Vitamin-E-Mangel

VonLarry E. Johnson, MD, PhD, University of Arkansas for Medical Sciences
Überprüft/überarbeitet Aug. 2024
Aussicht hier klicken.

Ein ernährungsbedingter Vitamin-E-Mangel ist in Ländern mit hoher Ernährungsunsicherheit weit verbreitet; in anderen Ländern ist ein Mangel bei Erwachsenen selten und in der Regel auf eine Fettmalabsorption zurückzuführen. Die Hauptsymptome sind hämolytische Anämie und neurologische Störungen. Die Diagnose stützt sich auf das Verhältnis von Plasma-Alpha-Tocopherol zu den Gesamtplasmalipiden; ein niedriger Quotientenwert lässt auf einen Vitamin-E-Mangel schließen. Zur Therapie wird hochdosiertes Vitamin E oral verabreicht, wenn neurologische Defizite vorliegen oder der Mangel in einer Malabsorption begründet ist.

Ein Vitamin-E-Mangel führt zur Instabilität roter Blutkörperchen und der Degeneration von Neuronen, besonders peripherer Axone und Neuronen des posterioren Rückenmarks.

Vitamin E bezeichnet eine Gruppe von Bausteinen inkl. Tocopherole und Tocotrienole, die biologisch ähnlich aktiv sind. Alpha-Tocopherol ist der aktivste Baustein, doch kommt Beta-, Gamma- und Delta-Tocopherolen, vier Tocotrienolen und einigen Stereoisomeren ebenso eine wichtige biologische Aktivität zu. Diese Komponenten wirken als Antioxidanzien, die die Lipidperoxidation mehrfach ungesättigter Fettsäuren in Zellmembranen verhindern (siehe Tabelle Quellen, Funktionen und Wirkungen von Vitaminen). Nahrungsquellen für Vitamin E sind pflanzliche Öle und Nüsse.

Die Plasmatocopherolspiegel verändern sich mit allen Plasmalipidspiegeln. Der normale Plasma-Alpha-Tocopherolspiegel liegt bei 5–20 mcg/ml (11,6–46,4 mmol/l).

Hochdosierte Vitamin-E-Präparate schützen nicht vor Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und die US Preventive Services Task Force empfiehlt aus diesen Gründen, kein Vitamin E einzunehmen (1); Ob Nahrungsergänzungsmittel vor der Spätdyskinesie schützen können, ist umstritten. Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, dass Dosen von natürlichem Vitamin E bis zu 2000 internationalen Einheiten [I.E.]/Tag (1340 mg Alpha-Tocopherol/Tag) das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verlangsamen oder das Risiko von Prostatakrebs verringern; eine Studie deutete auf ein erhöhtes Risiko von Prostatakrebs bei einer Vitamin-E-Supplementierung hin (2).

Obwohl die Menge an Vitamin E in vielen angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln in I.E. angegeben wird, wird derzeit empfohlen, Milligramm Alpha-Tocopherol zu verwenden.

(Siehe auch Überblick über Vitamine.)

Literatur

  1. 1. Moyer VA; U.S. Preventive Services Task Force. Vitamin, mineral, and multivitamin supplements for the primary prevention of cardiovascular disease and cancer: U.S. Preventive services Task Force recommendation statement. Ann Intern Med. 2014;160(8):558-564. doi:10.7326/M14-0198

  2. 2. Klein EA, Thompson IM Jr, Tangen CM, et al: Vitamin E and the risk of prostate cancer: The Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial (SELECT). JAMA 306(14):1549-56, 2011. doi: 10.1001/jama.2011.1437

Ätiologie des Vitamin-E-Mangels

In Ländern mit hoher Ernährungsunsicherheit ist die häufigste Ursache für Vitamin-E-Mangel

  • eine inadäquate Zufuhr von Vitamin E.

In Ländern mit niedrigen Raten der Ernährungsunsicherheit sind die häufigsten Ursachen

Eine seltene, genetisch bedingte Form des Vitamin-E-Mangels ohne Fettmalabsorption entsteht bei gestörtem Leberstoffwechsel.

Symptome und Anzeichen von Vitamin-E-Mangel

Die Hauptsymptome eines Vitamin-E-Mangels werden als schwach ausgeprägte hämolytische Anämie und unspezifische neurologische Defizite deutlich. Eine Abetalipoproteinämie führt in den ersten beiden Lebensjahrzehnten zu progressiver Neuropathie und Retinopathie.

Ein Vitamin-E-Mangel kann bei frühgeborenen Säuglingen zu einer Frühgeborenenretinopathie (retrolentale Fibroplasie) und bei Neugeborenen in manchen Fällen zu intraventrikulären und subependymalen Blutungen führen. Betroffene Frühgeborene zeigen nach der Geburt Muskelschwäche.

Bei Kindern beeinträchtigt eine chronische cholestatische hepatobiliäre Erkrankung oder Mukoviszidose die Fett- und Vitaminaufnahme. Ein Mangel führt zu neurologischen Defiziten, einschließlich spinozerebellärer Ataxie mit Verlust der tiefen Sehnenreflexe, Rumpf- und Gliedmaßenataxie, Verlust der Vibrationsempfindung und Lagesinn, Ophthalmoplegie, Muskelschwäche, Ptosis und Dysarthrie.

Erwachsene mit Malabsorption leiden sehr selten an spinozerebellarer Ataxie durch Vitamin-E-Mangel, da sie im Fettgewebe große Vitamin-E-Depots tragen.

Diagnose von Vitamin-E-Mangel

  • Niedrige Alpha-Tocopherolspiegel oder niedriges Plasma-Alpha-Tocopherol/Serumlipid-Verhältnis

Ohne längerfristige inadäquate Zufuhr oder prädisponierende Faktoren ist ein Vitamin-E-Mangel unwahrscheinlich. Zur Bestätigung der Diagnose muss der Vitaminspiegel kontrolliert werden. Die Hämolyse roter Blutkörperchen durch Peroxide kann auf den Mangel hinweisen, ist jedoch unspezifisch. Hämolytische Prozesse nehmen zu, wenn der Vitamin-E-Mangel die roten Blutkörperchen destabilisiert.

Eine Messung des Serum-Alpha-Tocopherolspiegels führt auf dem direktesten Weg zur Diagnose. Bei Erwachsenen besteht ein Verdacht auf Vitamin-E-Mangel, wenn der Alpha-Tocopherolspiegel < 5 mcg/ml (< 11,6 Mikromol/l) beträgt. Da abnorme Blutfettwerte den Vitamin-E-Status beeinflussen können, ist bei Erwachsenen mit Hyperlipidämie ein niedriges Verhältnis von Serum-Alpha-Tocopherol zu Lipiden (< 0,8 mg/g Gesamtlipid) der genaueste Indikator.

Bei Kindern und Erwachsenen mit Abetalipoproteinämie sind Serum-Alpha-Tocopherolspiegel in der Regel nicht nachweisbar.

Behandlung von Vitamin-E-Mangel

  • Zusätzliches Alpha-Tocopherol oder gemischte Tocopherole (Alpha-, Beta-, und Gamma-Tocopherole)

Verursacht eine Malabsorption einen klinisch nachgewiesenen Mangel, sollten 15–25 mg/kg Alpha-Tocopherol einmal täglich oral verabreicht werden. Es könnenn auch gemischte Tocopherole (200 Einheiten) verabreicht werden. Eine größere Dosis Alpha-Tocopherol, die injiziert wird, ist erforderlich, um eine Neuropathie im Frühstadium zu behandeln oder bei einer Abetalipoproteinämie die Störung der Resorption und des Transports zu beseitigen.

Prävention von Vitamin-E-Mangel

Frühgeborene Säuglinge benötigen gegebenenfalls eine Vitamin-E-Ergänzung, doch für ausgetragene Neugeborene reicht das in der Muttermilch und in handelsüblicher Fläschchennahrung enthaltene Vitamin E aus.

Wichtige Punkte

  • Vitamin-E-Mangel wird in der Regel durch eine unzureichende Nahrungsaufnahme in Ländern mit hoher Ernährungsunsicherheit oder durch eine Störung, die eine Fett-Malabsorption verursacht, in Ländern mit niedriger Ernährungsunsicherheit verursacht.

  • Der Mangel verursacht eine schwach ausgeprägte hämolytische Anämie und unspezifische neurologische Defizite.

  • Bei Patienten mit unzureichender Zufuhr oder einer prädisponierenden Erkrankung und kompatiblen Befunden sollte der Alpha-Tocopherol-Spiegel gemessen werden, um die Diagnose zu bestätigen.

  • Die Behandlung besteht in der ergänzenden Gabe von Tocopherol.