Frühgeborenenapnoe

VonArcangela Lattari Balest, MD, University of Pittsburgh, School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
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Die Apnoe der Frühgeborenen ist durch Atempausen > 20 s oder Pausen < 20 s, die mit Bradykardie (< 100 Schläge/min; 1), zentraler Zyanose und/oder O2-Sättigung < 85% bei Neugeborenen < 37. Schwangerschaftswoche und keiner zugrunde liegenden Ursache für die Apnoe definiert sind. Ursache kann eine Unreife des zentralen Nervensystems sein (zentrale Apnoe); wenn die Apnoe-Episode länger andauert, kann auch eine Komponente der Atemwegsobstruktion vorliegen. Die Diagnose wird klinisch und durch kardiorespiratorische Überwachung gestellt. Die Behandlung der zentralen Apnoe wird mit Stimulanzien und die der obstruktiven Apnoe mit Kopflagerung durchgeführt. Die Prognose ist ausgezeichnet. Die Apnoe verschwindet bei den meisten Frühgeborenen im Alter von 37 Wochen nach dem Menstruationszyklus und bei fast allen Frühgeborenen im Alter von 44 Wochen nach dem Menstruationsalter.

(Siehe auch Überblick über perinatale Atemwegserkrankungen.)

Der Geburtsprozess wird von ausgeprägten physiologischen Veränderungen begleitet (siehe auch Neonatale Lungenfunktion). Hierdurch können manchmal Krankheiten zu Tage treten, die während des intrauterinen Lebens keine Probleme bereitet haben. Aus diesem Grund sollte bei jeder Geburt eine Person zugegen sein, die mit neonatalen Wiederbelebungsmaßnahmen vertraut ist. Gestationsalter und Wachstumsparameterrhelfen dabei, das Risiko einer neonatalen Pathologie zu identifizieren.

Über 25% der Frühgeborenen haben Frühgeborenenapnoe, die in der Regel 2–3 Tage nach der Geburt beginnt und nur selten am ersten Tag. Apnoe am ersten Lebenstag kann auf eine Fehlbildung oder Verletzung des Zentralnervensystems (ZNS) hindeuten. Eine Apnoe, die sich > 14 Tage nach der Geburt bei einem ansonsten gesunden Kind entwickelt, kann auf eine schwere Krankheit außer Frühgeborenen-Apnoe hinweisen (z. B. Sepsis). Das Risiko der Apnoe der Frühgeburt wächst mit einem geringen Gestationsalter.

Allgemeiner Hinweis

  1. 1. Eichenwald EC, Committee on Fetus and Newborn, American Academy of Pediatrics: Apnea of prematurity. Pediatrics 137(1), 2016. doi: 10.1542/peds.2015-3757

Pathophysiologie der Frühgeborenenapnoe

Frühgeborenen-Apnoe ist eine Entwicklungsstörung, die durch Unreife der neurologischen und/oder mechanischen Funktion des Atmungssystems verursacht wird. Apnoe kann charakterisiert werden als

  • Zentral (am häufigsten)

  • Obstruktive

  • Ein gemischtes Muster

Die zentrale Apnoe wird durch unreife Markatemkontrollzentren verursacht. Die spezifische Pathophysiologie ist nicht vollständig verstanden, scheint aber eine Reihe von Faktoren zu umfassen, einschließlich abnormalen Reaktionen auf Hypoxie und Hyperkapnie. Dies ist die häufigste Form der Frühgeborenenapnoe.

Eine obstruktive Apnoe wird durch Obstruktion der Luftwege, Nackenflexion mit Annäherung der sich gegenüberliegenden Weichteile im Hypopharynx, Obstruktion der Nase oder laryngospasmischen Reflex verursacht

Die gemischte Apnoe ist eine Kombination aus zentraler und obstruktiver Apnoe.

Alle Formen der Apnoe können bei länger anhaltender Apnoe eine Hypoxie, Zyanose und Bradykardie verursachen. Da Bradykardie auch gleichzeitig mit Apnoe auftreten kann, kann ein zentraler Mechanismus für beide verantwortlich sein.

Etwa 18% der Säuglinge, die an plötzlichem Kindstod (SIDS) gestorben sind, hatten eine Vorgeschichte als Frühgeborene, aber eine Apnoe bei Frühgeborenen ist keine Vorstufe zum SIDS.

Die periodische Atmung sind Wiederholungszyklen von 5 bis 20 Sekunden norrmaler Atmung, die sich mit kurzen (< 20 Sekunden) Perioden der Apnoe abwechseln. Dieses Phänomen ist bei Frühgeborenen weit verbreitet und gilt nicht als Apnoe der Frühgeburt und hat geringe oder keine klinische Bedeutung.

Tipps und Risiken

  • Apnoe-Episoden bei Frühgeborenen sollten nicht auf die Frühgeburtlichkeit zurückgeführt werden, solange keine schwerwiegenden Ursachen (z. B. infektiöse, kardiale, metabolische, respiratorische, zentralnervöse oder thermoregulatorische Ursachen) ausgeschlossen sind.

Diagnose der Frühgeborenenapnoe

  • Klinische Bewertung

  • Kardiorespiratorische Überwachung

  • Ausschluss anderer Ursachen (z. B. Hypoglykämie, Sepsis, intrakranielle Blutung)

Obwohl sie häufig der Unreife des Atemkontrollsystems zuzurechnen ist, kann Frühgeborenen-Apnoe ein Symptom für Infektionen und Störungen des Stoffwechsels, der Wärmeregulierung, der Atmung, des Herzens oder der ZNS-Funktionn sein. Eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und ggf. Labortests sollten erfolgen, bevor die Frühgeburtlichkeit als Ursache der Apnoe vermutet wird. Es wird nicht länger angenommen, dass die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) Frühgeborenen-Apnoe verursacht, sodass das Vorliegen von GERD nicht als eine Erklärung für Apnoe-Episoden angesehen werden sollte, noch sollte die Behandlung von GERD wegen einer Apnoe der Frühgeburt begonnen werden

Die Diagnose einer Schlafapnoe wird in der Regel durch visuelle Beobachtung oder durch kontinuierliche Verwendung von kardiorespiratorischen Impedanztyp-Monitoren während der Beurteilung und laufenden Betreuung von Frühgeborenen gestellt.

Behandlung der Frühgeborenenapnoe

  • Stimulation

  • Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung

  • Atemstimulanzien (z. B. Koffein)

  • Continuous Positive Airway Pressure (CPAP-Beatmung)

Die Patienten werden in einer überwachten Umgebung aufgenommen. Wenn eine Apnoe entweder durch Beobachtung oder durch den Monitoralarm bemerkt wird, werden die Kinder stimuliert. Dies ist manchmal völlig ausreichend. Wenn die Atmung nicht einsetzt, sollte für eine Masken-Beatmung gesorgt werden (siehe Atemwegs- und Beatmungshilfen).

Häufige oder schwere Episoden sollten schnell und gründlich beurteilt und die identifizierbaren Ursachen behandelt werden. Wenn keine Infektion oder andere behandelbare Störung entdeckt wird, sind bei häufigen oder schweren Episoden Atemstimulanzien indiziert; diese sind gekennzeichnet durch Hypoxämie, Zyanose, Bradykardie oder eine Kombination. Orales Koffein ist das sicherste und das am häufigsten benutzte Atemstimulanzium. Koffein wird bevorzugt, weil es einfacher zu verabreichen ist, weniger Nebenwirkungen hat, ein größeres Anwendungsprektrum hat und weniger Überwachung erfordert. Die Behandlung wird fortgesetzt, bis der Säugling 34–35 Wochen alt ist und für 5–7 Tage keine Apnoeepisode auftrat, bei der interveniert werden musste. Die Überwachung wird nach der letzten Apnoe-Episode oder nach dem Absetzen des Koffeins fortgesetzt, bis das Kind 5 bis 10 Tage lang keine Apnoe mehr hatte, die ein Eingreifen erfordert hätte.

Wenn die Apnoeepisoden trotz Atemstimulanzien anhalten, sollte das Neugeborene CPAP, beginnend bei 5-7 cm H2O-Druck erhalten. Bei nichtbehandelbaren Apnoeepisoden muss intubiert und beatmet werden.

Die Entlassungspraktiken variieren. Manche Therapeuten beobachten das Kind nach Abschluss der Behandlung noch weitere 7 Tage, andere entlassen das Kind mit Kaffein, wenn die Behandlung erfolgreich scheint.

Prognose für Frühgeborenenapnoe

Die meisten Frühgeborenen haben bis zur 37. postmenstruellen Woche keine Atemstillstände mehr, und die Frühgeborenenapnoe verschwindet bei fast allen Frühgeborenen bis zur 44. postmenstruellen Woche. Apnoe kann bei Säuglingen mit extrem frühem Gestationsalter (z. B. 23–27 Wochen) über mehrere Wochen andauern.

Nur selten kommt es zu Todesfällen.

Prävention der Frühgeborenenapnoe

Häusliche Überwachung

Stationäre Hochrisiko-Kinder, die keine klinisch signifikanten kardiopulmonalen Symptome (z. B. Apnoe > 20 Sekunden, Apnoe begleitet von zentraler Zyanose, Apnoe mit einer Herzfrequenz < 80 Schläge/Minute) während 3 bis 10 Tagen kontinuierlicher kardiorespiratorischer Überwachung zeigen, können sicher nach Hause entlassen werden, ohne einen Monitor mitzubekommen. Ein kardiorespiratorischer Monitor und/oder orales Koffein können manchmal für zu Hause verschrieben werden, um den stationären Aufenthalt für Säuglinge zu verkürzen, die ansonsten für die Entlassung bereit sind, aber immer noch kardiopulmonare Symptome haben, die jedoch ohne Eingriff wieder aufhören. Allerdings werden nur wenige Säuglinge mit einem Apnoe-Monitor nach Hause entlassen, und nur diejenigen, deren Episoden spontan und ohne Intervention, einschließlich Stimulation, abklingen, sollten für eine Entlassung aus dem Krankenhaus mit einem Monitor in Betracht gezogen werden.

Eltern sollten lernen, wie man richtig mit den Geräten umgeht, was sie bei Alarm-Situationen tun sollen (z. B. kardiopulmonale Reanimation), und wie sie die Ereignisse protokollieren können. Telefonische Unterstützung rund um die Uhr, Triage sowie ambulante Nachuntersuchungen mit Entscheidungsfindung über eine weitere Fortsetzung der Verwendung des Monitors sollte zur Verfügung gestellt werden. Monitore, die Informationen über Ereignisse speichern können, sind zu bevorzugen. Die Eltern sollten darüber informiert werden, dass die Heimkardiorespirationsmonitore die Inzidenz von plötzlichem Kindstod oder kurzzeitig aufgeklärte unerklärliche Ereignisse nicht reduzieren können (BRUE).

Tipps und Risiken

  • Kardiorespiratorische Überwachungsgeräte für den Heimgebrauch verringern nachweislich nicht die Häufigkeit des plötzlichen Kindstods (SIDS) oder von kurzen unerklärlichen Ereignissen (BRUE).

Positionierung

(Siehe auch the American Academy of Pediatrics' updated 2022 recommendations for reducing infant deaths in the sleep environment.)

Säuglinge sollten immer auf dem Rücken auf einer festen, flachen, nicht geneigten Schlafunterlage schlafen, es sei denn, andere medizinische Gründe stehen dem entgegen. Seitliches Schlafen oder Abstützung ist zu instabil. Die Lagerung des Kindes in Kopfmittellage und mit geradem Nacken bzw. leichter Überstreckung kann bei der Vermeidung obstruktiver Apnoen hilfreich sein.

Ermittler stellen häufig fest, dass Säuglinge, die tot in einem Schlafraum gefunden werden, erstickt sind. Weitere Maßnahmen zur Verringerung des SIDS-Risikos finden Sie unter Prävention von SUID und SIDS.

Alle Frühgeborenen, besonders die mit einer Frühgeborenenapnoe, haben, wenn sie im Autositz sitzen, ein erhöhtes Risiko für Apnoe, Bradykardie und nicht genügende O2-Sättigung. Sie sollten vor der Entlassung einem Autositztest unterzogen werden.

Wichtige Punkte

  • Frühgeborenen-Apnoe wird durch Unreife der neurologischen und/oder mechanischen Funktion des Atmungssystems verursacht.

  • Bis zur Reife können Säuglinge Atempausen > 20 Sekunden oder Pausen < 20 Sekunden in Verbindung mit Bradykardie (< 100 Schläge/min) und/oder eine Sauerstoffsättigung < 85% haben.

  • Die Diagnose wird durch Beobachtung und Ausschluss anderer, schwerwiegenderer Ursachen der Apnoe (z. B. infektiöse, metabolische, thermoregulatorische, respiratorische, kardiale oder zentralnervöse Störungen) gestellt.

  • Die Atmung wird überwacht und physikalische Stimuation wird gegen Apnoe verabreicht. Wenn die Atmung nicht einsetzt, wird für eine Masken-Beatmung gesorgt.

  • Orales Koffein wird Neugeborenen gegeben, die wiederkehrende Episoden haben.

  • Die Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit sollte nicht als Intervention bei Frühgeborenenapnoe begonnen werden.

  • Nur wenige Säuglinge werden mit einem Apnoe-Monitor entlassen, und nur diejenigen, deren Episoden spontan und ohne Stimulation abklingen, sollten überhaupt für eine Entlassung mit einem Monitor in Betracht gezogen werden.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. American Academy of Pediatrics: Sleep-Related Infant Deaths: Updated 2022 Recommendations for Reducing Infant Deaths in the Sleep Environment