Verstopfung bei Kindern

VonDeborah M. Consolini, MD, Thomas Jefferson University Hospital
Überprüft/überarbeitet Nov. 2022
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Verstopfung ist verantwortlich für bis zu 5% der pädiatrischen Arztbesuche. Beschrieben wird sie als schwierige oder langsame Defäkation.

Die normale Frequenz und Konsistenz des Stuhls variiert mit dem Kindesalter und der Ernährung; es gibt auch erhebliche Unterschiede von Kind zu Kind.

Die meisten (90%) normalen Neugeborenen haben innerhalb der ersten 24 Lebensstunden einen Mekoniumabgang. Während der ersten Lebenswoche haben Säuglinge durchschnittlich 4 bis 8 Stuhlgänge pro Tag; Säuglinge, die gestillt werden, haben in der Regel mehr Stuhlgänge als Säuglinge, die mit Formeln gefüttert werden. Während der ersten Lebensmonate haben Säuglinge, die gestillt werden, durchschnittlich etwa 2 bis 3 Stuhlgänge pro Tag im Vergleich zu 2 Stuhlgängen pro Tag bei Säuglingen, die mit Formeln gefüttert werden. Im Alter von 2 Jahren sinkt die Zahl der Stuhlgänge auf etwas < 2/Tag. Ab dem Alter von 4 Jahren ist es leicht > 1/Tag.

In der Regel deuten Anzeichen auf Anstrengung (z. B. Pressen) bei einem jungen Säugling nicht auf Verstopfung hin. Die Muskeln zur Unterstützung des Stuhlgangs entwickeln sich bei Säuglingen erst allmählich.

Ätiologie der Obstipation bei Kindern

Verstopfung bei Kindern werden 2 Ursachen vermutet:

  • Organische (5%)

  • Funktionelle (95%)

Organische Ursachen

Organische Ursachen der Verstopfung umfassen spezifische strukturelle, neurologische, toxisch/metabolische Störungen oder Darmerkrankungen. Sie sind selten, aber wichtig zu erkennen ( siehe Tabelle: Organische Ursachen der Verstopfung bei Säuglingen und Kindern).

Die häufigste organische Ursache ist

Andere organische Ursachen, die sich in der neonatalen Periode oder später manifestieren können

Funktionelle Ursachen

Unter funktionellen Ursachen einer Verstopfung versteht man Gründe, die nicht organischer Natur sind.

Kinder sind anfällig für die Entwicklung funktioneller Verstopfung während 3 Perioden:

  • Nach der Einführung von Getreide und fester Nahrung

  • Während des Toilettentrainings

  • Während des Schulbeginns

Jeder dieser Meilensteine hat das Potenzial, den Stuhlgang zu einer unangenehmen Erfahrung zu machen.

Kinder zögern eventuell manchmal den Stuhlgang hinaus, weil der Stuhl hart und der Stuhlgang unangenehm sind oder weil sie ihr Spiel nicht unterbrechen wollen. Um Stuhlgang zu vermeiden, kann es vorkommen, dass Kinder die externen Schließmuskeln anspannen, was zur Folge hat, dass der Stuhl zurückgedrängt wird. Wenn sich dieses Verhalten wiederholt, dehnt sich das Rektum aus, um den zurückgehaltenen Stuhl unterzubringen. Dadurch verringert sich der Stuhldrang, während der Stuhl härter wird, was zu einem Teufelskreis von schmerzhaftem Stuhlgang und Verstopfung führt. Gelegentlich geht weicher Stuhl am harten vorbei und führt zu Stuhlinkontinenz (Enkopresis).

Bei älteren Kindern kann eine Ernährung, die niedrig an Ballaststoffen und reich an Milchproduktien ist, eventuell dafür verantwortlich sein, dass der Stuhlgang unangenehm ist und es ggf. zu Analfissuren kommt. Analfissuren erzeugen Schmerzen beim Stuhlgang, was zu einem ähnlichen Teufelskreis verzögerten Stuhlgangs führt, der in härterem Stuhl resultiert, der schmerzhafter auszuscheiden ist.

Stress, Wunsch nach Kontrolle und sexueller Missbrauch können ebenfalls zu den funktionellen Ursachen von Stuhlzurückhaltung und anschließender Verstopfung gezählt werden.

Tabelle
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Evaluation der Verstopfung bei Kindern

Zunächst sollte abgeklärt werden, ob es sich um eine funktionelle Verstopfung oder eine Verstopfung mit einer organischen Ursache handelt.

Anamnese

Der Verlauf der aktuellen Krankheit bei Neugeborenen sollte aufdecken, ob schon einmal Mekonium abgegangen ist, und wenn ja zu welchem Zeitpunkt. Bei älteren Säuglingen und Kindern sollte die Anamnese den Beginn und die Dauer von Verstopfung, Frequenz und Konsistenz der Stühle sowie die Zeitpunkte dokumentieren, wann die Symptome aufgetreten sind. Auch sollte notiert werden, ob die Symptome der Verstopfung nach einem bestimmten Ereignis auftraten, die das Kind unter Stress setzen konnten, wie z. B. die Einführung von bestimmten Lebensmitteln oder Toilettentraining. Wichtige Begleitsymptome sind Verschmutzungen (Stuhlinkontinenz), Beschwerden beim Stuhlgang und Blut am oder im Stuhl. Die Zusammensetzung der Nahrung sollte notiert werden, insbesondere die Aufnahme von Flüssigkeiten und Ballaststoffen.

Eine Überprüfung der Organsysteme sollte nach Symptomen fragen, die eine organische Ursache nahelegen, einschließlich Wiederauftreten von Stillproblemen, Hypotonie und Einnahme von Honig vor dem Alter von 12 Monaten (infantiler Botulismus); Kälteempfindlichkeit, trockene Haut, Müdigkeit, Muskelschwäche, verlängerte Neugeborenen-Hyperbilirubinämie, häufiger Harndrang und übermäßiger Durst (Endokrinopathien), Veränderungen im Gang, Schmerzen oder Schwäche in den unteren Extremitäten und Harninkontinenz (Wirbelsäulenschäden); Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust (Krebs) und Erbrechen, Bauchschmerzen, schlechtes Wachstum und intermittierender Durchfall (Darm-Erkrankungen).

Bei der Anamnese der Vorgeschichte sollte nach bekannten Erkrankungen gefragt werden, die zu Verstopfung führen können, einschließlich Mukoviszidose und Zöliakie. Eine Exposition gegenüber Medikamenten oder Bleifarbenstaub sollte ausgeschlossen werden. Ärzte sollten ermitteln, ob es zu verspätetem Mekoniumabgang innerhalb der ersten 24–48 h des Lebens kam oder ob es schon frühere Episoden von Verstopfung gab. Außerdem sollte er danach fragen, ob in der Familiengeschichte Verstopfungen bekannt geworden sind.

Körperliche Untersuchung

Die körperliche Untersuchung beginnt mit der allgemeinen Beurteilung wie stark das Kind unter seiner Situation leidet und wie der Allgemeinzustand des Kindes ist (einschließlich des Zustandes von Haut und Haaren). Größe und Gewicht sollten gemessen und mit Wachstumsnormkurven verglichen werden.

Die Untersuchung sollte sich auf den Bauch und Anus und auf der neurologischen Prüfung konzentrieren.

Der Arzt untersucht, ob der Bauch geschwollen ist oder Darmgeräusche zu hören sind. Er tastet die Bauchdecke auf Empfindlichkeit und harte Bereiche ab. Der Anus wird mit großer Vorsicht und Achtsamkeit auf Fissuren untersucht. Eine sanfte digitale rektale Untersuchung wird durchgeführt, um die Stuhlkonsistenz zu prüfen und um eine Probe für einen Test auf okkultes Blut zu erhalten. Bei der rektalen Untersuchung sollte darauf geachtet werden, wie eng oder gespannt der Anus ist und ob Stuhl im rektalen Gewölbe zu finden ist. Die Untersuchung schließt eine Prüfung auf die Platzierung des Anus und das Vorhandensein von Haarbüscheln oder Gruben oberhalb des Kreuzbeins.

Bei Säuglingen konzentriert sich die neurologische Untersuchung auf Tonus und Muskelkraft. Bei älteren Kindern liegt der Fokus auf dem Gang, den Sehnenreflexen und auf Anzeichen von Schwäche in den unteren Extremitäten.

Warnhinweise

Folgende Befunde gelten als besonders schwerwiegend:

  • Verzögerter Mekoniumabgang (> 24–48 h nach der Geburt)

  • Hypotonie und schlechtes Saugen (Hinweis auf Säuglingsbotulismus)

  • Gangstörung und Sehnenreflexe (Hinweis auf Rückenmark-Beteiligung)

Interpretation der Befunde

Wenn Neugeborene seit der Geburt eine Verstopfung haben, liegt aller Wahrscheinlichkeit nach eine organische Ursache vor. Wenn Neugeborene dagegen schon eine normale Verdauung gehabt haben, ist es relativ unwahrscheinlich, dass es sich um eine schwerwiegende Grunderkrankung handelt.

Bei älteren Kindern sind Hinweise auf eine organische Ursache körperliche Symptome wie z. B. Gewichtsverlust, Fieber oder Erbrechen, stagnierendes Wachstum (abnehmende Perzentile auf der Wachstumskurve) sowie eine krank wirkende Gesamterscheinung. Abnormale Befunde aus der körperlichen Untersuchung werden ebenfalls einbezogen ( siehe Tabelle: Organische Ursachen der Verstopfung bei Säuglingen und Kindern). Eine funktionelle Störung ist dann wahrscheinlich, wenn das Kind gesund wirkt, keine anderen Beschwerden außer der Verstopfung hat, einen normalen Befund bei der körperlichen Untersuchung hat und keine Medikamente einnimmt, die zu Verstopfung führen.

Ein aufgeblähtes Rektum, das mit Stuhl gefüllt ist oder Analfissuren sind im Zusammenhang mit einer funktionelle Verstopfung eines ansonsten gesunden Kindes zu sehen. Eine Verstopfung, die nach der Einnahme eines zu Verstopfung führenden Medikaments begann oder die mit einer Ernährungsumstellung einhergeht, kann mit diesem Medikament oder jenem Lebensmittel in Verbindung gebracht werden. Zu Lebensmitteln, die mit Verstopfung in Verbindung gebracht werden, gehören Milchprodukte (z. B. Milch, Käse, Joghurt) und Stärke sowie Fertigessen, das keine Ballaststoffe enthält. Wenn die Verstopfung jedoch nach der Einnahme von Weizen auftritt, sollte über Zöliakie nachgedacht werden. Eine neu aufgetretene Belastung, wie z. B. ein neues Geschwister oder andere mögliche Ursachen von Stuhlverhaltung in Zusammenhang mit normalen körperlichen Befunden unterstützen den Verdacht auf eine funktionelle Ursache.

Tests

Für Patienten, die unter funktioneller Verstopfung leiden, sind keine Tests erforderlich, es sei denn, es gibt keine Besserung nach herkömmlicher Behandlung der Obstipation. Eine Abdomenleeraufnahme sollte dann gemacht werden, wenn der Befund sich nach Behandlung nicht gebessert hat oder eine organische Ursache vermutet wird. Tests auf organische Ursachen sollten dann vorgenommen werden, wenn die Anamnese und die körperliche Untersuchung durchgeführt wurde ( siehe Tabelle: Organische Ursachen der Verstopfung bei Säuglingen und Kindern):

Behandlung von Obstipation bei Kindern

Spezifische organische Ursachen der Verstopfung sollten behandelt werden.

Funktionelle Verstopfung wird idealerweise zunächst behandelt mit:

  • Ernährungsumstellung

  • Änderung des Verhaltens

Ernährungsumstellung beinhaltet die Beigabe von Pflaumensaft in der Fertignahrung für Säuglinge, die Erhöhung des Anteils von Obst, Gemüse oder anderen Ballaststoffquellen an der Ernährung für ältere Säuglinge und Kinder sowie eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr und die Reduzierung von Lebensmitteln, die zu Verstopfung führen können (z. B. Milch und Käse).

Änderung des Verhaltens für ältere Kinder bedeutet, dass die Kinder dazu ermutigt werden, regelmäßig nach jeder Mahlzeiten auf die Toilette zu gehen, wenn sie trocken sind. Wenn Kinder gerade dabei sind trocken zu werden, ist es manchmal sinnvoll, eine Pause im Toilettentraining einzulegen, bis die Verstopfung vorbei ist.

Persistierende Verstopfung wird dadurch behandelt, dass der Darm entleert wird und eine normale Ernährung und Stuhlgang eingeführt wird. Die Darmentleerung durch Präparate kann oral oder rektal erfolgen. Wenn orale Präparate zur Darmentleerung eingenommen werden sollen, ist die Aufnahme von großen Mengen an Flüssigkeit wichtig. Die Einführung rektaler Mittel kann unangenehm und mitunter schwierig durchzuführen sein. Beide Methoden können von den Eltern unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, jedoch ist für die Darmentleerung manchmal ein Krankenhausaufenthalt nötig, wenn eine ambulante Behandlung nicht erfolgreich ist. Normalerweise brauchen Säuglinge keine aufwändigen Maßnahmen. Sollte ein Eingreifen jedoch erforderlich sein, reicht ein Glyzerinzäpfchen in der Regel aus. Für die Aufrechterhaltung eines gesunden Darms sollten einige Kinder rezeptfreie Ballaststoffpräparate als Nahrungsergänzung erhalten. Bei der Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel ist es jedoch notwendig, 1–2 l Wasser am Tag zu trinken ( siehe Tabelle: Behandlung von Verstopfung).

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Wichtige Punkte

  • Funktionelle Verstopfung macht ungefähr 95% der Fälle aus

  • Organische Ursachen sind selten, müssen aber in Betracht gezogen werden.

  • Verzögerter Mekoniumabgang > 24–48 h nach der Geburt legt den Verdacht auf eine strukturelle Erkrankung nahe, insbesondere Morbus Hirschsprung.

  • Frühzeitige Intervention mit Ernährungs- und Verhaltensänderungen kann funktionelle Verstopfung erfolgreich behandeln.