Mitralklappeninsuffizienz

(Mitralinsuffizienz)

VonGuy P. Armstrong, MD, Waitemata District Health Board and Waitemata Cardiology, Auckland
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Eine Mitralklappeninsuffizienz (MI) ist die Schlussunfähigkeit der Mitralklappe, die einen Blutfluss vom LV in den linken Vorhof während der ventrikulären Systole verursacht. MI kann primär sein (häufige Ursachen sind Mitralklappenprolaps und rheumatisches Fieber) oder sekundär aufgrund einer LV-Dilatation oder eines Infarktes. Komplikationen sind eine progressive Herzinsuffizienz, Arrhythmien und eine Endokarditis. Symptome und Beschwerden schließen Palpitationen, Dyspnoe und ein holosystolisches apikales Geräusch ein. Die Diagnose wird aufgrund der körperlichen Untersuchung und der Echokardiographie gestellt. Die Prognose hängt von der LV-Funktion und Ätiologie, vom Schweregrad und der Dauer der MI ab. Patienten mit leichter asymptomatischer MI können nur überwacht werden, eine fortschreitende oder symptomatische MI erfordert aber eine Mitralklappenrekonstruktion oder einen -ersatz.

(Siehe auch Übersicht über die Herzklappenkrankheiten.)

Ätiologie der Mitralklappeninsuffizienz

Eine Mitralinsuffizienz kann sein

  • Akut oder chronisch

  • Primär (organisch) oder sekundär (funktionell)

Zu den Ursachen der akuten mitralen Regurgitation gehören

Häufige Ursachen der chronischen Mitralregurgitation sind eine intrinsische Klappenpathologie (primäre MI) oder eine Verzerrung einer normalen Klappe durch Dilatation und Beeinträchtigung des linken Ventrikels und/oder des Mitralanulus (sekundäre MI).

Die Pathologie der primären (organischen) Mitralklappeninsuffizienz ist meist der Mitralklappenprolaps oder die rheumatische Herzkrankheit. Seltenere Ursachen sind Bindegewebserkrankungen, angeborene Mitralklappenspalten und strahleninduzierte Herzerkrankungen.

Sekundäre (funktionelle) Mitralklappeninsuffizienz tritt auf, wenn eine Erkrankung des linken Ventrikels oder Vorhofs die Klappenfunktion beeinträchtigt. Durch die Beeinträchtigung und Erweiterung der Herzkammern werden die Papillarmuskeln nach außen verlagert, wodurch die ansonsten normalen Herzklappensegel eingeengt werden und sich nicht vollständig schließen können. Die Ursachen sind Myokardinfarkt (ischämische chronische sekundäre MI) oder intrinsische Myokarderkrankung (nicht-ischämische chronische sekundäre MI). Ein zunehmend anerkannter Mechanismus der sekundären Mitralregurgitation ist die atriale funktionelle Mitralregurgitation. Dies wird durch ringförmige Dilatation aufgrund chronischer verursacht Vorhofflimmern mit einem vergrößerten linken Vorhof. Bei Vorliegen einer Kardiomyopathie verschlechtert jeder Grad einer sekundären MR die Prognose.

Bei Kindern sind die wahrscheinlichsten Ursachen der MI eine Papillarmuskeldysfunktion, eine endokardiale Fibroelastose, eine akute Myokarditis, eine gespaltene Mitralklappe mit und ohne Endokardkissendefekt und eine myxomatöse Degeneration der Mitralklappe. Eine Mitralklappeninsuffizienz kann gemeinsam mit einerMitralklappenstenose auftreten, wenn die verdickten Klappensegel sich nicht schließen (siehe Tabelle Typische echokardiographische Befunde bei verschiedenen Arten der Mitralklappeninsuffizienz).

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Pathophysiology of Mitral Regurgitation

Die akute Mitralinsuffizienz kann ein akutes Lungenödem und einen kardiogenen Schock, oder plötzlichen Herztod verursachen.

Komplikationen der chronischen MI sind eine schrittweise Vergrößerung des LA, eine LV-Vergrößerung und exzentrische LV-Hypertrophie, die initial den regurgitierenden Blutfluss kompensiert (erhält das Vorwärtsschlagvolumen aufrecht), aber letztendlich dekompensiert (das Vorwärtsschlagvolumen erniedrigend), ein Vorhofflimmern welches sich weiter durch Thromboembolien verkomplizieren kann und eine infektiöse Endokarditis.

Symptome und Zeichen der Mitralklappeninsuffizienz

Eine akute Mitralinsuffizienz verursacht die gleichen Symptome und Zeichen wie ein akuter Herzfehler (Dyspnoe, Müdigkeit, Schwäche, Ödeme) und kardiogener Schock (Blutdruckabfall mit den daraus resultierenden Multisystem- Organschäden). Spezifische Anzeichen von Mitralinsuffizienz können fehlen.

Die chronische Mitralklappeninsuffizienz ist zunächst asymptomatisch. Die Symptome entwickeln sich schleichend, wenn sich der linke Vorhof vergrößert, der Druck in der Lungenarterie und in den Venen steigt und die Kompensation des linken Ventrikels versagt. Symptome sind Dyspnoe, Müdigkeit (aufgrund der Herzinsuffizienz), Orthopnoe und Palpitationen (oft aufgrund von Vorhofflimmern). Selten stellen sich Patienten mit einer Endokarditis (z. B. mit Fieber, Gewichtsverlust, embolische Phänomene) vor.

Anzeichen treten erst auf, wenn die Mitralklappeninsuffizienz mäßig oder schwer wird (siehe Tabelle Grading der Mitralklappeninsuffizienz). Die Inspektion und Palpation können einen brüsken apikalen Impuls und anhaltende linksparasternale Verschiebung aufgrund der systolischen Expansion des vergrößerten linken Vorhofs zeigen. Ein LV-Stoß, der anhaltend, vergrößert und abwärts und nach links verschoben ist, spricht für eine LV-Hypertrophie und -dilatation. Eine diffuse präkordiale Anhebung tritt bei schwerer MI auf, da sich der linke Vorhof vergrößert und eine anteriore Herzverschiebung bewirkt. Zudem löst eine pulmonale Hypertonie eine rechtsventrikuläre Hpyertrophie aus. In schweren Fällen kann auch ein Insuffizienzgeräusch oder Schwirren tastbar sein.

Bei der Auskultation kann der 1. Herzton (S1) leise (manchmal auch laut) sein. Ein dritter Herzton (S3) an der Herzspitze deutet auf eine erweiterte linke Herzkammer und eine schwere Mitralklappeninsuffizienz hin.

Der Hauptbefund der Mitralregurgitation ist ein holosystolisches (pansystolisches) Geräusch, das am besten mit dem Diaphragma des Stethoskops gehört wird, wenn sich der Patient in Linksseitenlage befindet. Bei leichter MI kann das systolische Geräusch verkürzt sein oder spät in der Systole auftreten.

Das Geräusch beginnt mit S1 bei Zuständen, die eine Klappensegelinkompetenz über die ganze Systole aufweisen, aber es beginnt oft nach S1 (z. B. wenn eine Kammerdilatation während der Systole den Mitralklappenapparat verdreht oder wenn eine myokardiale Ischämie oder Fibrose die Dynamik verändert). Wenn das Geräusch nach S1 beginnt, dauert es immer bis zum 2. Herzton (S2) an. Das Geräusch strahlt in die linke Axilla aus, die Intensität kann variieren oder gleichbleiben. Wenn die Intensität variiert, nimmt das Geräusch im Volumen bis zu S2 tendenziell ab.

MI-Geräusche werden stärker beim isometrischen Handgriff oder in Hockstellung, da der periphere Widerstand gegen den ventikulären Auswurf ansteigt und dadurch die Regurgitation in den linken Vorhof erhöht; die Geräusche nehmen an Intensität im Stehen oder beim Valsalva-Manöver ab. Ein kurzes, rumpelndes mitteldiastolisches Einstromgeräusch aufgrund eines sturzbachartigen mitralen diastolischen Flusses kann nach einem S3 zu hören sein. Bei Patienten mit posterioren Klappenprolaps kann das Murmeln grob sein und auf das obere Sternum ausstrahlen und so eine Aortenstenose imitieren.

MI-Geräusche können mit denen einer Trikuspidalinsuffizienz verwechselt werden, die aber dadurch unterschieden werden kann, dass das Geräusch bei Trikuspidalinsuffizienz während der Inspiration verstärkt ist.

Diagnose der Mitralklappeninsuffizienz

  • Echokardiographie

In der Regel werden zunächst ein EKG und eine Thoraxröntgenaufnahme durchgeführt, obwohl die Befunde nicht spezifisch für eine Mitralinsuffizienz sind.

Das EKG kann eine Vergrößerung des LA und eine LV-Hypertrophie mit oder ohne Ischämie zeigen. Ein Sinusrhythmus ist üblicherweise vorhanden, wenn die MI akut ist, da die Vorhöfe keine Zeit zur Dehnung und zum Remodeling hatten.

Die Röntgenthoraxaufnahme bei akuter MI kann ein Lungenödem zeigen; Veränderungen der Herzsilhouette sind nicht evident, außer wenn noch eine zugrunde liegende chronische Krankheit vorhanden ist. Die Röntgen-Aufnahme bei chronischer MI kann eine Vergrößerung des LA und LV zeigen (Siehe Bild Röntgenthorax [Prothetische Herzklappe]). Sie kann auch eine pulmonalvaskuläre Stauung und ein Lungenödem mit Herzversagen zeigen.

Die Diagnose der mitrale Regurgitation wird klinisch vermutet und durch die Echokardiographie bestätigt. Die Doppler-Echokardiographie wird verwendet, um den Regurgitationsfluss und pulmonale Hypertonie zu erkennen. 2- oder 3-dimensionale Echokardiographie wird verwendet, um die Ursache und Schwere der MI (siehe Tabelle Bewertung der Mitralklappeninsuffizienz), das Vorhandensein und den Umfang von ringförmiger Verkalkung sowie die Größe und Funktionstüchtigkeit von LV und LA zu bestimmen, und eine pulmonale Hypertonie zu erkennen.

In akuten Fällen kann eine schwere MI auf der Farb-Doppler-Echokardiographie nicht zu erkennen sein, aber der Verdacht wird ausgelöst, wenn eine akute Herzinsuffizienz von einer hyperdynamen systolischen LV-Funktion begleitet wird.

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Wenn eine Endokarditis oder valvuläre Thromben vermutet werden, kann eine transösophageale Echokardiographie (TEE) ein genaueres Bild der Mitralklappe und des linken Vorhofs zur Verfügung stellen. Die TEE ist auch indiziert, wenn eine Mitralklappenrekonstruktion statt eines Mitralklappenersatzes erwogen wird, um den Mechanismus der MI detaillierter zu bewerten.

Eine Herzkatheteruntersuchung wird vor einem chirurgischen Eingriff durchgeführt, hauptsächlich um zu bestimmen, ob eine koronare Herzkrankheit vorhanden ist. Ein prominente systolische c-v-Welle wird auf den Kurven des pulmonalarteriellen Verschlussdruckes (PCWP) während der ventrikulären Systole gesehen. Eine Ventrikulographie kann dazu genutzt werden die MI zu quantifizieren. Eine MRT des Herzens kann sehr genau die Regurgitationsfraktion messen und die Ursache der dilatativen Kardiomyopathie bei MI feststellen.

Periodische Belastungstests (Belastungs-EKG) werden häufig vorgenommen, um jegliche Verringerung der Anstrengungstoleranz zu erkennen, aufgrund derer eine chirurgische Intervention in Erwägung gezogen würde. Regelmäßige Echokardiographie wird angewandt, um die Progression der MI zu erkennen.

Behandlung der Mitralklappeninsuffizienz

  • Mitralklappenreparatur bevorzugt bei primärer MR

  • Medizinische Therapie oder Mitralklappenersatz bei sekundärer MR

  • Antikoagulanzien bei Patienten mit Vorhofflimmern

Angiotensin-konvertierendes Enzym-Hemmer und andere Vasodilatatoren verzögern die LV-Dilatation und das Fortschreiten der MI nicht, sie spielen daher bei asymptomatischer MI mit erhaltener LV-Funktion keine Rolle. Wenn jedoch eine LV-Dilatation oder Funktionsstörung vorliegt, ist eine Therapie mit einem Angiotensin-Rezeptor-Blocker, Neprilysin-Inhibitor (z. B. Sacubitril, in Kombination mit dem Angiotensin-II-Blocker Valsartan), einem Aldosteron Antagonisten und/oder vasodilatierende Betablocker (z. B. Carvedilol) indiziert. Bei sekundärer MR können diese Medikamente den Schweregrad der MR verringern und wahrscheinlich die Prognose verbessern.

Wenn sich im EKG ein Linksschenkelblock zeigt, dann kann bei sekundärer MI biventrikuläre Stimulation von Vorteil sein.

Schleifendiuretika wie Furosemid sind hilfreich bei Patienten mit belastungsinduzierter oder nachts auftretender Dyspnoe. Digitalis kann Symptome bei Patienten mit Vorhofflimmern und bei Patienten, die nicht für eine Operation in Frage kommen, reduzieren.

Die Antibiotikaprophylaxe wird nicht mehr empfohlen, außer für Patienten, die einen Klappenersatz oder eine Reparatur mit prothetischen Materialien erhalten haben. (siehe Tabelle Empfohlene Endokarditisprophylaxe bei oralen Zahn- oder Atemwegsverfahren).

Antikoagulanzien werden eingesetzt, um bei Patienten mit Vorhofflimmern Thromboembolien zu vermeiden.

Indikationen für eine Intervention

Eine akute Mitralregurgitation erfordert eine Notoperation zur Wiederherstellung oder den Ersatz der Mitralklappe, je nach Bedarf mit begleitender koronarer Revaskularisierung. Während der Patient auf den chirurgischen Eingriff wartet, können eine Nitroprussid- oder Nitroglycerininfusion und eine Intra-Aortenballonpumpe eingesetzt werden, um die Nachlast zu reduzieren und auf diese Weise das Vorwärtsschlagvolumen zu erhöhen und das ventrikuläre und regurgitierende Volumen zu reduzieren.

Chronische primäre Mitralklappeninsuffizienz das ist schwer, erfordert eine Intervention bei Beginn der Symptome oder Dekompensation (LVEF ≤ 60% oder LV end-systolischer Durchmesser ≥ 40 mm). Selbst ohne diese Auslöser kann ein Eingriff von Vorteil sein, wenn das Operationsrisiko niedrig ist und die Klappenmorphologie eine hohe Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Reparatur nahelegt. Vorhofflimmern, pulmonale Hypertonie, Prolaps der Klappensegel und linke Vorhofdilatation sind keine Indikationen für einen Eingriff (1). Wenn die EF auf < 30% fällt, ist das chirurgische Risiko hoch und erfordert eine sorgfältige Abwägung von Risiko und Nutzen.

Bei der chronischen sekundären Mitralklappeninsuffizienz gibt es weniger Indikationen für einen Eingriff. Da die anfängliche Pathologie den LV-Muskel betrifft, ist eine Korrektur der MI nicht so vorteilhaft und sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn signifikante Symptome trotz einer Versuchstherapie gemäß den Richtlinien, einschließlich biventrikulärer Stimulation, falls angezeigt, fortbestehen (sieheAbschnitt oben). Patienten mit atrialer funktioneller Mitralinsuffizienz können von einer Operation mehr profitieren als Patienten mit anderen Ursachen einer sekundären Mitralinsuffizienz (z. B. regionale oder globale ischämische Veränderungen) (2). Die Indikationen für die Transkatheter-Edge-to-Edge-Reparatur (TEER) sind breiter (permissiver) gefasst als bei anderen chirurgischen Optionen(sieheunten).

Bei Patienten, die aufgrund anderer Indikationen einer kardialen Operation unterzogen werden, sollte eine begleitende Mitralklappenoperation in Erwägung gezogen werden, wenn die Klappe im Fall einer moderaten MI rekonstruierbar ist. Bei der sekundären Mitralklappeninsuffizienz wurde diese Vorgehensweise jedoch durch das 2-Jahres-Ergebnis eines randomisierten Vergleichs mit einem alleinigen Koronararterien-Bypass in Frage gestellt. Die Hinzufügung einer Mitralklappenreparatur hatte keinen Einfluss auf die LV-Umgestaltung oder das Überleben, aber es traten übermäßig viele Nebenwirkungen auf (3). Daher sollte nur eine schwere sekundäre Mitralklappeninsuffizienz behandelt werden, wenn eine koronararterielle Bypass-Operation zur Behandlung der Ischämie durchgeführt wird.

Wahl der Intervention

Für eine primäre Mitrlregurgitation gilt, je stärker der Eingriff an der Mitralklappe die natürliche Klappe imitiert, desto besser ist dies für die Erhaltung der LV-Funktion und die Mortalität. Daher ist die Reihenfolge der Präferenz

  1. Reparatur mit Segel-Remodeling und Sehnenersatz

  2. Ersatz mit Akkord-Erhaltung

  3. Austausch mit der Entfernung von Chordae

Wenn eine Mitralklappenreparatur mit Segel-Remodeling und Sehnenersatz nicht möglich ist, wird der Ersatz durch eine mechanische Prothese bevorzugt, da Gewebeklappen in der Mitralposition eine geringere Lebensdauer haben. Eine Bioprothese ist eine Option für Patienten, die älter als 70 Jahre sind.

Bei sekundärer Mitralklappeninsuffizienz wird heute der Mitralklappenersatz der Reparatur mit einem verkleinerten Anuloplastikring vorgezogen, da der Mitralklappenersatz 2 Jahre nach der Behandlung zu weniger Mitralinsuffizienz und Herzinsuffizienz führt (4). Wenn der Mechanismus der sekundären MR eine ringförmige Dilatation aufgrund von Vorhofflimmern ist, kann eine Klappenoperation von Vorteil sein, wenn die Symptome medikamentös nicht kontrolliert werden können.

Eine andere Methode der Reparatur ist die Transkatheter-Edge-to-Edge-Reparatur (TEER) mit einem Gerät, das die Mitralklappensegel anpasst. TEER ist eine Option für Patienten mit schwerer primärer MI und Herzinsuffizienzsymptomen der NYHA-Klasse III oder IV, die auf eine medikamentöse Therapie nicht ansprechen und nicht operiert werden können. Bei sekundärer MR ist TEER angesichts des geringeren Nutzens einer Operation auch bei Patienten indiziert, bei denen das Operationsrisiko nicht prohibitiv ist, wenn sie Symptome der NYHA Klasse II oder IV aufweisen, die auf eine medikamentöse Therapie nicht ansprechen, eine Ejektionsfraktion von 20–50%, einen endsystolischen LV-Durchmesser von ≤ 70 mm, einen systolischen Pulmonalarteriendruck von ≤ 70 mmHg und eine anatomisch geeignete Klappe haben. Bei sorgfältig ausgewählten Patienten kann TEER die Symptome reduzieren, ein umgekehrtes Remodeling induzieren und die klinischen Ergebnisse verbessern, auch wenn die Raten von Residual- und rezidivierenden MR höher sind als bei einer chirurgischen Reparatur (5). Der klinische Erfolg und die Ergebnisse hängen von der sorgfältigen Auswahl der Patienten und der klinischen Betreuung ab, weshalb die meisten Zentren, die TEER anbieten, dies durch ein spezialisiertes multidisziplinäres Herzteam tun (6, 7).

Bei etwa 50% der dekompensierten Patienten sinkt durch den Einsatz einer Klappenprothese die Ejektionsfraktion deutlich, da bei ihnen die Ventrikelfunktion von der Nachlastsenkung der MI abhängig geworden ist.

Bei Patienten mit Vorhofflimmern können begleitende Verfahren wie die Ablationstherapie und der chirurgische Verschluss des linken Vorhofanhangs zur Verringerung des Schlaganfallrisikos von Vorteil sein.

Antikoagulation

Eine lebenslange Antikoagulation mit Warfarin ist bei Patienten mit einem mechanischen Ventil erforderlich, um eine Thromboembolie zu verhindern. Eine Mitralklappe erfordert eine postoperative Antikoagulation mit Warfarin für 3 bis 6 Monate (siehe auch Antikoagulation für Patienten mit einer prothetischen Herzklappe). Direkt wirkende orale Antikoagulanzien (DOAC) sind wirkungslos und sollten nicht angewendet werden.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Otto CM, Nishimura RA, Bonow RO, et al: 2020 ACC/AHA Guideline for the Management of Patients With Valvular Heart Disease: Executive Summary: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Circulation 143(5):e35–e71, 2021. doi: 10.1161/CIR.0000000000000932

  2. 2. Farhan S, Silbiger JJ, Halperin JL, et al: Pathophysiology, Echocardiographic Diagnosis, and Treatment of Atrial Functional Mitral Regurgitation: JACC State-of-the-Art Review [published correction appears in J Am Coll Cardiol 2023 Feb 21;81(7):711]. J Am Coll Cardiol 80(24):2314–2330, 2022. doi:10.1016/j.jacc.2022.09.046

  3. 3. Michler RE, Smith PK, Parides MK, et al: Two-year outcomes of surgical treatment of moderate ischemic mitral regurgitation. N Engl J Med 374:1932–1941, 2016. doi: 10.1056/NEJMoa1602003

  4. 4. Goldstein D, Moskowitz AJ, Gelijns AC, et al: Two-year outcomes of surgical treatment of severe ischemic mitral regurgitation. N Engl J Med 374:344–353, 2016. doi: 10.1056/NEJMoa1512913

  5. 5. Feldman T, Kar S, Elmariah S, et al: Randomized comparison of percutaneous repair and surgery for mitral regurgitation: 5-year results of EVEREST II. J Am Coll Cardiol 66:2844–2854, 2015. doi: 10.1016/j.jacc.2015.10.018

  6. 6. Obadia JF, Messika-Zeitoun D, Leurent G, et al: Percutaneous repair or medical treatment for secondary mitral regurgitation. N Engl J Med 379:2297–2306, 2018. doi: 10.1056/NEJMoa1805374

  7. 7. Stone GW, Lindenfeld J, Abraham WT, et al: Transcatheter mitral-valve repair in patients with heart failure. N Engl J Med 379:2307–2318, 2018. doi:  10.1056/NEJMoa1806640

Prognose für Mitralklappeninsuffizienz

Die Prognose oder Mitralinsuffizienz variiert je nach Dauer, Schweregrad und Ursache.

Einige Fälle der MI verschlechtern sich und werden schließlich schwer. Wenn die MI erst einmal schwer ist, werden 10% der asymptomatischen Patienten jedes Jahr symptomatisch.

Etwa 10% der Patienten mit chronischer MI, die durch einen Mitralklappenprolaps verursacht ist, benötigen eine chirurgische Intervention.

Wichtige Punkte

  • Häufige Ursachen für Mitralklappeninsuffizienz (MR) sind Mitralklappenvorfall, rheumatisches Fieber und linksventrikuläre Erweiterung oder Infarkt.

  • Die akute MI kann ein akutes Lungenödem und einen kardiogenen Schock oder plötzlichen Herztod verursachen.

  • Die chronische MI verursacht langsam fortschreitende Symptome der Herzinsuffizienz undm wenn sich ein Vorhofflimmern entwickelt, Palpitationen.

  • Typische Herztöne ein holosystolisches Murmeln, das am besten an der Herzspitze zu hören ist, zur linken Axilla ausstrahlt, bei isometrischem Handgriff oder Hockstellung an Intensität zunimmt und in stehender Position oder beim Valsalva-Manöver an Intensität abnimmt.

  • Symptomatische Patienten und solche, deren EKG-Befunde bestimmte Kriterien erfüllen, profitieren von einem Mitralklappenersatz oder einer Mitralklappenrekonstruktion.