Ein Nystagmus ist eine rhythmische Augenbewegung, die verschiedene Ursachen haben kann.
Vestibuläre Störungen können aufgrund der Verbindung zwischen dem Vestibularsystem und den Augenmuskeln zu Nystagmus führen. Ein vestibulärer Nystagmus hilft nicht nur, Gleichgewichtsstörungen zu erkennen, sondern manchmal auch dabei, einen zentralen von einem peripheren Schwindel abzugrenzen.
Ein vestibulärer Nystagmus hat durch den Zustrom vestibulärer Nervenreize eine langsame Bewegungsphase und eine schnelle, korrigierende Bewegungsphase, die eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung bewirkt. Die Richtung des Nystagmus wird durch die Richtung der schnellen Bewegung definiert, da sie besser zu sehen ist. Der Nystagmus kann rotierend, vertikal oder horizontal sein und kann spontan oder beim Blick oder bei Kopfbewegungen auftreten.
Die Inspektion auf einen Nystagmus erfolgt zunächst in Rückenlage des Patienten und ohne Blickfokussierung (eine Blickfixierung lässt sich durch eine Linsenstärke von +30 Dioptrien oder eine Frenzel-Brille verhindern). Danach wird der Patient langsam gedreht, zuerst in Links-, dann in Rechtsseitenlage. Dabei wird auf Richtung und Dauer des Nystagmus geachtet.
Falls so kein Nystagmus erkennbar ist, wird das Dix-Hallpike- (Barany-)Manöver durchgeführt.
Bei dem Dix-Hallpike-Manöver kommt es zu Folgendem:
Der Patient sitzt aufrecht auf einem Untersuchungstisch, so dass der Kopf in Rückenlage über das Ende des Untersuchungstisches hinausragt.
Der Patient wird mit Unterstützung schnell in eine horizontale Position gebracht, der Kopf wird um 45° unter die Horizontale zurückgezogen und um 45° nach links gedreht.
Der Patient wird angewiesen, die Augen auf eine einzige Stelle zu fixieren. Die visuelle Fixierung kann den Nystagmus verkürzen oder sogar aufheben, daher wird das Manöver idealerweise mit Frenzel-Linsen durchgeführt, um die visuelle Fixierung auf etwas anderes unmöglich zu machen.
Nach dem Wiederaufrichten des Patienten wird das Manöver wiederholt, diesmal mit Kopfdrehung nach rechts.
Dann legt sich der Patient mit dem Gesicht nach unten, sodass der Kopf um 45° gedreht bleibt und der Kopf um etwa 20° über dem Untersuchungstisch hängt.
Schwindel und Nystagmus können innerhalb von 5 bis 10 Sekunden (manchmal bis zu 30 Sekunden) auftreten (Latenzzeit). Die Symptome halten 10–30 Sekunden an, nehmen dann ab und verschwinden (d. h. Müdigkeit).
Richtung und Dauer des Nystagmus und die Entwicklung von Schwindel werden vermerkt. Der Nystagmus tritt auf, wenn der Kopf beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPPV) zum betroffenen Ohr gedreht wird. Jede Position oder jedes Manöver, die einen Nystagmus verursacht, sollte wiederholt werden, um zu sehen, ob der Nystagmus nachlässt.
Der Nystagmus bei benignem paroxysmalem Lagerungsschwindel hat eine Latenzzeit von 3 bis 30 Sekunden und ist ermüdbar und torsionsartig, er schlägt in Richtung des betroffenen Ohrs. Im Gegensatz dazu hat ein Nystagmus, der auf eine Störung des zentralen Nervensystems zurückzuführen ist, keine Latenzzeit und ermüdet nicht. Wird ein induzierter Nystagmus gehemmt, sobald der Patient nach Aufforderung einen Gegenstand mit den Augen fixiert, liegt dem Nystagmus eine periphere Störung zugrunde. Da Frenzel-Brillen eine visuelle Fixierung verhindern, müssen sie entfernt werden, um die visuelle Fixierung beurteilen zu können.
Bei intaktem Vestibularapparat lässt sich durch eine kalorische Reizung des Gehörgangs ein Nystagmus auslösen. Dieses Verfahren wird mit dem Patienten in Rückenlage und mit erhobenem Kopf um 30° durchgeführt; jedes Ohr wird nacheinander mit kaltem Wasser (30° C) gespült. Statt kaltem kann man auch warmes Wasser (40–44° C) verwenden, wobei darauf geachtet werden sollte, den Patienten nicht mit zu heißem Wasser zu verbrühen. Kaltes Wasser verursacht Nystagmus auf der dem betroffenen Ohr gegenüberliegenden Seite; warmes Wasser, das in das betroffene Ohr gespült wird, verursacht Nystagmus auf derselben Seite wie das betroffene Ohr. Als Gedächtnisstütze kann man sich die englische Abkürzung COWS (Cold to the Opposite and Warm to the Same) merken. Bei Patienten mit Trommelfellperforation kann Wasser durch warme und kalte Luft ersetzt werden. Die Quantifizierung der kalorischen Reaktion erfolgt am besten mit formaler (computergestützter) Elektronystagmographie oder Videonystagmographie. Scheitert dieser Versuch oder ergibt sich bezüglich der Nystagmusdauer eine Seitendifferenz > 20–25%, ist eine Läsion auf der Seite der schwächeren Reaktion zu vermuten.