Krankengeschichte und körperliche Untersuchung bei Erkrankungen des Verdauungssystems

VonJonathan Gotfried, MD, Lewis Katz School of Medicine at Temple University
Überprüft/überarbeitet März 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

In der Regel kann der Arzt anhand der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung feststellen, ob jemand eine Erkrankung des Verdauungssystems hat. Er kann dann die geeigneten Verfahren auswählen, um die Diagnose zu bestätigen, Ausmaß und Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen und die Behandlung zu planen.

Krankengeschichte

Ein Arzt erkennt die Symptome, indem er eine Person befragt und so die Krankengeschichte erhebt und spezifische Fragen stellt, um zusätzliche Informationen zu erhalten. Wenn er beispielsweise mit jemandem spricht, der Bauchschmerzen hat, kann er als Erstes fragen: „Wie fühlen sich die Schmerzen an?“ An diese Frage kann z. B. anschließen: „Werden die Schmerzen nach dem Essen besser?“ Oder: „Werden die Schmerzen bei Bewegung schlimmer?“

Körperliche Untersuchung

Zuerst betrachtet der Arzt den Bauch aus verschiedenen Blickwinkeln und prüft, ob die Bauchdecke durch das abnorme Wachstum oder die Vergrößerung eines Organs gedehnt (aufgebläht) ist.

Oft hört der Arzt mit einem Stethoskop den Bauch auf die Geräusche ab, die für gewöhnlich beim Transport von Material durch den Darm auftreten, und achtet dabei auf auffällige Geräusche.

Der Arzt tastet nach empfindlichen Stellen, ungewöhnlichen Geschwulsten oder vergrößerten Organen. Schmerzen, die durch leichten Druck auf den Bauch entstehen und zunehmen, wenn der Druck nachlässt (Loslassschmerz), weisen in der Regel auf eine Entzündung und manchmal eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) hin.

Wenn der Betroffene bestimmte Symptome aufweist, können After und Mastdarm mit einem behandschuhten Finger untersucht werden, und eine kleine Stuhlprobe wird manchmal auf verstecktes (okkultes) Blut getestet (siehe Test auf okkultes Blut im Stuhl).

Bei Frauen hilft oft eine Beckenuntersuchung, um Verdauungsprobleme von gynäkologischen Problemen zu unterscheiden.

Psychologische Bewertung

Da das Verdauungssystem und das Gehirn sich stark gegenseitig beeinflussen (siehe Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist), ist manchmal bei der Beurteilung von Verdauungsproblemen eine psychologische Bewertung erforderlich. In diesen Fällen unterstellen die Ärzte nicht, dass die Verdauungsprobleme erfunden oder Einbildung sind. Vielmehr ist es so, dass die Verdauungsprobleme möglicherweise von Angst, Depressionen oder anderen behandelbaren psychischen Störungen herrühren.