Die meisten Frauen mit einer Herzerkrankung – einschließlich bestimmter Erkrankungen der Herzklappen (z. B. Mitralklappenprolaps) und einiger angeborener Fehlbildungen des Herzens – können ohne Beeinträchtigung der Herzfunktion oder der Lebenserwartung gesunde Kinder gebären. Für Frauen mit mittelschwerer oder schwerer Herzinsuffizienz ist eine Schwangerschaft allerdings mit erheblichen Risiken verbunden. Bevor eine davon betroffene Frau eine Schwangerschaft in Betracht zieht, sollte sie mit ihrem Arzt reden, um sicherzustellen, dass ihre Herzerkrankung bestmöglich behandelt wird.
Bei Frauen mit bestimmten Herzerkrankungen ist von einer Schwangerschaft abzuraten, da ein erhöhtes Sterberisiko besteht. Hierzu gehören:
Schwere pulmonale Hypertonie (Bluthochdruck in den Blutgefäßen der Lunge)
Bestimmte angeborene Herzfehler, darunter einige Fälle der Aortenisthmusstenose
Manchmal das Marfan-Syndrom (eine erbliche Bindegewebserkrankung)
Schwere Aortenklappenstenose (Verengung der Aortenklappe)
Schwere Mitralklappenstenose (Verengung der Mitralklappe)
Eine Aortenklappe mit zwei statt drei Taschen und vergrößerter Aorta
Schädigung des Herzens (Kardiomyopathie) bei einer früheren Schwangerschaft
Mittelschwere oder schwere Herzinsuffizienz
Wenn eine Frau, die unter einer dieser Erkrankungen leidet, schwanger wird, empfiehlt der Arzt so früh wie möglich einen Abbruch der Schwangerschaft.
In der Schwangerschaft muss das Herz mehr leisten. Daher kann sich eine Herzerkrankung während der Schwangerschaft verschlimmern oder erstmals Symptome verursachen. In der Regel besteht nur dann ein erhöhtes Sterberisiko (für die Mutter oder das Kind), wenn eine schwere Herzerkrankung schon vor der Schwangerschaft der Frau vorlag. Jedoch können je nach Art und Schwere der Herzerkrankung ernstzunehmende Komplikationen auftreten. Zu diesen Komplikationen kann eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge (Lungenödem), eine Herzrhythmusstörung oder ein Schlaganfall gehören.
Das Komplikationsrisiko erhöht sich im Verlauf der Schwangerschaft, da das Herz mehr und mehr leisten muss. Schwangere mit einer Herzerkrankung können unter ungewöhnlicher Müdigkeit leiden und müssen sich möglicherweise schonen. In seltenen Fällen wird Frauen mit einer schweren Herzerkrankung geraten, in der frühen Schwangerschaft einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Auch besteht ein erhöhtes Risiko während der Wehen und der Geburt. Nach der Entbindung ist eine Frau mit einer schweren Herzerkrankung teilweise erst nach 6 Monaten außer Gefahr, je nachdem, unter welcher Herzerkrankung sie leidet.
Eine Herzerkrankung bei einer schwangeren Frau kann sich auf das Kind auswirken. Es kann zu einer vorzeitigen Geburt des Kindes kommen. Bei Frauen mit bestimmten angeborenen Fehlbildungen des Herzens besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie Kinder mit ähnlichen Geburtsfehlern gebären. Mittels einer Ultraschalluntersuchung können einige dieser Defekte vor der Geburt des Kindes festgestellt werden.
Wenn es zu einer plötzlichen Verschlimmerung der Herzerkrankung einer schwangeren Frau kommt, kann dies unter Umständen zum Tod des Fötus führen.
Peripartale Kardiomyopathie
Gegen Ende der Schwangerschaft oder nach der Geburt können die Herzwände (Myokardium) Schaden nehmen (Kardiomyopathie). Dieses Zeitfenster wird als peripartaler Zeitraum bezeichnet, und die Erkrankung wird daher peripartale Kardiomyopathie genannt. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt.
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für eine peripartale Kardiomyopathie:
Mehrere vorherige Schwangerschaften
Alter von mindestens 30 Jahren
Mehrlingsschwangerschaft
Präeklampsie (eine Form von Bluthochdruck, der während einer Schwangerschaft auftritt)
Eine peripartale Kardiomyopathie tritt häufig bei nachfolgenden Schwangerschaften auf, insbesondere wenn sich die Herzfunktion nicht normalisiert hat. Folglich wird vielen Frauen, die diese Erkrankung hatten, von einer erneuten Schwangerschaft abgeraten.
Die Behandlung einer peripartalen Kardiomyopathie ähnelt der Behandlung einer Herzinsuffizienz, außer dass keine Hemmstoffe des Angiotensin konvertierenden Enzyms (ACE-Hemmer) und keine Aldosteron-Antagonisten (Spironolacton und Eplerenon) eingesetzt werden.
Erkrankungen der Herzklappen
Im Idealfall werden Erkrankungen der Herzklappen vor der Schwangerschaft der Frau festgestellt und behandelt. Oftmals wird eine operative Behandlung bei Frauen mit schweren Erkrankungen empfohlen.
Die Aortenklappe und die Mitralklappe sind die Klappen, die bei schwangeren Frauen am häufigsten betroffen sind. Erkrankungen, die eine Verengung der Herzklappe (Stenose) verursachen, sind besonders risikoreich. Eine Mitralklappenstenose kann zu einer Flüssigkeitsansammlung (Lungenödem) in der Lunge und zu einem schnellen, unregelmäßigen Herzschlag (Vorhofflimmern) führen. Die Behandlung von Vorhofflimmern bei Schwangeren ist ähnlich wie bei anderen Patienten, außer dass gewisse Antiarrhythmika (wie Amiodaron) nicht eingesetzt werden. Schwangere Frauen mit Mitralstenose werden während der gesamten Schwangerschaft sorgfältig überwacht, da die Mitralstenose sich rasch verschlimmern kann. Bei Bedarf ist eine Valvuloplastie während der Schwangerschaft relativ sicher.
Frauen mit einer schweren Aorten- oder Mitralklappenstenose, die Symptome verursacht, wird von einer Schwangerschaft abgeraten.
Frauen mit einem Mitralklappenprolaps belastet die Schwangerschaft in der Regel nicht so sehr.
Behandlung einer Herzerkrankung während der Schwangerschaft
Vermeiden bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft
Während der Wehen eine Epiduralinjektion
Schwangeren Frauen mit einer Herzerkrankung wird vom Arzt gewöhnlich Folgendes empfohlen:
Einplanung regelmäßiger Untersuchungstermine
Vermeiden von zusätzlichem Körpergewicht
Vermeiden Sie Stress.
Ausreichend Erholung
Entwickelt sich eine Anämie, wird diese unverzüglich behandelt.
Bestimmte Medikamente zur Behandlung von Herzerkrankungen werden bei einer Schwangerschaft nicht verwendet. Hierzu zählen folgende:
Hemmstoffe des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (ACE-Hemmer)
Aldosteron-Antagonisten (Spironolacton und Eplerenon)
Bestimmte Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika, wie z. B. Amiodaron)
Welche anderen Medikamente zur Behandlung von Herzerkrankungen bei einer Schwangerschaft verwendet werden, ist von der Schwere der Herzerkrankung und den damit verbundenen Risiken für den Fötus abhängig. Warfarin wird beispielsweise in der Regel vermieden, da es das Risiko von Geburtsfehlern erhöhen kann. Unter Umständen wird es jedoch Frauen mit einer künstlichen Herzklappe verabreicht, da Warfarin das Risiko der Bildung von Blutgerinnseln in diesen Klappen reduziert. Derartige Gerinnsel können tödlich ausgehen.
Bei einer gestörten Herzfunktion kann den Frauen Digoxin verabreicht werden (ein Medikament zur Behandlung von Herzinsuffizienz). Die Frauen werden angewiesen, ab der 20. Schwangerschaftswoche Bettruhe einzuhalten oder ihre Aktivitäten einzuschränken.
Bei den Geburtswehen werden Schmerzen nach Bedarf behandelt. Leidet eine Frau unter einer schweren Herzerkrankung, erhält sie unter Umständen eine Anästhesie, die im unteren Rückenbereich, zwischen der Wirbelsäule und der äußeren Gewebeschicht über dem Rückenmark, injiziert wird (Epiduralraum). Dieser Vorgang wird als Epiduralinjektion bezeichnet. Dieses Anästhetikum schaltet die Schmerzempfindlichkeit von der Hüfte an abwärts aus, und die Frau verspürt keinen Drang zu pressen. Das Ziel ist eine Verringerung der Belastung des Herzens. Das Pressen während der Wehen belastet das Herz, da das Herz mehr arbeiten muss. Da die Frauen nicht pressen dürfen, muss das Kind unter Umständen mithilfe einer Geburtszange oder Saugglocke entbunden werden.
Eine Epiduralinjektion sollte nicht vorgenommen werden, wenn bei der Frau eine Aortenstenose vorliegt. Stattdessen wird ein lokales Betäubungsmittel oder ggf. eine Vollnarkose eingesetzt.
Kurz nach der Entbindung wird die Frau eng überwacht, und es werden mehrere Wochen lang regelmäßige Untersuchungen von einem Kardiologen durchgeführt.