Eine Knocheninfektion (Osteomyelitis) wird gewöhnlich von Bakterien einschließlich Mykobakterien, manchmal aber auch von Pilzen verursacht.
Bakterien, Mykobakterien oder Pilze gelangen über die Blutbahn oder häufiger aus benachbartem infiziertem Gewebe oder einer kontaminierten offenen Wunde in das Gelenk und führen dort zu Entzündungen.
Dabei kommt es zu Schmerzen in einem Teil des Knochens, Fieber und Gewichtsverlust.
Als Untersuchungsmethoden dienen Bluttests und bildgebende Verfahren sowie Knochenproben.
Über mehrere Wochen hinweg werden Antibiotika verabreicht und unter Umständen ist eine Operation erforderlich, um den befallenen Knochen zu entfernen.
Osteomyelitis tritt am häufigsten bei Kindern und älteren Menschen auf. Jedoch können alle Altersgruppen betroffen sein. Bei Menschen mit schweren Erkrankungen ist die Wahrscheinlichkeit größer, eine Knocheninfektion zu bekommen.
Wenn ein Knochen entzündet ist, schwillt das weiche Knochenmark in der Mitte oft an. Weil das geschwollene Gewebe gegen die äußere Begrenzung drückt, werden die Blutgefäße im Knochenmark zusammengedrückt, sodass die Blutversorgung des Knochens verringert oder unterbrochen wird.
Ohne ausreichende Durchblutung können Teile des Knochens absterben. Infektionen in diesen abgestorbenen Knochenbereichen lassen sich nur schwer beheben, da sie von den natürlichen Abwehrzellen des Körpers und den Antibiotika nur schlecht erreicht werden.
Die Infektion kann sich auch vom Knochen aus weiter ausbreiten und im umliegenden Weichteilgewebe, zum Beispiel in den Muskeln, zu Eiterbildung (Abszessen) führen. Abszesse brechen in einigen Fällen durch die Haut.
Ursachen der Osteomyelitis
Obwohl die Knochen normalerweise gut vor Infektionen geschützt sind, können sie auf drei Wegen befallen werden:
Über das Blut (über das eine Infektion von einem Körperteil auf die Knochen übertragen werden kann)
Durch direkte Invasion (über offene Brüche, Operationen oder Fremdkörper, die sich in den Knochen bohren)
Durch Infektionen der umliegenden Strukturen, z. B. natürliche oder künstliche Gelenke oder Weichteilgewebe
Verletzungen, ein Fremdkörper (z. B. Entzündung im künstlichen Gelenk) und Durchblutungsstörungen der Organe und des Gewebes (Ischämie) können zu Osteomyelitis führen.
Ursache für eine Osteomyelitis können auch Druckgeschwüre sein.
Am häufigsten wird eine Osteomyelitis durch eine direkte Invasion oder Infektionen im umliegenden Weichteilgewebe verursacht (z. B. ein Geschwür am Fuß [Fußulkus], das durch eine schlechte Durchblutung oder Diabetes verursacht wurde).
Ausbreitung über das Blut
Wenn sich Osteomyelitis verursachende Organismen über das Blut ausbreiten, kommt es in der Regel zu Infektionen in:
den Enden der Arm- und Beinknochen von Kindern
der Wirbelsäule (Wirbelknochen) von Erwachsenen, vor allem älteren Menschen
Infektionen der Wirbelknochen werden vertebrale Osteomyelitis genannt. Ältere, geschwächte Menschen (z. B. Einwohner von Altenheimen), Personen mit einer Sichelzellenanämie, Dialyse-Patienten oder Drogenabhängige, die unsterile Nadeln verwenden, sind besonders anfällig für eine vertebrale Osteomyelitis.
Staphylococcus aureusist der häufigste Auslöser einer Osteomyelitis, die sich über die Blutbahn ausbreitet.Mycobacterium tuberculosis (das Bakterium, das Tuberkulose verursacht) und Pilze können sich auf dieselbe Art ausbreiten und führen zu einer Osteomyelitis, insbesondere bei Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben (wie z. B. bei Menschen mit HIV-Infektion, Personen mit bestimmten Krebserkrankungen oder Patienten, die mit Medikamenten behandelt werden, die das Immunsystem unterdrücken) oder in Gebieten leben, in denen bestimmte Pilzinfektionen häufig vorkommen.
Direkte Invasion
Bakterien und Pilzsamen (sogenannte Sporen) können direkt über einen offenen Bruch, während einer Knochen-Operation oder durch verunreinigte Gegenstände, die den Knochen durchdringen, in den Knochen gelangen.
Osteomyelitis kann durch das chirurgische Einsetzen von Metall in Knochen entstehen, wie es bei einer Hüftoperation oder anderen Brüchen vorkommt. Bakterien und Pilzsporen können auch einen Knochen befallen, an dem ein künstliches Gelenk (Prothese) angebracht ist (siehe Infektiöse Arthritis eines künstlichen Gelenks). Die Erreger können während der Implantation in den Knochenbereich um das künstliche Gelenk gelangen. Die Infektion kann aber auch später auftreten.
Ausbreitung von umliegenden Strukturen aus
Osteomyelitis kann auch durch die Infektion des umliegenden Weichteilgewebes verursacht werden. Der Knochen entzündet sich nach einigen Tagen oder Wochen. Diese Art der Infektion tritt häufig bei älteren Menschen auf.
Sie beginnt für gewöhnlich an einer Stelle, an der das Gewebe durch eine Verletzung, Operation, Bestrahlung oder durch Krebs geschädigt ist, oder an einem Hautgeschwür (vor allem an den Füßen) aufgrund von schlechter Durchblutung oder Diabetes. Eine Infektion der Nasennebenhöhlen, des Zahnfleisches und der Zähne kann sich auf den Schädel ausdehnen.
Symptome der Osteomyelitis
Bei der sich durch das Blut ausbreitenden akuten Osteomyelitis verursachen Infektionen der Arm- und Beinknochen Fieber und, manchmal Tage später, Schmerzen im infizierten Knochen. Das Gewebe über dem Knochen kann berührungsempfindlich, warm und geschwollen sein, Bewegungen werden schmerzhaft. Die Betroffenen verlieren möglicherweise an Gewicht und fühlen sich müde.
Bei einer Osteomyelitis aufgrund einer Infektion des umliegenden Weichteilgewebes oder einer direkten Invasion durch einen Erreger ist der Bereich über dem Knochen geschwollen und schmerzhaft. Im umliegenden Gewebe können sich Abszesse bilden. Diese Infektionen können fieberfrei verlaufen.
Patienten mit einer Entzündung im Bereich eines künstlichen Gelenks oder einer Prothese leiden unter Dauerschmerzen in diesem Bereich.
Eine vertebrale Osteomyelitis entsteht in der Regel nach und nach und verursacht anhaltende Rückenschmerzen und Druckschmerz bei Berührungen. Der Schmerz wird durch Bewegung schlimmer und lässt auch bei Ruhe, Wärmeanwendungen und Einnahme von Schmerzmitteln (Analgetika) nicht nach. Oft haben die Betroffenen kein Fieber, was gewöhnlich das offensichtlichste Anzeichen einer Infektion ist. Die Schmerzen können anhaltend sein.
Wird eine Osteomyelitis nicht erfolgreich behandelt, kann sie zu einer chronischen Osteomyelitis werden. Diese hartnäckige Infektion ist nur schwer loszuwerden. Eine chronische Osteomyelitis kann über Monate oder Jahre unentdeckt bleiben, wenn keine Symptome auftreten. Häufiger macht sich die chronische Osteomyelitis durch Schmerzen, wiederkehrende Entzündungen im Weichteilgewebe über dem Knochen und dauernde oder regelmäßig wiederkehrende Eiterabsonderung durch die Haut bemerkbar. Dabei bildet sich eine Fistel vom Knochen bis zur Haut, wo der Eiter austritt.
Diagnose der Osteomyelitis
Bluttests
Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Knochenszintigramm (Aufnahme des Knochens) oder Leukozytenbestimmung
Die Symptome und die ärztlichen Befunde einer körperlichen Untersuchung können den Verdacht auf eine Osteomyelitis nahelegen, z. B. wenn ein Patient unter ständigen unerklärlichen Knochenschmerzen mit oder ohne Fieber und unter dauernder Müdigkeit leidet.
Wenn Ärzte eine Osteomyelitis vermuten, untersuchen sie das Blut auf eine Entzündung, indem sie eines der folgenden Dinge messen:
Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG – ein Test zur Messung der Rate, mit der sich rote Blutkörperchen am Boden eines Reagenzglases mit Blut absetzen)
Konzentration des C-reaktiven Proteins (die Konzentration des im Blut zirkulierenden Proteins ist bei einer Entzündung stark erhöht)
Wenn die BSG oder der Spiegel des C-reaktiven Proteins erhöht ist, liegt in der Regel eine Entzündung vor. Die Bluttests ergeben häufig auch einen höheren Anteil an weißen Blutkörperchen. Die Ergebnisse dieser Bluttests reichen nicht aus, um die Diagnose einer Osteomyelitis zu stellen. Ergebnisse, die auf eine geringe oder keine Entzündung hinweisen, legen jedoch nahe, dass der Patient nicht an Osteomyelitis leidet.
Auf einem Röntgenbild sind möglicherweise die für eine Osteomyelitis typischen Veränderungen zu erkennen, manchmal jedoch erst 2 bis 4 Wochen nach Auftreten der ersten Symptome.
Wenn die Ergebnisse der Röntgenaufnahme unklar oder die Symptome schwerwiegend sind, wird eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Mit einem CT oder MRT können die infizierten Bereiche oder Gelenke erkannt und Infektionen des umliegenden Gewebes, wie Abszesse, entdeckt werden.
Als Alternative kann ein Knochenszintigramm (Aufnahmen des Knochens nach Injektion von radioaktivem Technetium) erstellt werden. Durch Knochenszintigramme sind die infizierten Bereiche fast immer gut sichtbar, außer bei Kleinkindern, da die Anomalien bei wachsenden Knochen möglicherweise nicht klar zu erkennen sind. Dennoch erlauben es diese Verfahren nicht immer, zwischen einer Entzündung und einer anderen Knochenerkrankung zu unterscheiden. Eine Leukozytenbestimmung (Aufnahmen nach Injektion von mit radioaktivem Indium markierten weißen Blutkörperchen in eine Vene) kann helfen, Infektionen von anderen Erkrankungen in auffälligen Bereichen zu unterscheiden.
Zur genauen Diagnose einer Knochenentzündung und der Erkennung der Erreger werden Proben von Blut, Eiter, Gelenkflüssigkeit oder Knochengewebe entnommen. Bei einer vertebralen Osteomyelitis wird während einer Operation oder Biopsie mit einer Nadel Knochengewebe entnommen.
Prognose bei Osteomyelitis
Eine Knochenentzündung heilt gewöhnlich aus, wenn sie früh und korrekt behandelt wird. Wenn sie hingegen chronisch wird, kann Wochen bis Monate oder sogar Jahre später erneut ein Abszess auftreten.
Behandlung der Osteomyelitis
Antibiotika oder Pilzmittel
Manchmal operative Eingriffe
Bei Abszessen in der Regel Drainage (Ableitung von Flüssigkeitsansammlung nach außen)
Antibiotika oder Antimykotika
Für Kinder und Erwachsene mit einer Knochenentzündung im Anfangsstadium, die durch Erreger im Blut ausgelöst wurde, sind Antibiotika die wirksamste Behandlungsalternative. Kann der Erreger nicht festgestellt werden, wird meist ein Antibiotikum verabreicht, das gegen das Bakterium Staphylococcus aureus und zahlreiche andere Bakterien wirkt (Breitbandantibiotikum). Je nach Schwere der Infektion können Antibiotika ca. 4 bis 8 Wochen lang intravenös (über eine Vene) verabreicht werden. Darauf können die Antibiotika für einen längeren Zeitraum über den Mund eingenommen werden. Die Zeitspanne hängt davon ab, wie die Person auf die Antibiotika anspricht. Einige Patienten mit einer chronischen Osteomyelitis müssen über mehrere Monate hinweg behandelt werden.
Wird ein Pilz als Ursache der Entzündung erkannt, muss der Patient mehrere Monate lang Antipilzmittel einnehmen. Wird die Entzündung im Frühstadium entdeckt, ist eine Operation für gewöhnlich nicht nötig.
Operation und Drainage
Erwachsene mit einer bakteriellen Osteomyelitis der Rückenwirbel werden meist 4 bis 8 Wochen mit Antibiotika behandelt. Manchmal wird Bettruhe verordnet, und der Patient muss ein Korsett tragen. Eventuell ist eine Operation erforderlich, um den Eiter aus Abszessen abzuleiten oder Wirbel zu stabilisieren (um ein Zusammenbrechen der Wirbel und eine Beschädigung der umliegenden Nerven, des Rückenmarks oder der Blutgefäße zu verhindern).
Greift die Entzündung vom umliegenden Weichteilgewebe auf den Knochen über, ist die Behandlung schwieriger. Abgestorbenes Gewebe und Knochen werden operativ entfernt, die Lücke wird mit gesunder Haut oder anderem Gewebe aufgefüllt. Daraufhin wird die Entzündung mit Antibiotika behandelt. Nach der Operation kann für mindestens drei Wochen ein Breitbandantibiotikum verordnet werden.
Abszesse müssen zumeist operativ entleert werden. Bei ständigem Fieber und Gewichtsverlust ist unter Umständen ebenfalls eine Operation erforderlich.
Weitere Informationen
Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.
Arthritis Foundation: Umfassende Informationen über verschiedene Arten von Arthritis, einschließlich Osteomyelitis und Informationen im Umgang mit der Krankheit