Überblick über Knochenbrüche

VonDanielle Campagne, MD, University of California, San Francisco
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Ein Bruch (Fraktur) ist ein Anriss oder Bruch eines Knochens. Die meisten Brüche (Frakturen) werden durch Gewaltanwendung an einem Knochen verursacht.

  • Frakturen sind in der Regel auf Verletzungen oder Überbeanspruchung zurückzuführen.

  • Der verletzte Körperteil schmerzt (vor allem dann, wenn er benutzt wird), ist in der Regel geschwollen und kann eine Prellung aufweisen, verdreht oder verbogen aussehen oder sich nicht mehr in seiner normalen Position befinden.

  • Es können auch weitere Verletzungen vorhanden sein oder sich entwickeln, beispielsweise Blutgefäß- und Nervenschädigungen, Kompartment-Syndrom, Infektionen und anhaltende Gelenkprobleme.

  • Solche Frakturen werden manchmal anhand der Symptome, der Umstände, unter denen die Verletzung entstanden ist, und des Befunds der körperlichen Untersuchung diagnostiziert. In der Regel müssen aber auch Röntgenaufnahmen oder andere bildgebende Verfahren durchgeführt werden.

  • Die meisten Frakturen verheilen gut und sind relativ problemlos. Wie lange die Heilung dauert, hängt jedoch von vielen Faktoren ab, zum Beispiel vom Alter der Betroffenen, der Art und Schwere der Verletzung und davon, ob noch andere Erkrankungen vorhanden sind.

  • Auch die Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Verletzung und kann die Gabe von Schmerzmitteln, eine Behandlung nach dem PRICE-Prinzip (Schützen, Eis auftragen, Druckverband anlegen und Hochlagern), Manöver oder Verfahren, um den gebrochenen Knochen zurück in seine normale Position zu bringen (Reposition), Ruhigstellung der verletzten Gliedmaße (zum Beispiel mit einem Gipsverband oder einer Schiene) und mitunter einen chirurgischen Eingriff beinhalten.

Die Knochen sind Teil des Bewegungsapparats, das zudem aus den Muskeln und Geweben, die diese miteinander verbinden (Bänder, Sehnen und anderem Bindegewebe, den sogenannten Weichteilen) besteht. Diese anatomischen Strukturen verleihen dem Körper seine Form, stabilisieren ihn und ermöglichen es, ihn zu bewegen.

Zusätzlich zu einem Bruch kann es auch zur Beschädigung der Weichteile des Bewegungsapparats auf folgende Weise kommen:

  • Die Knochen in Gelenken können vollständig voneinander getrennt (d. h. disloziert) oder nur zum Teil aus ihrer normalen Position gebracht werden (sog. Subluxation).

  • Bänder (Verbindungselemente zwischen Knochen) können reißen (man spricht dann von einer Verstauchung).

  • Auch in Muskeln können Risse (Zerrungen) auftreten.

  • Sehnen (Verbindungselemente zwischen Muskeln und Knochen) können reißen (Ruptur).

Verstauchungen, Zerrungen und gerissene Bänder werden als Weichteilverletzungen bezeichnet.

Bei Frakturen (und anderen Verletzungen des Bewegungsapparats) können in Bezug auf Schwere der Verletzung und Behandlungsbedarf große Unterschiede vorliegen. Die Bandbreite reicht beispielsweise von kleinen, leicht zu übersehenden Rissen in einem Fußknochen bis zum schweren, lebensbedrohenden Bruch des Beckens.

Anders als bei einer geschlossenen Fraktur ist bei einer offenen Fraktur die Haut durchstoßen.

Bei einer Verletzung mit Knochenbruch können auch schwerwiegende Verletzungen anderer Gewebe vorliegen, z. B. der Haut, von Nerven, Blutgefäßen, Muskeln und Organen. Diese Verletzungen können die Behandlung der Fraktur komplizieren, zu vorübergehenden oder verbleibenden Problemen oder beidem führen.

Am häufigsten sind die Arme und Beine gebrochen. Aber Frakturen können auch in jedem anderen Knochen des Körpers auftreten, zum Beispiel:

Wie Knochen heilen

Bei den meisten Geweben, wie etwa Haut, Muskeln und inneren Organen, kommt es nach einer erheblichen Verletzung zu Selbstheilungsvorgängen, bei denen das verletzte Gewebe durch Narbengewebe ersetzt wird. Das Narbengewebe sieht oftmals anders aus als das normale Gewebe oder beeinträchtigt in gewisser Hinsicht die Funktion. Knochen heilen dagegen, indem sie Knochengewebe bilden.

Wenn ein Knochen nach einer Fraktur von selbst heilt, ist die Fraktur oft irgendwann so gut wie nicht mehr auszumachen. Selbst gesplitterte Knochen können bei entsprechender Behandlung oftmals repariert werden und wieder normal funktionieren.

Wie schnell Knochen ausheilen, hängt vom Alter des Betroffenen ab und ob noch andere Erkrankungen vorliegen. Bei Kindern heilen die Knochen zum Beispiel viel schneller als bei Erwachsenen. Krankheiten, die die Durchblutung verschlechtern (wie Diabetes und eine periphere arterielle Verschlusskrankheit) verlangsamen die Heilung.

Brüche (Frakturen) heilen in drei sich überlappenden Phasen:

  • Entzündungen

  • Rekonstruktion

  • Umgestaltung (Remodeling)

In der Entzündungsphase beginnt die Heilung sofort nach dem Bruch (Fraktur). In dieser Phase wandern Zellen des Immunsystems zur Verletzungsstelle, um verletztes Gewebe, Knochenfragmente und aus beschädigten Blutgefäßen fließendes Blut zu entfernen.

Die Immunzellen setzen Stoffe frei, die weitere Immunzellen anziehen, den Blutfluss in dem Bereich verstärken und bewirken, dass der geschädigte Bereich mit mehr Flüssigkeit versorgt wird. Diese Vorgänge führen dazu, dass sich die Bruchstelle entzündet. Sie wird rot, schwillt an und ist druckempfindlich.

Die Entzündungsphase erreicht ihren Höhepunkt innerhalb weniger Tage, braucht aber Wochen, bis sie wieder abklingt. Die Schmerzen kurz nach einer Fraktur sind größtenteils auf diese Vorgänge zurückzuführen.

Während dieser und der Rekonstruktionsphase muss der Körperteil mit der Bruchstelle häufig ruhiggestellt werden – zum Beispiel mit einem Gips oder einer Schiene.

Die Rekonstruktionsphase beginnt einige Tage nach der Verletzung und dauert Wochen bis Monate. Zur Reparatur des Bruchs wird neues Knochengewebe (Callus) hergestellt. Dieser neue Knochen, der externe Callus, enthält zunächst kein Kalzium (ein Mineralstoff, der Knochen Festigkeit und Dichte verleiht). Er ist weich und gummiartig. Er kann daher leicht beschädigt werden und dazu beitragen, dass der Knochen während der Heilung verrutscht (disloziert). Der externe Callus ist außerdem auf Röntgenbildern nicht sichtbar.

In der Phase der Umgestaltung (Remodeling) werden Knochen abgebaut, aufgebaut und wie vorher wiederhergestellt. Die Umgestaltung (Remodeling) dauert mehrere Monate. Es lagert sich Kalzium in den Callus ein, der dadurch viel steifer und fester wird und im Röntgenbild besser zu erkennen ist. Die normale Form und Struktur des Knochens werden wiederhergestellt.

In dieser Phase können die Betroffenen das verletzte Körperteil nach und nach wieder normal einsetzen. Sie sollten jetzt ihre üblichen Aktivitäten langsam wieder aufnehmen und den verletzten Körperteil allmählich wieder mehr belasten.

Ursachen für Frakturen

Meistens ist ein Trauma die Ursache für den Bruch. Von einem Trauma spricht man in folgenden Fällen:

  • direkte Krafteinwirkung, z. B. bei einem Sturz oder Autounfall

  • Wiederholte mittlere Krafteinwirkung, etwa wie sie bei Marathonläufern oder Soldaten, die mit schwerem Gepäck auf dem Rücken marschieren müssen, auftritt (solche Frakturen werden Ermüdungsfrakturen genannt)

Wie schwer eine Fraktur ist, hängt zum Teil von der Stärke der einwirkenden Kraft ab. Ein ebenerdiger Sturz führt beispielsweise in der Regel zu geringfügigeren Brüchen, wohingegen ein Sturz aus einem Gebäude zu schweren Frakturen mehrerer Knochen führen kann.

Einige Brüche (Frakturen) treten vor allem beim Sport auf (siehe Sportverletzungen).

Einige Krankheiten können den Knochen schwächen. Hierzu gehören:

  • Bestimmte Infektionen

  • Knochentumoren (die bösartig oder gutartig sein können), einschließlich Tumoren (Tumorabsiedelungen) an anderer Stelle im Körper, der sich auf den Knochen ausgebreitet hat

  • Osteoporose

Bei Patienten mit einer dieser Erkrankungen besteht ein höheres Risiko für Knochenbrüche, selbst bei Einwirkung einer lediglich schwachen Kraft. Diese Art von Fraktur wird pathologische Fraktur genannt.

Symptome von Frakturen

Das offensichtlichste Symptom einer Fraktur ist:

  • Schmerzen

Der verletzte Körperteil schmerzt, insbesondere wenn versucht wird, ihn mit Gewicht zu belasten oder zu gebrauchen. Der Bereich um die Fraktur herum ist berührungsempfindlich. Weitere Symptome umfassen:

  • Schwellungen

  • verdrehtes oder verbogenes Aussehen oder offensichtlich veränderte anomale Position eines Körperteils

  • Blutergüsse oder Verfärbungen

  • Unfähigkeit, den verletzten Körperteil normal zu benutzen

  • möglicherweise Verlust des Gefühls in dem Körperteil (Taubheitsgefühl oder anomale Wahrnehmung)

Frakturen führen typischerweise zu einer Schwellung, aber die Schwellung entsteht erst Stunden später und ist bei einigen Formen von Frakturen auch nur sehr leicht.

Wenn die Muskeln rund um die verletzte Stelle versuchen, einen gebrochenen Knochen in Position zu halten, können Muskelkrämpfe auftreten, was zusätzliche Schmerzen verursacht.

Bei Unterhautblutungen entwickeln sich Blutergüsse. Das Blut kann von Blutgefäßen in einem gebrochenen Knochen oder dem umliegenden Bindegewebe austreten. Der Bluterguss ist anfangs dunkelrot bis schwarz, wird dann aber langsam grün und gelb, wenn sich das Blut zersetzt und wieder vom Körper aufgenommen wird. Das Blut kann in einem erheblichen Radius von der Fraktur in das Gewebe sickern, so dass ein großer Bluterguss oder ein Bluterguss in einem Abstand von der ursprünglichen Verletzung entsteht. Es kann einige Wochen dauern, bis das Blut wieder absorbiert ist. Das Blut kann zeitweilig Schmerzen und eine Steifheit der umliegenden Strukturen bewirken. Schulterbrüche können zum Beispiel einen Bluterguss über den gesamten Arm und Schmerzen im Ellbogen und im Handgelenk verursachen.

Schmerzen, sowie der Bruch selbst, hindern den Betroffenen häufig daran, das gebrochene Glied normal zu bewegen.

Eine Bewegung des verletzten Körperteils wird aufgrund der Schmerzen mitunter vermieden oder ist nicht möglich. Bei Menschen, die nicht sprechen können (zum Beispiel Kleinkinder oder ältere Menschen), ist die Weigerung, einen Körperteil zu bewegen, oft der einzige Hinweis auf einen Knochenbruch. Manche Frakturen hindern die Betroffenen jedoch nicht daran, den verletzten Körperteil zu bewegen. Der Umstand allein, dass ein verletzter Körperteil sich bewegen lässt, heißt jedoch nicht, dass keine Fraktur vorliegt.

Komplikationen bei Frakturen

Frakturen können von anderen Problemen begleitet sein bzw. andere Probleme nach sich ziehen (Komplikationen). Schwerwiegende Komplikationen sind jedoch unüblich. Wenn Hautverletzungen vorliegen oder Blutgefäße oder Nerven geschädigt sind, ist das Risiko schwerwiegender Komplikationen höher.

Manche Komplikationen (zum Beispiel eine Schädigung von Blutgefäßen und Nerven, Kompartment-Syndrom, Fettembolie und Infektionen) treten in den ersten Stunden oder Tagen nach der Verletzung auf. Andere (z. B. Probleme mit Gelenken oder mit dem Heilungsprozess) entstehen nach und nach.

Schädigung von Blutgefäßen

Viele Frakturen können zu sichtbaren Blutungen um die Verletzung herum führen. Eine Blutung im Körper (innere Blutung) oder eine Blutung aus einer offenen Wunde (externe Blutung) ist aber nur selten so massiv, dass es zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall kommt (Schock). Ein Schock kann beispielsweise entstehen, wenn Brüche des Oberschenkelknochens (Femur) oder des Beckens schwere innere Blutungen verursachen. Bei Einnahme eines Blutgerinnungshemmers (eines Antikoagulans) können bereits relativ geringfügige Verletzungen erhebliche Blutungen nach sich ziehen.

Bei einer Luxation des Hüft- oder Kniegelenks kann die Durchblutung des Beins gestört sein. In einem solchen Fall erhalten die Gewebe in dem Bein nicht genug Blut (Ischämie) und können absterben (Nekrose). Wenn große Gewebeareale absterben, muss der betreffende Teil des Beins unter Umständen amputiert werden. Einige Frakturen des Ellenbogens oder Oberarms können die Blutzirkulation zum Unterarm unterbrechen und zu ähnlichen Problemen führen. Eine solche Durchblutungsstörung kann unter Umständen erst einige Stunden nach der Verletzung symptomatisch werden.

Nervenschäden

Bei einem Knochenbruch können Nerven gedehnt, geprellt oder gequetscht werden. Ein direkter Schlag kann zu einer Nervenprellung oder -quetschung führen. Je nach ihrer Schwere heilen solche Verletzungen meist im Lauf von Wochen, Monaten oder Jahren von selbst. Bei manchen Nervenverletzungen wird nie eine vollständige Heilung erzielt.

Selten kommt es zu einem Nervenriss, z. B. durch spitze Knochenfragmente. Dieses Risiko ist höher, wenn auch Hautverletzungen vorliegen. Gerissene Nerven heilen nicht von selbst und müssen womöglich chirurgisch repariert werden.

Lungenembolie

Eine Lungenembolie ist die häufigste schwerwiegende Komplikation schwerer Hüft- und Beckenfrakturen. Sie tritt auf, wenn sich in einer Vene ein Blutgerinnsel bildet, sich ablöst (d. h. zu einem Embolus wird), in die Lunge wandert und dort eine Arterie blockiert. In der Folge erhält der Körper nicht ausreichend Sauerstoff.

Bei einer Hüftfraktur erhöht sich das Risiko einer Lungenembolie erheblich, weil

  • eine Verletzung des Beins vorliegt, wo sich die meisten Gerinnsel bilden, die zu einer Lungenembolie führen

  • der/die Betroffene Stunden oder Tage im Bett bleiben muss, so dass sich der Blutstrom verlangsamt und die Neigung zur Blutgerinnselbildung zunimmt

  • es an der Bruchstelle zu einer Schwellung kommt, die ebenfalls den Blutfluss in den Venen verlangsamt

Bei rund einem Drittel der Patienten, die nach einer Hüftfraktur sterben, ist die Todesursache eine Lungenembolie. Eine Lungenembolie stellt sich sehr viel weniger häufig bei Frakturen des Unterschenkels und sehr selten bei Armbrüchen ein.

Fettembolie

Eine Fettembolie ist eine seltene Komplikation. Sie kann auftreten, wenn aufgrund der Fraktur in einem langen Knochen (z. B. im Oberschenkelknochen) Fett aus dem Knocheninneren (Mark) austritt. Das Fett kann durch die Venen wandern, sich in der Lunge absetzen und dort ein Blutgefäß blockieren, was zu einer Lungenembolie führt. Als Ergebnis wird der Körper nicht mit genügend Sauerstoff versorgt, die Betroffenen werden kurzatmig und haben Schmerzen im Brustkorb. Ihre Atmung ist schnell und flach, und die Haut kann fleckig oder bläulich verfärbt sein.

Kompartment-Syndrom

Ein Kompartment-Syndrom ist selten. Es kann beispielsweise auftreten, wenn nach einem Arm- oder Beinbruch verletzte Muskeln stark anschwellen. Weil die Schwellung auf nahe gelegene Blutgefäße drückt, wird die verletzte Gliedmaße nicht mehr oder nicht mehr ausreichend durchblutet. Dadurch kann es zu einer Schädigung oder zum Absterben von Geweben in der Gliedmaße kommen, so dass diese amputiert werden muss. Ohne sofortige Behandlung kann das Syndrom zum Tod führen. Ein Kompartment-Syndrom tritt häufig bei Menschen auf, die bestimmte Frakturen im unteren Bein, bestimmte Armfrakturen oder eine Lisfranc-Fraktur (eine Fraktur am Fuß) haben.

Infektionen

Wenn bei einem Knochenbruch (Fraktur) auch die Haut verletzt ist, kann sich die Wunde infizieren und die Infektion kann sich auf den Knochen ausdehnen (eine sogenannte Osteomyelitis, die sehr schwer zu heilen ist).

Gelenkerkrankungen

Frakturen, die bis in ein Gelenk reichen, beschädigen in der Regel den Knorpel am Ende der Knochen im Gelenk (die sogenannten Gelenkflächen). Dieses glatte, zähe, schützende Gewebe ermöglicht eine reibungslose Bewegung der Gelenke. Ein geschädigter Knorpel neigt zur Narbenbildung, was eine Osteoarthrose verursacht, die zu steifen Gelenken führt und die Beweglichkeit der Gliedmaßen einschränkt. Bei Knie, Ellenbogen und Schulter ist die Wahrscheinlichkeit einer Versteifung nach einer Verletzung besonders hoch, vor allem bei älteren Menschen.

Um einer Versteifung vorzubeugen und eine möglichst normale Bewegung des Gelenks zu ermöglichen, ist gewöhnlich eine Physiotherapie erforderlich. Der geschädigte Knorpel muss häufig operativ behandelt werden. Nach einem solchen chirurgischen Eingriff ist die Vernarbung des Knorpels geringer bzw. schwächer ausgeprägt.

Einige Frakturen können ein Gelenk instabil machen und damit das Risiko für weitere Verletzungen und Osteoarthrose erhöhen. Eine entsprechende Behandlung, meist mit einem Gipsverband oder einer Schiene, kann dazu beitragen, dauerhafte Probleme zu verhindern.

Ungleichmäßige Gliedmaßen

Bei Kindern, bei denen eine Wachstumsfuge im Bein gebrochen ist, kann es passieren, dass das Bein nicht auf die normale Länge wächst und kürzer als das andere Bein wird. An den Wachstumsfugen, die aus Knorpel bestehen, verlängern sich die Knochen, bis die endgültige Körpergröße erreicht ist. Wenn ein Bruch nicht auch die Wachstumsfuge in Mitleidenschaft gezogen hat, kann diese das Wachstum an der Bruchstelle selbst anregen. Wenn sie das Wachstum dort anregt, kann es passieren, dass das Bein zu schnell wächst und dann länger als das andere Bein wird.

Bei Erwachsenen kann ein chirurgischer Eingriff am Hüftknochen dazu führen, dass ein Bein kürzer wird als das andere.

Erschwerter Heilungsverlauf

Mitunter kommt es vor, dass Knochen nach einem Bruch nicht erwartungsmäßig zusammenwachsen. Sie können

  • nicht zusammenwachsen (Pseudarthrose)

  • sehr langsam zusammenwachsen (verzögerte Bruchheilung)

  • in der falschen Position zusammenwachsen (Ausheilung in Fehlstellung)

Probleme dieser Art sind wahrscheinlicher, wenn

  • Die Bruchstücke sind nicht genau zueinander ausgerichtet und nicht fixiert (also mit Gips oder einer Schiene ruhiggestellt).

  • die Blutversorgung unterbrochen ist.

Bestimmte Krankheiten, z. B. Diabetes und periphere Gefäßerkrankung und bestimmte Medikamente, z. B. Kortikosteroide, können die Heilung verlangsamen oder beeinträchtigen.

Osteonekrose

Wenn die Blutzirkulation zu einem Knochen unterbrochen ist, kann dieser teilweise absterben und in einer Osteonekrose enden. Bestimmte Verletzungen (z. B. Kahnbeinbrüche und Hüftfrakturen, bei denen die gebrochenen Knochen verschoben sind) neigen häufiger zu einer Osteonekrose.

Diagnose von Frakturen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Röntgenaufnahmen zur Frakturerkennung

  • manchmal Magnetresonanztomographie oder Computertomographie

Bei Verdacht auf einen Knochenbruch sollte man zur Untersuchung stets in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen. Mögliche Ausnahmen bilden einige Verletzungen an Zehen und Fingerkuppen

In den folgenden Fällen sollten Betroffene ebenfalls in eine Notaufnahme gebracht werden (meist mit dem Krankenwagen):

  • wenn das Problem offensichtlich schwerwiegend ist (beispielsweise nach einem Autounfall oder wenn der betreffende Körperteil nicht mehr benutzt werden kann).

  • wenn mehrere Verletzungen vorliegen.

  • wenn Symptome einer Komplikation vorliegen – beispielsweise, wenn der betreffende Körperteil taub oder schwach wird, nicht mehr normal bewegt werden kann oder sich die Haut kühl anfühlt oder blau wird.

  • wenn das betroffene Körperteil nicht belastet werden kann.

  • Das verletzte Gelenk fühlt sich instabil an.

Wenn die Verletzungsursache ein schwerwiegender Unfall ist, muss der Arzt als Erstes

  • Den Patienten zuerst auf schwere Verletzungen und Komplikationen untersuchen, z. B. auf eine offene Wunde, Nervenschädigungen, massiven Blutverlust, unterbrochene Blutzirkulation und Kompartment-Syndrom

Folgende Maßnahmen werden beispielsweise unternommen:

  • Messen des Blutdrucks: Menschen, die viel Blut verloren haben, leiden an niedrigem Blutdruck.

  • Messen des Pulses und Kontrollieren von Hautfarbe und -temperatur: Ein fehlender oder schwacher Puls und bleiche, kühle Haut können auf eine Unterbrechung der Blutzirkulation hindeuten. Diese Symptome können bedeuten, dass eine Arterie beschädigt wurde und sich das Kompartment-Syndrom gebildet hat.

  • Überprüfen der Berührungsempfindlichkeit der Haut, um zu sehen, ob die Person an der Stelle taub ist oder nicht: Ärzte fragen die Person nach auffälligen Empfindungen an der Stelle, z. B. Gefühl von Kribbeln, Prickeln oder Taubheit. Auffällige Empfindungen deuten auf Nervenschaden hin.

Wenn eine dieser Verletzungen und Komplikationen vorhanden ist, wird sie entsprechend behandelt. Anschließend führt der Arzt die Beurteilung des Patienten fort.

Beschreibung der Verletzung

Die betroffene Person (bzw. ein Zeuge) wird gebeten, den Verletzungsvorgang zu beschreiben. Häufig erinnern sie sich nicht daran, wie eine Verletzung aufgetreten ist, oder können sie nicht genau beschreiben. Die Art der Verletzung kann aber leichter ermittelt werden, wenn bekannt ist, wie es dazu gekommen ist. Wenn beispielsweise beschrieben wird, dass ein Schnapp- oder Knallgeräusch aufgetreten ist, könnte es sich um eine Fraktur (oder eine Bänder- oder Sehnenverletzung) handeln. Der Arzt erkundigt sich außerdem danach, in welche Richtung das Gelenk belastet wurde, als die Verletzung auftrat. Anhand dieser Informationen lässt sich feststellen, welche Knochen und anderen Strukturen geschädigt sind.

Der Arzt erkundigt sich auch danach, wann die Schmerzen begannen und wie stark diese sind:

  • War dies sofort nach der Verletzung der Fall, könnte es sich um einen Bruch oder eine schwere Verstauchung handeln.

  • Setzte der Schmerz erst Stunden oder Tage später ein, ist die Verletzung meist geringfügig.

  • Wenn die Schmerzen stärker sind, als bei der Art von Verletzung zu erwarten ist, oder wenn die Schmerzen in den ersten Stunden nach der Verletzung kontinuierlich stärker werden, könnte sich ein Kompartment-Syndrom entwickelt haben oder der Blutfluss ist unterbrochen.

Körperliche Untersuchung

Eine solche Untersuchung umfasst Folgendes (nach Priorität geordnet):

  • Überprüfung auf Schädigung von Blutgefäßen in der Nähe des verletzten Körperteils, zum Beispiel, indem Puls, Hauttemperatur und -farbe überprüft werden

  • Überprüfung auf Schädigung von Nerven (zum Beispiel durch Überprüfung der Sinneswahrnehmungen) in der Nähe des verletzten Körperteils

  • Untersuchung und Bewegung des verletzten Körperteils

  • Untersuchung der Gelenke ober- und unterhalb des verletzten Körperteils

Der Arzt tastet den verletzten Körperteil vorsichtig ab, um festzustellen, ob Knochenstücke vorhanden oder Knochen verschoben sind und ob der Bereich druckempfindlich ist. Außerdem wird nach Schwellungen und Blutergüssen gesucht. Wenn sich innerhalb mehrerer Stunden nach der Verletzung keine Schwellung bildet, handelt es sich wahrscheinlich nicht um einen Bruch.

Der Arzt fragt außerdem, ob der verletzte Körperteil benutzt, belastet und bewegt werden kann.

Zur Überprüfung der Stabilität eines Gelenks wird es vorsichtig bewegt, wenn jedoch eine Fraktur möglich ist, werden zunächst Röntgenaufnahmen erstellt, um festzustellen, ob die Bewegung des Gelenks sicher ist. Der Arzt überprüft, ob bei einer Bewegung des verletzten Körperteils Reibungs- oder Rasselgeräusche (Krepitation) zu hören sind. Falls ja, könnte ein Knochenbruch vorliegen.

Ärzte überprüfen außerdem das Gelenk über und unterhalb des verletzten Gelenks und kontrollieren dies auf Bänder-, Sehnen- und Muskelverletzungen.

Wenn Schmerzen oder Muskelkrämpfe die Untersuchung beeinträchtigen, kann ein Schmerzmittel und/oder ein Muskelrelaxans oral verabreicht oder gespritzt werden, oder es kann ein örtliches Betäubungsmittel in den verletzten Bereich injiziert werden. Oder der verletzte Bereich kann solange ruhiggestellt werden, bis die Krämpfe aufhören, in der Regel für einige Tage, und dann untersucht werden.

Untersuchungen

Bildgebende Verfahren, die zur Diagnose einer Fraktur verwendet werden, sind:

  • Röntgenaufnahmen

  • Magnetresonanztomographie (MRT)

  • Computertomographie (CT)

Röntgenbilder sind die wichtigsten und für gewöhnlich die ersten und einzigen Untersuchungen, die für die Diagnose von Frakturen durchgeführt werden.

Röntgenaufnahmen sind jedoch nicht immer erforderlich, je nachdem, welcher Körperteil betroffen ist und was der Arzt vermutet. Ist die Behandlung eines verletzten Körperteils (z. B. der Zehen, mit Ausnahme des großen Zehs) unabhängig davon, ob eine Fraktur vorliegt oder nicht, so sind meist keine Röntgenaufnahmen erforderlich.

Röntgenbilder werden meist aus mindestens zwei verschiedenen Winkeln aufgenommen, um zu zeigen, wie die Fragmente des Knochens angeordnet sind. Es kann sein, dass kleine Frakturen, bei denen die Bruchstücke des Knochens in ihrer ursprünglichen Position geblieben sind (d. h. sich nicht in Fragmente teilen), auf solchen Routine-Röntgenbildern nicht zu sehen sind. Solche Frakturen werden als okkulte (versteckte) Frakturen bezeichnet. Aus diesem Grund werden mitunter weitere Röntgenaufnahmen aus anderen Winkeln gemacht. Manchmal werden Röntgenaufnahmen erst nach einigen Tagen oder sogar Wochen gemacht, da manche unsichtbare (okkulte) Frakturen, etwa Rippenbrüche, Ermüdungsbrüche und Kahnbeinbrüche erst im Röntgenbild sichtbar werden, wenn sie beginnen auszuheilen und im neuen Knochen Kalzium eingelagert wird.

Ist eine Fraktur auf einem Röntgenbild nicht zu sehen, aber der Arzt vermutet nach wie vor einen Bruch, kann er dennoch eine Schiene anlegen und die Person ein paar Tage später erneut untersuchen. Wenn die Symptome immer noch Beschwerden bereiten, kann eine weitere Röntgenaufnahme erstellt werden. Frakturen sind auf Röntgenbildern einfacher zu erkennen, wenn sie bereits seit einer Weile ausheilen.

Wenn auf einem Röntgenbild eine Fraktur in einem Knochen sichtbar ist, der abnormal aussieht (z. B. wenn der Knochen zum Teil ungewöhnlich dünn aussieht), kam es vermutlich deshalb zu dem Bruch, weil der Knochen aufgrund einer Krankheit (wie beispielsweise Osteoporose) geschwächt ist.

Gegebenenfalls wird eine CT oder MRT durchgeführt, wenn

  • die Ergebnisse auf eine Fraktur hindeuten, die Röntgenbilder aber keine solche zeigen.

  • ein Facharzt detaillierter Ansichten der Fraktur benötigt, um die optimale Behandlungsmethode festzulegen.

Es kann auch eine CT und eine MRT durchgeführt werden, um Details der Frakturen, die man auf Routine-Röntgenbildern nicht sieht, sichtbar zu machen. Eine CT zeigt die feinen Details einer gebrochenen Gelenkoberfläche und kann Bereiche mit einer versteckten Fraktur zeigen, die vom darüberliegenden Knochen verdeckt wird. Eine CT und insbesondere eine MRT können Weichteile darstellen, die im Röntgenbild meist nicht sichtbar sind. Die MRT zeigt das Gewebe um den Knochen herum. So können Verletzungen der anliegenden Sehnen und Bänder, Knorpel und Muskeln festgestellt werden. Sie kann auch krebsbedingte Veränderungen darstellen. Eine MRT zeigt auch eine Verletzung (Schwellung oder Bluterguss) innerhalb des Knochens und kann daher kleine Frakturen aufzeigen, bevor diese im Röntgenbild sichtbar sind.

Andere Tests zur Kontrolle auf ähnliche Verletzungen können sein:

Arten von Knochenbrüchen

Bildgebungstests ermöglichen es dem Arzt, die Art der Fraktur festzustellen und diese genau zu beschreiben.

Tabelle

Einige Arten von Knochenbrüchen

Behandlung von Frakturen

  • Behandlung von schwerwiegenden Komplikationen

  • Schmerzbehandlung

  • Pausieren, Eis, Druckverband (Compression) und Hochlagern (PECH)

  • Reposition der verschobenen Teile

  • Ruhigstellung, in der Regel mit einer Schiene oder einem Gips

  • Manchmal operative Eingriffe

Schwere Frakturen und damit zusammenhängende schwere Verletzungen und Komplikationen, falls vorhanden, werden sofort behandelt (zum Beispiel: Schock oder Kompartment-Syndrom). Ohne sofortige Behandlung könnten sich solche Verletzungen verschlimmern, schmerzhafter werden und einen Funktionsverlust wahrscheinlicher machen. Diese Verletzungen können zu schwerwiegenden Problemen bis hin zum Tod führen.

Wenn der Verdacht besteht, dass eine Fraktur oder eine andere schwere Verletzung vorliegt, sollte der Betroffene sofort in die Notaufnahme gehen oder gebracht werden. Wenn der Betroffene nicht gehen kann oder mehrere Verletzungen aufweist, ist ein Transport im Krankenwagen notwendig. Bis der Arzt sie untersuchen kann, können die Betroffenen Folgendes tun:

  • die verletzte Gliedmaße ruhigstellen (immobilisieren) und mit einer provisorischen Schiene oder Schlinge oder einem Kissen stützen

  • die Gliedmaße bis über die Höhe des Herzens anheben, um das Anschwellen zu reduzieren

  • Eis (in ein Handtuch oder einen Lappen eingewickelt) auflegen, um die Schmerzen und das Anschwellen zu kontrollieren

Behandlung von Kindern

Knochenbrüche bei Kindern werden oft anders behandelt als bei Erwachsenen, da Kinder kleinere und flexiblere Knochen haben, die weniger spröde sind und sich noch im Wachstum befinden. Knochenbrüche heilen bei Kindern sehr viel schneller und besser als bei Erwachsenen. Einige Jahre nach dem Bruch ist auf den Röntgenbildern von Kindern fast nichts mehr zu erkennen.

Bei Kindern wird eine Behandlung mit einem Gipsverband einem chirurgischen Eingriff meist vorgezogen, da

  • sie nach dem Abnehmen des Gipses weniger steif sind als Erwachsene.

  • die Wahrscheinlichkeit einer normalen Bewegungsfähigkeit nach dem Abnehmen des Gipses höher ist.

  • Chirurgische Eingriffe in der Nähe eines Gelenks können den Teil des Knochens in Mitleidenschaft ziehen, der für den Knochenwuchs zuständig ist (die Wachstumsfuge).

Behandlung von schwerwiegenden Verletzungen

In der Notaufnahme wird der Patient auf Verletzungen untersucht, die umgehend behandelt werden müssen.

Wenn die Haut aufgerissen ist, wird die Wunde in der Regel gesäubert, nachdem ein lokales Anästhetikum zur Betäubung der Stelle verwendet wurde und dann mit einem sterilen Verband bedeckt. Außerdem erhält die verletzte Person eine vorbeugende Tetanusimpfung und Antibiotika zur Vorbeugung vor Infektionen.

Um sicherzustellen, dass der verletzte Körperteil weiterhin durchblutet wird, werden geschädigte Arterien chirurgisch repariert, es sei denn, die Arterien sind klein und der Blutfluss ist nicht betroffen.

Auch abgetrennte Nerven werden chirurgisch repariert. Dieser Eingriff kann aber, falls erforderlich, um einige Tage verschoben werden. Nerven können nach einer Prellung oder Verletzung manchmal von selbst heilen.

Schmerzbehandlung

Die Schmerzen werden so schnell wie möglich behandelt, typischerweise mit opioiden Schmerzmitteln und/oder Paracetamol oder einem Betäubungsmittel (Anästhetikum), das in die Nerven im verletzten Bereich gespritzt wird (Nervenblockade). Eine Nervenblockade verhindert, dass die Nerven Schmerzsignale an das Gehirn senden.

Aspirin und andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) werden manchmal aufgrund des Blutungsrisikos nicht empfohlen. Wenn jedoch keine Operation geplant ist, können NSAR eingesetzt werden.

PECH

PECH (engl. PRICE) bezieht sich auf eine Kombination aus:

  • Schutz

  • Ruhe

  • Eis

  • Compression (Druckverband)

  • Hochlagern

Bei Patienten mit einer Fraktur und Weichteilverletzungen kann die PRICE- bzw. PECH-Regel von Nutzen sein. Die Regel wird zur Behandlung von verletzten Muskeln, Bändern und Sehnen angewendet.

Pausieren trägt dazu bei, weitere Verletzungen zu verhindern, die die ursprüngliche Verletzung verschlimmern könnten. Dazu kann zählen, dass der Einsatz des verletzten Körperteils eingeschränkt wird, um ihn zu entlasten, und Krücken und/oder eine Schiene oder ein Gips verwendet werden

Ruhe verhindert weitere Verletzungen und kann die Heilung beschleunigen.

Eis und Druckverband minimieren Schwellungen und Schmerzen. Eis wird in einen Plastikbeutel gegeben oder in ein Handtuch oder einen Lappen gewickelt und in den ersten 24 bis 48 Stunden so oft wie möglich jeweils 15 bis 20 Minuten lang aufgelegt. Als Druckverband für die Verletzung wird meist eine elastische Bandage verwendet.

Das Hochlagern der verletzten Gliedmaße trägt dazu bei, dass Flüssigkeit von der Verletzung abgeleitet und dadurch die Schwellung reduziert wird. In den ersten 2 Tagen wird die verletzte Gliedmaße über Herzhöhe gelagert.

Nach 48 Stunden kann für jeweils 15 bis 20 Minuten Wärme angewendet werden (zum Beispiel mit einem Heizkissen). Die Wärmebehandlung kann zur Schmerzlinderung beitragen. Es ist jedoch unklar, ob Wärme oder Eis besser ist. Dies kann bei jeder Person anders sein.

Reposition

Gebrochene Knochen müssen in ihre Ursprungsposition zurückgeführt (reponiert) werden. Eine Reposition ist in der Regel notwendig, wenn

  • sich Knochenbruchstücke voneinander getrennt haben.

  • sich Knochenbruchstücke nicht mehr in einer Linie befinden.

Bei Kindern müssen bestimmte Frakturen nicht reponiert werden, da der Knochen, der sich noch im Wachstum befindet, sich selbst wieder ausrichten kann.

Wenn möglich, wird die Reposition ohne chirurgischen Eingriff durchgeführt (sogenannte geschlossene Reposition), indem die Knochen oder Knochenteile manuell eingerichtet werden. Nach erfolgter Reposition wird meist eine Röntgenaufnahme gemacht, um zu bestätigen, dass sich die verletzten Knochen wieder in ihrer normalen Position befinden.

Manche Verletzungen müssen chirurgisch gerichtet werden (sogenannte offene Reposition).

Da eine Reposition in der Regel schmerzhaft ist, werden vor dem Eingriff Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und/oder ein Anästhetikum verabreicht. Welche Medikamente verwendet werden, richtet sich nach der Schwere der Verletzung und der Art und Weise, wie die Reposition durchgeführt wird:

  • Beim Richten kleinerer Brüche (wie etwa am Handgelenk oder am Finger) kann die Injektion von Lidocain in der Nähe des verletzten Körperteils zur örtlichen Betäubung bereits ausreichend sein.

  • Bei einer geschlossenen Reposition größerer Brüche (zum Beispiel des Arms, der Schulter oder des Unterschenkels) werden Beruhigungsmittel und Schmerzmittel in eine Vene verabreicht. Das Beruhigungsmittel macht die Patienten schläfrig, sie sind aber nach wie vor wach. Es kann auch ein örtliches Betäubungsmittel gespritzt werden. Bei einer Schulterluxation kann beispielsweise Lidocain in das Schultergelenk injiziert werden.

  • Offene Reposition: Die Patienten erhalten eine Vollnarkose durch Injektion oder über eine Gesichtsmaske. Dieser Eingriff wird für gewöhnlich in einem Operationssaal vorgenommen.

Ruhigstellung

Nach dem Richten darf der verletzte Körperteil nicht bewegt werden, d. h. er wird ruhiggestellt.

Nach der geschlossenen Reposition einer Fraktur wird meist ein Gipsverband, eine Schiene oder eine Schlinge verwendet.

Außerdem werden bei solchen Verfahren oftmals Vorrichtungen wie Stifte, Schrauben, Stäbe und Platten eingesetzt. Dieses Verfahren wird offene Reposition und interne Fixation (ORIF) genannt.

Die Ruhigstellung verringert Schmerzen und unterstützt die Heilung, indem eine weitere Verletzung von umliegendem Gewebe verhindert wird. Bei einem Bein- oder Armbruch kann die Ruhigstellung einer Fettembolie vorbeugen. Die Ruhigstellung ist bei den meisten mittelschweren bis schweren Frakturen hilfreich. Es werden die Gelenke auf beiden Seiten der Fraktur ruhiggestellt (immobilisiert).

Wenn die Ruhigstellung zu lange dauert (beispielsweise länger als einige Wochen bei jungen Erwachsenen), kann es zu einer mitunter dauerhaften Gelenkversteifung und Verkürzung (Kontraktur) oder Schrumpfung (Atrophie) der Muskeln kommen. Es können sich Blutgerinnsel bilden. Probleme dieser Art können schnell auftreten und Kontrakturen können chronisch werden, was vor allem bei älteren Menschen der Fall sein kann. Deshalb wird von Ärzteseite empfohlen, den ehemals verletzten Körperteil nach der Heilung sobald wie möglich wieder zu bewegen. Dabei wird zum Beispiel solchen Behandlungen der Vorzug gegeben, die die Gehfähigkeit speziell älterer Patienten rasch wiederherstellen (zum Beispiel die chirurgische Reparatur einer Hüftfraktur), anstatt solchen, an die sich eine lange Immobilisierungsphase anschließt (Bettruhe oder Gips).

Physiotherapeuten können Betroffenen raten, was sie tun können, während ihr verletztes Körperteil ruhiggestellt (immobilisiert) ist, um so viel wie möglich der Stärke, Bewegungsfreiheit und Funktionsfähigkeit beizubehalten. Nach Beendigung der Immobilisierung können Physiotherapeuten Betroffenen mit Übungen zur Stärkung und Stabilisierung des verletzten Körperteils helfen. Diese Übungen können zukünftigen Verletzungen und Beeinträchtigungen vorbeugen helfen.

Ob eine Ruhigstellung (Immobilisierung) notwendig ist und welche Technik angewendet wird, hängt von der Art des Bruchs (Fraktur) ab.

Die meisten Brüche werden mittels Schiene, Schlinge oder Gipsverband ruhiggestellt, bis sie geheilt sind. Ohne Ruhigstellung besteht die Möglichkeit, dass sich die Bruchenden bewegen, die Heilung langsamer verläuft und die Knochen nicht mehr zusammenwachsen. Sind die Bruchstücke des Knochens getrennt, müssen sie gerichtet (reponiert) werden, bevor eine Ruhigstellung (Immobilisation) erfolgen kann.

Bei Verletzungen, die mehrere Wochen lang ruhiggestellt werden müssen, wird meist ein Gipsverband angelegt.

Dazu wird der verletzte Körperteil zuerst mit Mull und darüber mit einem weichen Baumwollmaterial umwickelt, um die Haut vor Druck und Reibung zu schützen. Dieses Polster wird mit feuchten gipsgefüllten Baumwollbandagen oder Fiberglasstreifen umgeben, die beim Trocknen hart werden. Gips wird häufig zur Immobilisierung von Knochenbrüchen mit verschobenen Bruchenden verwendet, da er gut formbar ist und weniger am Körper reibt. Fiberglasverbände sind stärker, leichter und haltbarer. Nach etwa einer Woche bildet sich die Schwellung zurück. Ist dies der Fall, kann ein Gipsverband manchmal durch einen Fiberglasverband ersetzt werden, der die Gliedmaße enger umschließt.

Patienten, die einen Gipsverband benötigen, erhalten spezielle Pflegehinweise. Werden diese nicht befolgt, können Probleme auftreten. Wenn der Gipsverband zum Beispiel nass wird, könnte das Schutzpolster unter dem Gips feucht werden. Ein vollständiges Trocknen kann in solchen Fällen nahezu unmöglich sein. Die Folge kann sein, dass die Haut weich wird und sich zersetzt und sich offene Stellen bilden. Ein nasser Gipsverband kann außerdem auseinanderfallen und den verletzten Bereich nicht mehr schützen und ruhigstellen.

Die Patienten erhalten die Anweisung, den Gips vor allem in den ersten 24 bis 48 Stunden so hoch wie möglich und mindestens auf Herzhöhe zu lagern. Regelmäßiges Beugen und Strecken der Zehen oder Finger hilft, das Blut aus der Gliedmaße abzuleiten, und wirkt der Schwellung entgegen.

Wenn der Gips anhaltende oder schlimmer werdende Schmerzen verursacht, sich zu eng anfühlt, oder zu neuer Taubheit und Schwäche führt, muss der Patient sofort einen Arzt oder die Notaufnahme aufsuchen. Diese Beschwerden können durch entstehende Druckgeschwüre oder ein Kompartmentsyndrom hervorgerufen worden sein. In solchen Fällen muss der Gipsverband unter Umständen abgenommen und ein frischer Verband angelegt werden.

Bei manchen Frakturen, Verstauchungen oder anderen Verletzungen kann zur Ruhigstellung (Immobilisation) eine Schiene verwendet werden, insbesondere dann, wenn die Ruhigstellung nur maximal einige Tage lang erforderlich ist. Mit einer Schiene können die Betroffenen Eis auf das gebrochene Körperteil auftragen.

Eine Schiene ist eine lange, schmale Schale aus Gips, Fiberglas oder Aluminium, die mit speziellem Klebeband oder elastischen Binden angelegt wird. Sie umschließt die Gliedmaße nicht komplett, so dass sich das Gewebe bei einer möglichen Schwellung etwas ausdehnen kann. Eine Schiene bewirkt demnach keine Erhöhung des Risikos der Entwicklung eines Kompartment-Syndroms. Manche Verletzungen werden zunächst mit einer Schiene ruhiggestellt, bis die Schwellung weitestgehend zurückgegangen ist, bevor ein Gipsverband angelegt wird.

Bei Fingerbrüchen werden meist Aluminiumschienen mit Schaumstoffpolstern verwendet.

Eine Schlinge bietet einer gebrochenen Schulter oder einem Ellenbogen oft ausreichend Halt und Entlastung. Das Gewicht des Armes, das nach unten zieht, hält eine gebrochene Schulter häufig in der richtigen Position. Schlingen können sinnvoll sein, wenn eine vollständige Ruhigstellung unerwünschte Auswirkungen hätte. Wenn zum Beispiel ein Schultergelenk vollständig immobilisiert wird, könnten sich die umliegenden Gewebe versteifen, mitunter bereits innerhalb weniger Tage, so dass die Schulter unbeweglich wird (Schultersteife). Eine Schlinge begrenzt die Bewegung von Schulter und Ellenbogen, lässt aber immer noch eine Bewegung der Hand zu.

Eine ergänzend eingesetzte Bandage aus einem Tuch oder Riemen stabilisiert die Konstruktion und sorgt dafür, dass der Arm vor allem nachts nicht nach außen schwingen kann. Die Bandage wird um den Rücken herum über die Verletzungsstelle geführt.

Bettruhe, wie sie mitunter bei Brüchen (Frakturen) erforderlich ist (zum Beispiel bei manchen Wirbelsäulen- oder Beckenfrakturen), kann zu Problemen führen, beispielsweise zu Blutgerinnseln und zu einer Verringerung der allgemeinen körperlichen Fitness (Verlust der körperlichen Leistungsfähigkeit). Daher wird keine Bettruhe empfohlen.

Wussten Sie ...

  • Wenn der Gips anhaltende oder schlimmer werdende Schmerzen verursacht, sich zu eng anfühlt, oder zu neuer Taubheit und Schwäche führt, sollte der Patient sofort einen Arzt oder die Notaufnahme aufsuchen.

Pflege eines Gipsverbands

  • Beim Baden oder Duschen den Gips in eine Plastiktüte einwickeln und diese oben sorgfältig mit Gummibändern oder Klebeband abschließen oder eine spezielle wasserdichte Verbandsabdeckung verwenden. Solche Abdeckungen sind im Handel erhältlich, einfach anzuwenden und sicherer. Wird der Gips nass, nimmt die Polsterung darunter meist Feuchtigkeit auf. Ein Haartrockner kann etwas von der Feuchtigkeit entfernen. Lässt sich die Polsterung nicht mit einem Föhn trocknen, muss der Gips gewechselt werden, da die Haut sonst durch das feuchte Klima aufreißt.

  • Niemals Gegenstände in den Gips einführen (etwa um die juckende Haut zu kratzen).

  • Die Haut um den Gips herum sollte täglich kontrolliert werden. Bei roten oder schmerzenden Stellen den Arzt benachrichtigen.

  • Auch die Ränder des Gipsverbands sollten täglich kontrolliert werden. Wenn sie sich rau anfühlen, mit einem weichen Klebeband, Mullgewebe, einem Tuch oder einem anderen weichen Material abpolstern, damit keine Hautverletzungen auftreten.

  • In Ruhestellung den Gips vorsichtig lagern, wenn möglich mit einem kleinen Kissen oder Polster, um zu verhindern, dass der Rand in die Haut eindrückt oder sie quetscht.

  • Den Gips regelmäßig wie vom Arzt empfohlen hochlegen, damit die Schwellung zurückgeht.

  • Verursacht der Gips Schmerzen oder fühlt sich an, als ob er eindeutig zu klein sei, muss sofort ein Arzt verständigt werden. Diese Symptome können auf Druckgeschwüre oder Schwellungen zurückzuführen sein. Ist dies der Fall, muss der Gips unter Umständen sofort entfernt werden.

  • Wenn der Gipsverband unangenehm riecht oder wenn der Patient Fieber bekommt, ist ein Arzt zu verständigen. Diese Symptome können auf eine Infektion hinweisen.

  • Auch wenn der Gipsverband stärker werdende Schmerzen verursacht oder ein neues Taubheits- oder Schwächegefühl auftritt, ist ein Arzt zu verständigen. Diese Symptome können auf ein Kompartment-Syndrom hinweisen.

Gängige Techniken für die Ruhigstellung eines Gelenks

Operation

Frakturen machen manchmal eine Operation notwendig, zum Beispiel:

  • Offene Brüche: Da die Haut verletzt ist, können Bakterien und Schmutz in den Körper eindringen. Der Arzt muss die Frakturstelle und ihre Umgebung sorgfältig reinigen, um Schmutz vollständig zu entfernen. Dies reduziert das Infektionsrisiko.

  • Verschobene Frakturen, die nicht gerichtet oder durch eine geschlossene Reposition in Position gehalten werden können: Wenn sich ein Knochenstück verschoben hat oder eine Sehne im Weg ist, ist es unter Umständen nicht möglich, die Bruchstücke manuell von außen zu richten (geschlossene Reposition). Oder es liegt der Fall vor, dass sich eine Fraktur zwar mit einer geschlossenen Reposition richten lässt, das natürliche Ziehen der Muskeln an den Bruchfragmenten aber verhindert, dass sie in Position bleiben.

  • Gelenkflächenbrüche: Solche Frakturen reichen bis in ein Gelenk und schädigen in der Regel den Knorpel am Ende der Knochen im Gelenk. Um zu verhindern, dass die Patienten später eine Arthritis bekommen, ist es notwendig, dass der frakturierte Knorpel nahezu perfekt ausgerichtet wird. Die Ausrichtung ist oft präziser, wenn sie chirurgisch durchgeführt wird.

  • Pathologische Frakturen eines krebsbedingt geschwächten Knochens: Bei einem Knochen, der aufgrund einer Krebserkrankung geschwächt ist, findet nach einer Fraktur unter Umständen keine normale Heilung statt. Möglicherweise ist ein chirurgischer Eingriff nötig, um zu verhindern, dass sich die Knochenfragmente verschieben. Die chirurgische Stabilisierung des Gelenks reduziert außerdem die Schmerzen und ermöglicht eine schnellere Wiederverwendung des Gelenks.

  • Folgende Frakturen müssen chirurgisch behandelt werden: Bestimmte Arten von Brüchen (z. B. Hüft- und Oberschenkelbrüche) heilen schneller und mit besserem Ergebnis, wenn sie mit einer Operation repariert werden.

  • Frakturen, bei denen andernfalls eine lange Phase der Ruhigstellung oder Bettruhe erforderlich wäre: Der chirurgische Eingriff verkürzt den Zeitraum, in dem die Patienten ans Bett gebunden sind. Bei einer Hüftfraktur können die Patienten zum Beispiel bereits kurz nach dem chirurgischen Eingriff, oft schon am nächsten Tag, aufstehen und umhergehen (mit einer Gehhilfe).

  • Komplizierte Frakturen: Bei bestimmten Verletzungen, die mit einer Fraktur einhergehen, beispielsweise bei einer Verletzung der Arterien oder bei durchtrennten Nerven, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.

Bei einer offenen Reposition mit interner Fixation (ORIF) wird die ursprüngliche Form und Ausrichtung des Knochens operativ wiederhergestellt. Mithilfe von Röntgenbildern sieht der Chirurg, wie der Knochen gerichtet werden muss. Nach der Offenlegung der Fraktur werden Spezialinstrumente verwendet, um die Knochenfragmente auszurichten. Anschließend werden die Bruchteile des Knochens zusammengefügt und mit Metalldrähten, Stiften, Schrauben, Nägeln oder Platten fixiert. Metallplatten werden zum Beispiel in der geeigneten Form außen am Knochen angepasst und mit Schrauben fixiert. Nägel werden von einem Ende des Knochens aus in das Knochenmark eingeführt. Diese Implantate bestehen aus Edelstahl, hoch belastbaren Metalllegierungen oder Titan. Implantate dieser Art, die in den vergangenen 15 bis 20 Jahren hergestellt wurden, bereiten auch im Kontakt mit starken Magneten, wie sie bei der Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, keine Probleme. Die meisten passieren auch die Sicherheitsschleusen am Flughafen. Manche dieser Komponenten werden auf Dauer an Ort und Stelle belassen, während andere entfernt werden, wenn die Heilung abgeschlossen ist.

Es muss eventuell ein Verfahren zum Austausch eines Gelenks (Arthroplastik) durchgeführt werden, wenn das obere Ende des Oberschenkelknochens (Femur), der Teil des Hüftgelenks ist, oder des Oberarmknochens (Humerus), der Teil des Schultergelenks ist, durch eine Fraktur stark beschädigt ist.

Bei einer Knochenverpflanzung werden kleine Teile von Knochen aus einem anderen Teil des Körpers wie etwa dem Becken verwendet, entweder sofort, wenn der Abstand zwischen den Fragmenten zu groß ist, oder später, wenn sich der Heilungsprozess verlangsamt (zeitverzögerte Frakturheilung) oder aufhört (Nicht-Heilung).

Rehabilitation und Prognose bei Frakturen

Die meisten Verletzungen heilen ohne große Probleme. Manche heilen aber trotz richtiger Diagnose und Behandlung nicht vollständig ab.

Die Heilungsdauer eines Bruchs schwankt zwischen Wochen und Monaten in Abhängigkeit von folgenden Faktoren:

  • Art der Fraktur

  • Ort der Fraktur

  • Alter der Person

  • Liegen Krankheiten vor, die die Heilung behindern können

Bei Kindern verläuft die Heilung zum Beispiel schneller als bei Erwachsenen, während bestimmte Erkrankungen (einschließlich solcher, die Durchblutungsprobleme verursachen, beispielsweise Diabetes und periphere Gefäßerkrankung) langsam heilen.

Die Betroffenen haben meist auch weiterhin Beschwerden, nachdem der Bruch ausreichend ausgeheilt ist, die keine volle Gewichtsbelastung des ehemals verletzten Körperteils ermöglichen. Zum Beispiel kann ein gebrochenes Handgelenk stark genug sein, um 2 Monate später in gewissem Umfang benutzt zu werden. Der Knochen baut sich allerdings immer noch auf (bildet sich neu). Ein kraftvolles Zupacken mit der Hand an dem betreffenden Handgelenk wird bis zu ein Jahr lang schmerzhaft bleiben. Manche Patienten spüren bei kaltem Wetter auch stärkere Schmerzen und Steifheit.

Eine Ruhigstellung führt zu Gelenkversteifung und die Muskeln werden schwächer und schrumpfen, weil sie nicht in Gebrauch sind. Das Gelenk einer eingegipsten Gliedmaße wird von Woche zu Woche steifer und verliert schließlich seine Fähigkeit zum vollständigen Beugen und Strecken. Solche Probleme können schnell auftreten und chronisch werden, was vor allem bei älteren Menschen der Fall sein kann. Zum Beispiel können Patienten, die über einige Wochen einen langen Gips am Bein (vom Oberschenkel zu den Zehen) getragen haben, ihre Hand in den vormals engen Spalt zwischen Gips und Bein stecken, weil sich die Muskulatur so stark zurückgebildet hat. Wenn der Gips abgenommen wird, sind die Muskeln sehr schwach und sehen merklich kleiner aus.

Zur Vorbeugung bzw. Minimierung einer Versteifung und zur Aufrechterhaltung der Muskelkraft wird von den Ärzten unter Umständen eine Operation (offene Reposition und interne Fixation [ORIF]) empfohlen, da die Patienten danach den verletzten Körperteil relativ schnell wieder bewegen können. Teilweise werden auch tägliche Übungen zur Erweiterung der Bewegungsfreiheit und Übungen zur Muskelkräftigung empfohlen. Während der Bruch heilt, kann der Rest des Körpers trainiert werden.

Ist der Bruch ausreichend ausgeheilt, kann der Gips abgenommen und damit begonnen werden, die verletzte Gliedmaße zu kräftigen. Bei den Übungen sollte der Patient darauf achten, wie sich die verletzte Gliedmaße anfühlt, und zu kraftvolle Übungen vermeiden. Wenn die Muskulatur zu schwach ist, um trainiert zu werden, oder wenn ein gebrochener Knochen bei solchen Übungen erneut brechen könnte, werden die Bewegungen von einem Physiotherapeuten geführt (passive Übungen – siehe die Abbildung Bewegungsumfang der Schultern erweitern). Aktive Übungen gegen die Schwerkraft oder gegen einen Widerstand durch Gewicht (bei denen der Patient seine eigenen Muskeln anstrengt) sind jedoch unerlässlich, um die volle Kraft einer verletzten Gliedmaße wiederzuerlangen.

Der Alterungsprozess im Visier: Verletzungen von Muskeln, Knochen und anderen Geweben

Menschen über 65 Jahre ziehen sich eher aus folgenden Gründen eine Fraktur zu:

  • Es kann eine Osteoporose vorliegen, die das Frakturrisiko erhöht.

  • Bestimmte normale, altersbedingte Veränderungen des Gleichgewichtssinns, der Sehkraft, der Sinneswahrnehmung (hauptsächlich in den Füßen), der Muskelkraft und der Kontrolle des Blutdrucks machen ältere Menschen anfälliger für Stürze. Im höheren Alter besteht außerdem eine Tendenz zu einem starken Abfall des Blutdrucks beim Sitzen oder Aufstehen, was zu Schwindel oder Benommenheit führen kann.

  • Die Fähigkeit, sich bei einem Sturz zu schützen, lässt nach.

  • Außerdem können bestimmte medikamentöse Nebenwirkungen vorliegen (Schwindel, Verlust des Gleichgewichts und Benommenheit), die das Sturzrisiko erhöhen.

Bei älteren Personen sind bei Knochenbrüchen oft die Enden langer Knochen betroffen, beispielsweise die des Unterarms, Oberarms, Unterschenkels und Oberschenkels. Häufig sind auch Frakturen des Beckens, der Wirbelsäule und des Handgelenks.

Bei älteren Menschen ist die Genesung oftmals kompliziert und dauert länger als bei jüngeren Personen

  • Dies liegt daran, dass der Heilungsprozess bei älteren Menschen länger dauert als bei jungen Erwachsenen.

  • Körperkraft, Flexibilität und Gleichgewichtssinn sind im höheren Alter oft geschwächt. Daher fällt es älteren Menschen meist schwer, Einschränkungen durch den Bruch zu kompensieren, und die Wiederaufnahme von Alltagstätigkeiten ist schwieriger.

  • Wenn ältere Menschen inaktiv oder immobil sind (aufgrund eines Gipsverbands, einer Schiene oder verordneter Bettruhe), verlieren sie tendenziell mehr und schneller Muskelgewebe als junge Erwachsene. Unbeweglichkeit führt daher zu Muskelschwäche. Mitunter verkürzen sich die Muskeln dauerhaft und in den Geweben in Gelenknähe, z. B. Sehnen und Bändern, bildet sich Narbengewebe. Dieser Zustand (sogenannte Gelenkkontrakturen) schränkt die Beweglichkeit des Gelenks ein.

  • Ältere Menschen leiden eher an anderen Erkrankungen (z. B. Arthritis oder Durchblutungsstörungen), die den Genesungsprozess aufhalten oder die Heilung verlangsamen.

Bereits leichtere Brüche können die Fähigkeit älterer Menschen, normale tägliche Aktivitäten zu verrichten, wie etwa Essen, Ankleiden, Baden und selbst Gehen, beträchtlich einschränken, besonders, wenn sie vor der Verletzung auf eine Gehhilfe angewiesen waren.

Ruhigstellung: Immobilisierung ist bei älteren Menschen besonders problematisch.

Unbeweglichkeit kann im fortgeschrittenen Alter folgende Probleme verursachen:

Wenn die Durchblutung eines Bereichs unterbrochen oder stark verringert ist, entwickeln sich Druckgeschwüre. Unter Umständen ist die Durchblutung einer Gliedmaße bei einer älteren Person bereits ohnehin reduziert. Wenn dann das Gewicht einer verletzten Gliedmaße auf einem Gips ruht, verringert sich der Blutfluss noch weiter und es können sich Druckgeschwüre bilden. Bei bettlägerigen Patienten entstehen Druckgeschwüre an den Hautstellen, die das Bett berühren. Diese Stellen sollten sorgfältig auf Anzeichen von Hautverletzungen untersucht werden.

Da das Komplikationsrisiko bei der Immobilisierung älterer Menschen besonders hoch ist, liegt der Schwerpunkt bei der Behandlung von Frakturen darauf, den älteren Menschen zu helfen, dass sie ihre Alltagstätigkeiten so schnell wie möglich wiederaufnehmen können, und nicht darauf, den gebrochenen Knochen perfekt zu richten.

Um die Patienten nur so lang wie unbedingt nötig zu immobilisieren und Ihnen dabei zu helfen, ihre Alltagsaktivitäten schneller wieder aufzunehmen, wird immer häufiger eine Hüfte mit einem chirurgischen Eingriff reponiert oder ersetzt. Die Patienten sollen sich bewegen und umhergehen (meist mit einer Gehhilfe), häufig schon am ersten Tag nach der Operation. Physiotherapie (z. B. nach einer Hüftfraktur) wird ebenso begonnen. Wenn Hüftfrakturen nicht chirurgisch behandelt werden, braucht es Monate der Bettruhe, bevor die Patienten stark genug sind, Gewicht zu tragen.