Dengue-Fieber wird durch Flaviviren verursacht, die von Stechmücken übertragen werden. Dengue-Fieber äußert sich in der Regel durch plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien, Arthralgien und eine generalisierte Lymphadenopathie, gefolgt von einem Hautausschlag, der nach einer fieberfreien Phase mit wiederkehrendem Fieber auftritt. Es kann zu respiratorischen Beschwerden wie z. B. Husten, Halsschmerzen und Rhinorrhö kommen. Dengue kann zu potenziell tödlichem hämorrhagischem Fieber mit einer Blutungsneigung und Schock führen. Die Diagnosestellung beinhaltet serologische Untersuchungen und Polymerase-Kettenreaktion. Die Therapie erfolgt symptomatisch und beinhaltet, bei hämorrhagischem Dengue-Fieber, eine adäquate Volumenersatztherapie.
Dengue kommt in tropischen Regionen zwischen dem 35. nördlichen und dem 35. südlichen Breitengrad vor. In letzter Zeit ist die Inzidenz auch in Mittel- und Südamerika angestiegen. Am häufigsten kommt es in Südostasien zu Ausbrüchen, diese können jedoch auch in der Karibik, inkl. Puerto Rico und den amerikanischen Jungferninseln, in Australien/Ozeanien und dem indischen Subkontinent vorkommen. Jedes Jahr werden nur etwa 100 bis 200 Fälle von wiederkehrenden Touristen in die USA eingeführt, aber weltweit treten schätzungsweise 50 bis 100 Millionen Fälle mit etwa 20.000 Todesfällen auf. Begrenzte lokale Übertragungen gab es zuletzt in Hawaii (2015), Florida (2013, 2020, 2022), und Texas. (2013).
Die Erreger sind umhüllte einzelsträngige RNA-Viren aus der Gattung Flavivirus mit 4 Serotypen, werden durch den Stich von Aedes-Mücken übertragen. Einzelne Stechmücken können wiederholt stechen und so potenziell mehrere Menschen einer Infektion aussetzen. Das Virus zirkuliert im Blut von infizierten Menschen für 2–7 Tage; Aedes-Mücken können das Virus erwerben, wenn sie in diesem Zeitraum bei infizierten Menschen Blut saugen.
Eine schwangere Frau kann das Dengue-Virus während der Schwangerschaft oder um die Geburt herum auf ihren Fetus übertragen, obwohl die Rate der vertikalen Übertragung gering zu sein scheint (siehe World Health Organization [WHO]: Dengue und schweres Dengue). Es gibt einen Bericht über eine mögliche Dengue-Übertragung durch die Muttermilch (1).
Hinweis
1. Barthel A, Gourinat AC, Cazorla C, et al: Breast milk as a possible route of vertical transmission of dengue virus? Clin Infect Dis 57(3):415-417, 2013. doi:10.1093/cid/cit227
Symptome und Anzeichen von Dengue
Nach einer Inkubationszeit von 3–15 Tagen kommt es abrupt zu Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, retroorbitalen Schmerzen mit Doppelbildern, lumbalen Rückenschmerzen und schwerem Krankheitsgefühl. Während der ersten Stunden kommt es zu extremen Schmerzen in den Beinen und Gelenken, was zu der traditionellen Bezeichnung „Knochenbrecherfieber“ führte. Die Temperatur steigt rasch auf bis zu 40° C an, mit relativer Bradykardie. Konjunktivale Mitbeteiligung sowie eine transiente Hautrötung oder ein blass-rosafarbiges makuläres Exanthem (insbesondere im Gesicht) können auftreten. Oft sind die zervikalen, epitrochlearen und inguinalen Lymphknoten vergrößert.
Das Fieber und die anderen Symptome persistieren über 48–96 h, gefolgt von einer raschen Entfieberung mit intensivem Schwitzen. Die Patienten fühlen sich für ca. 24 h relativ wohl, danach kann es wieder zu Fieber kommen ("Satteldach-Profil"), charakteristischerweise mit einer niedrigeren Maximaltemperatur als beim ersten Anstieg. Gleichzeitig breitet sich ein blasses makulopapulöses Exanthem vom Rumpf zu den Extremitäten und im Gesicht aus.
Halsschmerzen, gastrointestinale Symptome (z. B. Übelkeit, Erbrechen) und hämorrhagische Symptome können auftreten. Manche Patienten entwickeln Dengue-hämorrhagisches Fieber.
Neurologische Symptome sind selten und können Enzephalopathie und Krampfanfälle beinhalten; Einige Patienten entwickeln Guillain Barre-Syndrom.
Leichte Fälle von Dengue-Fieber, die in der Regel keine Lymphadenopathie aufweisen, remittieren in < 72 h. Bei schwereren Fällen kann die Entkräftungsphase mehrere Wochen anhalten. Nur selten kommt es zu Todesfällen. Es kommt zu einer langfristigen Immunität gegenüber dem infizierenden Stamm, die Immunität gegenüber anderen Stämmen hält dagegen nur 2–12 Monate an.
Eine schwerere Erkrankung kann aus einer Antikörper-abhängigen Verstärkung der Infektion resultieren, bei der Patienten einen nicht neutralisierenden Antikörper aus einer vorherigen Infektion mit einem Dengue-Serotyp und dann eine weitere Infektion mit einem anderen Dengue-Serotyp haben.
Diagnose des Dengue-Fiebers
Serologische Tests während der Akutphase und der Rekonvaleszenzzeit
Der Verdacht auf Dengue-Fieber besteht bei Patienten, die in Endemiegebiete reisen oder dort wohnen, wenn diese plötzlich Fieber, schwere retro-orbitale Kopfschmerzen, Myalgien und Lymphadenopathien entwickeln, insbesondere bei einem charakteristischen Exanthem oder rezidivierenden Fieber. Die Abklärung sollte insbesondere alternative Diagnosen ausschließen Malaria, Zika-Virus-Infektion, Chikungunya-Krankheit und Leptospirose.
Zu den diagnostischen Untersuchungen gehören akute und konvaleszente serologische Tests, Antigennachweis und Nachweis des Virusgenoms durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR) von Blut (1). Zu den serologischen Tests gehören ein Hämagglutinationshemmtest oder eine Komplementbindungsreaktion mit gepaarten Seren, es kommen jedoch Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren, insbesondere gegen das Zika-Virus, vor. Neutralisierungstests zur Plaquereduktion sind spezifischer und gelten als Goldstandard für die serologische Diagnose. Ein Antigennachweis ist verfügbar, und eine Polymerase-Kettenreaktion wird in der Regel nur in Laboratorien mit besonderer Expertise durchgeführt. Die Sinnhaftigkeit dieser Untersuchungen im Rahmen der klinischen Versorgung stellt sich allerdings nicht nur in Zeiten eines durch Fallpauschalen geprägten Gesundheitswesens.
Obwohl es selten gemacht wird und schwierig ist, können Kulturen mit geimpften Toxorhynchites Moskitos oder spezialisierten Zelllinien in spezialisierten Labors durchgeführt werden.
Das Blutbild kann bereits am zweiten Tag des Fiebers eine Leukopenie aufweisen; am 4. oder 5. Tag kann die Zahl der Leukozyten 2000–4000/Mikroliter mit nur 20–40 % Granulozyten betragen. In der Urinanalyse können eine mittelgradige Albuminurie und vereinzelt Zylinder vorhanden sein. Thrombozytopenie kann auch vorliegen.
Diagnosehinweis
Behandlung des Dengue-Fiebers
Supportive Behandlung
Die Therapie von Dengue ist nur symptomatisch möglich. Paracetamol kann verwendet werden, aber NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), einschließlich Aspirin, sollten vermieden werden, da ein Blutungsrisiko besteht. Da Aspirin das Risiko eines Reye-Syndroms erhöht, sollte es bei Kindern vermieden werden.
Prävention von Dengue-Fieber
Menschen in Endemiegebieten sollten versuchen, Mückenstiche zu vermeiden. Die sicherlich wirksamste Prävention für Mitteleuropäer ist der Verzicht auf vermeidbare Reisen in Endemiegebiete. Zu den Dengue-endemischen Gebieten gehören die US-Territorien Amerikanisch-Samoa, Puerto Rico und die US-Jungferninseln sowie frei assoziierte Staaten, darunter die Föderierten Staaten von Mikronesien, die Republik Marshallinseln und die Republik Palau. Um eine weitere Übertragung durch Stechmücken zu verhindern, sollten Dengue-Patienten in den Endemiegebieten bis zum Abklingen des 2. Fieberschubes unter einem Moskitonetz verbleiben.
In den Vereinigten Staaten ist der Dengue-Impfstoff CYD-TDV für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 16 Jahren zugelassen, die eine im Labor bestätigte frühere Dengue-Virusinfektion haben und in einem Gebiet leben, in dem Dengue endemisch ist (1). Der Impfstoff senkt das Risiko von Krankenhausaufenthalten und schweren Erkrankungen bei seropositiven Empfängern. Die Impfung von Kindern, die noch nie Dengue-Fieber hatten, scheint jedoch das Risiko schwererer Erkrankungen zu verursachen, wenn die Kinder später mit Dengue-Fieber infiziert werden. The World Health Organization (2) und die US Food and Drug Administration (FDA) empfehlen, vor der Impfung ein Screening auf serologische Hinweise auf eine frühere Dengue-Infektion durchzuführen und nur seropositive Patienten zu impfen. Es werden drei Dosen im Abstand von 6 Monaten verabreicht.
Die FDA prüft derzeit einen weiteren Dengue-Impfstoffkandidaten (TAK-003) zur Prävention der durch einen beliebigen Serotyp verursachten Viruserkrankung. TAK-003 ist für den Einsatz in Indonesien, der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich zugelassen. Siehe CDC: TAK-003 (tetravalenter Dengue-Impfstoffkandidat).
Literatur zur Prävention
1. Centers for Disease Control and Prevention: Dengue Vaccine: Recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices, United States, 2021. Aufgerufen am 20.02.23.
2. World Health Organization: Dengue vaccines: WHO position paper – September 2018. Aufgerufen am 20.03.23.
Wichtige Punkte
Das Dengue-Virus wird durch den Stich von Stechmücken der Gattung Aedes übertragen.
Dengue-Fieber verursacht typischerweise plötzliches Fieber, starke retroorbitale Kopfschmerzen, Myalgie, Lymphadenopathie, einen charakteristischen Hautausschlag und extreme Schmerzen in den Beinen und Gelenken während der ersten Stunden.
Dengue-Fieber kann potenziell tödliches hämorrhagisches Fieber mit einer Blutungsneigung und Schock verursachen (Dengue-Hämorrhagisches-Fieber und Dengue-Schock-Syndrom).
Gehen Sie von Dengue-Fieber aus, wenn Patienten, die in Endemiegebieten leben oder dorthin gereist sind, typische Symptome haben; diagnostizieren Sie mittels serologischer Tests, Antigen-Tests oder Polymerase-Kettenreaktion von Blut.