Vulvovaginaler Pruritus oder vaginaler Ausfluss bei Kindern

VonDavid H. Barad, MD, MS
Überprüft/überarbeitet Juni 2024
Aussicht hier klicken.

Vulvovaginaler Juckreiz (Pruritus) und/oder Scheidenausfluss bei Kindern sind die Folge einer infektiösen oder nichtinfektiösen Entzündung der Haut oder Schleimhaut. Zu den Symptomen können auch Reizungen und Brennen gehören.

Ätiologie, Diagnose und Behandlung von vulvovaginalem Pruritus oder Ausfluss variieren je nach reproduktiver Phase oder Status: Prämenarche, reproduktives Alter, Schwangerschaft oder Menopause. Vulvovaginale Symptome bei prämenarchalen Kindern werden hier diskutiert. (Für eine Diskussion der Symptome bei nicht schwangeren Frauen im gebärfähigen Alter und postmenopausalen Frauen siehe Vulvovaginaler Juckreiz oder vaginaler Ausfluss.)

Ätiologie des vulvovaginalen Pruritus oder vaginalen Ausflusses bei Kindern

Die häufigsten Ursachen für vulvovaginalen Pruritus und vaginalen Ausfluss bei Kindern sind äußere Reizstoffe oder Infektionen (siehe Tabelle Einige Ursachen für vulvovaginalen Pruritus und vaginalen Ausfluss bei Kindern).

Unspezifische Vulvovaginitis ist häufig und wird in der Regel durch eine Infektion mit der Magen-Darm- oder Atemwegsflora verursacht. Ein Faktor, der bei Mädchen im Alter von 2–6 Jahren oft dazu beiträgt, ist mangelhafte perineale Hygiene (z. B. Säubern von hinten nach vorn und Verzicht auf das Händewaschen nach dem Stuhlgang).

Vulvovaginale Candidiasis ist bei Kindern selten (außer nach einer kürzlich erfolgten Antibiotikatherapie oder bei immungeschwächten Patienten) und wird tendenziell überdiagnostiziert und behandelt (1).

Auch chemische Zusätze in Schaumbädern oder Seifen können wiederkehrende Entzündungen und Juckreiz verursachen.

Fremdkörper (z. B. Kinderspielzeug oder ein anderer Gegenstand in der Vagina) können eine unspezifische Vaginitis verursachen, oft mit einem spärlichen blutigen Ausfluss.

Seltener kommt es bei Kindern zu einem vaginalen Ausfluss aufgrund von sexuellem Missbrauch. Bei Verdacht auf Missbrauch müssen Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit des Kindes ergriffen und den staatlichen Behörden gemeldet werden.

Tabelle
Tabelle

Hinweis zur Ätiologie

  1. 1. Banerjee K, Curtis E, de San Lazaro C, Graham JC: Low prevalence of genital candidiasis in children. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2004;23(9):696-698. doi:10.1007/s10096-004-1189-2

Evaluation des vulvovaginalen Pruritus oder vaginalen Ausflusses bei Kindern

Historie

Es wird eine allgemeine Anamnese erhoben, bei Säuglingen auch die Geburtsanamnese und die geburtshilfliche Anamnese der Mutter. Familienanamnese von Krebs ist wichtig. Die Anamnese wird von den Eltern (oder einer Betreuungsperson) und dem Kind erhoben, sofern es dem Alter entsprechend ist.

Die Anamnese der aktuellen Erkrankung umfasst die Art der Symptome (z. B. Pruritus, Brennen, Schmerzen, Ausfluss, Blutungen), die Dauer und die Intensität. Wenn vaginaler Ausfluss vorhanden ist, sollten Fragen zu allen exazerbierenden und remittierenden Faktoren, einschließlich der Exposition gegenüber Seifen oder Waschmitteln, gestellt werden.

Bei der Überprüfung der Organsysteme sollte nach Symptomen gesucht werden, die auf mögliche Ursachen hinweisen, einschließlich der Folgenden:

Wenn Verdacht auf sexuellen Missbrauch eines Kindes besteht, kann eine strukturierte forensische Befragung auf Grundlage des National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) Protocol durchgeführt werden. Sie hilft dem Kind, Informationen über das erfahrene Ereignis zu berichten und verbessert die Qualität der erhaltenen Informationen.

Körperliche Untersuchung

Eine allgemeine körperliche Untersuchung wird durchgeführt.

Wenn eine Beckenuntersuchung erforderlich ist, sollte sie von einem erfahrenen Kliniker durchgeführt werden. Die Eltern und das Kind sollten über die Untersuchung aufgeklärt werden, damit sie wissen, was sie erwartet, und damit Vertrauen zwischen dem Kind und dem Kliniker aufgebaut werden kann. Das Ziel der Untersuchung sollte es sein, die notwendigen Informationen zu erhalten, ohne dem Kind Angst zu machen oder es unnötig zu belasten.

Bei der Untersuchung der äußeren Genitalien sowie der Perineal- und Leistengegend sollten Blutungen, Ausfluss, Blutergüsse oder Verletzungen festgestellt werden.

Bei Kindern wird die interne Beckenuntersuchung in der Regel unter Anästhesie durchgeführt. Die Vagina und die Zervix können mit Hilfe eines Killian-Nasenspekulums, eines faseroptischen Vaginoskops, eines Zystoskops oder eines flexiblen Hysteroskops mit Kochsalzspülung untersucht werden.

Warnhinweise

Die folgenden Befunde sind von besonderer Bedeutung:

  • Vaginaler Ausfluss, Fieber, Schüttelfrost, Druckschmerzhaftigkeit des unteren Abdomens und/oder Anzeichen von Verletzungen im Genitalbereich: Mögliche Beckeninfektion mit möglichem tuboovarialem Abszess und/oder sexuellem Missbrauch

Interpretation der Befunde

Bei Kindern ist Vaginalausfluss in der Regel ein Symptom für eine Entzündung oder Infektion, und Ausfluss, der persistierend oder blutig ist oder von anderen Symptomen begleitet wird (z. B. Fieber oder schweres Vulva-Erythem, Ödem oder Juckreiz), muss untersucht werden. Ausnahmen sind Zeiten, in denen es für ein Kind normal ist, einen physiologischen Vaginalausfluss (klar oder weiß, geringe Menge pro Tag) zu haben, weil der Östrogenspiegel im Serum erhöht ist. Dies gilt für die ersten zwei Lebenswochen, in denen der Östrogen-Spiegel aufgrund der Exposition gegenüber dem mütterlichen Östrogen, das die Plazenta passiert, hoch ist. Manchmal kommt es bei Säuglingen zu leichten vaginalen Blutungen, wenn der Östrogen-Spiegel abrupt abfällt, weil die Exposition gegenüber mütterlichem Östrogen aufhört. Auch in den Monaten vor der Menarche kann es zu Ausfluss kommen, da die Östrogen-Produktion zunimmt.

Vaginaler Ausfluss ohne Fieber oder Schüttelfrost und ohne andere Befunde bei der gynäkologischen Untersuchung ist wahrscheinlich eine Vaginitis oder ein Fremdkörper.

Anzeichen einer systemischen Infektion oder des Verdachts auf sexuellen Missbrauch erfordern sofortige medizinische Hilfe.

Testung

Bei vaginalem Ausfluss kann eine Probe für eine Kultur ohne Spekulumuntersuchung und mit kindgerechten Methoden entnommen werden. Die Probe wird auf häufige vaginale bakterielle Infektionen oder Candidiasis getestet. Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch werden Blut-, Urin- oder Vaginalproben auf sexuell übertragbare Infektionen untersucht (Zervixproben sollten nur bei Kindern unter Narkose entnommen werden) (1).

Ein vollständiges Blutbild (CBC) wird durchgeführt, wenn die Anzeichen und Symptome auf eine Beckeninfektion hindeuten.

Besteht der Verdacht auf eine Beckeninfektion mit einem Abszess, wird eine Bildgebung veranlasst. Bei Kleinkindern und präpubertären Jugendlichen wird der transabdominale Ultraschall dem transvaginalen Ultraschall vorgezogen. Wenn der Ultraschall die Größe, Lage und Konsistenz einer Raumforderung nicht eindeutig abgrenzt, kann ein weiterer bildgebender Test (typischerweise MRT) erforderlich sein. Liegt eine Ovarialmasse vor und besteht der Verdacht auf eine nichtpitheliale Neoplasie, werden Tumormarker (z. B. Alpha-Fetoprotein, Laktatdehydrogenase, Inhibin) gemessen.

Evaluationshinweis

  1. 1. Chiesa A, Goldson E. Child Sexual Abuse. Pediatr Rev. 2017;38(3):105-118. doi:10.1542/pir.2016-0113

Behandlung von vulvovaginalem Pruritus oder vaginalem Ausfluss bei Kindern

Jede spezifische Ursache für den Juckreiz oder Ausfluss wird behandelt.

Seifen und unnötige topische Zubereitungen sollten vermieden werden. Wenn eine Seife benötigt wird, sollte ein hypoallergenes Seife verwendet werden. Die intermittierende Anwendung von Eisbeuteln oder warmen Sitzbädern kann Hautreizungen und Pruritus lindern. Auch das Spülen des Genitalbereichs mit lauwarmem Wasser kann Linderung verschaffen.

Präpubertären Mädchen sollte eine gute Vulva-Hygiene beigebracht werden (z. B. Wischen von vorne nach hinten nach Stuhlgang und Entleerung).

Wenn keine spezifische Ätiologie festgestellt wurde und die Symptome mittelschwer oder schwer sind oder nicht auf andere Maßnahmen ansprechen, können Medikamente erforderlich sein. Bei Pruritus können gegebenenfalls topische Antimykotika oder niedrigpotente Kortikosteroide (z. B. 1%iges Hydrokortison 2-mal täglich je nach Bedarf) auf die Vulva, jedoch nicht in die Vagina appliziert werden.

Wichtige Punkte

  • Die Ursachen für vulvovaginalen Pruritus und vaginalen Ausfluss variieren je nach Alter der Patientin.

  • Vaginitis, ein Fremdkörper in der Vagina und mangelnde Hygiene sind häufige Ursachen für vulvovaginale Reizungen oder vaginalen Ausfluss bei Kindern.

  • Bewerten Sie mit einer externen Untersuchung der Vulva und der Vaginalöffnung. Eine interne Untersuchung, falls erforderlich, wird in der Regel unter Anästhesie durchgeführt.

  • Behandeln Sie die unspezifische Vulvovaginitis je nach Ätiologie oder mit allgemeinen Hygiene- und Komfortmaßnahmen (z. B. Sitzbäder).