Medikationsfehler tragen zur Morbidität und Mortalität bei. Sie kosten z. B. das amerikanische Gesundheitssystem jährlich schätzungsweise 177 Mrd. $ (je nach Definition). Medikationsfehler können begründet sein durch
Falsche Auswahl eines Arzneimittels oder Verschreibung einer falschen Dosis, Anwendungshäufigkeit oder Dauer
Fehler beim Lesen des Rezepts durch den Apotheker, sodass ein falsches Arzneimittel oder eine falsche Dosierung ausgegeben wird
Fehler beim Lesen des Arzneimittelbehältnisses durch die Pflegekraft, sodass ein falsches Arzneimittel oder eine falsche Dosierung gegeben wird
Nichtkorrekte Instruktion des Patienten
Nichtkorrekte Verabreichung durch einen Arzt oder eine Pflegekraft oder falsche Anwendung durch den Patienten
Nichtkorrekte Lagerung des Arzneimittels durch den Apotheker oder Patienten, sodass die Potenz des Arzneimittels verändert wird
Verwendung von überalterten Arzneimitteln, deren Potenz verändert ist
Verwirrtheit des Patienten, sodass das Arzneimittel nicht korrekt eingenommen wird
Ungenaue Übertragung von Verschreibungsinformationen zwischen verschiedenen Anbietern
Besondere Subpopulationen
Verschreibungsfehler kommen häufig vor, besonders bei bestimmten Patientengruppen. Ältere, Frauen im gebärfähigen Alter und Kinder tragen ein besonderes Risiko. Arzneimittelwechselwirkungen treffen insbesondere Personen, die viele Arzneimittel einnehmen. Um das Risiko zu minimieren, sollten Ärzte alle vom Patienten eingenommenen Arzneimittel, auch die durch andere verordneten und die rezeptfreien, kennen und eine vollständige Liste über Probleme führen. Patienten sollten ermutigt werden, eine stets aktuelle Liste ihrer Arzneimittel und Dosierungen zu führen und diese bei jedem Arztbesuch oder in die Notaufnahme mitzubringen. Wenn es Unklarheiten über die verwendeten Arzneimittel gibt, sollten die Patienten angewiesen werden, alle Arzneimittel zur Überprüfung zu ihren Arztbesuchen mitzubringen.
Unklare Rezepte
Rezepte müssen so deutlich wie möglich geschrieben werden. Da die Namen einiger Arzneimittel sehr ähnlich sind, kann es – wenn nicht deutlich geschrieben wird – zu Verwechslungen kommen. Das Umstellen einiger gebräuchlicher, aber leicht verwechselbarer Schreibweisen kann ebenfalls zur Verminderung von Fehlern führen. Beispielsweise kann „qd“ (einmal täglich) mit „qid“ (4-mal täglich) verwechselt werden. Die Schreibweise „einmal täglich“ oder "einmal am Tag" ist vorzuziehen. Durch elektronisch übermittelte oder mit dem Computer gedruckte Verordnungen können Probleme mit einer unleserlichen Handschrift oder inadäquaten Abkürzungen vermieden werden. Allerdings erhöhen elektronische Verordnungssysteme, die Ankreuzkästchen oder Auswahllisten verwenden, das Risiko, dass versehentlich ein falsches Arzneimittel oder eine falsche Dosierung ausgewählt wird.
Unangemessener Medikamentenkonsum
Es kann vorkommen, dass Arzneimittel nicht korrekt verabreicht werden, insbesondere in Institutionen. Ein Arzneimittel kann einem falschen Patienten, zum falschen Zeitpunkt oder in falscher Darreichungsform verabreicht werden. Bestimmte Arzneimittel müssen bei IV Gabe langsam und manche Arzneimittel können nicht gleichzeitig verabreicht werden. Wenn ein Fehler entdeckt wird, sollte dies sofort einem Arzt gemeldet und ein Apotheker konsultiert werden. Bar-Codes und EDV-gestützte Apothekensysteme können die Häufigkeit von Medikationsfehlern verringern.
Unsachgemäße Lagerung von Medikamenten
Um die Potenz von Arzneimitteln sicherzustellen, sollten Arzneimittel durch Apotheker gelagert werden. Versandapotheken sollten festgelegte Verfahren einhalten, um einen einwandfreien Transport sicherzustellen. Die Lagerung durch die Patienten ist oftmals suboptimal. Der Badezimmerschrank ist wegen der Hitze und Feuchtigkeit kein idealer Aufbewahrungsort für Medikamente. Bei nichtkorrekter Lagerung ist es wahrscheinlich, dass sich die Potenz von Arzneimitteln lange vor dem angegebenen Verfallsdatum verringert.
Aus dem Etikett sollte deutlich hervorgehen, ob ein Arzneimittel im Kühlschrank oder kühl gelagert werden muss, vor übermäßiger Hitze oder Sonne geschützt werden muss oder eine andere spezielle Lagerung erfordert. Andererseits vermindern unnötige Vorsichtsmaßnahmen die Compliance und vergeuden die Zeit des Patienten. Beispielsweise muss ungeöffnetes Insulin im Kühlschrank aufbewahrt werden. Eine geöffnete Flasche allerdings kann relativ lange außerhalb des Kühlschranks sicher gelagert werden, wenn sie nicht übermäßiger Hitze und Sonne ausgesetzt wird.
Das Verfallsdatum des Arzneimittels wurde überschritten
Weit verbreitet ist die Anwendung von überalterten Arzneimitteln. Überalterte Arzneimittel können unwirksam oder schädlich (z. B. Aspirin, Tetracyclin) sein.
Patientenfehler
Häufig beruhen Medikationsfehler darauf, dass dem Patienten nicht klar ist, wie das Arzneimittel einzunehmen ist. Patienten können das falsche Arzneimittel oder eine falsche Dosierung verwenden. Dem Patienten sollten für jedes Arzneimittel die Dosierungsanweisung und der Grund der Verordnung vollständig erklärt und wenn möglich schriftlich gegeben werden. Den Patienten sollte geraten werden, sich zusätzlich von ihrem Apotheker über die Einnahme ihres Arzneimittels beraten zu lassen. Die Verpackung sollte praktisch und trotzdem sicher sein. Falls Kinder keinen Zugang zum Arzneimittel haben und Patienten Schwierigkeiten beim Öffnen der Verpackung haben könnten, sollten Verpackungen ohne Kindersicherung verwendet werden.
Fehlkommunikation unter den Leistungserbringern im Gesundheitswesen
Eine weitere häufige Fehlerquelle ist ungenau Weitergabe von Verschreibungsinformationen, wenn die Betreuung des Patienten von einer Einrichtung auf eine andere übertragen wird (z. B. vom Krankenhaus auf eine Reha-Einrichtung, vom Pflegeheim auf ein Krankenhaus oder von einem Facharzt auf einen Hausarzt). Üblicherweise ist es aufwendig, die Kommunikation zwischen verschiedenen Einrichtungen sicherzustellen, und Änderungen an einem Dosierungsschema sind üblich, wenn die Betreuung eines Patienten übergeben wird. Eine höhere Wertschätzung der Kommunikation kann dazu beitragen, das Risiko von solchen Fehlern zu verringern. Das Risiko wurde durch verschiedene formale Programme zur Abstimmung der Arzneimittel verringert, wie z. B. dadurch, dass eine vollständige Liste der aktuellen Arzneimittel immer dann vorbereitet wird, wenn ein Patient von einer Einrichtung zu einer anderen übergeben wird.