Schlangenbisse

VonRobert A. Barish, MD, MBA, University of Illinois at Chicago;
Thomas Arnold, MD, Department of Emergency Medicine, LSU Health Sciences Center Shreveport
Überprüft/überarbeitet Juni 2022 | Geändert Sept. 2022
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Kurzinformationen
  • Giftschlangen in den Vereinigten Staaten sind unter anderem Grubenottern (Klapperschlangen, Kupferköpfe und Cottonmouth) und Korallenschlangen.

  • Eine schwere Vergiftung kann die gebissene Gliedmaße schädigen, Blutungen und eine Schädigung lebenswichtiger Organe verursachen.

  • Bei gefährlichen Bissen wird ein Gegengift verabreicht.

(Siehe auch Einführung in Bisse und Stiche.)

Bisse von ungiftigen Schlangen verursachen selten gravierende Probleme. In den Vereinigten Staaten sind etwa 25 Giftschlangenarten heimisch. Dazu zählen Grubenottern (Klapperschlangen, Kupferköpfe und Mokassinottern) und Korallenschlangen. Tiere, die schädliche Giftstoffe durch Beißen oder Stechen injizieren, werden als giftig bezeichnet. Der Begriff „Vergiftung“ bezieht sich auch auf die Einnahme von Gift durch das Essen des Tieres.

Von den etwa 45.000 Schlangenbissen, die es jedes Jahr in den Vereinigten Staaten gibt, stammen weniger als 8.000 von Giftschlangen, und es kommt zu ungefähr sechs Todesfällen. Tödliche Schlangenbisse sind außerhalb der Vereinigten Staaten häufiger.

Bei etwa 25 Prozent aller Bisse von Grubenottern wird das Gift nicht injiziert. Die meisten Todesfälle treten bei Kindern, älteren Menschen und Menschen auf, die keine Behandlung erhalten oder zu spät oder nicht richtig behandelt werden. Klapperschlangen sind für etwa 70 % der Giftschlangenbisse in den Vereinigten Staaten und fast alle Todesfälle verantwortlich. Der Rest der Giftschlangenbisse stammt von Kupferköpfen und in geringerer Zahl von Mokassinottern. Bisse von Korallenschlangen und von importierten Schlangenarten kommen viel seltener vor.

Das Gift von Klapperschlangen und anderen Grubenottern schädigt das Gewebe um den Biss herum. Das Gift verursacht Veränderungen von Blutzellen, verhindert die Blutgerinnung und schädigt die Blutgefäße, weshalb das Blut aus diesen austritt. Diese Veränderungen führen zu inneren Blutungen und einen Ausfall der Herz-, Atem- und Nierenfunktionen.

Schlangenbilder
Wald-Klapperschlange
Wald-Klapperschlange

Bild mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. vet. Edward J. Wozniak, über die Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Südlicher Kupferkopf
Südlicher Kupferkopf

Bild mit freundlicher Genehmigung von CDC / James Gathany über die Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Östlicher Mokassinotter
Östlicher Mokassinotter

Bild mit freundlicher Genehmigung von CDC / James Gathany über die Public Health Image Library der Centers for Disease Control and Prevention.

Korallenschlange
Korallenschlange

Foto mit freundlicher Genehmigung von Mike Cardwell (Victorville, CA).

Das Gift von Korallenschlangen schädigt das Nervensystem, aber kaum das Gewebe um den Biss herum. Die meisten Bisse betreffen die Hand oder den Fuß.

Wussten Sie ...

  • Schlangenbisse können erschreckend aussehen, verursachen aber in den Vereinigten Staaten selten Todesfälle.

Symptome von Schlangenbissen

Die Symptome einer Schlangenbissvergiftung sind sehr verschieden, je nach folgenden Umständen:

  • Der Größe und Art der Schlange

  • Der Menge und Giftigkeit des injizierten Gifts (was von der Größe und Schlangenart abhängt)

  • Der Bissstelle (je weiter sie vom Kopf und Rumpf entfernt ist, desto weniger gefährlich ist es)

  • Dem Alter der Person (sehr alte und sehr junge Menschen haben ein höheres Risiko)

  • Den medizinischen Basisproblemen des Betroffenen

Grubenottern

Die Bisse der meisten Grubenottern verursachen schnell Schmerzen. Nicht bei allen Bissen wird Gift injiziert, wenn die Wunde aber weh tut, war dies wahrscheinlich der Fall. Innerhalb von 30 bis 60 Minuten folgen Rötungen und Schwellungen, die sich innerhalb weniger Stunden auf das ganze Bein oder den gesamten Arm ausdehnen können. Mittelschwere oder schwere Grubenotternvergiftungen verursachen in der Regel 3 bis 6 Stunden nach dem Biss Blutergüsse auf der Haut. Die Haut um den Biss herum erscheint fest und farblos. Blasen, oft mit Blut gefüllt, können sich auf dem Bereich des Bisses bilden. Ohne eine Behandlung kann das Gewebe um den Biss herum zerstört werden.

Andere Symptome sind zum Beispiel Fieber, Frösteln, allgemeine Schwäche, Erschlaffung, Schwitzen, Angst, Verwirrtheit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Manche dieser Symptome werden eventuell eher durch Furcht als durch das Gift verursacht. Das Zahnfleisch kann bluten, vielleicht ist auch Blut im Erbrochenen der Person, im Stuhl oder Urin zu sehen. Es können sich Atembeschwerden einstellen, besonders nach Bissen der Mojave-Klapperschlange. Manche Menschen haben Brustschmerzen. Stunden später kann es zu Kopfschmerzen, Sehstörungen, schlaffen Augenlidern und trockenem Mund kommen.

Menschen, die von einer Klapperschlange gebissen wurden, verspüren eventuell ein Kribbeln und Taubheit in den Fingern oder Zehen oder um den Mund herum und einen metallischen oder gummiartigen Geschmack im Mund.

Korallenschlangen

Korallenschlangenbisse verursachen in der Regel wenig oder keine sofortigen Schmerzen und Schwellungen. Es kann mehrere Stunden dauern, bis sich schwerere Symptome einstellen. Der Bereich um den Biss herum kribbelt eventuell, und die Muskeln im umgebenden Bereich können erschlaffen. Darauf folgen eventuell eine Muskelkoordinationsschwäche und eine allgemeine Schwäche. Zu den anderen Symptomen zählen eventuell Doppeltsehen, Verschwommensehen, Benommenheit, vermehrter Speichelfluss und Rede- und Schluckbeschwerden. Extreme Atembeschwerden können sich einstellen.

Ist dies eine Grubenotter?

Grubenottern haben bestimmte Merkmale, an denen man sie leichter von ungiftigen Schlangen unterscheiden kann:

  • Vertikale spaltähnliche Pupillen

  • Gruben zwischen den Augen und der Nase

  • Einziehbare Giftzähne

  • Reihen einzelner Ringe auf der Unterseite des Schwanzes

  • Dreieckige Köpfe (wie eine Pfeilspitze)

Ungiftige Schlangen haben eher folgende Merkmale:

  • Runde Köpfe

  • Runde Pupillen

  • Keine Gruben

  • Keine Giftzähne

  • Reihen doppelter Ringe auf der Unterseite des Schwanzes

Wenn jemand eine Schlange ohne Giftzahn sieht, sollte er nicht davon ausgehen, dass sie ungiftig ist, weil die Giftzähne eventuell eingezogen sind.

Diagnose von Schlangenbissen

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Krankenhauseinweisung zur Beobachtung bei Bissen mit Vergiftung

Das Personal in der Notaufnahme muss versuchen festzustellen, ob die Schlange giftig war, um welche Spezies es sich handelte und ob Gift injiziert wurde.

Die Bissmale lassen manchmal Rückschlüsse darauf zu, ob die Schlange giftig war. Die Zähne einer Giftschlange hinterlassen in der Regel eine oder zwei große punktförmige Einstiche, während die Zähne ungiftiger Schlangen normalerweise viele kleine Reihen von Kratzern hinterlassen. Ohne eine detaillierte Beschreibung der Schlange kann es für die Ärzte schwierig sein, die besondere Spezies zu bestimmen, die den Biss verursacht hat.

Eine Vergiftung lässt sich anhand charakteristischer Symptome erkennen. Menschen, die von einer Giftschlange gebissen wurden, bleiben normalerweise 6 bis 8 Stunden zur Beobachtung im Krankenhaus, um zu sehen, ob sich irgendwelche Symptome einstellen. Ärzte machen verschiedene Tests, um die Wirkung des Giftes zu beurteilen.

Behandlung von Schlangenbissen

  • Der Arm oder das Bein mit der Bisswunde wird so gelagert, dass er bzw. es mindestens auf der Höhe des Herzens liegt, und wird ruhiggestellt. Einengende Kleidung und Schmuck werden entfernt.

  • Antivenin (Gegengift)

Erste-Hilfe-Maßnahmen können helfen, bevor die Rettungsmannschaft eintrifft. Menschen, die von einer Giftschlange gebissen wurden, sollten außer Reichweite der Schlange gebracht, so ruhig wie irgend möglich gestellt und sofort zur nächsten medizinischen Versorgungsstätte gebracht werden.

Die gebissene Gliedmaße sollte ohne Druck ruhig gestellt und auf Herzhöhe oder höher gelagert werden. Ringe, Uhren und enge Kleidung sollten aus dem Bereich des Bisses entfernt werden. Alkohol und Koffein sollten vermieden werden. Druckverbände, Eispackungen und Aufschneiden des Bisses sind nicht empfehlenswert, weil sie potenziell schädlich sind. Aussaugen des Giftes funktioniert nicht.

Falls kein Gift injiziert wurde, ist die Behandlung dieselbe wie bei einer gewöhnlichen Stichwunde.

Das Gegengift ist der wichtigste Teil der Behandlung, sofern Gift injiziert wurde und die Symptome einen gefährlichen Biss vermuten lassen. Gegengifte enthalten Antikörper, die die toxische Wirkung des Gifts neutralisieren. Es ist wichtig, die Extremität so bald wie möglich hochzulagern, sobald mit der Verabreichung des Gegengifts begonnen wird, um eine lokale Schwellung zu minimieren. Die Wirksamkeit eines Gegengifts hängt davon ab, wie schnell es verabreicht wird. Je schneller ein Gegengift nach dem Schlangenbiss verabreicht wird, desto wirksamer ist es. Es wird intravenös verabreicht.

In den Vereinigten Staaten ist für alle einheimischen Giftschlangen Gegengift verfügbar.

Bei Menschen mit einer schweren Vergiftung ist eine Behandlung auf der Intensivstation notwendig. Die Patienten werden genau überwacht und die Komplikationen der Vergiftung behandelt. Bei niedrigem Blutdruck wird intravenös Flüssigkeit zugeführt. Falls es zu Problemen mit der Blutgerinnung kommt, sind eventuell zusätzliches Gegengift, gefrorenes Frischplasma, konzentrierte Gerinnungsfaktoren (Kryopräzipitat) oder eine Blutplättchentransfusion notwendig.

Die Prognose hängt vom Alter des Patienten und dem allgemeinen Gesundheitszustand und von der Stelle und dem Giftgehalt des Bisses ab. So gut wie alle Personen, die von einer Giftschlange gebissen werden, überleben, wenn sie früh mit der richtigen Menge Gegengift behandelt werden.

Serumkrankheit

Gegengift bei Grubenottern besteht aus dem Serum von Schafen oder Pferden, die mit dem Schlangengift immunisiert wurden. Die Gabe fremder Proteine, wie Antikörper aus Schafs- oder Pferdeserum, löst manchmal eine Immunreaktion aus, die Serumkrankheit genannt wird.

Die Serumkrankheit verursacht etwa 1 bis 3 Wochen nach Erhalt des Medikaments Fieber, Hautausschlag und Gelenkschmerzen. Manchmal werden die Nieren geschädigt. Eine Erkrankung durch das Serum tritt bei etwa 1 von 6 Personen auf.

Die Ärzte behandeln die Serumkrankheit mit Antihistaminen, wie etwa Diphenhydramin und Kortikosteroidsalben.