Übersicht über Infektionen aufgrund von respiratorischen Viren

VonSophie Katz, MD, MPH, Vanderbilt University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Virale Infektionen laufen häufig unter Beteiligung des oberen Respirationstrakts ab. Obwohl Atemwegsinfektionen durch das verursachende Virus klassifiziert werden können (z. B. Influenza), werden sie in der Regel klinisch nach Syndrom klassifiziert (z. B. normale Ekältung, Bronchiolitis, Krupp, Pneumonie). Bestimmte Erreger verursachen häufig charakteristische klinische Manifestationen (z. B. verursacht das Rhinovirus typischerweise eine Erkältung, das Respiratory-Syncytial-Virus [RSV] typischerweise eine Bronchiolitis), und jeder Erreger kann auch viele der allgemeinen Symptome viraler respiratorischer Syndrome verursachen.

Der Schweregrad viraler respiratorischer Krankheiten variiert stark; schwerere Krankheiten kommen eher bei älteren Patienten und Kleinkindern vor. Die Morbidität kann direkt auf der viralen Infektion beruhen oder indirekt sein, aufgrund einer Exazerbation zugrunde liegender kardiopulmonaler Krankheiten oder einer bakteriellen Superinfektion der Lunge, Nasennebenhöhlen oder des Mittelohrs.

Tabelle

Diagnose von viralen respiratorischen Infektionen

  • In der Regel Anamnese, körperliche Untersuchung und lokale Epidemiologie

  • Gegebenenfalls Diagnostik

Virale Infektionen der Atemwege werden in der Regel aufgrund der Symptome und der lokalen Epidemiologie klinisch diagnostiziert. Für die Patientenversorgung ist die Diagnose des Syndroms in der Regel ausreichend. Die Identifizierung eines bestimmten Erregers ist selten notwendig.

Diagnostische Untersuchungen sollten nur in folgenden Fällen durchgeführt werden:

  • Situationen, in denen die Kenntnis des jeweiligen Erregers die klinische Behandlung beeinflusst

  • Epidemiologische Überwachung (d. h. Identifizierung und Bestimmung der Ursache eines Ausbruchs)

Die Identifizierung von Krankheitserregern kann wichtig sein, wenn eine spezifische antivirale Therapie angezeigt ist. Eine antivirale Therapie wird bei den folgenden Viren und Indikationen durchgeführt:

  • Influenza: Patienten oder enge Kontaktpersonen von Patienten mit hohem Komplikationsrisiko; kann Patienten mit durchschnittlichem Risiko mit Symptomen für < 48 Stunden verabreicht werden (1)

  • COVID-19: Patienten mit hohem Risiko für eine schwere Erkrankung mit Symptomen seit < 5 Tagen (2)

  • RSV-Infektion: Schwer immunsupprimierte Patienten

Die Identifizierung des spezifischen Erregers (insbesondere des Influenzavirus oder des RSV bei hospitalisierten Patienten oder Patienten, die in einer Einrichtung leben) kann auch für die Infektionsprävention und -kontrolle wichtig sein, einschließlich der Identifizierung und Eindämmung potenzieller Ausbrüche.

Für Influenza, RSV und SARS-CoV-2 stehen schnelle antigenbasierte und PCR-basierte Diagnosetests für den Point-of-Care zur Verfügung. Die Antigen-Schnelltests für den Point-of-Care haben eine geringere Sensitivität als PCR-basierte Labortests (3). Point-of-Care-Tests sind normalerweise für Fälle vorbehalten, in denen die klinische Diagnose unsicher ist

  • Eine antivirale Therapie wird erwogen.

  • Die Identifizierung des viralen Pathogens würde eine zusätzliche Beurteilung oder Behandlung einer bakteriellen Infektion verhindern.

  • Die Identifizierung des viralen Erregers würde die Infektionsprävention und -kontrolle im stationären Umfeld unterstützen.

Der PCR-basierte Nachweis viraler Pathogene in einem Multiplex-Panel (oder einzeln für Influenza, RSV und SARS-CoV-2) ist in vielen klinischen Laboren verfügbar. Diese Tests sind empfindlicher als Antigen-basierte Point-of-Care-Tests und werden, sofern verfügbar, für klinische Zwecke bevorzugt.

Zellkultur- oder serologische Tests sind manchmal verfügbar, aber langsamer als PCR-Tests. Sie können für die epidemiologische Überwachung nützlich sein.

Literatur zur Diagnose

  1. 1. Uyeki TM, Bernstein HH, Bradley JS, et al: Clinical Practice Guidelines by the Infectious Diseases Society of America: 2018 Update on Diagnosis, Treatment, Chemoprophylaxis, and Institutional Outbreak Management of Seasonal Influenza. Clin Infect Dis. 2019;68(6):895-902. doi:10.1093/cid/ciy874

  2. 2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): National Center for Immunization and Respiratory Diseases (NCIRD), Division of Viral Diseases: Interim Clinical Considerations for COVID-19 Treatment and Pre-exposure Prophylaxis in Outpatients, last updated April 12, 2024

  3. 3. Dinnes J, Sharma P, Berhane S, et al: Rapid, point-of-care antigen tests for diagnosis of SARS-CoV-2 infection. Cochrane Database Syst Rev. 2022;7(7):CD013705. Published 2022 Jul 22. doi:10.1002/14651858.CD013705.pub3

Behandlung von viralen respiratorischen Infektionen

  • Unterstützend

  • Manchmal antivirale Medikamente

Die Therapie viraler respiratorischer Infektionen ist meist supportiv.

Antibakterielle Substanzen sind gegen virale Erreger unwirksam, und eine Prophylaxe gegen sekundäre bakterielle Infektionen wird nicht empfohlen. Antibiotika sollten nur gegeben werden, wenn sich sekundäre bakterielle Infektionen entwickeln.

Aspirin sollte nicht bei Patienten im Alter 18 Jahren mit Verdacht auf eine virale Atemwegsinfektion angewendet werden, da das Reye-Syndrom ein Risiko darstellt.

Einige Patienten husten noch 3 bis 8 Wochen nach Abklingen einer Infektion der oberen Atemwege (1); diese Symptome können durch die Verwendung eines inhalativen Bronchodilatators oder von Kortikosteroiden gelindert werden.

In manchen Fällen sind antivirale Substanzen nützlich:

  • Oseltamivir, Baloxavir Marboxil und Zanamivir sind wirksam gegen Influenza (2).

  • Nirmatrelvir mit Ritonavir, Remdesivir oder Molnupiravir nach Beginn der Symptome von COVID-19 kann in Betracht gezogen werden, um das Fortschreiten zu einer schweren Erkrankung bei Hochrisikopatienten zu verhindern, und Remdesivir kann bei schwerem COVID-19 in Betracht gezogen werden (3).

  • Die Anwendung von Ribavirin, einem Guanosinanalogon, das die Replikation vieler RNA- und DNA-Viren inhibiert, kann bei schwer immunsupprimierten Patienten mit einer RSV-bedingten Infektion der unteren Atemwege erwogen werden (4).

  • Nirsevimab und Palivizumab sind monoklonale Antikörper, die bei Säuglingen und Kleinkindern eingesetzt werden um RSV-Infektion vorzubeugen (5, 6, 7). Nirsevimab ist zu bevorzugen, steht aber möglicherweise nicht für alle Säuglinge zur Verfügung; ist es nicht verfügbar, sollten in Frage kommende Hochrisikosäuglinge und -kinder Palivizumab erhalten.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Irwin RS, French CL, Chang AB, Altman KW; CHEST Expert Cough Panel*: Classification of Cough as a Symptom in Adults and Management Algorithms: CHEST Guideline and Expert Panel Report. Chest. 2018;153(1):196-209. doi:10.1016/j.chest.2017.10.016

  2. 2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): National Center for Immunization and Respiratory Diseases (NCIRD): Influenza Antiviral Medications: Summary for Clinicians, last updated December 8, 2023

  3. 3. Centers for Disease Control and Prevention (CDC): National Center for Immunization and Respiratory Diseases (NCIRD), Division of Viral Diseases: Interim Clinical Considerations for COVID-19 Treatment and Pre-exposure Prophylaxis in Outpatients, last updated April 12, 2024

  4. 4. Manothummetha K, Mongkolkaew T, Tovichayathamrong P, et al: Ribavirin treatment for respiratory syncytial virus infection in patients with haematologic malignancy and haematopoietic stem cell transplant recipients: a systematic review and meta-analysis. Clin Microbiol Infect. 2023;29(10):1272-1279. doi:10.1016/j.cmi.2023.04.021

  5. 5. Hammitt LL, Dagan R, Yuan Y, et al: Nirsevimab for Prevention of RSV in Healthy Late-Preterm and Term Infants. N Engl J Med. 2022;386(9):837-846. doi:10.1056/NEJMoa2110275

  6. 6. Griffin MP, Yuan Y, Takas T, et al: Single-Dose Nirsevimab for Prevention of RSV in Preterm Infants [published correction appears in N Engl J Med. 2020 Aug 13;383(7):698]. N Engl J Med. 2020;383(5):415-425. doi:10.1056/NEJMoa1913556

  7. 7. Garegnani L, Styrmisdóttir L, Roson Rodriguez P, et al: Palivizumab for preventing severe respiratory syncytial virus (RSV) infection in children. Cochrane Database Syst Rev. 2021;11(11):CD013757. Published 2021 Nov 16. doi:10.1002/14651858.CD013757.pub2