Sinusoidales Verschlusssyndrom

(Venenverschlusskrankheit)

VonWhitney Jackson, MD, University of Colorado School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Jan. 2022 | Geändert Sept. 2022
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Das sinusoidales Verschlusssyndrom wird durch durch eine endotheliale Schädigung hervorgerufen, die zum nichtthrombotischen Verschluss der hepatischen Venolen und Sinusoiden führt. Lebervenen oder der unteren Hohlvene (wie beim Budd-Chiari-Syndrom) sind weniger betroffen.

(Siehe auch Überblick über Gefäßerkrankungen der Leber.)

Diese venöse Stauung verursacht portale Hypertonie und ischämische Nekrose (was langfristig zur Zirrhose führt).

Ätiologie des Sinusoidalen Obstruktionssyndroms

Häufige Ursachen sind:

  • Bestrahlung

  • Graft-versus-host-Krankheit aufgrund von Knochenmark- oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation

  • Pyrrolizidinalkaloide in bestimmten Tees und anderen Pflanzen (z. B. Beinwell)

  • Andere Hepatotoxinen (z. B. Dimethylnitrosamin, Aflatoxin, Azathioprin, einige Krebsmedikamente)

Tipps und Risiken

  • Patienten mit kryptogenen Leberanomalien sollten hinsichtlich Einnahme von pflanzlichen und natürlichen Substanzen (einschließlich Busch- und Kräutertees) sowie anabolen Steroiden befragt werden (was Peliosis hepatis verursachen kann).

Symptome und Beschwerden des sinusoidalen Obstruktionssyndroms

Die ersten Manifestationen sind ein plötzlich auftretender Ikterus, Aszites und eine druckschmerzhafte, weiche Lebervergrößerung. Die venookklusive Krankheit tritt innerhalb von drei Wochen nach der Transplantation von Knochenmark oder hämatopoetischen Stammzellten auf. Die Erkrankung bessert sich entweder innerhalb von wenigen Wochen spontan (oder manchmal bei schwacher Ausprägung nach Intensivierung der immunsuppressiven Therapie) oder führt bei fulminantem Leberversagen zum Tod. Andere Patienten zeigen einen rezidivierenden Aszites, portale Hypertonie, Splenomegalie und entwickeln schließlich eine Zirrhose.

Diagnose des sinusoidalen Obstruktionssyndroms

  • Klinische Untersuchung und Lebertests

  • Sonographie

  • Manchmal invasive Tests (z. B. Leberbiopsie, Messung des porto-venösen Druckgradienten)

Der Verdacht auf die Diagnose besteht bei Patienten mit sonst uerklärten klinischen oder laborchemischen Hinweisen auf eine Lebererkrankung, insbesondere bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren, wie Knochenmark- oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation.

Laborergebnisse sind unspezifisch: erhöhte Transaminasen und konjugierte Bilirubinspiegel. Prothrombinzeit/INR (International Normalized Ratio) werden abnormal, wenn eine fortgeschrittene Erkrankung vorliegt. Die Ultraschalluntersuchung zeigt einen retrograden Fluss in der Pfortader.

Wenn die Diagnose unklar ist, Leberbiopsie und die Messung des portal-hepatischen venösen Druckgradienten ist definitiv (ein Druckgradient > 10 mmHg entsprechen dem sinusoidalen Obstruktionssyndrom). Die Messung des Leberdrucks erfolgt durch das Einführen eines Ballonkatheters perkutan (meist über die Vena jugularis interna) in eine Lebervene und Messung des Verschlussdrucks. Der Lebervenenverschlussdruck entspricht dem Pfortaderdruck. (Eine Ausnahme ist die Pfortaderthrombose; in diesem Fall ist der Lebervenenverschlussdruck normal, obwohl eine portale Hypertonie vorliegt.)

Behandlung des sinusoidalen Obstruktionssyndroms

  • Unterstützende Behandlung

  • Behandlung der Ursache

  • Bei fortgeschrittener Erkrankung ist das Anlegen eines transjugulären portosystemischen Shunts oder eine Lebertransplantation erforderlich.

Ursodeoxycholsäure wirkt unterstützend zur Prävention einer Graft-versus-host-Krankheit bei Empfängern von Knochenmark- oder hämatopoetischen Stammzelltransplantaten.

Die Versorgung umfasst das Absetzen der verursachenden Substanz (z. B. pflanzliche Tees) und supportive Therapie. Defibrotid, ein Natriumsalz von einzelsträngigem Oligodeoxyribonukleotid, schützt nachweislich Endothelzellen vor weiterer Aktivierung und kann bei Patienten mit sinusoidalem Obstruktionssyndrom, das eine hämatopoetische Stammzelltransplantation kompliziert, in Betracht gezogen werden (1).

Die meisten Patienten haben eine leichte bis moderate Ausprägung der Erkrankung und einen günstigen Verlauf. Transjuguläre intrahepatische Shunts (TIPS) können zur Besserung der portalen Hypertonie versucht werden, ein verlängertes Überleben, insbesondere bei schwerem sinusoidalem Verschlusssyndrom, konnte aber noch nicht gezeigt worden. In 25% der Fälle ist das Syndrom der sinusoidalen Obstruktion schwerwiegend und geht mit fulminantem Leberversagen einher. Eine Lebertransplantation ist der letzte Ausweg für besonders ausgewählte Patienten.

Literatur zur Therapie

  1. 1. Richardson PG, Riches ML, Kernan NA, et al: Phase 3 trial of defibrotide for the treatment of severe veno-occlusive disease and multi-organ failure. Blood 27(13):1656-1665, 2016.  doi: 10.1182/blood-2015-10-676924