Da Krebs gewöhnlich lebensbedrohlich ist und eine Verzögerung der Behandlung die Erfolgswahrscheinlichkeit reduziert, werden Krebserkrankungen bei Schwangeren oft mit denselben Methoden wie bei Frauen, die nicht schwanger sind, behandelt. Einige der üblichen Behandlungen (operativer Eingriff, Chemotherapie und Strahlentherapie) können dem Fötus Schaden zufügen. Daher können einige Frauen einen Schwangerschaftsabbruch in Betracht ziehen. Manchmal kann die Behandlung aber auch zeitlich so angesetzt werden, dass das Kind so gut wie möglich geschont wird.
Bei manchen Krebserkrankungen (wie z. B. kolorektalen und gynäkologischen Krebsarten) kann die Behandlung während der Schwangerschaft angepasst werden.
Die Diagnose und Behandlung von Krebs während der Schwangerschaft oder dem Zeitraum nach der Schwangerschaft (postpartaler Zeitraum) erfordert ein multidisziplinäres Team, einschließlich Onkologen und auf Hochrisikoschwangerschaften spezialisierte Fachärzte für Geburtshilfe.
Rektumkarzinom
Bei einem Rektumkarzinom ist unter Umständen eine Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) erforderlich, um sicherzugehen, dass der gesamte Tumor entfernt wird. In solch einem Fall wird ein Kaiserschnitt womöglich bereits in der 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt, sodass die Hysterektomie vorgenommen und mit einer aggressiven Krebsbehandlung begonnen werden kann.
Gebärmutterhalskrebs
Eine Schwangerschaft verschlimmert einen Gebärmutterhalskrebs anscheinend nicht.
Zeigen die Ergebnisse des Papanicolaou-Tests (Pap-Test) einer schwangeren Frau auffällige Ergebnisse an, wird der Gebärmutterhals mit einem Binokularmikroskop (Kolposkopie) untersucht. Eine Kolposkopie fügt dem Fötus keinen Schaden zu und beeinträchtigt die Schwangerschaft nicht. Der Arzt bespricht sich bei einer Kolposkopie in der Regel mit einem Spezialisten, um zu bestimmen, ob eine Probe des auffälligen Gewebes zur mikroskopischen Untersuchung entnommen werden sollte (Biopsie). Eine Biopsie am Gebärmutterhals wird bei schwangeren Frauen wegen des Risikos von Blutungen und vorzeitigen Wehen normalerweise nicht vorgenommen.
Befindet sich der Gebärmutterhalskrebs im Anfangsstadium, wird die Behandlung gewöhnlich bis nach der Geburt aufgeschoben.
Wird ein fortgeschrittener Krebs in der frühen Schwangerschaft entdeckt, erfolgt bei Bedarf eine umgehende Behandlung.
Wird die Diagnose in der Spätschwangerschaft gestellt, wird der Frau das Risiko erklärt, das mit dem Hinauszögern der Behandlung einhergeht. Die Frau kann dann entscheiden, ob mit der Behandlung gewartet werden soll, bis der Fötus für eine Geburt weit genug entwickelt ist. Ist der Krebs jedoch bereits fortgeschritten, wird ein Kaiserschnitt und anschließend eine Hysterektomie durchgeführt.
Andere gynäkologische Krebserkrankungen
Eierstock-, Eileiter- und Peritonealkarzinome sind nach der 12. Schwangerschaftswoche schwer zu erkennen, da die Gebärmutter sich über das Becken hinaus vergrößert und somit den Blick darauf verstellt.
Im fortgeschrittenen Stadium kann Eierstockkrebs während der Schwangerschaft tödlich sein. Bei den betroffenen Frauen müssen daher die Eierstöcke so schnell wie möglich entfernt werden.
Gebärmutterkrebs tritt selten während der Schwangerschaft auf.
Brustkrebs
Brustkrebs kann während einer Schwangerschaft nur schwer entdeckt werden, da sich die Brüste vergrößern. Wird ein Knoten entdeckt, wird dieser von den Ärzten untersucht.
In der Regel sollte nach der Feststellung von Brustkrebs umgehend mit der Behandlung begonnen werden.
Leukämie und Hodgkin-Lymphom
Leukämie und Hodgkin-Lymphom treten in der Schwangerschaft selten auf. Die Krebsmedikamente, die üblicherweise zur Behandlung dieser Krebsformen eingesetzt werden, erhöhen das Risiko für eine Fehlgeburt und für Geburtsfehler.
Da Leukämie rasch tödlich ausgehen kann, werden die Frauen so schnell wie möglich behandelt, ohne zu warten, dass sich der Fötus weiter entwickeln kann.
Wenn sich das Hodgkin-Lymphom nur in dem Bereich über dem Zwerchfell (die Muskelplatte, welche die Brusthöhle vom Bauch trennt) gebildet hat, kann eine Strahlentherapie eingesetzt werden, wobei der Bauch abgedeckt wird, um den Fötus vor der Strahlung zu schützen. Bei Lymphomen im Bereich unterhalb des Zwerchfells empfehlen Ärzte unter Umständen einen Schwangerschaftsabbruch.