Kongestive Kardiomyopathie

VonTisha Suboc, MD, Rush University
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Zur kongestiven Kardiomyopathie zählen Herzmuskelerkrankungen, bei denen sich die Ventrikel (die 2 unteren Herzkammern) vergrößern (Dilatation), aber nicht genügend Blut in den Körper pumpen können; dies führt zu einer Herzinsuffizienz.

  • Häufige Ursachen einer kongestiven Kardiomyopathie sind Virusinfektionen, genetische Störungen und gewisse Erkrankungen des Hormonsystems; oftmals ist die Ursache jedoch nicht bekannt.

  • Die ersten Symptome sind oftmals Kurzatmigkeit und Erschöpfung.

  • Die Diagnose einer kongestiven Kardiomyopathie erfolgt mittels Elektrokardiographie (EKG), Echokardiographie und Magnetresonanztomographie (MRT).

  • Die Ursache der Kardiomyopathie wird in der Regel medikamentös behandelt.

Bei Kardiomyopathie werden Struktur und Funktion der Muskelwände der Herzkammern zunehmend beeinträchtigt. Es gibt 3 Hauptarten der Kardiomyopathie. Zusätzlich zur kongestiven Kardiomyopathie gibt es noch die hypertrophe Kardiomyopathie und die restriktive Kardiomyopathie (siehe auch Übersicht über Kardiomyopathie).

Der Begriff Kardiomyopathie wird nur für eine Krankheit verwendet, die den Herzmuskel direkt betrifft. Andere Herzkrankheiten, wie koronare Herzkrankheiten und Erkrankungen der Herzklappen, können ebenfalls letztendlich dazu führen, dass sich die Ventrikel vergrößern und es dadurch zu einer Herzinsuffizienz kommt.

Es kann in jedem Alter zu einer kongestiven Kardiomyopathie kommen, sie tritt aber häufiger bei unter 50‑Jährigen auf. Etwa 10 Prozent der Patienten sind älter als 65 Jahre. In den Vereinigten Staaten tritt die Erkrankung häufiger bei Männern als bei Frauen und häufiger bei Menschen mit afrikanischer Abstammung als bei Menschen mit weißer Hautfarbe auf. Jährlich erkranken etwa 7 von 100.000 Menschen an einer kongestiven Kardiomyopathie.

Ursachen einer kongestiven Kardiomyopathie

Die häufigsten Ursachen einer kongestiven Kardiomyopathie sind:

  • Virusinfektionen

  • Genetische Störungen (genetische Faktoren spielen in 20 bis 35 Prozent der Fälle eine Rolle)

Manche Virusinfektionen können eine akute Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) verursachen. Beeinträchtigt die Entzündung die Pumpleistung des Herzens, bezeichnet man die Erkrankung als „virusinduzierte Kardiomyopathie“. In Nordamerika sind die häufigsten Erreger dafür Coxsackie-B-Viren. Eine HIV-Infektion kann ebenfalls eine Kardiomyopathie verursachen. In anderen Teilen der Welt sind es andere Virusinfektionen. Gelegentlich kann auch eine bakterielle Infektion, wie die Chagas-Krankheit, zur kongestiven Kardiomyopathie führen.

Das Virus oder Bakterium befällt den Herzmuskel und schwächt diesen oftmals. Das Herz kann dann nicht mehr kräftig genug pumpen. Die beschädigten Herzmuskelzellen werden durch faseriges Narbengewebe ersetzt. Darauf streckt sich der Herzmuskel, was zu einer Vergrößerung der Herzkammern und einer verringerten Pumpfähigkeit führt. Nach diesem Punkt kommt es zu einer Herzinsuffizienz.

Zu den anderen Ursachen einer kongestiven Kardiomyopathie zählen u. a.:

  • Bestimmte chronische Hormonstörungen wie eine langjährige, schlecht kontrollierte Erkrankung an Diabetes mellitus oder eine schlecht kontrollierte Schilddrüsenerkrankungen.

  • Schwere Adipositas

  • Herzrasen (anhaltend)

  • Konsum von Alkohol (wenn dieser übermäßig ist und zudem eine Unterernährung vorliegt), Kokain, einige Antidepressiva, einige Antipsychotika und ein paar Chemotherapeutika

In vielen Fällen kann keine definitive Ursache der kongestiven Kardiomyopathie festgestellt werden; in solchen Fällen wird die Erkrankung dann als „idiopathische kongestive Kardiomyopathie“ bezeichnet.

Zu den seltenen Ursachen einer kongestiven Kardiomyopathie gehören Schwangerschaft (peripartale Kardiomyopathie), Eisenüberlastung, Sarkoidose und systemische rheumatische Erkrankungen, wie rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes (Lupus) und systemische Sklerose. Manchmal kann auch eine extreme Belastung die als Takotsubo-Kardiomyopathie, Stress-Kardiomyopathie oder Gebrochenes-Herz-Syndrom bezeichnete kongestive Kardiomyopathie verursachen.

Symptome einer kongestiven Kardiomyopathie

Gewöhnlich sind die ersten Anzeichen einer kongestiven Kardiomyopathie Kurzatmigkeit bei körperlicher Aktivität und schnelle Ermüdung. Zu diesen Symptomen kommt es, wenn das Herz in seiner Pumpleistung geschwächt ist. Dies wird als Herzinsuffizienz bezeichnet. Manche Menschen haben Brustschmerzen.

Bei einer infektiösen Kardiomyopathie können die ersten Anzeichen plötzliches Fieber und grippeähnliche Symptome sein.

Komplikationen

Wenn der Herzschaden schwerwiegend ist, kann es ungeachtet der Ursache der kongestiven Kardiomyopathie zu einer Herzinsuffizienz kommen. Sollte es zu einer Herzinsuffizienz kommen, sammelt sich Flüssigkeit in den Beinen und im Bauch an (führt zu Schwellungen) und die Lungen füllen sich mit Flüssigkeit (das führt bei körperlicher Aktivität und flachem Liegen zu Kurzatmigkeit). Bei einer schweren Herzinsuffizienz kann der Blutdruck aufgrund der Herzschwäche niedrig sein.

Es kann zu Problemen mit den Herzklappen kommen. Wenn das Herz vergrößert ist, können die Herzklappen nicht mehr richtig schließen, wobei das Blut oftmals in die Herzkammer zurückfließt, anstatt in die nächstliegenden Blutgefäße oder Kammern zu gelangen (dies wird als Regurgitation oder Insuffizienz bezeichnet). Die am häufigsten betroffenen Herzklappen sind die Mitralklappe, die sich zwischen dem linken Vorhof (obere Herzkammer) und dem linken Ventrikel (untere Herzkammer) befindet, und die Trikuspidalklappe, die zwischen dem rechten Vorhof und dem rechten Ventrikel sitzt. Die undichten Stellen verursachen Herzgeräusche, die der Arzt mit dem Stethoskop hören kann.

Eine Schädigung und Streckung des Herzmuskels kann zu Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) führen. Diese können ein Empfinden unregelmäßiger Herzschläge (Palpitationen) und Kurzatmigkeit verursachen oder plötzlich zum Tod führen. Die undichten Herzklappen und die Herzrhythmusstörungen können zusätzlich die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigen.

Es kann zu Blutgerinnseln auf den Wänden der Herzkammern kommen, da sich das Blut im vergrößerten Herzen sammeln kann. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Ventrikel sehr erweitert sind und sich nur schlecht zusammenziehen. Die Gerinnsel können aufbrechen und Emboli bilden, die vom Herz in die Blutgefäße im ganzen Körper wandern und sie schließlich verstopfen können. Dies hätte eine Schädigung der betroffenen Organe zur Folge. Wird dadurch die Blutversorgung des Gehirns unterbunden, kann dies zum Schlaganfall führen.

Diagnose einer kongestiven Kardiomyopathie

  • Bildgebende Verfahren wie Echokardiographie oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Herzens

  • Manchmal eine Biopsie des Herzmuskels

  • Manchmal Untersuchung hinsichtlich der Ursache und/oder Komplikationen

Die Diagnose einer kongestiven Kardiomyopathie stützt sich auf die Symptome und auf die Ergebnisse einer körperlichen Untersuchung des Patienten sowie auf zusätzliche Tests. Es wird nach anderen Ursachen eines erweiterten Herzens gesucht, wie z. B. vorausgegangener Herzinfarkt, chronischer Bluthochdruck oder Herzklappenschaden.

Wird eine Infektion als Ursache vermutet, werden Bluttests für häufige Viren durchgeführt, die eine kongestive Kardiomyopathie verursachen können.

Mit einer Elektrokardiographie (EKG) lassen sich Störungen im elektrischen Reizleitungssystem des Herzens feststellen. Diese sind aber meist noch keine verlässliche Grundlage für eine Diagnose.

Da genetische Störungen zu einer kongestiven Kardiomyopathie führen können, werden ggf. auch Familienmitglieder getestet.

Aufnahmen des Herzens

Eine Echokardiographie, die mittels Ultraschallwellen ein Bild des Herzens liefert, ist das hilfreichste Verfahren, weil sich damit die Größe des Herzens und seine Pumpleistung feststellen lassen.

Eine kardiale Magnetresonanztomographie (MRT), die sehr genaue Bilder des Herzens liefert, wird eher verwendet, um die Diagnose zu bestätigen (und in manchen Fällen die Ursache zu ermitteln).

Biopsie und Herzkatheterisierung

Wenn die Diagnose weiterhin zweifelhaft ist, kann eine Herzkatheterisierung, ein invasiver Eingriff, bei dem ein Katheter über ein Blutgefäß im Arm, Hals oder Bein in das Herz eingeführt wird, zusätzliche Informationen zu der Pumpleistung des Herzens liefern. Während der Herzkatheterisierung kann auch eine Biopsie durchgeführt werden (eine Gewebeprobe wird aus dem Herzinneren für die mikroskopische Untersuchung entnommen). Zudem kann der Druck in den Herzkammern gemessen und eine koronare Herzkrankheit ausgeschlossen werden.

Behandlung einer kongestiven Kardiomyopathie

  • Arzneimittel

  • Manchmal Behandlung mit einem Defibrillator und/oder Schrittmacher

Wenn möglich, wird die Erkrankung behandelt, die die kongestive Kardiomyopathie verursacht. Beispielsweise können Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), wie Kortikosteroide, angewendet werden, um eine systemische rheumatische Erkrankung zu behandeln, die die kongestive Kardiomyopathie verursacht hat.

Zu den allgemeinen Behandlungsmaßnahmen gehören die Vermeidung von Stress, eine salzarme Ernährung und Ruhephasen, in denen sich das Herz erholen kann, insbesondere bei akuter oder schwerer Kardiomyopathie.

Medikamente zur Behandlung einer kongestiven Kardiomyopathie

Zur Behandlung einer Herzinsuffizienz angewendete Medikamente, wie Hemmstoffe des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (ACE-Hemmer), Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker (ARB), Betablocker, Kombination eines Angiotensin-II-Rezeptorblockers und Neprilysin-Hemmers, Aldosteron-Antagonisten (Spironolacton oder Eplerenon), Hemmstoffe des Proteins Natrium/Glukose-Cotransporter 2 (SGLT-2-Hemmer), die Kombination von Hydralazin und Nitraten sowie Ivabradin, verbessern die Pumpleistung des Herzens, verlängern die Lebensdauer und helfen bei der Linderung dauerhafter Symptome.

Diuretika (harntreibende Medikamente) dienen zur Verringerung überschüssiger Flüssigkeit in der Lunge und zur Linderung der Symptome von Schwellungen aufgrund von Flüssigkeitseinlagerungen, sie verlängern jedoch nicht die Lebensdauer.

Digoxin kann die Pumpleistung des Herzens unterstützen und die Anzahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinsuffizienz verringern, verlängert jedoch nicht die Lebensdauer.

Antiarrhythmika können zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen verwendet werden. Die meisten dieser Medikamente werden anfänglich in niedrigen Dosen verordnet. Die Dosen werden dann in kleinen Schritten erhöht, da zu hohe Dosen von Antiarrhythmika die Herzrhythmusstörungen verschlimmern oder die Pumpleistung des Herzens herabsetzen können.

Medikamente, die Blutgerinnsel verhindern, wie Warfarin oder Aspirin, können angewendet werden, insbesondere wenn die Ventrikel sehr geweitet sind und sich schlecht zusammenziehen.

Spezielle Vorsichtsmaßnahmen sind erforderlich, wenn Medikamente Frauen mit peripartaler Kardiomyopathie verabreicht werden, da einige der Medikamente, die für gewöhnlich zur Behandlung einer Kardiomyopathie verwendet werden, in die Muttermilch übergehen und dem Säugling schaden können.

Behandlung mit einem medizinischen Hilfsmittel

Bei manchen Menschen ist das elektrische Reizleitungssystem des Herzens gestört. In solchen Fällen kann ein künstlicher Herzschrittmacher hilfreich sein, der erst die Vorhöfe und dann beide Ventrikel stimuliert (kardiale Resynchronisationstherapie). Bei geeigneten Patienten hilft diese Schrittmacherart, das Kontraktionsmuster des Herzens wieder zu normalisieren und dessen Funktion zu verbessern.

Bei Patienten mit dauerhaft schlechter Herzfunktion und erhöhtem Risiko für zum plötzlichen Tod führenden Herzrhythmusstörungen kann auch ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator in Erwägung gezogen werden.

Herztransplantation

Die bei einer kongestiven Kardiomyopathie auftretende Herzinsuffizienz kann eine fortschreitende Erkrankung sein und letztendlich tödlich verlaufen. Aufgrund dieser schlechten Prognose ist eine kongestive Kardiomyopathie der häufigste Grund für Herztransplantationen oder ein mechanisches linksventrikuläres Herzunterstützungssystem. Mit einer erfolgreichen Herztransplantation wird die Krankheit geheilt, jedoch bringt auch diese Komplikationen und Einschränkungen mit sich.

Prognose bei kongestiver Kardiomyopathie

Es große Unterschiede bei der Prognose einer kongestiven Kardiomyopathie, die von vielen Faktoren abhängig sind. Im Allgemeinen wird die Prognose umso ungünstiger, je mehr sich das Herz vergrößert und je schlechter es funktioniert. Auch bei Herzrhythmusstörungen fällt die Prognose weniger gut aus. Insgesamt haben Frauen eine bessere Prognose als Männer; Menschen afrikanischer Abstammung überleben nur halb so lange wie Menschen mit weißer Hautfarbe.

Etwa 40 bis 50 Prozent der Todesfälle treten plötzlich auf, was vermutlich auf Herzrhythmusstörungen oder ein Blutgerinnsel, das die Blutversorgung eines wichtigen Organs unterbindet, zurückzuführen ist. Zusätzliche Faktoren, die das Sterberisiko beeinflussen, umfassen unter anderem: Ursache und Schweregrad der Kardiomyopathie, Alter und Fähigkeit des Betroffenen, den ärztlichen Rat zu befolgen (einschließlich der Einhaltung der verordneten Anwendung von Medikamenten, einer salzarmen Ernährung und der geplanten Nachsorgetermine) sowie Zugang zu spezialisierter Behandlung. Die Gesamtprognose hat sich nach Einführung der implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren, der kardialen Resynchronisationstherapie und anderer Verfahren jedoch verbessert.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Heart Association: kongestive Kardiomyopathie: Bietet umfassende Informationen zu Symptomen, zur Diagnose und zur Behandlung der kongestiven Kardiomyopathie.