Mastoiditis

VonTaha A. Jan, MD, Vanderbilt University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
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Bei der Mastoiditis handelt es sich um eine bakterielle Infektion der Luftzellen im Warzenfortsatz (Proc. mastoideus), die üblicherweise nach einer akuten Mittelohrentzündung auftritt. Sie geht mit Rötung, Druckempfindlichkeit, Schwellung und Fluktuation über dem Warzenfortsatz einher und kann ein Abstehen der Ohrmuschel bewirken. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika wie Ceftriaxon und, wenn Antibiotika allein nicht wirksam sind, mit einer Mastoidektomie. Eine akute Mastoiditis mit CT-Nachweis einer koaleszierenden Mastoiditis rechtfertigt die dringende Einlage eines Tympanostomie-Röhrchens und eine Mastoidektomie.

Bei einer akuten eitrigen Otitis media dehnt sich die Entzündung häufig auf das Mastoidantrum und die Luftzellen im Schläfenbein aus, was zu einer Flüssigkeitsansammlung führt. In diesem infektiösen Exsudat finden sich bei einigen Patienten dieselben bakteriellen Erreger, die auch die Otitis media verursacht haben – am häufigsten Pneumokokken. Eine Mastoidinfektion kann eine Osteitis der Septen verursachen, die zu einer Koaleszenz der Luftzellen führt (koaleszierende Mastoiditis).

Kommt es infektionsbedingt zur Trommelfellperforation, wirkt dies druckentlastend; wenn sich die Infektion ausdehnt und durch den Seitenrand des Warzenfortsatzes bricht, kann sich retroaurikulär ein subperiostaler Abszess bilden. In seltenen Fällen breitet sich die Infektion zentral aus und verursacht einen Temporallappenabszess oder eine septische laterale Sinusthrombose. Gelegentlich kann die Infektion durch die Spitze des Warzenfortsatzes erodieren und sich in den Hals ausdehnen (sog. Bezold-Abszess). Die Folgen können Taubheit, Sepsis und/oder Meningitis sein.

Symptome und Anzeichen einer Mastoiditis

Tage bis Wochen nach einer akuten Mittelohrentzündung setzen Fieber und anhaltende, pochende Ohrenschmerzen ein. Fast alle Patienten haben ähnliche Symptome wie bei einer Otitis media und eitrigen Ohrenfluss (Otorrhö). Über dem Warzenfortsatz kann sich eine gerötete, druckempfindliche Schwellung oder Fluktuation entwickeln, während die Ohrmuschel üblicherweise seitlich unten vom Kopf absteht.

Diagnose der Mastoiditis

  • Klinische Abklärung

  • Computertomographie (CT)

Die Diagnose einer Mastoiditis wird klinisch gestellt. Eine CT wird in der Regel durchgeführt, insbesondere wenn eine intratemporale oder intrakranielle Komplikation vermutet wird, um die Diagnose zu bestätigen und das Ausmaß der Infektion zu zeigen. Jede Absonderung aus dem Mittelohr wird zur Kultur und Empfindlichkeitstestung ans Labor gesandt. Eine Myringotomie kann zu Kulturzwecken durchgeführt werden, wenn keine spontane Drainage auftritt. Das vollständige Blutbild (CBC) und die Erythrozytensedimentationsrate (ESR) können abnormal sein, sind aber weder sensitiv noch spezifisch und tragen wenig zur Diagnose bei.

Behandlung von Mastoiditis

  • Ceftriaxon IV

Die intravenöse Antibiotikabehandlung wird sofort mit einem Antibiotikum eingeleitet, das in das Zentralnervensystem eindringt wie z. B. Ceftriaxon 1 bis 2 g (Kinder 50 bis 75 mg/kg) einmal täglich, das 2 Wochen lang angewendet wird; Vancomycin oder Linezolid sind Alternativen. Zulässig ist auch die orale Gabe eines Chinolons. Die Antibiotikawahl für die anschließende Therapie richtet sich nach den Kultur- und Empfindlichkeitstestergebnissen.

Ein subperiostaler Abszess erfordert in der Regel eine einfache Mastoidektomie, bei der der Abszess entleert, die infizierten Luftzellen im Mastoid entfernt werden und eine Drainage aus dem Antrum des Warzenfortsatzes in die Mittelohrkavität erfolgt. Wenn das Trommelfell nicht spontan perforiert, wird ein Tympanostomie-Röhrchen gelegt, damit die Flüssigkeit abfließen kann. Anschließend werden die Patienten 2 bis 3 Wochen lang mit Fluorchinolon-Ohrentropfen behandelt und erhalten Vorsichtsmaßnahmen für das trockene Ohr. Zu den Vorsichtsmaßnahmen bei trockenem Ohr gehört das Verschließen des äußeren Gehörgangs (z. B. mit einem Wattebausch, der mit Vaseline eingeschäumt ist) beim Baden und Duschen und das Vermeiden von Schwimmen. Ohrentropfen, die Aminoglykoside (z. B. Neomycin, Tobramycin) oder Polymyxin enthalten, sollten Patienten mit einem perforierten Trommelfell oder einem Tympanostomie-Röhrchen wegen der potenziellen Ototoxizität nicht verschrieben werden.