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Diagnose

VonGloria F. Gerber, MD, Johns Hopkins School of Medicine, Division of Hematology
Überprüft/überarbeitet Mai 2024
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Als Anämie wird eine Verminderung der Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gemessen am Hämatokrit- oder der Hämoglobinspiegel bezeichnet.

Bei erwachsenen Männern wird Anämie definiert als eine der folgenden:

  • Hämoglobin, < 13,6 g/dl (< 1360 g/l)

  • Hämatokrit < 40% (< 0,40)

  • Erythrozyten < 4,5 Mio./mcl (< 4,5 × 1012/l)

Bei Frauen ist Anämie definiert als eines der folgenden Merkmale:

  • Hämoglobin, < 12 g/dl (< 120 g/l)

  • Hämatokrit < 37% (< 0,37)

  • Erythrozyten < 4 Mio./mcL (< 4 × 1012/l)

Bei Kleinkindern und Kindern variieren die Normwerte abhängig vom Alter, sodass hier entsprechende Alterstabellen genutzt werden sollten (siehe Tabelle Altersabhängige Werte für Hämoglobin und Hämatokrit).

Die Anämie ist im eigentlichen Sinne keine Diagnose, sondern die Manifestation einer zugrunde liegenden Krankheit. (siehe Ätiologie der Anämie). Daher sollte auch beim Vorliegen einer leichten, asymptomatischen Anämie nach der Primärkrankheit gesucht und diese therapiert werden.

Anämie wird in der Regel aufgrund der Anamnese und der körperlichen Untersuchung vermutet. Zu den häufigsten Symptomen und Anzeichen einer Anämie gehören

  • Allgemeine Müdigkeit

  • Schwäche

  • Dyspnoe bei Anstrengung

  • Blässe

Nach Anamnese und körperlicher Untersuchung werden Labortests durchgeführt, bei denen ein komplettes Blutbild, die Retikulozytenzahl und ein peripherer Abstrich bestimmt werden. Die Differentialdiagnose (und die Ursache der Anämie) kann dann basierend auf den Testergebnissen weiter verfeinert werden.

Tipps und Risiken

  • Die Anämie ist im eigentlichen Sinne keine Diagnose, sondern die Manifestation einer zugrunde liegenden Krankheit. Daher sollte auch beim Vorliegen einer leichten, asymptomatischen Anämie nach der Primärkrankheit gesucht und diese therapiert werden.

Patientenanamnese bei Anämie

Die Anamnese sollte ansprechen

  • Risikofaktoren für bestimmte Anämien

  • Symptome der Anämie selbst

  • Symptome, die die zugrunde liegende Störung widerspiegeln

Risikofaktoren für Anämie

Es gibt viele Risikofaktoren für eine Anämie. Beispielsweise prädisponiert eine veganische Lebensweise für eine Vitamin-B12-Mangel-Anämie, während Alkoholismus mit einem erhöhten Risiko für eine Anämie durch Folsäuremangel einhergeht. Einige Hämoglobinopathien sind angeboren; auch verschiedene Arzneimittel und Infektionen begünstigen eine Hämolyse. Krebs, rheumatische Erkrankungen und chronisch entzündliche Erkrankungen können die Produktion roter Blutkörperchen unterdrücken. Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes oder Lymphom können für autoimmune hämolytische Anämie prädisponieren.

Symptome der Anämie

Die klinischen Symptome einer Anämie sind weder spezifisch noch bei der Differenzierung der verschiedenen Anämieformen hilfreich. Die Symptome spiegeln kompensatorische Reaktionen auf eine Gewebehypoxie wider und entwickeln sich in der Regel, wenn der Hämoglobin-Spiegel deutlich unter den individuellen Ausgangswert des Patienten fällt. Im Allgemeinen sind die Symptome bei Patienten mit eingeschränkter kardiopulmonaler Reserve oder wenn sich die Anämie sehr schnell entwickelt, ausgeprägter.

Symptome wie Schwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, pektanginöse Beschwerden, Synkopen oder Belastungsdyspnoe können auf eine Anämie hinweisen. Schwindel, Kopfschmerzen, pulsierender Tinnitus, Amenorrhö, Libidoverlust und gastrointestinale Symptome können ebenfalls auftreten.

Bei Patienten mit schwerer Gewebehypoxie oder Hypovolämie können Herzversagen oder Schock auftreten.

Symptome, die auf eine Anämie hindeuten

Einige Symptome können jedoch bereits auf die Ursache der Anämie hindeuten. So weisen z. B. Teerstühle, Epistaxis, Hämatochezie, Hämatemesis oder Menorrhagie auf eine Blutung hin. Gelbsucht und dunkler Urin deuten bei Patienen ohne Lebererkrankungen auf eine Hämolyse hin. Gewichtsverlust kann Anzeichen eines Tumorleidens sein. Eine Sichelzellanämie äußert sich unter Umständen in Form von starken Knochen- oder Thoraxschmerzen. Ein Vitamin-B12- Mangel kann durch Parästhesien der distalen Extremitäten auffällig werden.

Körperliche Untersuchung bei Anämie

Eine komplette körperliche Untersuchung ist unabdingbar. Anzeichen für eine Anämie selbst sind weder sensitiv noch spezifisch; eine Blässe ist jedoch bei schwerer Anämie (d. h. Hämoglobin < 7 g/dL [< 70 g/L]) häufig.

Die Anzeichen für viele Grunderkrankungen sind diagnostisch genauer als die Anzeichen für eine Anämie. Positive Haemoccult-Tests weisen auf eine gastrointestinale Blutung hin. Eine akute Blutung kann einen hämorrhagischen Schock (z. B. Hypotonie, Tachykardie, Blässe, Tachypnoe, Schwitzen, Verwirrtheit;) zur Folge haben. Ikterus kann ein Symptom für eine Hämolyse sein. Splenomegalie kann bei Hämolyse, Hämoglobinopathien, systemischen rheumatischen Erkrankungen, myeloproliferativen Erkrankungen, Infektionen oder Krebserkrankungen auftreten. Eine periphere Neuropathie weist auf einen Vitamin-B12-Mangel hin. Fieber und Herzgeräusche können auf eine infektiöse Endokarditis hindeuten. In seltenen Fällen entwickelt sich ein High-output-Herzversagen als kompensatorische Reaktion auf eine Anämie-induzierte Gewebehypoxie.

Tests bei Anämie

  • Gesamtblutbild (CBC) mit Leukozyten- und Thrombozytenzahl

  • Erythrozytenindizes und -morphologie

  • Retikulozytenzahl

  • Peripherer Blutausstrich

  • Andere Blut- und Urinuntersuchungen zur Bestimmung der Ätiologie

  • Gelegentlich Knochenmarkaspiration und -biopsie

Die Laborauswertung beginnt mit einem vollständigen Blutbild (CBC), einschließlich der Anzahl der weißen Blutkörperchen (WBC) und Thrombozyten, RBC-Indizes und Morphologie und Untersuchung des peripheren Abstrichs. Zu den Erythrozytenindizes gehören das mittlere korpuskulare Volumen (MCV), das mittlere korpuskulare Hämoglobin (MCH), die mittlere korpuskulare Hämoglobinkonzentration (MCHC) und die Erythrozytenverteilungsbreite (RDW). Die Retikulozytenzahl zeigt, wie gut das Knochenmark die Anämie ausgleicht.

Die daraufhin erfolgenden Untersuchungen sollten anhand dieser Ergebnisse und des klinischen Bildes ausgewählt werden. Diese Tests helfen bei der weiteren Charakterisierung der Anämie und der Bestimmung ihrer Ursache und können Blutchemie, Ferritin, Haptoglobin, direkte Antiglobulintests, Folat- und Vitamin-B12-Messungen sowie Urinanalysen, die Bestimmung von okkultem Blut im Stuhl und manchmal eine Knochenmarkspunktion und -biopsie umfassen. Die Kenntnis allgemeiner Diagnosekriterien kann zur Beschleunigung der Diagnose beitragen (siehe Tabelle Charakteristische Merkmale häufiger Anämieformen).

Tabelle
Tabelle

Vollständiges Blutbild und Erythrozyten-Indizes

Das automatische CBC misst direkt Hämoglobin, Erythrozytenzahl, Leukozytenzahl und Thrombozytenzahl sowie das mittlere korpuskuläre Volumen (MCV), das ein Maß für das Erythrozytenvolumen ist. Der Hämatokrit, der den prozentualen Anteil der Erythrozyten am Blut angibt, das mittlere korpuskuläre Hämoglobin (MCH), das den Hämoglobingehalt in den einzelnen Erythrozyten angibt, aber keine klinische Bedeutung hat, und die mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC), die die Hämoglobinkonzentration in den einzelnen Erythrozyten angibt, sind berechnete Werte.

Das diagnostische Kriterium für Anämie ist

  • Für erwachsene Männer: Hämoglobin < 13,6 g/dL (< 136 g/L), Hämatokrit < 40% (< 0,40) oder Erythrozyten < 4,5 Millionen/mcL (< 4,5 × 1012/L)

  • Für Frauen: Hämoglobin < 12 g/dl (120 g/l), Hämatokrit < 37% (< 0,37) oder Erythrozyten < 4 Millionen/mcl (< 4 × 1012/l)

Bei Kleinkindern und Kindern variieren die Normwerte abhängig vom Alter, sodass hier entsprechende Alterstabellen genutzt werden sollten (siehe Tabelle Altersabhängige Werte für Hämoglobin und Hämatokrit).

Erythrozyten werden bei einem mittleren korpuskulären Volumen < 80 fL als mikrozytär (kleine Zellen) und bei einem mittleren korpuskulären Volumen > 100 fL als makrozytär (große Zellen) bezeichnet. Da Retikulozyten jedoch auch größer sind als reife Erythrozyten, kann eine große Anzahl von Retikulozyten den MCV-Wert erhöhen.

Automatisierte Verfahren können auch den Variationsgrad der Erythrozytengröße bestimmen, der durch die Erythrozytenverteilungsbreite (RDW) ausgedrückt wird. Eine hohe Erythrozytenverteilungsbreite kann der einzige Hinweis auf eine parallel vorliegende mikrozytäre und makrozytäre Anämie. Bei diesen Konstellationen liegt ein normales mittleres korpuskuläres Volumen vor, da es lediglich den Mittelwert beschreibt. Der Begriff Hypochromasie bezieht sich auf die Erythrozytenpopulationen, bei denen der MCHC-Wert < 30% beträgt. Erythrozytenpopulationen mit einem normalen Wert der mittleren korpuskulären Hämoglobin-Konzentration (MCHC) sind normochrom. Sphärozyten können einen erhöhten MCHC-Wert aufweisen. Die Erythrozyten verteidigen ihren MCHC-Wert gegenüber ihrem MCV-Wert (Erhaltung des Hämoglobins auf Kosten der Erythrozytengröße), weshalb Mikrozytose bei Eisenmangel, gestörter Hämoglobinsynthese oder der Erythrozytose bei Polycythaemia vera auftritt.

Die Bestimmung der Erythrozytenindizes kann Hinweise auf die Ursache der Anämie geben und schränkt die Anzahl der möglichen Gründe ein.

Mikrozytäre Indizes treten bei veränderter Häm- oder Globinsynthese auf. Die häufigsten Gründe hierfür sind Eisenmangel, Thalassämie und verwandte Hämoglobinsynthese-Defekte. Bei einigen Patienten mit Anämie bei chronischer Grundkrankheit ist das mittlere korpuskuläre Volumen mikrozytär oder zumindest grenzwertig vermindert.

Makrozytäre Indizes treten bei gestörter DNA-Synthese (z. B. aufgrund von Vitamin-B12-Mangel, Folatmangel oder Chemotherapeutika wie Hydroxyharnstoff oder Antifolatmitteln) und bei Alkoholkonsumstörung aufgrund von Anomalien der Zellmembran auf. Akute Blutungen können aufgrund der frühen Freisetzung großer junger Retikulozyten kurzzeitig makrozytäre Indizes ergeben.

Normozytäre Indizes treten bei Anämien auf, die auf eine mangelhafte Produktion von Erythropoietin (EPO) oder eine unzureichende Reaktion darauf zurückzuführen sind (hypoproliferative Anämien). Vor Ausbildung eines Eisenmangels liegen bei Blutungen normozytäre und normochrome Anämien vor, sofern keine exzessive Produktion von Retikulozyten stattfindet.

Blutausstrich

Der periphere Abstrich kann auf das Vorhandensein oder die Ursache einer hämolytischen Anämie hinweisen, Veränderungen in der Erythrozytenstruktur aufzeigen, das Vorhandensein einer Thrombozytopenie bestätigen (im Gegensatz zu artefaktischer Thrombozytenverklumpung) und zur Identifizierung unreifer Granulozyten und abnormaler Lymphozytenmorphologie verwendet werden, die häufig von automatischen Blutzellenanalysegeräten angezeigt werden. Durch ihn können auch andere Veränderungen (z. B. Malaria oder andere Parasiten, erythrozytäre Einschlusskörperchen oder Granulozyteneinschlüsse) entdeckt werden. In diesen Fällen liefert die automatisierte Blutzellzählung meist normale Werte. Eine Verletzung der Erythrozyten kann durch das Auffinden von Erythrozytenfragmenten (Schistozyten), oxidativen Schäden (Biss- oder Blasenzellen) oder Nachweis signifikanter Membranveränderungen durch sichelförmige Zellen, ovale Zellen (Ovalozyten) oder sphärozytäre Zellen identifiziert werden. So genannte Targetzellen (dünne Erythrozyten mit zentraler Hämoglobinverdichtung) sind Erythrozyten mit insuffizientem Hämoglobin oder stark verdickten Membranen (z. B. als Folge von Hämoglobinopathien oder Leberfunktionsstörungen). Der periphere Blutausstrich gibt darüber hinaus Auskunft über verschiedene Erythrozytenformen (Poikilozytose) und Größen (Anisozytose).

Peripherer Blutausstrich
Peripherer Blutausstrich, Normal
Peripherer Blutausstrich, Normal

Ein Blutstropfen wird auf einen Objektträger aufgebracht, der anschließend mit polychromen Flecken (Wright-Giemsa) angefärbt wird, um die verschiedenen Zelltypen zu identifizieren. Diese Flecken sind Gemische basischer Farbstoffe (Methylenblau), die blau anfärben, und saurer Farbstoffe (Eosin), die rot anfärben. So färben sich saure Komponenten der Zelle (Zellkern, zytoplasmatische RNA, basophile Granulate) blau oder violett und grundlegende Bestandteile der Zelle (Hämoglobin, eosinophile Granulate) färben sich rot oder orange.

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By permission of the publisher. From Tefferi A, Li C. In Atlas of Clinical Hematology. Edited by JO Armitage. Philadelphia, Current Medicine, 2004.

Schistozyten (Erythrozyten-Fragmente)
Schistozyten (Erythrozyten-Fragmente)

Schistozyten (siehe Pfeile) sind geschädigte Erythrozyten, die bei mikroangiopathischer hämolytischer Anämie (einschließlich disseminierter intravaskulärer Koagulation, thrombotischer thrombozytopenischer Purpura/hämolytisch-hämolytisch-urämischem Syndrom und Valvaler Hämolyse) auftreten können.

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By permission of the publisher. From Tefferi A, Li C. In Atlas of Clinical Hematology. Edited by JO Armitage. Philadelphia, Current Medicine, 2004.

Schießscheibenzellen
Schießscheibenzellen

Zielzellen (dünne Erythrozyten mit einem zentralen Hämoglobinpunkt; Pfeil) sind auf ein Ungleichgewicht zwischen Zellvolumen und Hämoglobingehalt zurückzuführen und kennzeichnen Thalassämie und andere Hämoglobinopathien (z. B. Hämoglobin-C-Krankheit und Hämoglobin-S-C-Krankheit), können aber auch nach Splenektomie und bei Lebererkrankungen auftreten.

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By permission of the publisher. From Tefferi A, Li C. In Atlas of Clinical Hematology. Edited by JO Armitage. Philadelphia, Current Medicine, 2004.

Retikulozytenzahl

Die Retikulozytenzahl wird entweder als Anteil der Retikulozyten oder als absolute Retikulozytenzahl angegeben. Die Retikulozytenzahl ist ein entscheidender Test bei der Beurteilung einer Anämie, da sie Aufschluss über die Reaktion des Knochenmarks gibt und eine Differenzierung zwischen mangelhafter Erythropoese (Erythrozytenproduktion) und übermäßiger Hämolyse (Zerstörung der Erythrozyten) als Ursache der Anämie ermöglicht. Höhere Werte weisen beispielsweise auf eine kompensatorische Produktion (Retikulozytose) hin; im Vorliegen einer Anämie deutet eine Retikulozytose auf eine übermäßige Zerstörung der Erythrozyten, einen Blutverlust oder eine Erholung von einer Anämie hin (z. B. nach einer Eisensupplementierung bei Eisenmangelanämie). Niedrige oder normale Werte im Vorliegen einer Anämie weisen auf eine unangemessen niedrige Erythrozytenproduktion hin. In einigen Fällen von hämolytischer Anämie ist die Retikulozytenzahl jedoch niedrig (z. B. bei einer komorbiden Nierenerkrankung oder einer Infektion), und bei diesen Patienten besteht das Risiko für die Entwicklung einer schweren Anämie. Durch die Berechnung des Retikulozytenproduktionsindex wird die Retikulozytenzahl um die Anämie korrigiert.

Retikulozyten lassen sich am besten sichtbar machen, wenn das Blut mit einer Supravitalfärbung gefärbt wird. Das Retikulin der Erythrozyten besteht aus RNA, die nur in jungen Erythrozyten vorhanden ist, sodass die Retikulozyten in einem Wright-gefärbten Blutausstrich nur ein bläuliches Aussehen haben (Polychromatophilie oder Polychromasie). Das Vorhandensein einer Polychromatophilie kann eine grobe Schätzung der Retikulozytenproduktion in einem Routineblutausstrich liefern.

Klinischer Rechner

Knochenmarkaspiration und -biopsie

Eine Knochenmarkaspiration und -biopsie ermöglichen die direkte Beurteilung von Erythrozytenvorstufen. Des Weiteren können Reifungsstörungen von Vorläuferzellen (Dysplasien) sowie die Menge, Verteilung und zelluläre Anordnung des Eisens direkt erfasst werden. Knochenmarkaspiration und Biopsie sind bei der Beurteilung einer Anämie normalerweise nicht indiziert und werden nur durchgeführt, wenn eine der folgenden Bedingungen vorliegt:

Am Knochenmarkaspirat können bei Verdacht auf hämatopoetische oder andere Tumoren sowie angeborene Krankheiten der Erythrozytenvorläufer (z. B. Fanconi-Anämie) auch zytogenetische und molekularbiologische Untersuchungen durchgeführt werden. Zur Immunphänotypisierung kann bei Verdacht auf eine lympho- oder myelodysplastische Krankheit die Durchflusszytometrie eingesetzt werden.

Knochenmarkaspiration und -biopsie sind technisch nicht schwierig und stellen kein erhöhtes Morbiditätsrisiko dar. Diese Verfahren sind sicher und hilfreich bei Verdacht auf eine hämatologische Erkrankung. Die Knochenmarkspunktion und die Biopsie werden in der Regel in einem einzigen Verfahren durchgeführt. Da für die Biopsie eine ausreichende Knochendicke erforderlich ist, wird die Probe normalerweise aus der Spina iliaca posterior superior (seltener auch aus der Spina iliaca anterior superior) entnommen. Wenn der Verdacht auf ein Myelom besteht, eine schwere Osteoporose vorliegt oder der Körperhabitus das Verfahren erschwert, kann eine bildgebungsgesteuerte Biopsie durchgeführt werden.

Andere Tests zur Beurteilung einer Anämie

Indirektes Bilirubin und Laktatdehydrogenase (LDH) im Serum können manchmal helfen, zwischen Hämolyse und Blutverlust zu unterscheiden. Beide sind bei Hämolyse erhöht und bei Blutverlust normal, obwohl die Reabsorption eines großen Hämatoms das Haptoglobin senken und das indirekte Bilirubin erhöhen kann, wodurch eine hämolytische Anämie vorgetäuscht wird. LDH und Bilirubin können jedoch auch aus anderen Gründen als einer hämolytischen Anämie erhöht sein und sind nicht spezifisch.

Andere Tests, wie Vitamin B12 und Folatspiegel und Eisen- und Eisenbindungskapazität, werden in Abhängigkeit von der vermuteten Ursache der Anämie durchgeführt. Weitere Untersuchungen werden in den Kapiteln zu den verschiedenen Anämieformen und Blutungsstörungen besprochen.