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Abklärung von Ohrerkrankungen

VonEric J. Formeister, MD, MS, Dept. of Head and Neck Surgery and Communication Sciences, Duke University School of Medicine
Reviewed ByLawrence R. Lustig, MD, Columbia University Medical Center and New York Presbyterian Hospital
Überprüft/überarbeitet Jan. 2025
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Leitsymptome von Ohrproblemen sind Ohrenschmerzen, Hörverlust, Otorrhö, Tinnitus und Schwindel.

Neben Ohren, Nase, Nasopharynx und Nasennebenhöhlen sind auch Zähne, Zunge, Pharynx, Tonsillen, Hypopharynx, Larynx, Speicheldrüsen und Kiefergelenke zu untersuchen, da von dort ausstrahlende Schmerzen und Beschwerden auf die Ohren projiziert werden können. Wichtig sind zudem Untersuchungen der Hirnnervenfunktionen (siehe Tabelle Hirnnerven) und Tests des Gehörs und des Gleichgewichtsorgans durchzuführen. Der Patient wird auch im Hinblick auf einen Nystagmus (rhythmische Augenbewegung) untersucht.

Testverfahren bei Ohrenerkrankungen

Wenn Anamnese oder körperliche Untersuchung auf eine Hörstörung hinweisen oder wenn Patienten über Tinnitus oder Schwindel klagen, werden sie einer Hörprüfung Audiogramm unterzogen.

Patienten mit Nystagmus oder veränderter vestibulärer Funktion können von einer computergestützten Videonystagmographie (VNG) oder Elektronystagmographie (ENG) profitieren, die Spontan-, Blick- oder Positionsnystagmus quantifiziert, der möglicherweise visuell nicht erkennbar ist. Patienten mit peripheren vestibulären Störungen können den Nystagmus unterdrücken, indem sie sich auf ein Objekt konzentrieren (auch bekannt als visuelle Fixierung); daher kann es ohne spezielle Testgeräte manchmal schwierig sein, einen Nystagmus zu beobachten (1). Bei VNG werden die Augenbewegungen mit einer Infrarotbrille aufgezeichnet. Bei der ENG werden die Augenbewegungen durch Elektroden aufgezeichnet, die um das Auge herum platziert werden. In beiden Fällen werden die Daten per Computer analysiert und von einem Audiologen interpretiert. Der computergestützte VNG- oder ENG-Kaloriktest quantifiziert die Stärke der Reaktion des vestibulären Systems auf kühle und warme Spülungen in jedem Ohr und ermöglicht es dem Arzt festzustellen, ob die periphere vestibuläre Schwäche ein- oder beidseitig ist und ob die Symptome eines Patienten auf eine vestibuläre Dysfunktion oder auf andere Ursachen von Schwindel oder Vertigo zurückzuführen sind, die das periphere vestibuläre System nicht betreffen (z. B. Benommenheit aufgrund von Hypotonie, vestibuläre Migräne, persistierender postural-perzeptiver Schwindel). Verschiedene Komponenten des vestibulären Systems (z. B. Bogengänge, Utriculus, Sacculus, der Nervus vestibularis inferior und superior) können getestet werden, indem Kopf- und Körperposition verändert, visuelle Reize dargeboten oder reflexive Muskelreaktionen auf laute Geräusche gemessen werden.

Die Posturographie verwendet computergestützte Testgeräte zur quantitativen Bewertung der Patientenkontrolle über Körperhaltung und Gleichgewicht. Der Patient steht auf einer Plattform, die Kraft- und Bewegungs-Transducer enthält, die das Auftreten und die Stärke von Körperschwankungen erfassen, während der Patient versucht, aufrecht zu stehen. Die Prüfung kann unter verschiedenen Bedingungen durchgeführt werden, u. a. mit stationärer oder sich bewegender Plattform, mit flacher oder gewölbter Oberfläche, mit geschlossenen oder offenen Augen des Patienten; dies hilft dabei, den Beitrag des vestibulären Systems zum Gleichgewicht zu isolieren.

Der Drehstuhltest ist eine weitere Technik zur Messung der Leistungsfähigkeit des vestibulären Systems. Beim Drehstuhltest sitzt der Patient in einem Stuhl, und eine Videobrille verfolgt die Augenbewegungen des Patienten während der Drehung mit vorgegebenen Winkelgeschwindigkeiten und Beschleunigungen. Dieser Test, der auf der Beurteilung des vestibulo-okularen Reflexes (VOR) beruht, ist nützlich, um eine einseitige vestibuläre Schwäche (z. B. teilweiser Verlust des afferenten vestibulären Inputs) und das Ausmaß, in dem diese Schwäche kompensiert wird, festzustellen und in einigen Fällen periphere von zentralen Ursachen für Schwindel oder Vertigo zu unterscheiden (2).

Zu den primären bildgebenden Verfahren gehören die Computertomographie (CT) des Schläfenbeins mit oder ohne Röntgenkontrastmittel und die gadoliniumverstärkte Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns. Bei der kontrastverstärkten MRT des Gehirns wird auf die inneren Gehörgänge und den Kleinhirnbrückenwinkel geachtet, um ein vestibuläres Schwannom (der häufigste Tumor an dieser Stelle) oder ein Meningeom (der zweithäufigste Tumor an dieser Stelle) auszuschließen. Bildgebung kann bei folgenden Erkrankungen indiziert sein:

  • Trauma des Ohrs, des Kopfes oder beides

  • Chronische Infektion

  • Hörverlust

  • Tinnitus (konstant oder pulsierend)

  • Schwindel

  • Fazialisparese

  • Otalgie unklarer Ursache

Literatur

  1. 1. Halmagyi GM, McGarvie LA, Strupp M. Nystagmus goggles: how to use them, what you find and what it means. Pract Neurol. 2020;20(6):446-450. doi:10.1136/practneurol-2020-002513

  2. 2. Zalewski CK, McCaslin DL, and Carlson, ML. Chapter 6. Rotary chair testing. In: Babu S, Schutt CA, Bojrab DI, eds. Diagnosis and Treatment of Vestibular Disorders. 1st ed. Springer Nature; 2019: 75-98.