Stauungsdermatitis

VonThomas M. Ruenger, MD, PhD, Georg-August University of Göttingen, Germany
Überprüft/überarbeitet Jan. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Die Stauungsdermatitis ist eine Entzündung der Haut an den Unterschenkeln durch Stauung von Blut und Flüssigkeit.

(Siehe auch Dermatitis – ein Überblick.)

Zu einer Stauungsdermatitis kommt es bei Menschen, die an chronischen Schwellungen (Ödemen) leiden, die von einer chronischen Veneninsuffizienz in den Unterschenkeln (eine Schädigung der Beinvenen, die den normalen Blutfluss behindert), einer Herzinsuffizienz oder einem Lymphödem herrühren.

Die Stauungsdermatitis tritt in der Regel am Schienbein auf, kann aber auch andere Bereiche betreffen, die für Schwellungen anfällig sind, wie etwa die Arme nach einer Bestrahlung der Lymphknoten.

Symptome der Stauungsdermatitis

Zuerst juckt die Haut, rötet sich, schuppt und verdickt sich, meist an den Schienbeinen.

Schließlich zerfallen abgestorbene Bereiche der Haut und bilden ein offenes Geschwür (Ulkus). Geschwüre infizieren sich manchmal mit Bakterien und verursachen Zellulitis (eine bakterielle Infektion der Haut), was in der Regel schmerzhaft ist.

Stauungsdermatitis (offenes Geschwür)
Einzelheiten ausblenden
Auf diesem Foto einer Person mit Stauungsdermatitis ist die Haut zerfallen, wodurch sich ein offenes Geschwür (Ulkus) gebildet hat.
Bild von Dr. med. Thomas Habif.

Wenn eine chronische Veneninsuffizienz die Ursache ist, kann die Haut gelb-braun werden. Es kommt in der Regel zu Krampfadern (erweiterten, verkrümmten Venen), und die Haut kann hart, dick, schmerzhaft und druckempfindlich werden. Diese Komplikation wird als Lipodermatosklerose bezeichnet. Bei der Lipodermatosklerose sieht der Unterschenkel durch eine Vergrößerung der Wade und eine Verengung am Knöchel wie ein umgekehrter Kegel aus.

Chronisch-venöse Insuffizienz (Hautveränderungen)
Einzelheiten ausblenden
Eine chronisch-venöse Insuffizienz erzeugt neben Schuppen, Nässen und Krustenbildung eine Verfärbung der Haut. Die Veränderungen sind bei hellhäutigen (oben) und dunkelhäutigen (unten) Menschen leicht erkennbar.
Abbildungen mit Genehmigung von Dr. med. Thomas Habif.

Diagnose der Stauungsdermatitis

  • Erscheinungsbild der Haut und Vorliegen einer chronischen Veneninsuffizienz

  • Gegebenenfalls Ultraschall

Die Diagnose einer Stauungsdermatitis erfolgt bei Personen mit charakteristischen Hautveränderungen und anderen Symptomen einer Beinschwellung und einer chronischen Veneninsuffizienz.

Manchmal sind eine umfassendere Beurteilung und bildgebende Verfahren (z. B. Ultraschall) erforderlich.

Behandlung der Stauungsdermatitis

  • Maßnahmen zur Vorbeugung einer Blutstauung in den Beinen

  • Maßnahmen zur Linderung der Dermatitis

  • Bei Geschwüren: spezielle Verbände oder ein Zinkleimverband

  • Bei Infektionen: Antibiotika

Die Ursache der chronischen Schwellung wird behandelt.

Behandlung der chronischen Veneninsuffizienz

Das Ziel der Langzeitbehandlung ist die Therapie der chronischen Veneninsuffizienz, bei der das Blut daran gehindert wird, sich im Knöchelbereich zu stauen.

Mehrmals täglich (etwa alle 2 Stunden) und im Schlaf sollten die Betroffenen, wenn möglich, ihre Beine höher als das Herz lagern.

Ordnungsgemäß angezogene, rezeptpflichtige Stützstrümpfe (Kompressionsstrümpfe) verhindern ebenfalls das Anstauen von Blut und vermindern die Schwellungen. Im Warenhaus erhältliche „Stützstrümpfe“ sind dafür in der Regel nicht geeignet.

Behandlung der Dermatitis

Bei einer erst kürzlich einsetzenden Dermatitis ohne Geschwüre kann eine Kortikosteroidcreme oder -salbe auf die betroffenen Bereiche aufgetragen werden. Verschlimmert sich die Erkrankung, was sich durch ein stärkeres Wärmegefühl, Rötung, Nässen oder kleine Geschwüre manifestiert, kann ein Verband aufgelegt werden, der mehr Flüssigkeit aufnimmt, wie beispielsweise ein Hydrokolloidverband.

Bei Stauungsdermatitis wird die Haut schnell gereizt. Antibiotische Cremes, (betäubende) Sportsalben, Wollwachs, Zaubernussextrakt, Lanolin oder andere Substanzen sollten nicht verwendet werden, da diese die Krankheit verschlimmern könnten.

Behandlung von Geschwüren

Geschwüre werden am besten mit Kompressen und Verbänden mit einer Zinkoxid-Paste behandelt. Es können auch spezielle feuchtigkeitsabsorbierende Hydrokolloid- oder Hydrogel-Verbände verwendet werden.

Manche Personen benötigen möglicherweise einen Zinkleimverband, der aus elastischen Mullbinden besteht und eine gelartige Paste mit Zink enthält. Der Verband wird an Knöchel und Schienbein angelegt, wo er aushärtet - ähnlich wie ein Gips, aber weicher. Er begrenzt Schwellungen, schützt die Haut vor Reizungen, und die Zinkpaste unterstützt den Heilungsprozess. Zunächst wird der Verband alle zwei bis drei Tage gewechselt, später nur noch ein- oder zweimal pro Woche. Nachdem das Geschwür abgeheilt ist, sollte eine elastische Stütze angelegt werden, bevor die Person morgens aufsteht. Unabhängig vom verwendeten Verband ist das Eindämmen der Schwellung (in der Regel durch Kompression) für die Heilung von wesentlicher Bedeutung.

Antibiotika, die auf die Haut aufgetragen werden, sind zur Behandlung einiger offener oder gereizter Hautbereiche und Geschwüre nützlich. Zur Behandlung von Zellulitis werden Antibiotika oral verabreicht.

Manchmal wird Haut aus anderen Körperbereichen transplantiert, um sehr große Geschwüre abzudecken.