Seröse Otitis media

(Sekretorische Otitis media; Otitis media mit Erguss)

VonTaha A. Jan, MD, Vanderbilt University Medical Center
Überprüft/überarbeitet Jan. 2024
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Bei der serösen Otitis media handelt es sich um einen Erguss im Mittelohr, der aus einer unvollständigen Abheilung einer akuten Otitis media oder einer Obstruktion der Tuba eustachii ohne Infektion resultiert. Neben Schwerhörigkeit treten Völle- oder Druckgefühl im Ohr als Symptome auf. Die Diagnose stützt sich auf das Aussehen des Trommelfells und gelegentlich auf die Tympanometrie. Die meisten Fälle heilen in 2–3 Wochen ab. Sollte sich nach 1–3 Monaten keine Besserung zeigen, ist eine Myringotomie indiziert, in der Regel mit Einlage eines Paukenröhrchens. Antibiotika und abschwellende Mittel sind nicht wirksam.

Weil sich die Tuba Eustachii während des Schluckens öffnet, wird das Mittelohr normalerweise 3- bis 4-mal pro Minute belüftet, sodass die Blutgefäße in der Schleimhaut Sauerstoff (O2) aufnehmen können. Wenn die Durchgängigkeit der Tuba eustachii beeinträchtigt ist, entsteht im Mittelohr ein relativer Unterdruck, der manchmal zu einer Flüssigkeitsansammlung führt. Dieses Exsudat kann zum Hörverlust führen.

Eine seröse Otitis media ist eine häufige Folgeerscheinung einer akuten Otitis media oder einer Infektion der oberen Atemwege bei Kindern (die häufig bei einer Routineuntersuchung des Ohrs festgestellt wird) und kann über Wochen bis Monate persistieren. Eine Obstruktion der Eustachischen Röhre kann auch folgende Ursachen haben:

  • Entzündliche Prozesse im Nasopharynx

  • Allergien

  • Hypertrophe Adenoide

  • Andere obstruktive Lymphoidansammlungen auf dem Torus der Tuba eustachii und in der Rosenmüller-Grube

  • Benigne oder maligne Tumoren

Der Erguss kann steril sein oder (häufiger) pathogene Bakterien enthalten, gelegentlich als Biofilm, ohne offensichtlich entzündlich zu erscheinen. In seltenen Fällen kann sich ein spontanes Liquorleck aufgrund einer Erosion durch die laterale Schädelbasis als Otitis media mit Erguss manifestieren.

Symptome und Anzeichen einer serösen Otitis media

Die Patienten äußern keinerlei Beschwerden und nur wenige (bzw. ihre Familienmitglieder) haben bemerkt, dass sie schlechter hören. Andere geben ein Völle- oder Druckgefühl im Ohr an oder hören es beim Schlucken knacken. Ohrenschmerzen sind selten.

Verschiedene mögliche Veränderungen des Trommelfells umfassen einen gelbe oder graue Farbe, Verschiebung des Lichtreflexes, leichte bis schwere Retraktion und akzentuierte Orientierungspunkte. Auf Luftinsufflation reagiert das Trommelfell unbeweglich. Hinter dem Trommelfell kann auch ein Luft-Flüssigkeits-Spiegel oder eine Ansammlung von Luftblasen zu sehen sein.

Diagnose der serösen Otitis media

  • Untersuchung mit pneumatischer Otoskopie

  • Tympanometrie

  • Nasen-Rachen-Untersuchungung

Die Diagnose der serösen Otitis media erfolgt klinisch und durch pneumatische Otoskopie. Bei der pneumatischen Otoskopie wird ein am Otoskopkopf angebrachter Insufflator verwendet, um das Trommelfell zu bewegen; Flüssigkeit im Mittelohr, eine Perforation oder Tympanosklerose hemmen diese Bewegung. Zur Bestätigung eines Mittelohrergusses kann eine Tympanometrie durchgeführt werden (durch Nachweis einer verminderten Mobilität des Trommelfells).

Hält ein Erguss für > 8 Wochen an, müssen sich Erwachsene und Jugendliche einer nasopharyngealen Untersuchung unterziehen, um maligne oder benigne Tumore auszuschließen. Nasopharyngeale Malignität sollte vermutet werden, insbesondere bei Patienten mit einseitiger seröser Otitis media. Besteht der Verdacht auf eine Malignität, sollten bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden.

Behandlung der serösen Otitis media

  • Beobachtung

  • Bei ausbleibender Heilung Myringotomie mit Einlage eines Paukenröhrchens

  • Bei Rezidiven in der Kindheit gelegentlich Adenoidektomie

Bei den meisten Patienten wird nichts weiter getan, als aufmerksam abzuwarten. Antibiotika und abschwellende Mittel sind nicht hilfreich. Wenn eindeutig Allergien beteiligt sind, können Antihistaminika und nasale Kortikosteroide hilfreich sein.

Sollte sich nach 1–3 Monaten keine Besserung zeigen, wird zur Aspiration der Flüssigkeit und zur Einlage eines Paukenröhrchens eine Myringotomie durchgeführt, um das Mittelohr zu belüften und um den Zustand – unabhängig von der Ursache der Tubenobstruktion – zumindest zeitweilig zu verbessern. Pauken- bzw. Tympanostomieröhrchen können bei persistierender Schallleitungsschwerhörigkeit aufgrund von Mittelohrflüssigkeit, die sich nicht klärt, eingesetzt werden. Paukenröhrchen können helfen, Rezidive von akuter Otitis media und seröser Otitis media zu verhindern.

Gelegentlich wird das Mittelohr vorübergehend mit dem Valsalva-Manöver oder der Politzer-Luftdusche belüftet. Beim Valsalva-Versuch hält der Patient seinen Mund geschlossen und versucht mit aller Kraft, durch die zugekniffenen Nasenlöcher auszuatmen (Druck auf das Ohr auszuüben). Bei der Politzer-Luftdusche bläst der Arzt mit einer Spezialspritze (Mittelohrinflator) Luft in ein Nasenloch des Patienten und hält das andere zu, während der Patient schluckt. Dadurch muss die Luft durch die Tuba Eustachii zum Mittelohr strömen. Beide Verfahren dürfen weder bei Erkältung noch bei Schnupfen angewandt werden. Die Patienten können angewiesen werden, sich die Nasenlöcher zuzuhalten und zu schlucken (sogenannte Autoinsufflation). Diese Maßnahme kann mehrmals am Tag wiederholt werden, um das Mittelohr zu belüften.

Eine persistierende, rezidivierende seröse Otitis media kann eine Behandlung der zugrunde liegenden nasopharyngealen Erkrankungen erfordern. Bei Kindern, vor allem jugendliche Jungen, sollte ein Nasen-Rachen-Angiofibrom ausgeschlossen werden, und bei Erwachsenen muss ein Nasopharynxkarzinom ausgeschlossen werden. Für Kinder kann eine Adenoidektomie von Vorteil sein, bei der neben den Rachenmandeln noch die Lymphzellaggregate vom Tubenwulst (Torus tubarius) und aus der Rosenmüller-Grube entfernt werden. Bakterielle Infektionen (Rhinitis, Sinusitis und/oder Nasopharyngitis) sollten antibiotisch behandelt werden. Nachweisliche Allergene in der Umgebung der Patienten sollten beseitigt und eine Immuntherapie in Erwägung gezogen werden.

Anfällige Kleinkinder mit lang anhaltendem Hörverlust aufgrund einer lang anhaltenden serösen Otitis benötigen möglicherweise eine geeignete Therapie, um eine normale Sprachentwicklung zu gewährleisten. Die Ballondilatation der Eustachischen Röhre wurde als Alternative zum Einsetzen eines Tympanostomie-Röhrchens verwendet (1). Während der Patient unter Vollnarkose steht, führt ein Spezialist einen Ballon in die Eustachische Röhre ein und weitet die Röhre kurz auf, bevor er den Ballon entfernt. Dieses Verfahren ist eine Option für Patienten mit rezidivierender seröser Otitis media und für Patienten, die kein Tympanostomie-Röhrchen legen lassen möchten. Bei einigen Patienten mit leichten Symptomen einer Funktionsstörung der Eustachischen Röhre (z. B. Völlegefühl, Druck oder Ploppen im Ohr) ist Vorsicht geboten, da dieses Verfahren zu einer patulösen Funktionsstörung der Eustachischen Röhre führen kann; zu den Symptomen gehören ein Völlegefühl und Autophonie (wenn die Patienten ihre eigene Atmung hören), was ihnen Stress bereiten kann.

Da Umweltdruckveränderungen zu schmerzhaften Barotraumata führen können, sollten Sporttauchen und Flugreisen vermieden oder verzögert werden, wenn dies möglich ist. Wenn Flugreisen nicht vermieden werden können, kann das Kauen von Nahrung oder Trinken (z. B. aus einer Flasche) bei kleinen Kindern helfen. Ein Valsalva-Manöver oder eine Politzer-Luftdusche (beim Sinkflug eines Flugzeugs sollte man sich die Nase zuhalten, den Mund zuhalten und versuchen, sanft durch die Nase zu blasen; dieses Manöver drückt die Luft durch die verstopfte Eustachische Röhre) kann älteren Kindern und Erwachsenen helfen.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Poe D, Anand V, Dean M, et al: Balloon dilation of the eustachian tube for dilatory dysfunction: A randomized controlled trial. Laryngoscope 128 (5):1200–1206, 2018. doi: 10.1002/lary.26827 Epub 2017 Sep 20.

Wichtige Punkte

  • Seröse Otitis media ist ein nichtentzündlicher Mittelohrerguss in der Regel nach einer akuten Otitis media oder nach einer Infektion der oberen Atemwege.

  • Die Diagnose wird klinisch gestellt; bei Erwachsenen und Jugendlichen werden eine nasopharyngeale Untersuchung und manchmal bildgebende Untersuchungen durchgeführt, um maligne oder benigne Tumore auszuschließen.

  • Antibiotika und abschwellende Mittel sind nicht hilfreich.

  • Wenn nach 1 bis 3 Monaten keine Besserung eintritt, kann eine Myringotomie mit Einlage eines Paukenröhrchens und/oder eine direkte Visualisierung des Nasopharynx erforderlich sein.

  • Kinder mit anhaltendem Hörverlust können eine angemessene Therapie benötigen, um eine normale Sprachentwicklung zu gewährleisten.