Morbus Crohn

(Regionale Enteritis, Granulomatöse Ileitis oder Granulomatöse Ileokolitis)

VonAaron E. Walfish, MD, Mount Sinai Medical Center;
Rafael Antonio Ching Companioni, MD, HCA Florida Gulf Coast Hospital
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023
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Der Morbus Crohn ist als chronische transmurale Darmntzündung definiert, die in der Regel das distale Ileum und das Kolon befällt, aber auch in jedem Abschnitt des Gastrointestinaltrakts auftreten kann. Zu den Symptomen gehören Diarrhö und abdominale Schhmerzen. Abszesse, interne und externe Fisteln und Darmverschluss können auftreten. Extraintestinale Symptome, v. a. Arthritis, kommen ebenfalls vor. Die Diagnose wird koloskopisch und durch bildgebende Verfahren gestellt. Die Therapie besteht aus 5-Aminosalicylsäure, Kortikosteroiden, Immunmodulatoren, Antizytokinen, Antibiotika und häufig operativem Vorgehen.

(Siehe auch Übersicht zu entzündlichen Darmerkrankheiten.)

Pathophysiology of Crohn Disease

Morbus Crohn beginnt mit einer entzündlichen Reaktion der Krypten und mit Kryptenabszessen, die zu kleinen fokalen aphthoiden Ulzera fortschreiten. Diese Schleimhautschäden können sich zu tiefen longitudinalen und transversalen Ulzera mit dazwischenliegendem Schleimhautödem weiterentwickeln und auf diese Weise das charakteristische Bild eines Pflastersteinreliefs hervorrufen.

Die transmurale Ausbreitung der Entzündung führt zu einem Lymphödem und zu einer Verdickung der Darmwand und des Mesenteriums. Das mesenterische Fett weitet sich typischerweise auf die Serosaoberfläche des Darms aus. Die mesenterialen Lymphknoten sind häufig vergrößert. Die ausgeprägte Entzündungsreaktion kann zur Hypertrophie der Musculares mucosae, Fibrose und zu Strikturbildungen und damit zum Darmverschluss führen.

Abszesse treten häufig auf, Fisteln penetrieren oft in die anliegenden Strukturen, inkl. anderer Darmschlingen, der Blase oder des M. psoas. Fisteln können sich auch bis in die Haut am vorderen Abdomen oder in die Flanken erstrecken. Unabhängig von der intraabdominalen Krankheitsaktivität treten perianale Fisteln und Abszesse in 25–33% der Fälle auf und stellen häufig die lästigsten Komplikationen beim Morbus Crohn dar.

Nichtverkäsende Granulome können in den Lymphknoten, im Peritoneum, in der Leber und allen Schichten der Darmwand vorkommen. Obwohl ihr Vorliegen pathognomonisch ist, werden sie bei etwa der Hälfte der Patienten mit einem Morbus Crohn nicht gefunden. Das Vorkommen von Granulomen scheint mit dem klinischen Verlauf der Krankheit nicht in Verbindung zu stehen.

Die Segmente des erkrankten Darms sind vom benachbarten normalen Darm scharf demarkiert (sog. skip areas), daher der Name regionale Enteritis (1).

  • Etwa 30% der Morbus-Crohn-Fälle betreffen das Ileum allein (Ileitis).

  • Etwa 40% umfassen Ileum und Colon (Ileocolitis), mit einer Vorliebe für die rechte Seite des Dickdarms.

  • Etwa 30% betreffen den Darm allein (granulomatöse Kolitis), von denen die meisten, im Gegensatz zu Colitis ulcerosa das Rektum aussparen.

Crohn-Ileitis
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Das Ileum ist in etwa 80% der Fälle von Morbus Crohn entzündet.
Image provided by David M. Martin, MD.

Gelegentlich ist der Dünndarm betroffen (Jejunoileitis). Magen, Zwölffingerdarm oder Ösophagus sind klinisch nur selten betroffen, obwohl oft ein mikroskopischer Nachweis der Krankheit im Magenantrum gelingt, vor allem bei jüngeren Patienten. Wenn keine chirurgischen Maßnahmen durchgeführt werden, breitet sich die Krankheit beinahe nie auf Regionen des Dünndarms aus, die bei der Erstdiagnose nicht befallen waren.

Klassifikation

Morbus Crohn ist in drei prinzipielle Muster eingeteilt: 1. in erster Linie entzündliche Form, die nach einem Verlauf von mehreren Jahren in der Regel in 2., die v. a. stenotische oder obstruierende Form oder 3. in die v. a. penetrierende oder fistelbildende Form übergeht.

Diese verschiedenen klinischen Muster erfordern unterschiedliche therapeutische Ansätze. Es gibt genetische Daten, die auf eine molekulare Basis dieser Klassifikation hinweisen.

Komplikationen

Es besteht ein erhöhtes Karzinomrisiko in den betroffenen Dünndarmsegmenten. Patienten mit einem Kolonbefall haben ein Langzeitrisiko für ein kolorektales Karzinom wie bei der Colitis ulcerosa, vorausgesetzt, es bestehen das gleich Ausmaß und die gleiche Dauer der Krankheit.

Chronische Malabsorption kann Nährstoffmängel, insbesondere von Vitamin D und B12, hervorrufen.

Die toxische Kolitis ist eine seltene Komplikation des Morbus Crohn im Dickdarm. Es ist ein klinisches Syndrom von Ileus, begleitet von Kolon-Dilatation, durch Röntgenaufnahmen nachgewiesene; viele Fälle müssen aggressiv mit chirurgischem Eingriff behandelt werden.

Hinweis zur Pathophysiologie

  1. 1. Dulai PS, Singh S, Vande Casteele N, et al: Should we divide Crohn's disease into ileum-dominant and isolated colonic diseases? Clin Gastroenterol Hepatol 17(13):2634-2643, 2019. doi: 10.1016/j.cgh.2019.04.040

Symptome und Anzeichen von Morbus Crohn

Die häufigsten Erscheinungsformen von Morbus Crohn sind

  • Chronische Diarrhö mit Bauchschmerzen, Fieber, Anorexie und Gewichtsverlust.

  • Das Abdomen ist empfindlich und es kann eine Masse palpierbar sein.

Stärkere rektale Blutungen treten in der Regel nicht auf, ausgenommen bei isoliertem Kolonbefall, der sich ähnlich wie eine Colitis ulcerosa manifestieren kann. Einige Patienten erscheinen mit akutem Abdomen, das eine akute Appendizitis oder einen Darmverschluss vortäuscht. Ungefähr ein 33% der Patienten hat eine perianale Beteiligung (inkl. Fissuren und Fisteln), die manchmal die hervorstechenden oder sogar initialen Beschwerden darstellen.

Bei Kindern herrschen oft extraintestinale Manifestationen vor: Arthritis, Fieber unbekannter Ursache, Anämie oder Wachstumsverzögerungen, wohingegen Bauchschmerzen und Diarrhö nicht bestehen müssen.

Bei Wiederauftreten der Krankheit variieren die Symptome. Schmerz ist das häufigste Symptom, er tritt sowohl beim einfachen erneuten Wiederauftreten der Krankheit als auch bei komplizierenden Abszessen auf. Bei Patienten mit schweren Entzündungsschüben oder Abszessen besteht häufig eine ausgeprägte Empfindlichkeit, Schmerzhaftigkeit, Abwehrspannung und ein schweres allgemeines toxisches Krankheitsbild. Stenotische Segmente können einen Darmverschluss verursachen, mit Koliken, Aufblähung des Abdomens, Obstipation und Erbrechen. Ebenso können Adhäsionen nach vorausgegangenen operativen Eingriffen einen Darmverschluss hervorrufen, der meist plötzlich entsteht, ohne Prodromi wie Fieber, Schmerz und Krankheitsgefühl, wie sie typischerweise bei einem Verschluss aufgrund eines entzündlichen Schubes des Morbus Crohn auftreten. Enterovesikale Fisteln können zur Bildung von Luftblasen im Urin (Pneumaturie) führen. Drainierende kutane Fisteln können auftreten. Eine freie Perforation in die Bauchhöhle ist ein seltenes Ereignis.

Die chronische Krankheit verursacht eine Reihe von systemischen Symptomen wie Fieber, Gewichtsverlust, Fehlernährung und andere extraintestinale Manifestationen.

Diagnose von Morbus Crohn

  • Bariumröntgenaufnahmen des Dünndarms

  • Abdomen-CT (konventionell oder CT- Enterographie)

  • Gelegentlich Bariumeinlauf, Magnetresonanz-(MR-)Enterographie, obere Endoskopie, Colonoskopy und/oder Koloskopie und Videokapselendoskopie

Der Verdacht auf einen Morbus Crohn stellt sich bei Patienten mit entzündlicher oder Verschlusssymptomatik oder bei Patienten ohne hervorstechende gastrointestinale Symptome, aber mit perianalen Fisteln oder Abszessen oder mit einer anderweitig nicht erklärbaren Arthritis, Erythema nodosum, Fieber, Anämie oder (bei Kindern) Wachstumshemmung. Eine positive Familienanamnese für Morbus Crohn erhöht den Verdacht.

Andere gastrointestinale Krankheiten, besonders Colitis ulcerosa können ähnliche Befunde und Symptome aufweisen (z. B. Bauchschmerzen, Diarrhö). Die Differenzialdiagnose der Colitis ulcerosa kann in den 20% der Fälle problematisch sein, in denen der Morbus Crohn auf das Kolon beschränkt ist. Da jedoch das therapeutische Vorgehen bei beiden ähnlich ist, bekommt die Unterscheidung nur dann Bedeutung, wenn ein operatives Vorgehen oder eine experimentelle Therapie in Erwägung gezogen werden.

Bei Patienten, die sich mit einem akuten Abdomen vorstellen (entweder zu Beginn oder während eines Rückfalls), sollte eine CT-Untersuchung des Abdomens durchgeführt werden. Diese Untersuchungen zeigen Verschluss, Abszesse oder Fisteln und andere mögliche Ursachen eines akuten Abdomens (z. B. Appendizitis). Mithilfe des Ultraschalls kann eine gynäkologische Krankheit bei Frauen mit Beschwerden im unteren Abdomen und im Becken besser abgegrenzt werden.

Wenn die Krankheit weniger akut erscheint, kann eine Dünndarmdarstellung mit Zielaufnahmen des terminalen Ileums besser sein als eine konventionelle CT. Allerdings werden neuere Techniken der CT- oder MR-Enterographie, die hochauflösende CT- oder MR-Bildgebung mit großen Mengen von Kontrastmittel kombinieren, in einigen Zentren zu Verfahren der Wahl. Diese bildgebenden Verfahren sind nahezu diagnostisch, wenn sie charakteristische Stenosen oder Fisteln mit begleitender Separation von Darmschlingen zeigen.

Dünndarm-Nachsorge bei Morbus Crohn mit Stenosen (string sign)
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Das linke Bild zeigt, dass der Spasmus das Pflastersteinmuster des terminalen Ileums verwischt, was im rechten Bild im Doppelkontrast am besten zu sehen ist.
© Springer Science+Business Media

Wenn der Befund fraglich ist, kann eine CT Enteroklyse oder eine Videokapsel-Enteroskopie oberflächliche aphthöse und lineare Geschwüre zeigen. Ein Bariumkontrasteinlauf kann angewendet werden, wenn die Symptome vorwiegend dem Dickdarm zugeordnet werden (z. B. Diarrhö), er kann den Reflux von Barium ins terminale Ileum mit Unregelmäßigkeiten, Knotigkeit, Steifheit, Wandverdickung und eingeengtem Lumen zeigen. Differenzialdiagnosen bei Patienten mit ähnlichen Röntgenbefunden umfassen Karzinome des Zäkums, ileales Karzinoid, Lymphom, systemische Vaskulitis, Bestrahlungsenteritis, ileozäkale Tuberkulose und Amöbom.

Ulkus des Ileums bei Morbus Crohn
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Dieses Foto zeigt die Videokapselendoskopie eines charakteristischen aphthösen Ulkus bei Morbus Crohn. Das Ulkus (Pfeil) ist eine kleine, zentrale, weiße Vertiefung mit einem leicht erhabenen und erythematösen Rand.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Drs. Aaron E. Walfisch und Rafael A. Ching Companioni.

Bei atypischen Fällen (z. B. bei im Vordergrund stehender Diarrhö und nur minimalen Schmerzen) wird die Abklärung ähnlich wie bei Verdacht auf eine Colitis ulcerosa mittels Koloskopie durchgeführt (inkl. Biopsieentnahme, Probenentnahme für Darmpathogene und wenn möglich Einsicht in das terminale Ileum). Eine endoskopische Untersuchung des oberen GIT kann eine subtile Beteiligung von Magen und Duodenum auch in solchen Fällen aufdecken, in denen keine Symptome eines Befalls des oberen Gastrointestinaltrakts bestehen.

Technische Untersuchungen

Die Laboruntersuchungen sollten auf den Nachweis einer Anämie, einer Hypoalbuminämie und auf Elektrolytstörungen gerichtet sein. Die Lebertests sollten erhoben werden: Eine erhöhte alkalische Phosphatase und Gamma-Glutamyltranspeptidase sind bei Patienten mit einem Kolonbefall für das Bestehen einer primär sklerosierenden Cholangitis verdächtig. Eine Leukozytose und erhöhte Spiegel von Akute-Phase-Proteinen (z. B. Erythrozytensedimentationsrate, CRP) sind unspezifische Zeichen, können aber im Verlauf als Aktivitätsparameter der Krankheit nützlich sein.

Um Mangelzustände erkennen zu können, sollten die Vitamin D- und B12-Werte alle 1–2 Jahre überprüft werden. Zusätzliche Labormessungen wie die Werte wasserlöslicher Vitamine (Folsäure und Niacin), fettlöslicher Vitamine (A, D, E und K) und von Mineralien (Zink, Selen und Kupfer) sind zu überprüfen, wenn Mangelzustände vermutet werden.

Alle Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen (IBD), egal ob männlich oder weiblich, jung oder alt, sollten ihre Knochendichte überwachen lassen, in der Regel durch eine Röntgendichtemessung (DXA).

Perinukleäre antineutrophile zytoplasmatische Antikörper bestehen bei 60–70% der Patienten mit einer Colitis ulcerosa und nur bei 5–20% Patienten mit einem Morbus Crohn. Anti-Saccharomyces cerevisiae-Antikörper sind relativ spezifisch für einen Morbus Crohn. Allerdings lassen diese Tests nicht zuverlässig zwischen den beiden Krankheiten unterscheiden und sie werden nicht zur Routinediagnose empfohlen. Weitere Antikörper wie Anti-OmpC und Anti-CBir1 sind inzwischen verfügbar, aber der klinische Nutzen dieser zusätzlichen Tests ist unklar; manche Studien weisen darauf hin, dass hohe Titer von diesen Antikörpern eine ungünstige prognostische Bedeutung haben.

Behandlung von Morbus Crohn

  • Loperamid oder Spasmolytika zur Linderung der Symptome

  • 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) oder Antibiotika

  • Andere Medikamente abhängig von Symptomen und Schweregrad (z. B. immunmodulierende Medikamente, biologische Wirkstoffe und kleine Moleküle)

  • Gelegentlich Operation

Die Details zu spezifischen Medikamenten und Dosierungen werden in Medikamente für entzündliche Darmerkrankungen besprochen.

(Siehe auch the American College of Gastroenterology's 2018 guidelines for the management of Crohn disease in adults.)

Allgemeine Behandlungsmaßnahmen

Krämpfe und Durchfall können durch die orale Verabreichung von Loperamid 2–4 mg oder von krampflösenden Medikamenten bis zu 4-mal täglich (im Idealfall vor den Mahlzeiten) gebessert werden. Diese symptomatische Behandlung ist sicher, mit Ausnahme einzelner Fälle einer akuten, sehr schweren Crohn-Kolitis, die genauso wie eine Colitis ulcerosa in eine toxische Kolitis übergehen kann. Die Gabe von hydrophilen Substanzen (z. B. Methylcellulose oder Psylliumpräparate) kann manchmal einer Reizung des Anus vorbeugen, indem sie die Konsistenz des Stuhls erhöhen. Unverdauliche Stoffe in der Nahrung sollten bei Vorliegen von Strikturen oder einer aktiven Dickdarmentzündung vermieden werden.

Routinegesundheitspflege Maßnahmen (z. B. Impfungen, Krebsvorsorge) sollten hervorgehoben werden.

Leichte Erkrankung

Diese Kategorie umfasst ambulante Patienten, die sich normal oral ernähren können und keine Zeichen von Toxizität, empfindlicher Bauchdecke, palpabler Masse oder eines Verschlusses zeigen.

Oral verabreichtes magensaftresistentes Budesonid wird üblicherweise als Erstlinientherapie eingesetzt, um bei Patienten mit Morbus Crohn des Ileums und des rechten Dickdarms mit geringem Risiko eine Remission der Erkrankung zu erreichen. Budesonid wird mit 9 mg täglich über 4–8 Wochen begonnen und dann alle 2–4 Wochen um 3 mg für insgesamt 2–3 Monate ausgeschlichen. Die Aufrechterhaltung der Remission wird dann entweder mit einem Thiopurin oder einem Biologikum eingeleitet. Budesonid ist auch als Einlauf erhältlich.

5-ASA (Mesalamin) wird nur selten als Erstlinientherapie bei Morbus Crohn eingesetzt. Pentasa® wird beiDünndarmerkrankung bevorzugt, und Asacol® HD bei distalem Ileum und Dickdarmerkrankung. Allerdings sind die Vorteile eines 5-ASA Medikaments bei Dünndarm-Morbus-Crohn bescheiden, und viele Experten befürworten dieses nicht bei Dünndarm-Morbus-Crohn-.

Antibiotika werden von einigen Klinikern als First-line-Substanzen bezeichnet oder sie werden für Patienten, die nach 4 Wochen nicht auf eine 5-ASA-Therapie ansprechen, reserviert, ihr Einsatz ist absolut empirisch. Mit jeder dieser Substanzen sollte 8–16 Wochen behandelt werden.

Moderate bis schwer ausgeprägte Erkrankung

Patienten ohne Fisteln oder Abszesse, aber mit ausgeprägtem Schmerz, Empfindlichkeit der Bauchdecken, Fieber oder Erbrechen oder jene, die auf die Behandlung ihrer leichten Erkrankung nicht angesprochen haben, erfahren oft eine Erleichterung ihrer Symptome, wenn sie Kortikosteroide bekommen, entweder oral oder parenteral gegeben. Oral gegebenes Prednison oder Prednisolon wirkt schneller und zuverlässiger als oral verabreichtes Budesonid, aber Budesonid zeigt weniger Nebenwirkungen und gilt in vielen Zentren als das Kortikosteroid der Wahl, vor allem in Europa.

Ein biologischer Wirkstoff (Infliximab, Adalimumab, Certolizumab Pegol, Vedolizumab, Ustekinumab, Risankizumab), mit oder ohne einen Antimetaboliten (Azathioprin, 6-Mercaptopurin oder Methotrexat) kann als Erstlinientherapie und sogar vor einer Kortikosteroidbehandlung eingesetzt werden. Bei Patienten, bei denen diese Behandlung versagt, können Medikamente aus einer anderen Wirkstoffklasse eingesetzt werden. Upadacitinib kann bei Patienten mit einer unzureichenden Reaktion oder Intoleranz auf einen oder mehrere TNF-Blocker in Betracht gezogen werden. In manchen Situationen ist auch eine Operation angebracht.

Eine Obstruktion wird initial mit Magensonde und IV Flüssigkeitsgabe behandelt. Eine Obstruktion auf dem Boden eines unkomplizierten Morbus Crohn sollte in der Regel innerhalb einiger Tage verschwinden und bedarf daher weder einer spezifischen antiinflammatorischen Therapie nohc einer perenteralen Ernährung. Das Fehlen eines prompten Ansprechens weist jedoch auf eine Komplikation oder auf eine andere Ätiologie hin und erfordert umgehendes operatives Eingreifen.

Fulminante Erkrankung oder Abszess

Patienten mit toxischen Symptomen, hohem Fieber, persistierendem Erbrechen, Loslassschmerz oder einer empfindlichen oder palpablen Masse müssen für die Gabe von IV Flüssigkeit oder Antibiotika stationär aufgenommen werden. Abszesse müssen entweder perkutan oder operativ drainiert werden. Intravenöse Kortikosteroide oder biologische Erreger sollten nur verabreicht werden, wenn bei dem Patienten eine Infektion ausgeschlossen werden konnte oder sich unter Kontrolle befindet. Zeigt sich nach 5–7 Tagen kein Ansprechen auf Kortikosteroide und Antibiotika, ist in der Regel ein operatives Vorgehen indiziert.

Fisteln

Perianale Fisteln werden initial mit Metronidazol und Ciprofloxacin behandelt. Patienten, die nicht innerhalb von 3–4 Wochen ansprechen, können einen Immunmodulator (z. B. Azathioprin, 6-Mercaptopurin) mit oder ohne ein Induktionsschema von Infliximab oder Adalimumab erhalten, um ein schnelleres Ansprechen zu erreichen. Eine Anti-Tumornekrosefaktor-Therapie (Infliximab oder Adalimumab) kann auch allein angewendet werden. Ciclosporin oder Tacrolimus stellen eine Alternative dar, aber Fisteln rezidivieren nach Beendigung der Therapie häufig.

Die endoskopische ultraschallgesteuerte Platzierung von Fibrinkleber oder die Verwendung eines Seton-Abflusses (ein Stück Nahtmaterial, das vorübergehend in der Fistel gelassen wird, um es abfließen zu lassen) kann einigen Patienten mit komplexeren oder refraktäreren perianalen Fisteln helfen. Schwere refraktäre perianale Fisteln können die temporäre Anlage einer Kolostomie erfordern, zeigen jedoch fast immer nach Zurückverlagerung ein Rezidiv. Daher wird diese Ableitung auch mehr als eine Vorbereitung zur definitiven operativen Versorgung oder bestenfalls als Ergänzung zu Infliximab oder Adalimumab angesehen denn als eine primäre Behandlungsmethode.

Erhaltungstherapie

Patienten, die allein mit 5-ASA oder einem Antibiotikum eine Remission von Morbus Crohn erreichen, können dieses Medikament als Erhaltungstherapie weiter einnehmen. Patienten, bei denen die akute Erkrankung mit Kortikosteroiden oder Anti-Tumornekrosefaktor-Substanzen behandelt werden musste, brauchen in der Regel Azathioprin, 6-Mercaptopurin, Methotrexat oder eine Anti-Tumornekrosefaktor-Therapie oder Kombinationstherapie als Erhaltungstherapie. Viele, wenn nicht sogar die meisten Patienten, die mit einem Anti-TNF-Wirkstoff in Remission gebracht werden, benötigen innerhalb von ein oder zwei Jahren eine Erhöhung der Dosis oder eine Verkürzung der Behandlungsintervalle. Systemisch wirksame Kortikosteroide sind weder sicher noch wirksam für eine Erhaltungstherapie, obwohl für Budesonid gezeigt worden ist, dass es die Zeit bis zum Rezidiv mit weniger Nebenwirkungen verzögern kann. Patienten, die in ihrer akuten Krankheitsphase auf eine Anti-Tumornekrosefaktor-Therapie angesprochen haben, bei denen aber die Remissionserhaltung mit Antimetaboliten nicht gelingt, brauchen unter Umständen zur Remissionserhaltung wiederholte Dosen einer Anti-Tumornekrosefaktor-Substanz.

Die Überwachung während der Remissionsphasen wird anhand der Symptome und der Blutuntersuchungen durchgeführt und erfordert keine routinemäßige Röntgenuntersuchung oder Koloskopie (anders als die übliche Dysplasieüberwachung nach 7- bis 8-jähriger Krankheitsdauer).

Operative Eingriffe

Obwohl ca. 70% der Patienten letztlich ein operatives Eingreifen bei Morbus Crohn benötigen, wird dies häufig mit großer Zurückhaltung ausgeführt. Am besten behält man Operationen den Fällen mit wiederholtem Darmverschluss oder mit nichtbehandelbaren Fisteln oder Abszessen vor. Eine Resektion des befallenen Darms kann die Symptome abschwächen, aber sie heilt nicht die Krankheit, die wahrscheinlich wieder auftreten wird, auch wenn alle klinisch offensichtlichen Läsionen chirurgisch beseitigt wurden.

Eine Metaanalyse von schweren endoskopischen Rezidiven nach der Operation bei Personen, die keine IBD-Medikamente einnahmen, ergab, dass die Rate 50% betrug (1).

Letztendlich ist in fast 35% der Fälle innerhalb von 10 Jahren eine weitere Operation erforderlich (2). Es sieht so aus, als ob die Rückfallraten durch einen frühen postoperativen Einsatz von 6-Mercaptopurin oder Azathioprin, Metronidazol oder Infliximab herabgesetzt werden können. Zudem profitieren fast alle Patienten mit einer verbesserten Lebensqualität, wenn die Operation auf dem Boden einer guten Indikation durchgeführt wurde.

Da Rauchen das Risiko eines Rezidivs erhöht, insbesondere bei Frauen, sollte eine Raucherentwöhnung angeregt werden.

Literatur zur Behandlung

  1. 1. Renna S, Cammà C, Modesto I, et al: Meta-analysis of the placebo rates of clinical relapse and severe endoscopic recurrence in postoperative Crohn's disease. Gastroenterology 135(5):1500-1509, 2008. doi: 10.1053/j.gastro.2008.07.066

  2. 2. Fumery M, Dulai PS, Meirick P, et al: Systematic review with meta-analysis: recurrence of Crohn's disease after total colectomy with permanent ileostomy. Aliment Pharmacol Ther 45(3):381-390, 2017. doi: 10.1111/apt.13886

Prognose bei Morbus Crohn

Ein etablierter Morbus Crohn wird selten geheilt, aber ist durch intermittierend auftretende Verschlechterungen und Remissionen charakterisiert. Einige Patienten zeigen einen schweren Krankheitsverlauf mit häufigen entkräftenden Schmerzperioden. Mit vernünftiger, medizinisch konservativer Therapie und, wenn notwendig, besonnenem therapeutischem Vorgehen lassen sich die meisten Patienten erfolgreich einstellen. Die krankheitsbezogene Mortalität ist sehr gering. Die führende krankheitsbezogene Mortalitätsursache ist ein Karzinom des Gastrointestinaltrakts, v. a. Kolon- und Dünndarmkarzinom. Thromboembolische Komplikationen (vor allem während des aktiven Morbus Crohn) können auch zu Tod führen. Etwa 10% der Menschen sind von Morbus Crohn und die dadurch verursachten Komplikationen invalide.

Wichtige Punkte

  • Morbus Crohn betrifft typischerweise das Ileum und/oder das Kolon, aber spart das Rektum aus (dieses ist ausnahmslos bei Colitis ulcerosa betroffen).

  • Die befallenen Darmsegmente sind vom benachbarten normalen Darm scharf demarkiert (sog. skip areas).

  • Die Symptome umfassen in erster Linie episodische Diarrhö und Bauchschmerzen; gastrointestinale Blutungen sind selten.

  • Als Komplikationen gelten abdominale Abszesse und enterokutane Fisteln.

  • Behandeln Sie leichte Erkrankungen mit 5-Aminosalicylsäure und/oder Antibiotika (z. B. Metronidazol, Ciprofloxacin, Rifaximin).

  • Behandeln Sie mittelschwere bis schwere Erkrankungen mit Kortikosteroiden und manchmal Immunmodulatoren (z. B. Azathioprin) oder Biologika (z. B. Infliximab, Vedolizumab, Ustekinumab, Risankizumab).

  • Über 70% der Patienten benötigen letztlich eine Operation, in der Regel aufgrund eines wiederholten Darmverschlusses, von nicht behandelbaren Fisteln oder Abszessen.

Weitere Informationen

Die folgenden englischsprachigen Quellen können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. American College of Gastroenterology: Guidelines for the management of Crohn disease in adults (2018)