Für die Versorgung zuständige Personen: Familie und Freunde

VonDebra Bakerjian, PhD, APRN, University of California Davis
Überprüft/überarbeitet Sept. 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Einige ältere Erwachsene haben Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn, die bereit und in der Lage sind, Hilfe und Versorgung bereitzustellen. Diese Personen können als Betreuungspersonen bezeichnet werden. Gelegentlich helfen Mitglieder religiöser oder sonstiger Gruppen oder übernehmen kostenfrei oder gegen geringe Kosten insgesamt die Rolle der Betreuungsperson. Betreuungspersonen können älteren Erwachsenen bei einfachen Aktivitäten helfen (wie z. B. beim Essen, Anziehen und Baden) oder bei Arbeiten im Haushalt (wie z. B. beim Kochen, Hausputz, Einkaufen, Bezahlen von Rechnungen und Rasenmähen) und anderen Aufgaben (z. B. der ordnungsgemäßen Einnahme von verordneten Medikamenten). Betreuungspersonen können Patienten von einigen Stunden pro Woche bis hin zu täglich rund um die Uhr betreuen.

Die meisten Betreuungspersonen sind Familienangehörige wie Ehepartner oder Kinder der betreuten Person, und die meisten sind Frauen. Viele Betreuungspersonen sind zusätzlich zu der bereitgestellten Versorgung in Voll- oder Teilzeit beschäftigt.

Es kann schwierig sein, zu ermitteln, ob eine ältere Person betreut werden muss oder nicht. Um das zu entscheiden, kann es besorgten Familienangehörigen helfen, wenn sie die ältere Person dabei beobachten, wie gut sie die folgenden Tätigkeiten ausführen kann:

  • Essen: Weist die Kleidung häufig Essensflecke auf? Verliert die Person ohne eine offensichtliche Erklärung an Gewicht?

  • Vom Stuhl oder Bett aufstehen bzw. sich hinsetzen oder hinlegen: Wippt die Person mehrere Male vor und zurück, bevor sie tatsächlich aufsteht? Werden Möbelstücke oder andere Objekte als Stütze genutzt? Macht das Hinsetzen den Eindruck, als würde sich die Person rückwärts auf den Stuhl fallen lassen? Stürzt die Person beim Verlassen des Bettes oder beim Aufstehen von einem Stuhl häufig?

  • Toilettenbenutzung: Ist die Kleidung verschmutzt oder feucht?

  • Baden: Sind Haut und Haare der Person schmutzig?

  • Körperpflege: Sieht die Person zerzaust oder ungepflegt aus?

  • Gehen: Macht die Person einen unsicheren Eindruck oder kommt es zu Stürzen?

  • Einnahme verschriebener Medikamente: Halten verordnete Arzneimittel länger, als sie sollten? Sind verordnete Arzneimittel schneller aufgebraucht, als sie sollten? Werden Pillen/Tabletten in einem Behälter vermischt? Sind vom gleichen Medikament mehrere Schachteln vorhanden?

  • Benutzung des Telefons: Scheint die Person Telefongespräche verstehen zu können? Werden Anrufe stets beantwortet, wenn bekannt ist, dass die Person zu Hause ist?

  • Umgang mit Geld: Bleiben Rechnungen unbezahlt, was zu Mahnungen führt? Wurde die Person wiederholt über Kontoüberziehungen benachrichtigt?

  • Einkauf von Lebensmitteln und Zubereitung von Speisen: Stehen ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung? Werden Nahrungsmittel über ihr Ablaufdatum hinaus aufbewahrt? Weisen Töpfe und Pfannen wiederholt Spuren von angebranntem Essen auf? Wurde der Herd angelassen?

  • Wäsche waschen: Ist die Kleidung sauber?

Belohnungen und Herausforderungen

Die Betreuung von Familienangehörigen kann eine sehr dankbare Aufgabe sein, auch wenn es harte Arbeit ist und Stress verursacht. Viele Menschen entscheiden sich, einen Ehepartner, Lebenspartner oder Elternteil aus Liebe und Respekt zu betreuen. Sie finden in ihrem eigenen Leben eine neue Bedeutung, indem sie im Leben einer anderen Person etwas bewirken, selbst wenn ihre Bemühungen nicht immer gewürdigt werden. Allerdings kann niemand jemals vollständig auf die Herausforderungen einer Betreuung vorbereitet sein.

Eine Person zu betreuen, kann physisch, mental, finanziell und emotional anspruchsvoll sein, wie in den folgenden Situationen dargestellt wird:

  • Betreuungspersonen müssen eventuell alle Arbeiten im Haushalt übernehmen, die Person anziehen und baden, sicherstellen, dass die Person die Medikamente wie verschrieben einnimmt, sich um die Finanzen der Person kümmern oder eine Kombination aus diesen Tätigkeiten.

  • Sie brauchen eventuell ihre gesamten Ersparnisse auf, während sie einen abhängigen Elternteil oder Ehepartner versorgen, oder sie müssen für die Betreuung der Person ihren Job aufgeben.

  • Sie müssen eventuell fortwährend auf die emotionalen Bedürfnisse der Person eingehen.

  • Sie müssen eventuell Aktivitäten aufgeben, die ihnen selbst Freude bereiten.

  • Familienangehörige können sich darüber uneinig sein oder streiten, wer die Versorgung bereitstellen oder dafür bezahlen soll sowie über andere Versorgungsaspekte.

Die Anforderungen können noch schwieriger sein, wenn die Betreuungsperson selbst geschwächt ist, unerwartet oder widerwillig in ihre Rolle gedrängt wurde oder sie jemanden versorgen muss, der nicht kooperativ oder aggressiv ist.

Die vielen Verantwortlichkeiten und Konflikte, die mit der Versorgung einer älteren Person einhergehen, können eine Betreuungsperson isolieren, Beziehungen beeinträchtigen und Jobmöglichkeiten bedrohen. Sie können zu wachsendem Ärger, Frust, Schuldgefühlen, Angstgefühl, Stress, Depression und einem Gefühl von Hilflosigkeit und Erschöpfung führen (siehe auch Belastungen durch die Pflege). Diese Gefühle werden manchmal als „Betreuungsperson-Burnout“ bezeichnet. Burnout kann jederzeit jeden treffen, ist jedoch wahrscheinlicher, wenn die Person, die versorgt wird, nicht allein gelassen werden kann oder in der Nacht nicht durchschläft und eventuell aufsteht. Im schlimmsten Fall, wenn die Betreuungspersonen nicht wissen, wo oder wie sie Hilfe erhalten können, kann ein Burnout zu einer schlechten Versorgung, zu Vernachlässigung und sogar zur Misshandlung führen.

Um festzulegen, wie die für eine Person benötigte Hilfe bereitgestellt wird, und um einen Burnout der Betreuungsperson zu vermeiden, müssen Betreuungspersonen häufig mit unterschiedlichen medizinischen Fachkräften sprechen, wie etwa mit einem Sozialarbeiter, einem Case Manager/Pflegeberater (einem Spezialisten, der darin ausgebildet ist, sicherzustellen, dass ältere Erwachsene all die Hilfe und Versorgung erhalten, die sie benötigen), dem Allgemeinarzt, einer Krankenpflegekraft und/oder Physio- und Ergotherapeuten. Betreuungspersonen können auch Strategien anwenden, um sich selbst auf die Betreuung vorzubereiten und um ein Betreuungsperson-Burnout zu vermeiden.

Zur Vermeidung von Burnout bei der Betreuungsperson

Betreuungspersonen können wie folgt dazu beitragen, ein Burnout zu vermeiden:

  • Sich über die Ursachen, die Symptome und die Langzeitwirkungen der Erkrankung der Person informieren

  • Veränderungen bei der Person und den Grad der von der Person benötigten Versorgung vorhersehen

  • Die Person möglichst selbst Entscheidungen treffen und Probleme lösen lassen

  • Die eigenen Grenzen kennen

  • Die Wut, den Frust oder schwierige Verhaltensweisen der Person nicht persönlich nehmen (diese Verhaltensweisen können Symptome für eine Erkrankung, wie z. B. Demenz, sein)

  • Streitigkeiten vermeiden und lernen, wie man schwierige Gespräche in die richtige Richtung lenkt

  • Verantwortlichkeiten mit anderen Familienangehörigen und Freunden besprechen und diese um Hilfe bitten, wenn es angemessen und machbar ist

  • Gefühle und Erfahrungen mit einem Freund besprechen, jemandem, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder Personen in einer Selbsthilfegruppe

  • Regelmäßig essen, regelmäßige körperliche Bewegung und ausreichend Schlaf

  • Feste Zeiten zum Ausspannen und für Aktivitäten, die Spaß machen, einplanen

  • Einholen von Informationen über die finanziellen Ressourcen der Person

  • Erschöpfung der eigenen Finanzen vermeiden

  • Kontaktaufnahme zu Organisationen, die Betreuungspersonen Informationen und Überweisungen bereitstellen können

  • Nutzung von Tagespflege oder Entlastungspflege, um bei Bedarf eine vorübergehende Pause zu bekommen

  • Bei Bedarf Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegehelfers oder einer medizinischen Fachkraft, wie z. B. einer „Licensed Practical Nurse“ (LPN) oder eines Pflegehelfers

  • Bei Bedarf Gespräche mit einem Berater, Therapeuten oder einem Geistlichen

  • Erkennen, dass eine betreute Wohneinrichtung oder ein Pflegeheim eventuell die beste Möglichkeit ist

Betreuung trotz großer Entfernung

In einer modernen, mobilen Gesellschaft leben Familienangehörige manchmal Hunderte oder sogar Tausende von Kilometern auseinander. Solche Entfernungen verkomplizieren die Bemühungen, sicherzustellen, dass ältere Familienmitglieder die von ihnen benötigte Versorgung erhalten. Betreuungspersonen, die weit entfernt wohnen – im Normalfall erwachsene Kinder – stehen vor großen Herausforderungen.

Eine gute Kommunikation aufrechtzuerhalten ist häufig schwierig. Familienangehörige können das Gefühl haben, dass sie nie einen vollständigen oder genauen Eindruck davon erhalten, wie die ältere Person zurechtkommt oder was diese benötigt. Selbst wenn die Bedürfnisse verstanden werden, können Familienmitglieder das Gefühl haben, dass es wenig gibt, das sie für die Person tun können, solange sie nicht selbst vor Ort sind.

Familienangehörige können verschiedene Schritte unternehmen, damit die Hilfestellung über die Entfernung hinweg weniger Sorgen bereitet:

  • Vereinbarung regelmäßiger Zeiten für Telefon- oder Videoanrufe, die für alle Seiten beruhigend sein können

  • Kommunikation per E-Mail oder Videokonferenzen

  • Eine Person finden, die den Angehörigen regelmäßig besucht und die einwilligt, bei Fragen oder Bedenken umgehend anzurufen

  • Organisieren eines Essenlieferdienstes, falls Einkaufen, die Zubereitung von Mahlzeiten und das Essen Probleme bereiten

  • Installation eines Haussicherheitssystems, wenn die Sicherheit ein Aspekt ist, der Sorgen bereitet

  • Einrichtung eines persönlichen Notfallsystems (medizinisches Alarmsystem), falls Stürze Sorgen bereiten

Außerdem sollten Familienmitglieder Kopien von Patientenverfügungen haben, wie z. B. ein Patiententestament oder eine Betreuungsvollmacht für die medizinische Versorgung, damit sie helfen können, wenn der Angehörige eine Notfallbehandlung benötigt. Familienmitglieder sollten zudem wissen, ob der Angehörige über eine übertragbare medizinische Anweisung verfügt, manchmal auch als Arztanweisungen für lebenserhaltende Maßnahmen (Provider Orders for Life-Sustaining Treatment, POLST) oder als medizinische Anweisungen für lebenserhaltende Maßnahmen (Medical Orders for Life-Sustaining Treatment, MOLST) bezeichnet. Übertragbare medizinische Anweisungen enthalten die Entscheidungen über die Versorgung am Lebensende von Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung. Übertragbare medizinische Anweisungen unterscheiden sich von Vorausverfügungen darin, dass sie nur bei Patienten mit fortgeschrittener Krankheit zur Anwendung kommen, einen Versorgungsplan in Form von medizinischen Anweisungen für Notfallentscheidungen darstellen und sich auf den aktuellen, jedoch nicht auf einen hypothetischen zukünftigen Zustand beziehen.

Familienangehörige können Hilfe von Personen erhalten, die mit den Ressourcen in der Gemeinde, wo sich der Wohnsitz der älteren Person befindet, vertraut sind. Der Hausarzt der Person kann eventuell dabei behilflich sein, Unterstützung vor Ort zu organisieren. Familienangehörige können auch einen geriatrischen Case Manager beauftragen, die Betreuung und medizinische Versorgung zu beaufsichtigen. In den Vereinigten Staaten können einige Familienangehörige, die sich für eine persönliche Betreuung entscheiden, über den Arbeitsschutz gemäß dem Gesetz zur Arbeitsfreistellung wegen Pflege, dem Family Medical Leave Act (FMLA), profitieren.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Essen auf Rädern: Informationen über den Zugang zu nahrhaften Mahlzeiten und die Überwachung von Personen, deren eingeschränkte Mobilität es schwer macht, Lebensmittel zu kaufen, Mahlzeiten zuzubereiten oder soziale Kontakte aufrechtzuerhalten

  2. Gesetz über die Freistellung von der Arbeit aus familiären und gesundheitlichen Gründen (FMLA): Beschreibung der Bestimmungen und Vorschriften des FMLA vom US-amerikanischen Arbeitsministerium

  3. AARP: Pflege durch Angehörige: Ressourcen für Familienangehörige von der American Association of Retired Persons (AARP)

  4. Eldercare-Suche: Datenbank der US-amerikanischen Administration on Aging mit Dienstleistungen für ältere Erwachsene und ihre Betreuungspersonen

  5. Caregiving in the United States 2020: Daten zur Verbreitung von Betreuungspersonen in den USA, demografische Angaben zu Betreuungspersonen und Betreuten, finanzielle Auswirkungen auf Betreuungspersonen usw., bereitgestellt von der National Alliance for Caregiving (NAC) und der American Association of Retired Persons (AARP)