Anabolika

VonGerald F. O’Malley, DO, Grand Strand Regional Medical Center;
Rika O’Malley, MD, Grand Strand Medical Center
Überprüft/überarbeitet Dez. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Anabolika sind synthetische (künstliche) Versionen von Testosteron, die zum Aufbau von Muskeln verwendet werden.

  • Anabolika sind Hormone, die das Muskelwachstum fördern und Kraft und Leistungsfähigkeit steigern.

  • Sie können auch viele Nebenwirkungen haben, darunter psychische (Stimmungsschwankungen, aggressives Verhalten, Reizbarkeit) und körperliche (Akne, vermännlichende Wirkungen bei Frauen, eine Vergrößerung der Brüste bei Männern).

  • Anabolika können im Urin bis zu sechs Monate lang nachgewiesen werden.

  • Die Behandlung besteht im Abbruch der Anwendung.

(Siehe auch Substanzmissbrauch und Abhängigkeit.)

Anabolika umfassen das Hormon Testosteron und damit verwandte Medikamente. Anabolika haben zahlreiche körperliche Wirkungen, darunter die Förderung des Muskelwachstums und Steigerung der Muskelstärke und der Energiereserven. Diese Substanzen werden daher oft illegal verwendet, um im Sport einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu gewinnen. Konsumenten sind oft Sportler wie Fußballspieler, Ringer oder Bodybuilder, und fast immer sind es Männer.

Anabolika werden in der Medizin zur Behandlung niedriger Testosteronwerte (Hypogonadismus) eingesetzt, manchmal auch, um den Abbau von Muskulatur bei Patienten zu vermeiden, die ans Bett gefesselt sind oder unter schweren Verbrennungen, Krebs oder AIDS leiden.

Die Präparate können oral genommen, in einen Muskel gespritzt oder als Gel bzw. als Pflaster auf der Haut aufgetragen bzw. angewandt werden.

Sportler verwenden Anabolika vielleicht über einen bestimmten Zeitraum, brechen dann die Anwendung ab und beginnen dann mehrere Male pro Jahr wieder damit. Dieser Prozess wird als „Cycling“ bezeichnet. Sportler verwenden oft auch viele Anabolika zur selben Zeit, eine als „Stacking“ bezeichnete Praxis. Auch werden sie auf unterschiedliche Art angewandt (oral, als Injektion oder Pflaster). Beim sogenannten „Pyramiding“ wird die Dosis zyklisch erhöht. Dies führt schließlich zu einer sehr hoch dosierten Anwendung. Cycling, Stacking und Pyramiding sollen die gewünschten Wirkungen steigern und schädigende minimieren, doch gibt es nur wenige Nachweise für diesen Nutzen.

In zur Behandlung von Krankheiten genutzten Dosen verursachen Anabolika kaum Probleme. Jedoch können Athleten das 10- bis 50-fache dieser Dosen einnehmen.

Symptome und Anzeichen von Anabolikagebrauch

Anabolika haben körperliche und psychische Auswirkungen. Je größer die angewendete Menge, desto stärker die Wirkung.

Körperliche Auswirkungen

Die Hauptwirkung auf den Körper von Anabolika ist

  • eine Zunahme der Muskelmasse

Weitere körperliche Auswirkungen sind

  • Gynäkomastie (eine Vergrößerung der Brüste) sowie kleinere Hoden mit einer verminderten Spermienzahl bei Männern

  • Virilismus (vermännlichende Auswirkungen) bei Frauen, wie Kahlheit, übermäßige Körperbehaarung (Hirsutismus), eine vergrößerte Klitoris, eine tiefere Stimme, kleinere Brüste sowie eine dünnere Scheidenschleimhaut (Atrophie).

Eine Gynäkomastie bei Männern und vermännlichende Wirkungen bei Frauen können irreversibel verlaufen.

Häufige Zunahme von Akne ist bei beiden Geschlechtern üblich. Libido kann ansteigen oder seltener abnehmen. Aggressivität und Appetitzunahme kann sich steigern. Bei Heranwachsenden können Steroide die Entwicklung der Arm- und Beinknochen beeinträchtigen.

Eine langfristige Anwendung kann dazu führen, dass der Körper übermäßig viele rote Blutkörperchen bildet und kann anomale Fettspiegel (Lipide) im Blut verursachen. Die Werte des „schlechten“ Low Density Lipoprotein(LDL)-Cholesterins steigen an, der Spiegel des „guten“ High Density Lipoprotein(HDL)-Cholesterins sinkt. Im Zusammenhang mit Anabolika werden schwere Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems berichtet, darunter Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkte und Blutgerinnsel.

Psychische Auswirkungen

Anabolika haben mehrere psychische Wirkungen, normalerweise jedoch nur in hohen Dosen:

  • Starke und sprunghafte Stimmungswechsel

  • Irrationales Verhalten

  • Gesteigerte Aggressivität (sog. Steroid- oder „Roid“-Rage)

  • Reizbarkeit

  • Gesteigerter Sexualtrieb (Libido) bei Männern, manchmal auch bei Frauen

  • Depression

Diagnose von Anabolikagebrauch

  • Urintests

In Urintests lassen sich Abbauprodukte von Anabolika nachweisen. Sie können noch bis zu sechs Monate nach Abbruch der Anwendung festgestellt werden.

Vorbeugung vor Anabolikagebrauch

Heranwachsende und junge Erwachsene sollten über die Risiken im Zusammenhang mit der Einnahme von Anabolika bereits ab der Mittelstufe aufgeklärt werden. Auch sind Programme sinnvoll, die Alternativen und gesunde Wege zur Steigerung der Muskelgröße und Verbesserung der Leistungsfähigkeit aufzeigen. Solche Programme stellen eine gesunde Ernährung und Techniken des Krafttrainings heraus.

Behandlung von Anabolikagebrauch

  • Beenden der Steroidanwendung

Das Hauptbehandlungsziel besteht darin, Anabolika nicht mehr anzuwenden. Zwar machen Anabolika nicht körperlich abhängig, doch kann, insbesondere bei Wettkampf-Bodybuildern, eine psychische Abhängigkeit bestehen. Eine Gynäkomastie (die Vergrößerung des Brustgewebes bei Männern) muss möglicherweise chirurgisch behandelt werden.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist. 

  1. National Institute on Drug Abuse (NIDA): Informationen zu Anabolika von der Bundesbehörde, die wissenschaftliche Forschungsarbeiten über Drogenkonsum und dessen Folgen unterstützt und Informationen über häufig verwendete Substanzen, Forschungsprioritäten und Fortschritte, klinische Ressourcen sowie Zuschüsse und Finanzierungsmöglichkeiten bereitstellt.

  2. Substance Abuse and Mental Health Services Administration (SAMHSA): US-amerikanische Gesundheitsbehörde, die öffentliche Gesundheitsinitiativen zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens und Bereitstellung von Ressourcen leitet, einschließlich Suchportale für Behandlungszentren, gebührenfreie Hotlines, Schulungstools für Praktizierende, Statistiken und Publikationen über eine Vielzahl von substanzbezogenen Themen.