Überblick über Verstauchungen und andere Weichteilverletzungen

VonDanielle Campagne, MD, University of California, San Francisco
Überprüft/überarbeitet Juli 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

Verstauchungen sind Risse in Bändern (Gewebe, das einen Knochen mit einem anderen verbindet). Andere Weichteilverletzungen sind Risse in Muskeln (Zerrungen) und Risse (Rupturen) in Sehnen (Gewebe, das Muskeln mit Knochen verbindet).

  • Schäden an Muskeln und am Gewebe, das diese miteinander verbindet, sind meist das Ergebnis von Verletzungen oder Überlastung.

  • Der verletzte Körperteil schmerzt (vor allem dann, wenn er benutzt wird), ist geschwollen und kann geprellt sein.

  • Es können auch weitere Verletzungen vorliegen oder entstehen, beispielsweise Brüche (Frakturen), Ausrenkungen (Luxationen), Blutgefäß- und Nervenschädigungen, Kompartment-Syndrom, Infektionen und anhaltende Gelenkprobleme.

  • Solche Probleme werden mitunter auf Basis der Symptome, der Umstände, unter denen die Verletzung entstanden ist, und des Befunds der körperlichen Untersuchung diagnostiziert, mitunter müssen aber auch Röntgenuntersuchungen oder andere Bildgebungstests durchgeführt werden.

  • Die meisten Verletzungen verheilen gut und sind relativ problemlos. Wie lange die Heilung dauert, hängt jedoch von vielen Faktoren ab, zum Beispiel vom Alter des/der Betroffenen, der Art und Schwere der Verletzung und davon, ob noch andere Erkrankungen vorhanden sind.

  • Die Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Verletzung und kann die Gabe von Schmerzmitteln, eine Behandlung nach dem PECH-Prinzip (Pausieren, Eis, Druckverband (Compression) und Hochlagern), Immobilisation des verletzten Körperteils (zum Beispiel mit einem Gipsverband oder einer Schiene) und mitunter eine Operation beinhalten.

Der Bewegungsapparat besteht aus Knochen, Muskeln und den Geweben, die diese miteinander verbinden (Bänder, Sehnen und andere Bindegewebe, die Weichteile genannt werden). Diese anatomischen Strukturen verleihen dem Körper seine Form, stabilisieren ihn und ermöglichen es, ihn zu bewegen.

Gewebe des Bewegungsapparats können auf unterschiedliche Weise geschädigt werden:

  • Verstauchungen (Distorsionen): Bänder (Verbindungselemente zwischen Knochen) können reißen.

  • Zerrungen: Muskeln können reißen.

  • Sehnenriss: Sehnen (Verbindungselemente zwischen Muskeln und Knochen) können reißen.

  • Frakturen: Knochen können angebrochen oder ganz gebrochen sein. Meist wird dabei auch das umliegende Gewebe verletzt.

  • Luxationen: Die Knochen in einem Gelenk können vollständig voneinander getrennt (d. h. disloziert) oder nur zum Teil aus ihrer normalen Position gebracht werden (sog. Subluxation).

Bei Verstauchungen, Zerrungen und anderen Weichteilverletzungen können in Bezug auf die Schwere der Verletzung und dem Behandlungsbedarf große Unterschiede vorliegen.

Verstauchungen und Zerrungen können:

  • Leicht sein (1. Grades): Fasern in Muskeln oder Bändern sind gezerrt, aber nicht gerissen, oder nur wenige Fasern davon.

  • Mittelschwer sein (2. Grades): Einige bis alle Fasern sind gerissen.

  • Schwer sein (3. Grades): Alle Fasern sind gerissen.

Sehnen können teilweise oder vollständig gerissen sein. Bei einem kompletten Sehnenriss ist in der Regel keine Bewegung des betreffenden Körperteils mehr möglich. Ist die Sehne nur angerissen, bleibt die Beweglichkeit erhalten, der Riss in der Sehne kann sich aber fortsetzen, so dass es später zu einem kompletten Abriss kommt, insbesondere wenn der betreffende Teil erheblich belastet wird.

Viele Anrisse bei Bändern, Sehnen oder Muskeln heilen spontan wieder aus.

Vollständige Risse müssen jedoch mit einem chirurgischen Eingriff versorgt werden.

Muskeln und andere Weichteile können schwer beschädigt sein, wenn ein Knochen bricht oder ausgekugelt wird. Die Haut, Nerven, Blutgefäße und Organe können dabei ebenfalls beschädigt werden. Diese Verletzungen können zu vorübergehenden oder dauerhaften Problemen führen.

Meistens betreffen Weichteilverletzungen die Arme und Beine, aber jeder Körperteil, z. B. auch der Hals oder der Rücken kann verletzt sein.

Ursachen für Verstauchungen und andere Weichteilverletzungen

Die häufigste Ursache für Verletzungen von Weichteilen und andere Verletzungen des Bewegungsapparats ist ein Trauma.

Von einem Trauma spricht man in folgenden Fällen:

  • Direkte Krafteinwirkung, etwa durch einen Sturz oder durch Verkehrsunfälle oder während einiger Sportarten, wie Football

  • bei ständigem Verschluss und Abnutzung, z. B. bei Alltagsaktivitäten oder infolge von Vibration oder ruckartigen Bewegungen

  • Überlastung, z. B., wenn Sportler zu hart trainieren

Wie schwer eine Verletzung ist, hängt zum Teil von der Stärke der einwirkenden Kraft ab.

Verstauchungen und Zerrungen sind häufig Sportverletzungen. Sie können beispielsweise während des Laufens auftreten, vor allem bei einem plötzlichen Richtungswechsel während des Laufens oder während einer Kraftübung – z. B., wenn Gewichtheber die Last abrupt ablegen oder herunterreißen, anstatt langsame und geschmeidige Bewegungen auszuführen.

Symptome von Verstauchungen und anderen Weichteilverletzungen

Das offensichtlichste Symptom einer Weichteilverletzung ist:

  • Schmerzen

Der verletzte Körperteil schmerzt, insbesondere wenn versucht wird, ihn mit Gewicht zu belasten oder zu gebrauchen. Der Bereich um die Verletzung herum ist berührungsempfindlich. Weitere Symptome umfassen:

  • Schwellungen

  • Blutergüsse oder Verfärbungen

  • Muskelkrämpfe (unbeabsichtigtes Zusammenziehen der Muskeln)

  • Unfähigkeit, den verletzten Körperteil normal zu benutzen

  • möglicherweise Verlust des Gefühls in dem Körperteil (Taubheitsgefühl oder anomale Wahrnehmung)

  • Ein Teil, das verdreht, verbogen oder verschoben aussieht (was darauf hindeutet, dass hier ein Bruch oder eine Ausrenkung vorliegt)

Oft kann der verletzte Körperteil (z. B. ein Arm, ein Bein, eine Hand, ein Finger oder ein Zeh) nicht mehr normal bewegt werden, da Bewegungen schmerzhaft sind und/oder eine Struktur (Muskeln, Sehne oder Band) beschädigt ist.

Die Schwellung tritt erst nach mehreren Stunden auf. Kommt es innerhalb dieser Zeit zu keiner Schwellung, ist es wahrscheinlich eher eine schwere Zerrung.

Bei Unterhautblutungen entwickeln sich Blutergüsse. Das Blut kommt von gerissenen Blutgefäßen in verletztem Gewebe. Der Bluterguss ist anfangs dunkelrot bis schwarz, wird dann aber langsam grün und gelb, wenn sich das Blut zersetzt und wieder vom Körper aufgenommen wird. Das durch die Verletzung auslaufende Blut kann sich weit ausbreiten, sodass entweder ein ganz großer Bluterguss oder ein Bluterguss fernab der ursprünglichen Verletzung entsteht. Ein Bluterguss an der Stirn kann beispielsweise dazu führen, dass sich später ein Bluterguss unter den Augen ausbildet. Es kann einige Wochen dauern, bis das Blut wieder absorbiert ist. Das Blut kann zeitweilig Schmerzen und eine Steifheit der umliegenden Strukturen bewirken.

Eine Bewegung des verletzten Körperteils wird aufgrund der Schmerzen mitunter vermieden oder ist nicht möglich. Bei Menschen, die nicht sprechen können (zum Beispiel ein sehr kleines Kind oder eine ältere Person), ist die Weigerung, einen Körperteil zu bewegen, oft der einzige Hinweis auf eine Verletzung. Manche Verletzungen hindern die Betroffenen jedoch nicht daran, den verletzten Körperteil zu bewegen. Nur, weil sich der verletzte Körperteil bewegen lässt, heißt jedoch nicht, dass keine Verletzung vorliegt.

Komplikationen von Verstauchungen und anderen Weichteilverletzungen

Weichteilverletzungen können von anderen Problemen begleitet sein bzw. andere Probleme nach sich ziehen (Komplikationen). Die verletzte Gliedmaße kann beispielsweise nicht mehr normal eingesetzt werden. Schwerwiegende Komplikationen treten jedoch eher selten auf. Wenn Hautverletzungen vorliegen oder Blutgefäße oder Nerven geschädigt sind, ist das Risiko schwerwiegender Komplikationen höher.

Manche Komplikationen (zum Beispiel eine Schädigung von Blutgefäßen und Nerven) treten in den ersten Stunden oder Tagen nach der Verletzung auf. Andere (z. B. Probleme mit dem Heilungsprozess und mit Gelenken) entstehen nach und nach.

Blutung

Schwere Weichteilverletzungen können zu Blutungen unter der Haut (Blutergüssen) führen.

Bei Einnahme eines Blutgerinnungshemmers (eines Antikoagulans) können bereits relativ leichte Verletzungen erhebliche Blutungen nach sich ziehen.

Schädigung von Blutgefäßen

In seltenen Fällen kann es sich bei einer vermeintlichen Zerrung (z. B. des Knies) tatsächlich um ein ausgekugeltes Gelenk handeln, das sich von allein wieder eingerenkt hat. Diese Ausrenkungen (Luxationen) können eine Arterie beschädigen und die Durchblutung der verletzten Gliedmaße stören. Eine solche Durchblutungsstörung kann unter Umständen erst einige Stunden nach der Verletzung symptomatisch werden. Unbehandelt kann solch ein Schaden zum Verlust der Gliedmaße führen.

Nervenschäden

Manchmal können Nerven gedehnt, geprellt, gequetscht werden oder reißen. Ein direkter Schlag kann zu einer Nervenprellung oder -quetschung führen. Eine Quetschung ist schwerwiegender als eine Prellung. Nervenschäden führen zu Taubheit und manchmal auch zu Kribbeln in dem Bereich, in dem der Nerv geschädigt ist. Je nach ihrer Schwere heilen solche Verletzungen meist im Lauf von Wochen, Monaten oder Jahren von selbst. Gerissene Nerven heilen nicht spontan und müssen unter Umständen in einer Operation repariert werden. Bei manchen Nervenverletzungen wird nie eine vollständige Heilung erzielt.

Gelenkerkrankungen

Gelenke können steif werden, wenn sie für lange Zeit ruhiggestellt (immobilisiert) werden müssen – z. B. mit einer Schiene oder einem Gips. Bei Knie, Ellenbogen und Schulter ist die Wahrscheinlichkeit einer Versteifung nach einer Verletzung besonders hoch, vor allem bei älteren Menschen.

Um einer Versteifung vorzubeugen und eine möglichst normale Bewegung des Gelenks zu ermöglichen, ist gewöhnlich eine Physiotherapie erforderlich.

Schwere Verstauchungen können ein Gelenk instabil machen. Schwache Gelenke können zu Behinderung führen und das Risiko für Osteoarthrose erhöhen. Eine entsprechende Behandlung kann dazu beitragen, dauerhafte Probleme zu verhindern.

Kompartment-Syndrom

In seltenen Fällen ist die Schwellung (in der Regel unter einem Gipsverband) so stark, dass sie zu einem Kompartment-Syndrom führt. Weil die Schwellung auf nahe gelegene Blutgefäße drückt, wird die verletzte Gliedmaße nicht mehr oder nicht mehr ausreichend durchblutet. Dadurch kann es zu einer Schädigung oder zum Absterben von Geweben in der Gliedmaße kommen, so dass diese amputiert werden muss.

Diagnose von Verstauchungen und anderen Weichteilverletzungen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Bei Bedarf Röntgenaufnahmen zur Überprüfung auf Frakturen

  • manchmal Magnetresonanztomographie oder Computertomographie

Um die Diagnose einer Verstauchung, Zerrung oder Sehnenverletzung stellen zu können, fragt der Arzt genau nach, wie es zur Verletzung kam und führt eine körperliche Untersuchung durch. Häufig diagnostizieren sie eine Weichteilverletzung anhand dieser Informationen und der Befunde aus der körperlichen Untersuchung.

Wenn plötzliche Beschwerden im Bewegungsapparat auftreten, müssen die Betroffenen entscheiden, ob sie eine Notfallambulanz aufsuchen, ihren Arzt anrufen oder abwarten, ob die Beschwerden (Schmerzen, Schwellung oder andere Symptome) wieder von selbst verschwinden oder nachlassen.

In den folgenden Fällen sollten die Betroffenen in eine Notaufnahme gebracht werden (meist mit dem Krankenwagen):

  • wenn das Problem offensichtlich schwerwiegend ist (beispielsweise nach einem Autounfall oder wenn der verletzte Körperteil nicht mehr benutzt werden kann).

  • wenn vermutet wird, dass ein Bruch vorliegt (eine mögliche Ausnahme ist eine Verletzung eines Zehs oder an einer Fingerspitze).

  • wenn vermutet wird, dass eine schwere Ausrenkung oder Weichteilverletzung vorliegt (z. B. ein Sehnenriss oder eine starke Verstauchung oder Zerrung).

  • wenn mehrere Verletzungen vorliegen.

  • wenn Symptome einer Komplikation vorliegen – beispielsweise, wenn der verletzte Körperteil taub oder schwach wird, nicht mehr normal bewegt werden kann oder sich die Haut kühl anfühlt oder blau wird.

  • wenn das betroffene Körperteil nicht belastet werden kann.

  • Das verletzte Gelenk fühlt sich instabil an.

In den folgenden Fällen sollten Betroffene ihren Hausarzt anrufen:

  • wenn die Verletzung Schmerzen oder eine Schwellung hervorruft, sie aber nicht vermuten, dass der verletzte Körperteil gebrochen oder schwer verletzt ist.

wenn keine der oben beschriebenen Umstände vorliegen und die Verletzung geringfügig zu sein scheint, können die Betroffenen den Arzt anrufen oder abwarten, ob das Problem von selbst wieder verschwindet.

Wenn die Verletzungsursache ein schwerwiegender Unfall ist, muss der Arzt als Erstes

  • den Patienten auf schwere Verletzungen und Komplikationen untersuchen, z. B. auf eine offene Wunde, Nervenschädigung, schweren Blutverlust, offene Wunde, Durchblutungsstörung und das Kompartment-Syndrom, das entstehen kann, wenn die Blutzufuhr zu einem verletzten Körperteil verringert oder unterbunden wird

Der Arzt überprüft zum Beispiel, ob ein Taubheitsgefühl vorliegt, misst den Blutdruck (der nach starkem Blutverlust niedrig ist) und den Puls (der fehlt oder schwach ist, wenn der Blutfluss gestört oder unterbrochen ist) und sucht nach anderen Anzeichen für einen unterbrochenen Blutfluss, z. B., ob die Haut blass und kühl ist. Wenn eine dieser Verletzungen und Komplikationen vorhanden ist, wird sie entsprechend behandelt. Anschließend führt der Arzt die Beurteilung des Patienten fort.

Die Betroffenen sollten auf Brüche (Frakturen) und Ausrenkungen (Luxationen) sowie auf Verletzungen von Bändern, Sehnen und Muskeln hin untersucht werden. Manchmal müssen die Ärzte zuerst sicherstellen, dass kein Bruch vorliegt, bevor sie zu diesen Untersuchungen kommen.

Beschreibung der Verletzung

Die betroffene Person (bzw. ein Zeuge) wird gebeten, den Verletzungsvorgang zu beschreiben. Der Verletzte erinnert sich vielleicht nicht daran, wie es zu dieser Verletzung kam oder kann den Hergang nicht genau beschreiben. Die Art der Verletzung kann aber leichter ermittelt werden, wenn bekannt ist, wie es dazu gekommen ist. Wenn beispielsweise beschrieben wird, dass ein Schnapp- oder Knallgeräusch aufgetreten ist, könnte es sich um eine Bänder- oder Sehnenverletzung (oder eine Fraktur) handeln. Der Arzt erkundigt sich außerdem danach, in welche Richtung das Gelenk belastet wurde, als die Verletzung auftrat. Anhand dieser Informationen lässt sich feststellen, welche Bänder bzw. Knochen geschädigt sein könnten.

Der Arzt erkundigt sich auch danach, wann die Schmerzen begannen. War dies sofort nach der Verletzung der Fall, könnte es sich um eine schwere Verstauchung handeln. Setzte der Schmerz erst Stunden oder Tage später ein, ist die Verletzung meist geringfügig. Wenn die Schmerzen stärker sind, als bei der Art von Verletzung zu erwarten ist, oder wenn die Schmerzen in den ersten Stunden nach der Verletzung kontinuierlich stärker werden, könnte sich ein Kompartment-Syndrom entwickelt haben oder der Blutfluss ist unterbrochen.

Der Verletzte wird außerdem zu früheren Verletzungen und der Verwendung von Medikamenten befragt, die das Risiko für Sehnenrisse erhöhen (unter anderem zu Kortikosteroiden und Fluorchinolon-Antibiotika, wie Ciprofloxacin).

Körperliche Untersuchung

Eine solche Untersuchung umfasst Folgendes (nach Priorität geordnet):

  • Überprüfung auf Beschädigung der Blutgefäße in der Nähe des verletzten Körperteils

  • Überprüfung auf Beschädigung der Nerven in der Nähe des verletzten Körperteils

  • Untersuchung und Bewegung des verletzten Körperteils

  • Untersuchung der Gelenke ober- und unterhalb des verletzten Körperteils

Zur Überprüfung auf Anzeichen von Schäden der Blutgefäße und einer unterbrochenen Blutzirkulation messen die Ärzte den Puls und die Körpertemperatur und sehen sich die Hautfarbe an. Wenn eine Durchblutungsstörung vorliegt (was zum Beispiel beim Kompartment-Syndrom passieren kann), kann auch der Puls fehlen oder schwach sein und die Haut bleich und kühl. Sie messen den Blutdruck, der bei Menschen normalerweise niedrig ist, die viel Blut verloren haben.

Zur Überprüfung auf Nervenschäden untersuchen Ärzte, wie empfindlich die Haut reagiert, d. h., ob ein normales Gefühl vorhanden ist, und fragen nach ungewöhnlichen Gefühlsempfindungen, z. B. Kribbeln oder Taubheit. Anomale Sinneswahrnehmungen könnten ein Zeichen für eine Nervenschädigung sein.

Sie tasten den verletzten Körperteil vorsichtig ab, um festzustellen, ob ein Bereich druckempfindlich ist, und ob sich die Sehnen und Muskeln normal anfühlen. Liegt ein Bruch oder eine Verrenkung vor, können Ärzte ertasten, dass der Knochen in Stücken oder verschoben ist. Außerdem wird nach Schwellungen und Blutergüssen gesucht. Der Arzt fragt, ob der verletzte Körperteil benutzt, belastet und bewegt werden kann.

Ärzte testen die Gelenkstabilität, indem sie das Gelenk so bewegen, dass es belastet wird (sogenannter „Belastungstest“). Wenn sich das Gelenk sehr instabil anfühlt, gehen die Ärzte von einer schweren Verletzung der Bänder (oder einer Ausrenkung) aus. Wenn es sich allerdings um einen Bruch handeln könnte, werden zuerst Röntgenaufnahmen erstellt, um festzustellen, ob das Gelenk sicher bewegt werden kann. Manchmal wird der Belastungstest erst dann durchgeführt, wenn die Schmerzen nachgelassen haben.

Indem das betreffende Gelenk bewegt wird, kann der Arzt auch leichter feststellen, wie schwer die Verletzung ist. Beispielsweise kann ausgehend vom Bewegungsradius des Gelenks und der Schmerzhaftigkeit der Bewegung festgestellt werden, wie schwer eine Verstauchung ist (ein Bänderriss). Bei einem partiellen Bänderriss ist die Bewegung des Gelenks sehr schmerzhaft. Bei einem vollständigen Bänderriss ist die Bewegung des Gelenks weniger schmerzhaft, da das gerissene Band dabei nicht gedehnt wird. Wenn ein Bänderriss vorliegt, hat das Gelenk gewöhnlich mehr Bewegungsspielraum als ohne Bänderriss. Meist kann ein Gelenk bei einem vollständigen Bänderriss freier bewegt werden als bei einem partiellen Bänderriss.

Da die Muskeln über Sehnen am Knochen befestigt sind, kann der Arzt die Schwere einer Sehnenverletzung oft feststellen, indem er den Muskel, an dem die Sehnen befestigt ist, bewegt. Bei einem kompletten Abriss einer Sehne kommt es bei einer Bewegung des entsprechenden Muskels nicht zu einer Bewegung des Knochens. Bei einem vollständigen Riss der Achillessehne (mit der die Wadenmuskeln am Fersenbein befestigt sind) kann beispielsweise der Fuß unter Umständen nicht bewegt werden. Partielle Risse sind mitunter schwer erkennbar, da das Gelenk normal beweglich zu sein scheint.

Wenn bei der körperlichen Untersuchung keine Probleme im Gelenk festgestellt werden, die als schmerzhaft empfunden werden, kann die Verletzung an anderer Stelle aufgetreten sein. Diese Art von Schmerz wird als übertragener Schmerz bezeichnet. Wenn zum Beispiel das Gelenk zwischen dem Brustbein und dem Schlüsselbein verletzt ist, können die Betroffenen Schmerzen in der Schulter spüren. Daher untersuchen Ärzte das Gelenk immer auch ober- und unterhalb des schmerzhaften Gelenks, um nach Verletzungen zu suchen.

Wenn Schmerzen oder Muskelkrämpfe die Untersuchung beeinträchtigen, können Ärzte zur Erleichterung der Untersuchung dem Patienten ein Schmerzmittel und/oder ein Muskelrelaxans oral oder per Spritze verabreichen, oder ein örtliches Betäubungsmittel in den verletzten Bereich spritzen. Oder der verletzte Bereich kann solange ruhiggestellt werden, bis die Krämpfe aufhören, in der Regel für einige Tage, und dann untersucht werden.

Untersuchungen

Mit Tests mit bildgebenden Verfahren kann auf mögliche Brüche (Frakturen) oder Ausrenkungen (Luxationen) sowie auf Weichteilverletzungen hin untersucht werden. Diese Tests umfassen:

  • Bei Bedarf Röntgenaufnahmen

  • Magnetresonanztomographie (MRT)

  • Manchmal Computertomografie (CT)

Röntgenbilder sind nicht immer nötig. Sie zeigen keine Verletzungen an Bändern, Sehnen oder Muskeln auf. Sie zeigen nur die Knochen (und die Flüssigkeit, die sich um ein verletztes Gelenk ansammelt). Allerdings können Röntgenaufnahmen zur Überprüfung auf Brüche (Frakturen) und Ausrenkungen (Luxationen) erstellt werden, die ebenfalls vorliegen könnten. Außerdem kann man auf Röntgenbildern Anomalien in der Lage der Knochen sehen, die auf eine Verstauchung oder Weichteilverletzung hindeuten können.

Röntgenaufnahmen, sofern notwendig, werden aus mindestens zwei verschiedenen Winkeln erstellt. Wenn ein Bruch vorliegt, können zwei Röntgenaufnahmen zeigen, wie die Teile des Bruchs zueinander liegen.

Eine MRT kann Weichgewebe darstellen, die im Röntgenbild meist nicht sichtbar sind. Mit der MRT können daher Verletzungen an Sehnen und Bändern, Knorpeln und Muskeln festgestellt werden.

Eine CT oder MRT kann zur Überprüfung von sehr unauffälligen Brüchen verwendet werden, die mit einer Weichteilverletzung einhergehen können.

Andere Tests können für eine Überprüfung auf Verletzungen in Zusammenhang mit einer Weichteilverletzung durchgeführt werden:

Wussten Sie ...

  • Röntgenbilder stellen nur Knochen dar. Deshalb sind sie zur Identifizierung von Verletzungen wie Verstauchungen, Zerrungen und Sehnenverletzungen nicht hilfreich, auch nicht, wenn es um schwere Verletzungen geht.

Behandlung von Verstauchungen und anderen Weichteilverletzungen

  • Behandlung sämtlicher schwerwiegender Verletzungen oder Komplikationen

  • Schmerzbehandlung

  • Pausieren, Eis, Druckverband (Compression) und Hochlagern (PECH)

  • Ruhigstellung, in der Regel mit einer Schiene oder einem Gips

  • Manchmal operative Eingriffe

Wenn der Verdacht besteht, dass eine schwere Verletzung vorliegt, sollte der Betroffene sofort in die Notaufnahme gebracht werden. Wenn der Betroffene nicht gehen kann oder mehrere Verletzungen aufweist, ist ein Transport im Krankenwagen notwendig. Bis der Arzt sie untersuchen kann, können die Betroffenen Folgendes tun:

  • die verletzte Gliedmaße ruhigstellen (immobilisieren) und mit einer provisorischen Schiene oder Schlinge oder einem Kissen stützen

  • die Gliedmaße bis über die Höhe des Herzens anheben, um das Anschwellen zu reduzieren

  • Eis (in ein Handtuch oder einen Lappen eingewickelt) auflegen, um die Schmerzen und das Anschwellen zu kontrollieren

Behandlung von schwerwiegenden Verletzungen

In der Notaufnahme untersuchen die Ärzte den Verletzten auf Verletzungen, die sofort behandelt werden müssen oder die zu schweren Komplikationen führen können, wie z. B. das Kompartment-Syndrom. Ohne Behandlung könnten sich die Komplikationen verschlimmern, schmerzhafter werden und einen Funktionsverlust wahrscheinlicher machen.

Um sicherzustellen, dass der verletzte Körperteil weiterhin durchblutet wird, werden geschädigte Arterien chirurgisch repariert, es sei denn, die Arterien sind klein und der Blutfluss ist nicht betroffen.

Auch abgetrennte Nerven werden chirurgisch repariert. Dieser Eingriff kann aber, falls erforderlich, um einige Tage verschoben werden. Nerven können nach einer Prellung oder Verletzung manchmal von selbst heilen.

Wenn die Haut verletzt ist, wird die Wunde mit einem sterilen Verband abgedeckt, und die verletzte Person erhält eine Impfung zur Vorbeugung gegen Wundstarrkrampf bzw. Tetanus und Antibiotika gegen Infektionen. Außerdem wird die Wunde gesäubert, in der Regel nach Verabreichung eines Lokalanästhetikums, das den Bereich betäubt.

Bei der Behandlung schwerer Verletzungen konzentrieren sich die Ärzte auf die Linderung der Symptome und die Ruhigstellung von Weichteilverletzungen, wenn das erforderlich ist.

Schmerzbehandlung

Zur Schmerzbehandlung werden normalerweise Paracetamol und/oder opioide Schmerzmittel verabreicht. Aspirin und andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können ebenfalls angewendet werden. Manchmal rät der Arzt aber von ihnen ab, da sie normalerweise nicht wirksamer sind als Paracetamol und bei manchen Patienten die Blutung verschlimmern oder die Nierenfunktion negativ beeinflussen können.

PECH

PECH bezieht sich auf Pausieren, Eis, Druckverband (Compression) und Hochlagern. Diese Behandlung wird zur Behandlung von verletzten Muskeln, Bändern und Sehnen angewendet.

Pausieren trägt dazu bei, weitere Verletzungen zu verhindern, die die ursprüngliche Verletzung verschlimmern könnten. Typischerweise wird eine Schiene oder eine andere Vorrichtung angelegt.

Ruhe verhindert weitere Verletzungen und kann die Heilung beschleunigen. Die Betroffenen sollten nur in Maßen aktiv sein und es vermeiden, den verletzten Körperteil zu belasten oder zu benutzen. Sie sollten zum Beispiel auf Kontaktsportarten verzichten und bei Bedarf Krücken benutzen.

Eis und Druckverband minimieren Schwellungen und Schmerzen. Eis wird in einen Plastikbeutel gegeben oder in ein Handtuch oder einen Lappen gewickelt und in den ersten 24 bis 48 Stunden so oft wie möglich jeweils 15 bis 20 Minuten lang aufgelegt. Als Druckverband für die Verletzung wird meist eine elastische Bandage verwendet.

Das Hochlagern der verletzten Gliedmaße trägt dazu bei, Flüssigkeit von der Verletzung weg zu leiten und dadurch die Schwellung zu reduzieren. In den ersten 2 Tagen wird die verletzte Gliedmaße über Herzhöhe gelagert.

Nach 48 Stunden kann für jeweils 15 bis 20 Minuten Wärme angewendet werden (zum Beispiel mit einem Heizkissen). Wärme kann Schmerzen lindern und die Heilung beschleunigen. Es ist jedoch unklar, ob Wärme oder Eis besser ist. Dies kann bei jeder Person anders sein.

Ruhigstellung

Die Ruhigstellung (Immobilisation) der Gliedmaße verringert die Schmerzen und unterstützt die Heilung, indem eine weitere Verletzung von umliegendem Gewebe verhindert wird. Es werden die Gelenke auf beiden Seiten der Verletzung immobilisiert.

Wenn die Ruhigstellung zu lange dauert (beispielsweise länger als einige Wochen bei jungen Erwachsenen), kann es zu einer mitunter dauerhaften Gelenkversteifung und Verkürzung (Kontraktur) oder Schrumpfung (Atrophie) der Muskeln kommen. Es können sich Blutgerinnsel bilden. Probleme dieser Art können schnell auftreten und Kontrakturen können chronisch werden, was vor allem bei älteren Menschen der Fall sein kann. Daher halten die Ärzte den Patienten an, den verletzten Körperteil nach der Heilung sobald wie möglich wieder zu bewegen. Außerdem bevorzugen Sie Behandlungsprogramme, bei denen ältere Patienten so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen (zum Beispiel die chirurgische Reparatur einer Hüftfraktur), gegenüber solchen, bei denen sie für lange Zeit immobilisiert sind (z. B. durch Bettruhe oder Gips).

Ob eine Ruhigstellung notwendig ist und welche Technik angewendet wird, hängt von der Art der Verletzung ab.

Wird ein partieller Sehnenriss vermutet oder ist die Diagnose nicht gesichert, wird unter Umständen eine Schiene angelegt, um den verletzten Körperteil zu immobilisieren, damit die Sehne heilen kann. Bei manchen schweren Sehnenrissen dauert die Ruhigstellung Tage oder Wochen an, mitunter wird auch ein Gips angelegt.

Leichte Verstauchungen werden, wenn überhaupt, nur kurz immobilisiert. Die beste Behandlung besteht in der Regel darin, den verletzten Körperteil so schnell wie möglich wieder zu bewegen. Mittelschwere Verstauchungen werden oft mit einer Schlinge oder Schiene einige Tage lang ruhiggestellt. Bei manchen schweren Sehnen- und Bänderrissen dauert die Ruhigstellung Tage oder Wochen, mitunter wird auch ein Gips angelegt. In vielen schweren Fällen muss die Verstauchung jedoch operativ behoben werden. Nicht immer ist eine Ruhigstellung notwendig.

Bei Verletzungen, die mehrere Wochen lang ruhiggestellt werden müssen, wird meist ein Gipsverband angelegt.

Dazu wird der verletzte Körperteil zuerst mit Mull und darüber mit einem weichen Baumwollmaterial umwickelt, um die Haut vor Druck und Reibung zu schützen. Dieses Polster wird mit feuchten gipsgefüllten Baumwollbandagen oder Fiberglasstreifen umgeben, die beim Trocknen hart werden. Gips wird häufig zur Immobilisierung von Knochenbrüchen mit verschobenen Bruchenden verwendet, da er gut formbar ist und weniger am Körper reibt. Fiberglasverbände sind stärker, leichter und haltbarer. Nach etwa einer Woche bildet sich die Schwellung zurück. Ist dies der Fall, kann ein Gipsverband manchmal durch einen Fiberglasverband ersetzt werden, der die Gliedmaße enger umschließt.

Patienten, die einen Gipsverband benötigen, erhalten spezielle Pflegehinweise. Werden diese nicht befolgt, können Probleme auftreten. Wenn der Gipsverband zum Beispiel nass wird, könnte das Schutzpolster unter dem Gips feucht werden. Ein vollständiges Trocknen kann in solchen Fällen nahezu unmöglich sein. Die Folge kann sein, dass die Haut weich wird und sich zersetzt und sich offene Stellen bilden. Ein nasser Gipsverband kann außerdem auseinanderfallen und den verletzten Bereich nicht mehr schützen und ruhigstellen.

Die Patienten erhalten die Anweisung, den Gips vor allem in den ersten 24 bis 48 Stunden so hoch wie möglich und mindestens auf Herzhöhe zu lagern. Idealerweise erfolgt die Hochlagerung ohne Behinderungen, sodass damit die verletzte Gliedmaße mittels Schwerkraft abschwellen kann. Regelmäßiges Beugen und Strecken der Zehen oder Finger hilft den Betroffenen.

Selten verursachen Gipsverbände gleichbleibende oder sich verschlimmernde Schmerzen, Druck oder Taubheit. Derartige Symptome müssen sofort einem Arzt mitgeteilt werden. Diese Beschwerden können durch entstehende Druckgeschwüre oder ein Kompartmentsyndrom hervorgerufen worden sein. In solchen Fällen muss der Gipsverband unter Umständen abgenommen und ein frischer Verband angelegt werden.

Bei manchen Verstauchungen oder anderen Verletzungen kann zur Ruhigstellung eine Schiene verwendet werden, insbesondere dann, wenn die Ruhigstellung nur maximal einige Tage lang erforderlich ist. Im Gegensatz zum Gipsverband ermöglicht eine Schiene das Auflegen von Eispacks und die Bewegung der verletzten Stelle.

Eine Schiene ist eine lange, schmale Schale aus Gips, Fiberglas oder Aluminium, die mit speziellem Klebeband oder elastischen Binden angelegt wird. Sie umschließt die Gliedmaße nicht komplett, so dass sich das geschwollene Gewebe etwas ausdehnen kann. Eine Schiene bewirkt demnach keine Erhöhung des Risikos der Entwicklung eines Kompartment-Syndroms. Manche Verletzungen werden zunächst mit einer Schiene ruhiggestellt, bis die Schwellung weitestgehend zurückgegangen ist, bevor ein Gipsverband angelegt wird.

Eine Schlinge kann einen gewissen Halt bieten. Schlingen können sinnvoll sein, wenn eine vollständige Ruhigstellung unerwünschte Auswirkungen hätte. Wenn zum Beispiel ein Schultergelenk vollständig immobilisiert wird, könnten sich die umliegenden Gewebe versteifen, mitunter bereits innerhalb weniger Tage, so dass die Schulter unbeweglich wird (Schultersteife). Eine Schlinge begrenzt die Bewegung von Schulter und Ellenbogen, lässt aber immer noch eine Bewegung der Hand zu.

Eine ergänzend eingesetzte Bandage aus einem Tuch oder Riemen stabilisiert die Konstruktion und sorgt dafür, dass der Arm vor allem nachts nicht nach außen schwingen kann. Der Verband wird um den Rücken des Patienten herum über die Verletzungsstelle geführt.

Pflege eines Gipsverbands

  • Beim Baden oder Duschen den Gips in eine Plastiktüte einwickeln und diese oben sorgfältig mit Gummibändern oder Klebeband abschließen oder eine spezielle wasserdichte Verbandsabdeckung verwenden. Solche Abdeckungen sind im Handel erhältlich, einfach anzuwenden und sicherer. Wird der Gips nass, nimmt die Polsterung darunter meist Feuchtigkeit auf. Ein Haartrockner kann etwas von der Feuchtigkeit entfernen. Lässt sich die Polsterung nicht mit einem Föhn trocknen, muss der Gips gewechselt werden, da die Haut sonst durch das feuchte Klima aufreißt.

  • Niemals Gegenstände in den Gips einführen (etwa um die juckende Haut zu kratzen).

  • Die Haut um den Gips herum sollte täglich kontrolliert werden. Bei roten oder schmerzenden Stellen den Arzt benachrichtigen.

  • Auch die Ränder des Gipsverbands sollten täglich kontrolliert werden. Wenn sie sich rau anfühlen, mit einem weichen Klebeband, Mullgewebe, einem Tuch oder einem anderen weichen Material abpolstern, damit keine Hautverletzungen auftreten.

  • In Ruhestellung den Gips vorsichtig lagern, wenn möglich mit einem kleinen Kissen oder Polster, um zu verhindern, dass der Rand in die Haut eindrückt oder sie quetscht.

  • Den Gips regelmäßig wie vom Arzt empfohlen hochlegen, damit die Schwellung zurückgeht.

  • Verursacht der Gips Schmerzen oder fühlt sich an, als ob er eindeutig zu klein sei, muss sofort ein Arzt verständigt werden. Diese Symptome können auf Druckgeschwüre oder Schwellungen zurückzuführen sein. Ist dies der Fall, muss der Gips unter Umständen sofort entfernt werden.

  • Wenn der Gipsverband unangenehm riecht oder wenn der Patient Fieber bekommt, ist ein Arzt zu verständigen. Diese Symptome können auf eine Infektion hinweisen.

  • Kontaktieren Sie Ihren Arzt sofort, wenn der Gipsverband stärker werdende Schmerzen verursacht oder ein Taubheits- oder Schwächegefühl auftritt. Diese Symptome können auf ein Kompartment-Syndrom hinweisen.

Gängige Techniken für die Ruhigstellung eines Gelenks

Operation

Viele Verstauchungen 3. Grades müssen operativ repariert werden.

Manchmal wird eine arthroskopische Operation durchgeführt. Bei diesem Verfahren wird ein dünner flexibler Betrachtungstubus durch einen sehr kleinen Hautschnitt in das Gelenk eingeführt. Dieses Verfahren wird meist verwendet, um verletzte Bänder (Knieverstauchungen) oder verletzte Knorpel (Menisken) im Knie zu behandeln.

Rehabilitation und Prognose bei Weichteilverletzungen

Die meisten Weichteilverletzungen heilen ohne große Probleme. Manche heilen aber trotz richtiger Diagnose und Behandlung nicht vollständig ab.

Die Heilungsdauer einer Verletzung schwankt zwischen Wochen und Monaten in Abhängigkeit von folgenden Faktoren:

  • Art der Verletzung

  • Verletzungsstelle

  • Alter der Person

  • Andere vorhandene Erkrankungen

Bei Kindern verläuft die Heilung zum Beispiel schneller als bei Erwachsenen, während bestimmte Erkrankungen (einschließlich solcher, die Durchblutungsprobleme verursachen, beispielsweise Diabetes mellitus und eine periphere Gefäßerkrankung) langsam heilen. Partielle Bänder-, Sehnen- und Muskelrisse heilen eher spontan, während vollständige Risse oft operiert werden müssen.

Eine Ruhigstellung führt zu Gelenkversteifung und die Muskeln werden schwächer und schrumpfen, weil sie nicht in Gebrauch sind. Das Gelenk einer eingegipsten Gliedmaße wird von Woche zu Woche steifer und verliert schließlich seine Fähigkeit zum vollständigen Beugen und Strecken. Solche Probleme können schnell auftreten und chronisch werden, was vor allem bei älteren Menschen der Fall sein kann. Zum Beispiel können Patienten, die über einige Wochen einen langen Gips am Bein (vom Oberschenkel zu den Zehen) getragen haben, ihre Hand in den vormals engen Spalt zwischen Gips und Bein stecken, weil sich die Muskulatur so stark zurückgebildet hat. Wenn der Gips abgenommen wird, sind die Muskeln sehr schwach und sehen merklich kleiner aus.

Zur Vorbeugung oder Minimierung der Steifheit und zur Unterstützung der Betroffenen hinsichtlich der Aufrechterhaltung ihrer Muskelstärke, empfehlen Ärzte oder Physiotherapeuten tägliche Übungen, unter anderem Übungen zur Vergrößerung des Bewegungsumfangs und Übungen zur Kräftigung der Muskeln. Während die Verletzung verheilt, können die Betroffenen den Rest ihres Körpers nach Anweisung ihres Arztes oder Physiotherapeuten trainieren.

Ist die Verletzung ausreichend ausgeheilt und das Gelenk nicht mehr immobilisiert, kann damit begonnen werden, die verletzte Gliedmaße zu kräftigen. Bei den Übungen sollte der Patient darauf achten, wie sich die verletzte Gliedmaße anfühlt, und zu kraftvolle Übungen vermeiden. Ist die Muskulatur zu schwach zum Trainieren, werden die Bewegungen von einem Physiotherapeuten geführt (passive Übungen). Aktive Übungen gegen die Schwerkraft oder gegen einen Widerstand durch Gewicht (bei denen der Patient seine eigenen Muskeln anstrengt) sind jedoch unerlässlich, um die volle Kraft einer verletzten Gliedmaße wiederzuerlangen.

Übungen zur Vergrößerung des Bewegungsumfangs und zur Kräftigung der Muskeln und Stärkung und Stabilisierung des verletzten Gelenks können bei der Vorbeugung einer erneuten Verletzung und langfristigen Behinderung hilfreich sein.

Die Betroffenen haben in der Regel meist weiterhin Beschwerden, auch nachdem die Verletzung ausreichend ausgeheilt ist, um eine volle Gewichtsbelastung des ehemals verletzten Körperteils zu ermöglichen.

Der Alterungsprozess im Visier: Weichteilverletzungen

Erwachsene über 65 Jahre verletzen sich häufiger an den Muskelbändern und Sehnen, zum Teil, weil sie häufiger stürzen. Sie stürzen aus den folgenden Gründen häufiger:

  • Bestimmte normale, altersbedingte Veränderungen des Gleichgewichtssinns, der Sehkraft, der Sinneswahrnehmung (hauptsächlich in den Füßen) und der Muskelkraft machen ältere Menschen anfälliger für Stürze und Verletzungen.

  • Einige ältere Menschen fühlen sich schwindelig und benommen, wenn sie sitzen oder aufstehen, weil ihr Blutdruck zu stark abfällt.

  • Die Fähigkeit, sich bei einem Sturz zu schützen, lässt nach.

  • Außerdem können sie von Medikamenten Nebenwirkungen haben (Schwindel, Verlust des Gleichgewichts und Benommenheit), die das Sturzrisiko erhöhen.

Bei älteren Menschen ist die Genesung oftmals kompliziert und dauert länger als bei jüngeren Personen

  • Dies liegt daran, dass der Heilungsprozess bei älteren Erwachsenen länger dauert als bei jungen Erwachsenen.

  • Körperkraft, Flexibilität und Gleichgewichtssinn sind im höheren Alter oft geschwächt. Daher fällt es älteren Menschen meist schwer, verletzungsbedingte Einschränkungen zu kompensieren, und die Wiederaufnahme von Alltagstätigkeiten ist schwieriger.

  • Wenn ältere Menschen inaktiv oder immobil sind (aufgrund eines Gipsverbands oder einer Schiene), verlieren sie tendenziell mehr und schneller Muskelgewebe als junge Erwachsene. Die Ruhigstellung (Immobilisation) kann daher zu Muskelschwäche führen. Mitunter verkürzen sich die Muskeln dauerhaft und in den Geweben in Gelenknähe, z. B. Sehnen und Bändern, bildet sich Narbengewebe. Dieser Zustand (sogenannte Gelenkkontrakturen) schränkt die Beweglichkeit des Gelenks ein.

  • Ältere Menschen leiden eher an anderen Erkrankungen (z. B. Arthritis oder Durchblutungsstörungen), die den Genesungsprozess aufhalten oder die Heilung verlangsamen.

Bereits leichtere Verletzungen können die Fähigkeit älterer Erwachsener, normale tägliche Aktivitäten zu verrichten, wie etwa Essen, Ankleiden, Baden und selbst Gehen, beträchtlich einschränken, besonders, wenn sie vor der Verletzung auf eine Gehhilfe angewiesen waren.

Ruhigstellung: Eine Unbeweglichkeit (Immobilisierung) ist bei älteren Erwachsenen besonders problematisch.

Unbeweglichkeit kann bei älteren Erwachsenen folgende Probleme verursachen:

Wenn die Durchblutung eines Bereichs unterbrochen oder stark verringert ist, entwickeln sich Druckgeschwüre. Unter Umständen ist die Durchblutung einer Gliedmaße bei einem älteren Erwachsenen schon vorher schlechter. Wenn dann das Gewicht einer verletzten Gliedmaße auf einem Gips ruht, verringert sich der Blutfluss noch weiter und es können sich Druckgeschwüre bilden. Bei bettlägerigen Patienten entstehen Druckgeschwüre an den Hautstellen, die das Bett berühren. Diese Stellen sollten sorgfältig auf Anzeichen von Hautverletzungen untersucht werden.

Da das Risiko für Komplikationen bei der Immobilisierung älterer Erwachsener besonders hoch ist, liegt der Schwerpunkt bei der Behandlung von Verletzungen des Bewegungsapparats darauf, älteren Erwachsenen zu helfen, ihre Alltagstätigkeiten so schnell wie möglich wiederaufnehmen zu können.