Krebsvorsorge

VonRobert Peter Gale, MD, PhD, DSC(hc), Imperial College London
Überprüft/überarbeitet Sept. 2024
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Vorsorgeuntersuchungen (Screening-Tests) dienen der Erkennung von Krebs, bevor Symptome auftreten. Sie stellen normalerweise keine endgültige Diagnose dar. Die Ergebnisse müssen durch weitere Untersuchungen bestätigt oder widerlegt werden.

Diagnostische Verfahren werden erst eingesetzt, wenn ein konkreter Krebsverdacht besteht (siehe auch Diagnose von Krebs).

Einige Screening-Tests werden bei körperlichen Routineuntersuchungen durchgeführt. Es werden Untersuchungen durchgeführt, die darauf hinweisen können, dass Krebs in der Schilddrüse, in der Mundhöhle, in der Haut, in den Lymphknoten, in den Hoden, in der Prostata, am Gebärmutterhals oder in den Eierstöcken vorliegt.

Ärzte bestimmen vor der Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen, ob jemand aufgrund seines Alters, seines Geschlechts, der Familiengeschichte, der Vorgeschichte und des Lebensstils besonders gefährdet ist, eine bestimmte Krebsart zu entwickeln. Die American Cancer Society hat Richtlinien für Krebs-Screening-Tests herausgegebenen, die häufig verwendet werden. Andere Gruppen haben auch Richtlinien für Screening-Tests entwickelt. Manchmal variieren die Empfehlungen der verschiedenen Gruppen, abhängig davon, wie die Sachverständigen der jeweiligen Gruppen die Aussagekraft und Relevanz der wissenschaftlichen Beweise einschätzen.

Obwohl Vorsorgeuntersuchungen Leben retten können, können die Ergebnisse falsch positiv oder falsch negativ sein:

  • Falsch positive Ergebnisse: Ergebnisse, die auf einen Krebs hindeuten, wenn die Erkrankung eigentlich nicht vorliegt.

  • Falsch negative Ergebnisse: Ergebnisse, die keinen Hinweis auf einen Krebs aufweisen, wenn die Erkrankung eigentlich vorliegt.

Solche falsch positiven Ergebnisse belasten den Betroffenen unnötig und ziehen weitere Verfahren nach sich, die invasiv oder teuer sind. Falsch negative Ergebnisse können ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln, obwohl eine Krebserkrankung vorliegt. Aus diesen Gründen gibt es nur wenige Screening-Tests, die als zuverlässig genug gelten, damit Ärzte sie routinemäßig anwenden.

Bei Frauen sind der Abstrich nach Papanicolaou (Pap-Test) und Tests auf Hochrisiko-Subtypen von HPV (humanes Papillomavirus) zur Erkennung von Gebärmutterhalskrebs sowie die Mammographie zur Erkennung von Brustkrebs häufig verwendete Vorsorgeuntersuchungen. Die Screening-Tests für Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs haben dazu beigetragen, die Zahl der Todesfälle aufgrund dieser Krebsarten in bestimmten Altersgruppen zu senken. Jedoch führen nicht alle bei Vorsorgeuntersuchungen festgestellten Brustkrebsfälle im Laufe des Lebens der betroffenen Person zu Problemen.

Bei Männern wird die Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA) bei einem Bluttest bestimmt, um Prostatakrebs festzustellen. Männer mit Prostatakrebs weisen erhöhte PSA-Spiegel auf, die Konzentration ist jedoch auch bei Männern mit einer gutartigen (benignen) Vergrößerung der Prostata erhöht. Daher ist das wichtigste Gegenargument für Screening-Tests die große Anzahl falschpositiver Ergebnisse, die gewöhnlich invasivere Testverfahren nach sich ziehen, wie zum Beispiel eine Prostatabiopsie. Ärzte wissen auch, dass nicht alle bei der Biopsie festgestellten Prostatakarzinome im Laufe des Lebens der betroffenen Person zu Problemen führen werden. Ob der PSA-Test als Routineuntersuchung auf Prostatakrebs eingeführt werden sollte, ist daher strittig und es gibt unterschiedliche Empfehlungen von verschiedenen Gruppen. Männer sollten den PSA-Test mit ihrem Arzt besprechen.

Um Dickdarmkrebs festzustellen, können verschiedene Tests verwendet werden. Patienten sollten mit ihrem Arzt besprechen, welcher Test verwendet werden soll. Eine verbreitete Vorsorgeuntersuchung für Darmkrebs beinhaltet die Untersuchung des Stuhls auf Blut, das mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist (okkultes Blut). Okkultes Blut im Stuhl deutet darauf hin, dass mit dem Verdauungstrakt etwas nicht in Ordnung ist. Die Ursache kann eine Krebserkrankung sein, doch es gibt zahlreiche andere Erkrankungen, wie Geschwüre, Hämorrhoiden und krankhafte Blutgefäße in der Darmwand, bei denen kleine Blutmengen in den Stuhl gelangen. Die Einnahme von Aspirin oder einem anderen nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und sogar der Verzehr von rotem Fleisch können den Test vorübergehend positiv erscheinen lassen. Im Rahmen einer weiteren Untersuchung wird Stuhl auf auffällige DNA untersucht, die vom Darmkrebs kommt. Für die Dickdarmkrebsvorsorge werden häufig ambulante Verfahren wie Sigmoidoskopie, Koloskopie und eine besondere Art der Computertomographie (CT) des Dickdarms (CT-Koloskopie) angewendet.

Lungenkrebsvorsorgeuntersuchungen mittels einer CT der Lunge stehen Personen im Alter von 50 bis 80 Jahren zur Verfügung, die aktuell rauchen oder damit aufgehört haben, aber eine Rauchdosis von mindestens 20 Packungsjahren haben. Die Risiken und den Nutzen von Lungenkrebsvorsorgeuntersuchungen sollten mit einem Arzt besprochen werden.

Manchmal wurde eine routinemäßige Selbstuntersuchung auf Krebssymptome empfohlen. Mit Ausnahme von möglicherweise Hodenkrebs haben sich Voruntersuchungen für Zuhause mit Selbstuntersuchung jedoch bei der Erkennung von Krebserkrankungen nicht als wirksam erwiesen. Auch wenn Menschen zuhause Untersuchungen durchführen, ist es dennoch wichtig, Empfehlungen für Vorsorgeuntersuchungen zu befolgen.

Manche Vorsorgeuntersuchungen können zuhause durchgeführt werden, wie z. B. den Stuhl auf Blut untersuchen, indem man eine kleine Menge Stuhl auf eine spezielle Karte legt und diese zur Verarbeitung an ein Labor schickt. Auf ein auffälliges Ergebnis sollte ein Besuch beim Arzt zur Bestätigung dieses Ergebnisses folgen.

Tumor-Biomarker sind Substanzen, die von bestimmten Tumoren in den Blutkreislauf abgegeben werden. Früher hat man geglaubt, dass die Messung dieser Biomarkerwerte ein ausgezeichneter Weg wäre, um Menschen, die keine Symptome haben, auf Krebs zu untersuchen. Allerdings findet man diese Tumor-Biomarker häufig in einem gewissen Ausmaß auch im Blut von Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind. Tumor-Biomarker deuten also nicht unbedingt auf eine Krebserkrankung hin und sie spielen eine sehr begrenzte Rolle bei der Krebsvorsorge.

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Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass MSD MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Cancer Society: Empfehlungen zur Krebsvorsorge