommen.

Die Gallengangsatresie kann auch bei entsprechender Diagnose und Behandlung zu zunehmend fortschreitender Lebererkrankung führen. Unbehandelte Säuglinge sterben häufig innerhalb des 1. Lebensjahres an Leberversagen.

Cholestase, die durch intravenöse Ernährung verursacht wurde, kann abheilen, wenn die intravenöse Ernährung gestoppt wird, bevor der Säugling eine schwere Lebererkrankung entwickelt. Kann die intravenöse Ernährung nicht abgesetzt werden, kann zur Linderung der Cholestase eine andere Formulierung mit Fischöl verwendet werden.

Eine nicht behandelte neonatale Hämochromatose geht im Normalfall mit einer schlechten Prognose einher.