Die Verdachtsdiagnose auf einen malignen Tumor kann auf Basis der Anamnese und der körperlichen Untersuchung gestellt werden, eine histopathologische Untersuchung einer Biopsie muss die Diagnose jedoch immer bestätigen. Manchmal ist der erste Hinweis ein anomales Labortestergebnis (z. B. Anämie, die aus Darmkrebs resultiert).
Eine komplette Anamnese und körperliche Untersuchung kann unerwartete Hinweise auf frühe Tumoren ergeben.
(Siehe auch Tumoren im Überblick.)
Anamnese
Bei der Anamnese sollten vor allem prädisponierende Faktoren und Tumorerkrankungen in der Familie sowie Umwelteinflüsse (einschließlich Raucheranamnese) und frühere oder derzeit bestehende Krankheiten (z. B. Autoimmunkrankheiten, frühere immunsuppressive Therapien, Hepatitis B oder Hepatitis C-Infektion, HIV-Infektion, abnormer Papanicolaou-Test, Infektion mit dem humanen Papillomavirus) erfragt werden.
Symptome, die auf okkulten Krebs hinweisen, können sein
Müdigkeit
Gewichtsverlust
Fieber
Nachtschweiß
Husten
Hämoptyse
Hämatemesis
Hämatochezie
Veränderung des Stuhlverhaltens
Anhaltende Schmerzen
Je nach Ort des Krebses können andere Symptome auftreten (z. B. Heiserkeit bei Larynxkarzinom oder abnorme Blutungen aus der Scheide bei Gebärmutterkrebs).
Körperliche Untersuchung
Besondere Aufmerksamkeit sollte Haut, Lymphknoten, Lunge, Mammae, Hoden und Abdomen gelten. Wichtig sind außerdem die Untersuchung der Prostata sowie die rektale und vaginale Untersuchung. Aufgrund der Befunde werden weitere Tests durchgeführt, einschließlich Röntgenuntersichungen und Biopsien.
Tests
Die Tests umfassen bildgebende Untersuchungen, Biomarker und eine Biopsie; einer dieser Tests oder mehrere können bei Patienten indiziert sein, bei denen sich entsprechende Hinweise in der Anamnese oder den physischen oder den Laborergebnissen finden.
Zur Bildgebung gehören häufig Röntgenuntersuchungen, Sonographien, CT-, Positronen-Emissions-Tomographie- und MRT-Untersuchungen, mit denen sich Anomalien identifizieren, die Qualität einer Raumforderung (solide oder zystisch) bestimmen sowie die Dimensionen und die Beziehung zu Umgebungsstrukturen festlegen lassen. Dies kann für die chirurgische Intervention oder Biopsien wichtig sein.
Biomarkers können bei Patienten mit Befunden, die auf einen bestimmten malignen Tumor hindeuten, einen zusätzlichen Hinweis darstellen (siehe Immundiagnostik bei Tumorerkrankungen). Die meisten werden außer bei Patienten mit hohem Risiko nicht als routinemäßige Screening-Tests verwendet. Geeignete Beispiele sind
Alpha-Fetoprotein (hepatozelluläres Karzinom, Hodenkarzinom)
Karzinoembryonales Antigen (Kolonkarzinom)
Beta-humanes Choriongonadotropin (Chorionkarzinom, Hodenkarzinom)
Serum-Immunglobuline (multiples Myelom)
Molekulare Tests (verschiedene Krebsarten)
CA 125 (Ovarialkarzinom)
CA 27-29 (Mammakarzinom)
Prostataspezifisches Antigen (PSA) (Prostatakarzinom)
Einige dieser Biomarker können bei der Beobachtung des Ansprechens auf eine Behandlung am nützlichsten sein anstatt bei der Tumorenerkennung.
Biopsie zur Bestätigung der Diagnose und des Ursprungsgewebes ist fast immer erforderlich, wenn ein Krebsverdacht besteht. Die Wahl des Biopsieortes ist üblicherweise durch die Leichtigkeit des Zugangs und den Grad der Invasivität des Tumors bestimmt. Bei Vorliegen einer Lymphadenopathie kann die Feinnadel- oder Kernbiopsie den Krebstyp aufdecken. Für die Diagnose von Lymphomen werden Kernbiopsien oder Lymphknotenausschnitte empfohlen, da die Erhaltung der Knotenarchitektur für eine genaue histologische Diagnose wichtig ist. Manchmal ist eine offene Biopsie erforderlich. Andere Zugänge für eine Biopsie sind die Bronchoskopie oder Mediastinoskopie bei leicht erreichbaren mediastinalen oder zentralen Lungentumoren, die perkutane Leberbiopsie beim Vorliegen von Leberläsionen und die durch CT oder Ultraschall gesteuerten Biopsien der Raumforderungen in der Lunge oder dem Weichgewebe.
Als Grading wird das histologische Maß für die Krebsaggressivität bezeichnet; es liefert wichtige prognostische Informationen. Sie wird durch die Untersuchung der Gewebeprobe bestimmt. Hierzu gehören die Erscheinungsform der Krebszelole, ihres Zellkerns, des Zytoplasmas und der Nucleoli, die Mitosefrequenz und das Ausmaß der Nekrose. Für viele Tumorarten wurde ein entsprechendes Grading entwickelt.
Molekulare Tests wie Chromosomenanalyse, Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH), Polymerase-Kettenreaktion und Untersuchung der Zelloberflächenantigene (z. B. bei Lymphomen, Leukämien, Lunge, und Magen-Darm-Krebs) geben Hinweise auf den Urspung einer Metastase, insbesondere bei Krebs mit unbekanntem primärem Ursprung, und können bei der Behandlungswahl hilfreich sein.
Stadieneinteilung
Nachdem eine histologische Diagnose gestellt wurde, hilft die Stadieneinteilung (d. h. die Bestimmung der Krankheitsausbreitung) bei der Behandlungswahl und beeinflusst die Prognose. Die klinische Stadieneinteilung beruht auf der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, bildgebenden Untersuchungen, Laboruntersuchungen und Biopsien von Knochenmark, Lymphknoten oder anderen verdächtigen Stellen. Zur Inszenierung spezifischer Neoplasmen siehe Details in der organrelevanten Diskussion.
Bildgebung
Durch bildgebende Untersuchungen, v. a. CT, PET und MRT, können Metastasen in Gehirn, Lunge oder Abdomen, einschließlich Nebennieren, retroperitonealen Lymphknoten, Leber und Milz, nachgewiesen werden. Für den Nachweis und die Bewertung von primären und metastatischen Krebs ist die MRT mit Gadolinium die Methode der Wahl. Die PET-Untersuchung wird zunehmend eingesetzt, um die metabolische Aktivität eines verdächtigen Lymphknotens, Lungenknotens oder einer anderen Masse zu bestimmen. Die integrierte PET-CT kann v. a. bei Lungen-, Kopf- und Hals- und Mammatumoren sowie bei Lymphomen sinnvoll sein.
Mittels Ultraschall können Raumforderungen in Brust, Eierstöcken, Orbita, Schilddrüse, Herz, Perikard, Leber, Bauchspeicheldrüse, Niere, Testikeln und Retroperitoneum untersucht werden. Es kann helfen, perkutane Biopsien zu führen und flüssigkeitsgefüllte Zysten von festen Massen zu unterscheiden.
Mit Hilfe von nuklearmedizinischen Untersuchungen können verschiedene Arten von Metastasen identifiziert werden (z. B. Schilddrüsenkrebs) Durch eine Knochenszintigraphie kann abnormes Knochenwachstum (d. h. osteoblastische Aktivität) nachgewiesen werden, bevor dieses im Röntgenbild auffällig wird. So sind Knochenscans in Neoplasien, die rein lytisch sind (z. B. Multiples Myelom), nutzlos; routinemäßige Knochenröntgenaufnahmen sind die Studie der Wahl bei solchen Erkrankungen.
Laboruntersuchungen
Serumchemie- und Enzymmessungen können das Staging erleichtern. Erhöhte Leberenzymwerte (alkalische Phosphatase, Laktatdehydrogenase, Alaninaminotransferase) und erhöhte Bilirubinwerte deuten auf Lebermetastasen hin. Erhöhtes Serum alkalische Phosphatase und Kalzium können der erste Beweis für Knochenmetastasen sein. Erhöhte Blut-Harnstoff-Stickstoff- oder Kreatininwerte können auf eine Krebsbeteiligung der Niere, des Sammelsystems oder der Blase hinweisen. Erhöhte Harnsäurewerte finden sich häufig bei Patienten mit sich rapide vermehrenden Krebs und solchen mit myeloproliferativen und lymphoproliferativen Krankheiten. Die meisten Menschen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel haben jedoch keine Krebserkrankung.
Invasive Testverfahren
Die Mediastinoskopie ist besonders wertvoll bei der Stadieneinteilung von nichtkleinzelligen Lungenkarzinomen. Wenn ein Befall der mediastinalen Lymphknoten festgestellt wird, können die Patienten von einer Chemo- und/oder Strahlentherapie vor der Operation profitieren.
Knochenmarkaspiration und -biopsie sind besonders nützlich, um eine Beteiligung von Leukämien, Lymphomen und Plasmazellmyelomen (multiplem Myelom) sowie Metastasen von kleinzelligen Lungen-, Brust- und Prostatakrebs zu erkennen. Eine Knochenmarkbiopsie kann bei Patienten mit unerklärten hämatologischen Veränderungen (d. h. Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie) aufschlussreich werden.
Die Biopsie der regionalen Sentinel-Lymphknoten ist Teil der Bewertung vieler Krebs, wie Brust-, Schilddrüsen-, Magen-, Lungen- und Darmkrebs sowie Melanom. Die Entfernung eines Wächterlymphknotens (definiert durch die Aufnahme von Kontrast oder Radioaktivität, die in den Krebs injiziert wird) kann eine begrenzte, aber endgültige Lymphknotenprobe bei Patienten mit diesen Krebsen.