Keuchatmung

VonRebecca Dezube, MD, MHS, Johns Hopkins University
Überprüft/überarbeitet Nov. 2023 | Geändert Dez. 2023
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Bei der Keuchatmung entsteht ein hohes, pfeifendes Atemgeräusch durch teilweise verschlossene Atemwege. (Siehe auch Giemen bei Kleinkindern und jungen Kindern.)

Ursachen für Keuchatmung

Eine Keuchatmung entsteht durch eine Verengung oder einen teilweisen Verschluss (Obstruktion) in den Atemwegen. Die Verengung kann umfassend sein (wie etwa bei Asthma, bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und bei schweren allergischen Reaktionen) oder nur in einem Bereich auftreten (wie etwa infolge eines Tumors oder eines Fremdkörpers in den Atemwegen).

Häufige Ursachen

Allgemein sind dies die häufigsten Ursachen:

Seltenere Ursachen

Keuchatmung kann auch durch andere Störungen der kleinen Atemwege ausgelöst werden, so u. a. durch Herzinsuffizienz, eine schwere allergische Reaktion (Anaphylaxie) und das Einatmen einer toxischen Substanz. Keuchende Atmung aufgrund einer Herzinsuffizienz wird als Herzasthma bezeichnet.

Manchmal kommt es bei sonst gesunden Menschen während eines Anfalls einer akuten Bronchitis zu Keuchatmung. Bei Kindern kann ein Keuchen durch eine Bronchiolitis (eine Infektion der unteren Atemwege) oder das Einatmen (Aspiration) eines Fremdkörpers ausgelöst werden (siehe Ursachen und Merkmale von Keuchatmung).

Beurteilung von Keuchatmung

Patienten mit schweren Atmungsproblemen (Atemnotsyndrom) werden noch während der Untersuchung behandelt.

Die folgenden Informationen können dabei helfen, zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Wenn jemand an Keuchatmung leidet, geben die folgenden Symptome besonderen Anlass zu Besorgnis:

  • Erschwerte Atmung, schwächer werdende Anstrengungen beim Atmen oder vermindertes Bewusstsein

  • Anschwellen von Gesicht und Zunge

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Wer Warnzeichen oder Kurzatmigkeit aufweist, sollte sich umgehend und bei Bedarf mit dem Krankenwagen in die Notfallaufnahme bringen lassen. Wer eine hin und wieder abklingende Keuchatmung aufweist und nicht außer Atem ist, kann eine ärztliche Untersuchung in der Regel ein bis zwei Tage hinauszögern.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung vornehmen. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle mit Ursachen und Merkmale von Keuchatmung).

Bei der Beurteilung wird festgestellt, ob das Keuchen zum ersten Mal auftritt oder ob es schon früher aufgetreten ist. Wenn eine Keuchatmung schon einmal aufgetreten ist, wird beurteilt, ob sich die aktuellen Symptome in Art oder Schweregrad von dem früheren Anfall unterscheiden.

Wichtige Hinweise für die Diagnose:

  • Ist die Keuchatmung plötzlich oder allmählich eingetreten?

  • Klingt es hin und wieder ab?

  • Kann es durch etwas Bestimmtes (wie z. B. eine Infektion der oberen Atemwege, eine Belastung mit einer allergenen Substanz, bestimmte Jahreszeiten, kalte Luft, körperliche Aktivität oder die Ernährung von Kleinkindern) ausgelöst oder verschlimmert werden?

Andere Symptome, die Hinweise für die Diagnose liefern können, sind u. a. Kurzatmigkeit, Fieber, Husten und Auswurf. Es wird gefragt, ob die Betroffenen rauchen, geraucht haben und passivem Rauchen ausgesetzt sind/waren.

Bei der körperlichen Untersuchung werden Körpertemperatur sowie Herz- und Atemfrequenz überprüft. Der Arzt oder die Ärztin sucht nach Anzeichen einer akuten Atemnot und untersucht die Lunge mit besonderer Konzentration darauf, wie gut die Luft ein- und ausgeatmet wird und ob die Keuchatmung die ganze Lunge oder nur einen Teil davon zu betreffen scheint. Die Keuchatmung kann in der Regel beim Abhorchen des Patienten mit einem Stethoskop erkannt werden. Laute Keuchatmung ist manchmal sogar ohne Stethoskop leicht zu hören. Bei leichterer Keuchatmung muss gelegentlich am Stethoskop gehorcht werden, während der Patient heftig ausatmet. Anhaltendes Pfeifgeräusch an einer Stelle kann bei Personen, die rauchen, auf Lungenkrebs zurückzuführen sein. Herz, Nase und Rachen, Extremitäten, Hände, Füße und Haut werden ebenfalls untersucht.

Tabelle
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Tests

Tests zur Beurteilung des Schweregrads, der Diagnose und der Komplikationen werden durchgeführt. Sie beinhalten in der Regel Folgendes:

  • Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes anhand eines Sensors an einem Finger (Pulsoximetrie)

  • Röntgenaufnahme des Brustkorbs (wenn die Diagnose unklar ist)

  • Manchmal Messung von Gassättigung (Sauerstoff und Kohlendioxid) und Säuregrad (pH-Wert) in einer Arterie (arterielle Blutgasanalyse)

  • Manchmal Tests zur Beurteilung, wie gut die Lunge ihre Funktionen wahrnimmt (Lungenfunktionsprüfung)

Wenn die Keuchatmung zum ersten Mal auftritt, kann eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs für die Diagnose behilflich sein. Bei Patienten mit fortwährenden, wiederholten oder nicht diagnostizierten Anfällen von Keuchatmung kann eine Lungenfunktionsprüfung notwendig sein, um das Ausmaß der Verengung der Atemwege zu messen und die Vorzüge einer Behandlung zu beurteilen. Wenn Asthma für möglich erachtet wird, aber noch nicht durch eine Lungenfunktionsprüfung bestätigt ist, können sich Patienten einer körperlichen Belastungsübung unterziehen oder ein Medikament einnehmen, mit dem bei Asthmatikern die Keuchatmung ausgelöst wird. Wenn es zu einer Atemwegsobstruktion kommt, kann Asthma bestätigt werden.

Wenn der Verdacht auf einen Tumor oder einen Fremdkörper in den Atemwegen fällt, kann ein flexibler Schlauch (Bronchoskop) in die Luftröhre eingeführt werden, um das Problem zu identifizieren und im Falle eines Fremdkörpers zu beseitigen.

Behandlung von Keuchatmung

Das Hauptziel jeder Therapie ist die Behandlung der Grunderkrankung.

Bronchodilatatoren (zur Ausweitung der Atemwege) wie Salbutamol zum Inhalieren können die die Keuchatmung lindern. Die orale Einnahme von Kortikosteroiden für ein bis zwei Wochen kann oftmals einen akuten Anfall von Keuchatmung ebenfalls lindern, wenn dieser auf Asthma oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung zurückzuführen ist.

Langfristig muss eine Keuchatmung aufgrund von Asthma mit einer Inhalation von Kortikosteroiden, Mastzellstabilisatoren, Leukotrien-Modifikatoren oder Immunmodulatoren behandelt werden (Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen – siehe die Tabelle Häufig zur Behandlung von Asthma verwendete Medikamente).

Unter die Haut gespritztes (subkutanes) Adrenalin, intravenös verabreichte Antihistamine (wie z. B. Diphenhydramin), Kortikosteroide (wie z. B. Methylprednisolon) und durch einen Vernebler inhaliertes Salbutamol werden Patienten mit schweren allergischen Reaktionen gegeben.

Wichtigste Punkte

  • Asthma ist die häufigste Ursache, aber Keuchatmung wird nicht immer durch Asthma ausgelöst.

  • Eine Keuchatmung, das bei Personen ohne Lungenerkrankung plötzlich auftritt, kann auf das Einatmen eines Fremdkörpers oder einer toxischen Substanz, eine allergische Reaktion oder Herzinsuffizienz zurückzuführen sein.

  • Durch eine Lungenfunktionsprüfung kann eine Verengung der Atemwege bestimmt und gemessen werden.

  • Das Inhalieren von Bronchodilatatoren kann die Keuchatmung lindern, aber die dem Keuchen zugrunde liegende Störung muss ebenfalls behandelt werden.