Consumer edition active

Intravenöse Ernährung

(Parenterale Ernährung)

VonKris M. Mogensen, MS, RD-AP, Department of Nutrition, Brigham and Women's Hospital;
Malcolm K. Robinson, MD, Harvard Medical School
Überprüft/überarbeitet Sept. 2024
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Die intravenöse Ernährung (parenterale Ernährung) ist eine Möglichkeit, um einer Person Nährstoffe zuzuführen, die nicht genug Nahrung aus dem Magen-Darm-Trakt aufnehmen kann, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Die Nährstofflösung wird über eine Vene verabreicht, wo sie in den Blutkreislauf gelangt und vom Körper aufgenommen wird.

Quellen zum Thema

Eine intravenöse Ernährung ist erforderlich, wenn ein Patient einen Verdauungstrakt hat, der nicht funktioniert oder seinen Verdauungstrakt frei von Nahrung halten muss. Dies kann z. B. bei Personen mit folgenden Merkmalen erforderlich sein:

Wenn der Verdauungstrakt einer Person funktioniert, aber eine Ernährungsunterstützung erforderlich ist, wird in der Regel eine enterale Ernährung (Sondenernährung) verabreicht.

Im Vergleich zur Sondenernährung weist die intravenöse Ernährung folgende Nachteile auf:

  • Sie verursacht weitere Komplikationen.

  • Sie schützt weniger gut die Struktur und Funktion des Verdauungstrakts.

  • Sie kostet mehr.

Die intravenöse Ernährung kann zu Hause oder im Krankenhaus erfolgen.

Verfahren zur intravenösen Ernährung

Die parenterale Ernährung ist eine flüssige Spezialnahrung, die über einen Schlauch verabreicht wird, der als zentraler Venenkatheter bezeichnet wird. Der zentrale Venenkatheter wird in eine große Vene, z. B. die Vena subclavia, eingeführt, die unter dem Schlüsselbein liegt.

Bei der Anlage des zentralen Venenkatheters wird eine Nadel durch die Haut in die Vene eingeführt, dann wird ein Führungsdraht durch die Nadel geschoben. Die Nadel wird entfernt und der Katheter über den Führungsdraht in die Vene geschoben. Der Führungsdraht wird dann entfernt. Mit einem kleinen Ultraschallgerät lässt sich die richtige Lage des Katheters steuern, anschließend kann ein Röntgenbild aufgenommen werden, um die korrekte Lage zu bestätigen. Häufig wird der Katheter in die Schlüsselbeinvene (Vena subclavia) gelegt. Er kann auch in eine Vene im Nacken gelegt werden, wenn er nur während eines Krankenhausaufenthalts verwendet wird. Sobald der Katheter gelegt wurde, wird die Lösung direkt in den Blutkreislauf des Patienten geleitet, wo die Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden.

Da der zentrale Venenkatheter lange liegen muss, besteht ein Risiko für Infektionen. Um das Risiko gering zu halten, befolgen medizinische Fachkräfte strenge sterile Techniken beim Legen und bei der Pflege des Katheters. Folgende Maßnahmen werden beispielsweise getroffen:

  • Die Haut wird vor dem Einführen des Katheters am Einstichpunkt desinfiziert.

  • Der Schlauch, der den Katheter mit dem Nahrungsbeutel verbindet, und der Einlassfilter werden täglich ausgewechselt.

  • Die den Katheter fixierenden Verbände werden täglich ausgewechselt.

Auch die Verwendung des Katheters ausschließlich für die parenterale Ernährung (und nicht etwa auch für die Gabe von intravenös verabreichten Medikamenten) trägt dazu bei, das Infektionsrisiko zu verringern.

Intravenöse Ernährung (parenterale Ernährung)

Die parenterale Ernährung ist eine flüssige Spezialnahrung, die über einen Schlauch verabreicht wird, der als zentraler Venenkatheter bezeichnet wird. Der zentrale Venenkatheter wird in eine große Vene, z. B. die Vena subclavia, eingeführt, die unter dem Schlüsselbein liegt.

Mit freundlicher Genehmigung von: DNA Illustrations/SCIENCE PHOTO LIBRARY

Überwachung der intravenösen Ernährung

Ein interdisziplinäres Ernährungsteam (mit einem Arzt, einem Ernährungsberater, einem Apotheker und einer Pflegekraft), sofern verfügbar, sollte die Entwicklung des Patienten überwachen. Das Team misst regelmäßig das Körpergewicht, die Anzahl der Blutkörperchen (großes Blutbild) und die Konzentrationen im Blut von Elektrolyten sowie anderen Mineralstoffen, den Blutzucker (Glukose) und den Harnstoff (einem Abfallprodukt, das normalerweise über die Nieren ausgeschieden wird). Es führt auch Bluttests durch, um die Proteinspiegel zu kontrollieren und die Leber zu untersuchen (Lebertest), und bilanziert, wie viel Flüssigkeit einem Patient zugeführt und wie viel Urin ausgeschieden wird. Eine vollständige Ernährungsanamnese mit Berechnung des Body Mass Index (BMI) und Analyse der Körperzusammensetzung wird nach Bedarf durchgeführt. Menschen, die schwer krank sind, benötigen häufigere Untersuchungen, während Menschen, die stabil sind und zu Hause parenterale Ernährung erhalten, weniger häufige Untersuchungen benötigen.

Wenn die parenterale Ernährung zu Hause verabreicht wird, lernen der Patient und seine Betreuungspersonen den Katheter und die umliegende Haut zu pflegen und zu reinigen, die Lösung zu verabreichen, mit den Nahrungsbeuteln umzugehen und Komplikationen zu erkennen, einschließlich Symptomen einer Infektion. Pflegefachkräfte besuchen den Patienten regelmäßig zu Hause, um Probleme zu vermeiden.

Lösungen für die intravenöse Ernährung

Nach Möglichkeit werden intravenöse Ernährungslösungen an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst. Basierend auf dem Gesundheitszustand und den Laborergebnissen einer Person können die Mitglieder des Ernährungsteams beispielsweise die Konzentrationen von Wasser, Eiweiß,Fetten, Elektrolyten (wie Natrium und Kalium), Vitaminen, Mineralstoffen, essenziellen Aminosäuren (Proteinkomponenten) und essenziellen Fettsäuren (Fettkomponenten) in der Lösung anpassen. Wenn eine Gesundheitseinrichtung nicht in der Lage ist, eine Lösung an die individuellen Bedürfnisse einer Person anzupassen, erhält die Person eine standardisierte Lösung, die die Bedürfnisse der meisten Menschen erfüllt.

Zusätzlich zu den Ergebnissen der Laboruntersuchungen zieht das Ernährungsteam die anderen Merkmale einer Person heran, wie Alter und körperliche Leiden, um zu bestimmen, welche Lösung sich am besten für ihre Bedürfnisse eignet:

  • Bei Personen mit Herz-, Leber- oder Niereninsuffizienz: eine Lösung mit weniger Flüssigkeit

  • Bei Personen mit Diabetes: eine Lösung mit einem höheren Anteil an Ölen, sodass weniger Kalorien durch Kohlenhydrate bereitgestellt werden müssen

  • Für Neugeborene: eine Lösung mit weniger Kohlenhydraten

  • Bei Personen mit Adipositas: manchmal eine Lösung mit weniger Kalorien

Komplikationen bei der intravenösen Ernährung

Eine voll parenterale Ernährung kann zu Problemen mit dem zentralen Venenkatheter, mit der verwendeten Lösung oder zu anderen Schwierigkeiten führen. Bisher wurden nicht für alle Probleme die Ursachen gefunden.

Beim Legen des Katheters kann es zu Verletzungen kommen. Beispielsweise kann ein Blutgefäß, ein Nerv oder die Lunge verletzt werden.

Infektionen sind wahrscheinlicher, wenn die Haut mit einem Schnitt eröffnet wurde, wie dies zur Einführung eines Katheters notwendig ist, insbesondere, wenn dieser dann lange Zeit erhalten bleibt. Normalerweise hilft die Haut dabei, Organismen, die Infektionen auslösen, vom Eindringen in den Körper abzuhalten. Infektionen können sich in die Blutbahn ausbreiten. Diese Blutbahninfektionen können zu einer schweren Erkrankung der sogenannten Sepsis (Blutvergiftung) führen. Der Einsatz steriler Techniken kann Infektionen verhindern.

Manchmal bildet sich in der Vene, in welcher der Katheter liegt, ein Blutgerinnsel.

Während der parenteralen Ernährung kann es zu einemNährstoffungleichgewicht und zu Nährstoffmängeln kommen. Relativ häufig liegen zu hohe Blutzuckerwerte (Hyperglykämie) oder zu niedrige Blutzuckerwerte (Hypoglykämie) vor. Selten kommt es zu einem Mangel bestimmter Vitamine und Mineralstoffe. Um diese Anomalien zu erkennen, wird Blut zur Bestimmung der Blutzucker-(Glukose-) und Mineralstoff-(Elektrolyt-)Spiegel abgenommen. Sie passen die Formulierungen nach Bedarf an und überprüfen im weiteren Verlauf regelmäßig die Zucker- und Elektrolytwerte.

Es kann zu viel Wasser (Volumenüberbelastung) oder zu wenig Wasser gegeben werden. Bei der Gabe von zu viel Wasser (Hyperhydratation) kann sich Flüssigkeit in der Lunge ansammeln, was die Atmung erschwert. Zu wenig Wasser führt zur Dehydratation. Daher werden das Gewicht und die ausgeschiedene Urinmenge regelmäßig überwacht. Die Bestimmung des Harnstoffgehalts im Blut trägt zur Erkennung einer Dehydratation bei. Unverhältnismäßig hohe Werte lassen auf eine Dehydratation schließen. Um das Risiko eines unausgewogenen Flüssigkeitshaushalts zu verringern, versuchen die Ärzte oder Ernährungsfachleute vor der Gabe von parenteraler Nahrung die erforderliche Flüssigkeitsmenge zu berechnen und entsprechend anzupassen.

Probleme aufgrund von fetthaltigen Lösungen (Lipiden), treten gelegentlich auf. Dabei treten z. B. Atemschwierigkeiten, allergische Reaktionen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schwitzen und Schwindel auf. Die Blutfettspiegel steigen eventuell zeitweise an, besonders bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder Leberinsuffizienz. Später können sich die Leber und/oder die Milz vergrößern, sodass die Patienten leichter bluten und zu blauen Flecken neigen oder häufiger unter Infektionen leiden. Für frühgeborene Säuglinge mit Atemnotsyndrom oder anderen Fehlentwicklungen der Lunge besteht ein besonderes Risiko für diese Probleme. Um sie zu verhindern oder zu minimieren, muss die Lösung zeitweise oder dauerhaft langsamer oder gar nicht mehr verabreicht werden.

Leberprobleme können sich in jedem Alter entwickeln, sind jedoch am häufigsten unter Säuglingen, besonders unter Frühgeborenen (weil ihre Leber noch unausgereift ist). Mit Bluttests werden die Spiegel der Leberenzyme bestimmt, um zu beurteilen, wie gut die Leber funktioniert. Eine Lösung mit Fischöl kann helfen. Ist die Leber vergrößert und schmerzempfindlich, wird die zugeführte Kalorienmenge reduziert. Entwickeln sich bei Säuglingen Leberprobleme, ist es möglich, dass sich Ammoniak im Blut anreichert. In diesem Fall können Symptome wie Schwerfälligkeit, Krampfanfälle und Muskelzuckungen entstehen. Wird dem Säugling eine Aminosäureergänzung (Arginin) verabreicht, lässt sich dieses Problem beheben.

Bei einer parenteralen Ernährung über mehr als 3 Monate kann es zu einer Verminderung der Knochendichte kommen. Eine Osteoporose oder Osteomalazie (aufgrund von Vitamin-D-Mangel) kann entstehen. In fortgeschrittenem Stadium können diese Zustände starke Schmerzen in den Gelenken, Beinen und im Rücken verursachen.

Wenn die Gallenblase, wie bei der parenteralen Ernährung möglich, inaktiv ist, entwickeln oder verschlimmern sich Störungen der Gallenblase. Substanzen wie Cholesterin, die normalerweise durch die Gallenblase aufgespalten und transportiert werden, können sich ansammeln und Gallensteine oder Gallengries bilden. Die Gallensteine können einen Gallengang verstopfen, sodass sich eine Entzündung (Cholezystitis) bildet. Eine Erhöhung des Fettanteils in der Lösung und ein Verzicht auf Zucker über mehrere Stunden täglich können Kontraktionen der Gallenblase stimulieren und so den Abtransport angesammelter Substanzen unterstützen. Die Eingabe von Nahrung oral oder über eine über die Nase eingeführte Sonde kann ebenfalls Abhilfe schaffen. Medikamente wie Metronidazol, Ursodeoxycholsäure, Phenobarbital oder Cholezystokinin können zur Stimulierung der Gallenblasenaktivität eingesetzt werden.