Eine Herpes-simplex-Virusinfektion verursacht in der Regel nur unangenehme, wiederkehrende Wundbläschen bei gesunden Erwachsenen, kann aber bei Neugeborenen eine lebensbedrohliche Infektion auslösen.
Neugeborene können sich bei der Geburt oder nach der Geburt infizieren.
Das Hauptsymptom ist ein Ausschlag mit Wundblasen.
Die Diagnose stützt sich typischerweise auf Tests von Proben, die von den Bläschen entnommen werden.
Viele unbehandelte Kinder sterben.
Um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern, kann bei infizierten Frauen ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Neugeborene mit Herpes-simplex-Virusinfektion erhalten das Virostatikum Acyclovir.
(Siehe auch Überblick über Infektionen bei Neugeborenen und Herpes simplex Virusinfektionen bei Erwachsenen.)
Eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus kommt bei Erwachsenen sehr häufig vor. Das Virus kann sexuell übertragen werden und eine Infektion des Genitaltrakts verursachen. Das Virus verschwindet nie vollständig und bleibt in verschiedenen Geweben lebenslang inaktiv (schlafend = dormant). Manchmal wird das Virus reaktiviert.
Normalerweise wird das Herpes simplex Virus (HSV) während der Entbindung durch den infizierten Geburtskanal der Mutter übertragen. Auch infizierte Mütter, die selbst keine Symptome durch Herpes haben, können die Infektion übertragen. Manchmal infizieren sich Neugeborene nach der Geburt, wenn die Infektion von jemandem mit einer aktiven Infektion übertragen wird. Bei Neugeborenen kann eine HSV-Infektion zum Tod oder zu chronischen Problemen führen.
Symptome einer HSV-Infektion bei Neugeborenen
Die Symptome einer Herpes-simplex-Virusinfektion beginnen gewöhnlich zwischen der ersten und dritten Lebenswoche, treten aber in seltenen Fällen auch erst nach der vierten Woche auf. Das erste Symptom ist in der Regel ein Ausschlag mit kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Blasen. Die Bläschen können auch im Mund und um die Augen herum auftreten.
Diese Nahaufnahme des Mundes eines Neugeborenen zeigt Geschwüre auf und unter der Oberlippe, die durch das Herpes simplex Virus verursacht werden.
DR. P. MARAZZI/SCIENCE PHOTO LIBRARY
Dieses Foto zeigt ein Neugeborenes, das ein Immunschwächesyndrom (AIDS) und einen Ausschlag von kleinen mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen am gesamten Körper erworben hat.
DR. M. A. ANSARY / SCIENCE PHOTO LIBRARY
Dieses Foto zeigt kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen im Gesicht eines Neugeborenen, das mit dem Herpes simplex Virus infiziert ist.
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers. Von Demmler G: Angeborene und perinatale Infektionen. Atlas of Infectious Diseases: Pediatric Infectious Diseases. Herausgegeben von CM Wilfert. Philadelphia, Current Medicine, 1998.
Bei manchen Neugeborenen betrifft die Infektion nur bestimmte Bereiche (lokale Infektion). Sie kann beispielsweise nur um die Augen, Haut oder den Mund herum auftreten. Manchmal sind nur das Gehirn und das Nervensystem betroffen. Wenn eine lokale Infektion nicht behandelt wird, dehnt sie sich bei manchen Neugeborenen auf den ganzen Körper aus.
Bei anderen Neugeborenen ist die Infektion großflächig und betrifft viele Bereiche. Bei diesen Säuglingen sind alle Organe wie Augen, Lunge, Leber, Gehirn und Haut betroffen. Zu den weiteren Symptomen zählen Trägheit, verringerte Muskelspannung, Atembeschwerden, Atemaussetzer (Apnoe) und Krampfanfälle.
Diagnose einer HSV-Infektion bei Neugeborenen
Untersuchung einer Probe der Bläschen und von anderen Körperflüssigkeiten
Zur Diagnose einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus entnehmen die Ärzte eine Gewebeprobe aus den Bläschen und anderen Körperflüssigkeiten und senden die Proben zum Heranzüchten (Kultivieren) des Virus an ein Labor, um auf das Herpes-simplex-Virus zu testen und es zu identifizieren. Ärzte können auch Folgendes vornehmen: Polymerase-Kettenreaktion-(PCR)-Test auf Proben. Dieser Test sucht nach dem genetischen Material von Bakterien und ermöglicht es dem Arzt, die Bakterien rasch zu identifizieren.
Wenn der Arzt vermutet, dass das Neugeborene eine Gehirninfektion hat, kann eine Spinalpunktion bzw. Lumbalpunktion durchgeführt werden (siehe Abbildung So wird eine Spinalpunktion durchgeführt), um eine Probe aus der Rückenmarksflüssigkeit zu entnehmen.
Prognose bei HSV-Infektion für Neugeborene
Wird eine Herpes-Infektion des Neugeborenen nicht behandelt, entwickeln sich daraus in der Regel schwerwiegende Probleme für das Baby. Etwa 85 Prozent der Babys mit unbehandelter, ausgedehnter Herpesinfektion sterben. Etwa 50 Prozent der Neugeborenen mit unbehandelter Infektion des Gehirns sterben. Selten kommt es jedoch bei Neugeborenen, deren Infektion auf Haut, Augen oder Mund beschränkt ist, zum Tod. Ohne Behandlung haben mindestens 65 Prozent der Überlebenden einer ausgedehnten Erkrankung oder Infektion des Gehirns schwere neurologische Probleme.
Eine geeignete Behandlung mit antiviralen Medikamenten senkt die Sterberate und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer normalen Entwicklung erheblich.
Vorbeugung vor einer HSV-Infektion bei Neugeborenen
Die Bemühungen, eine Übertragung der Infektion von der Mutter auf das Neugeborene zu verhindern, sind nicht sehr effektiv. Frauen mit Bläschen an den Genitalien, die kurz vor der Entbindung stehen, sollten jedoch auf eine Herpes-simplex-Infektion getestet werden.
Hat die Frau zum Zeitpunkt der Entbindung eine aktive Herpesinfektion, kann das Baby per Kaiserschnitt (Sectio caesarea) entbunden werden, um das Risiko einer Infektion für das Neugeborene zu senken. Außerdem sollten fötale Kopfhautmonitore bei gebärenden Frauen mit Genitalherpes während der Wehen nicht verwendet werden, da sie an der Kopfhaut des Neugeborenen festkleben und die Haut beschädigen und so die Infektion verbreiten könnten. Neugeborene, die mit einer aktiven Herpesinfektion geboren werden, sollten auf eine Herpes-simplex-Virusinfektion getestet werden.
Wenn bekannt ist, dass werdende Mütter eine Herpesvirusinfektion hatten, können sie in den letzten Wochen der Schwangerschaft das antivirale Medikament Acyclovir oder Valaciclovir erhalten. Diese Medikamente können Rückfälle zum Zeitpunkt der Entbindung verhindern und die Notwendigkeit für eine Entbindung per Kaiserschnitt verringern.
Behandlung einer HSV-Infektion bei Neugeborenen
Aciclovir
Neugeborene mit einer ausgedehnten Infektion erhalten das antivirale Medikament Acyclovir 3 Wochen lang über die Vene (intravenös) und dann 6 Monate lang über den Mund (oral). Neugeborene mit einer lokal begrenzten Infektion erhalten 2 Wochen lang Acyclovir intravenös. Dieses Medikament heilt die Infektion nicht, hält sie jedoch davon ab, sich auszubreiten und begrenzt die Symptome.
Augeninfektionen werden mit Trifluridin-, Idoxuridin- oder auch Vidarabin-Tropfen behandelt.
Nach Bedarf wird eine zusätzliche Versorgung, wie z. B. Flüssigkeiten und eine Atmungsunterstützung bereitgestellt.