Ein Arzt kann häufig Erkrankungen des Bewegungsapparats aufgrund der Krankengeschichte und der Ergebnisse der körperlichen Untersuchung diagnostizieren. Manchmal sind Laboruntersuchungen, bildgebende oder andere Diagnoseverfahren erforderlich, um eine Diagnose zu stellen und zu bestätigen.
Laboruntersuchungen
Laboruntersuchungen können helfen, Erkrankungen des Bewegungsapparats zu diagnostizieren. Beispielsweise werden Bluttests durchgeführt, um die Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) und die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG), die Rate, mit der sich rote Blutkörperchen am Boden eines Reagenzglases mit Blut absetzen, zu messen. Die BSG- und CRP-Werte sind bei einer Entzündung normalerweise erhöht. Da die Entzündungsursache jedoch vielfältig sein kann, reichen die beiden Werte von BSG und CRP allein für eine klare Diagnose nicht aus.
Es kann auch die Menge an Kreatinkinase (einem normalen Muskelenzym, das bei Muskelverletzungen in den Blutkreislauf freigesetzt wird) gemessen werden. Die Menge an Kreatinkinase steigt, wenn große Muskelpartien verletzt sind.
Bei rheumatoider Arthritis kann ein Bluttest bei der Diagnose helfen, wenn rheumatoide Faktoren oder antizyklische citrullinierte Peptidantikörper (Anti-CCP) gefunden werden.
Bei systemischem Lupus erythematodes (SLE oder kurz Lupus) kann die Diagnose mithilfe von Autoimmun-Antikörpern (Autoantikörpern), beispielsweise antinukleären Antikörpern und Antikörpern gegen doppelsträngige Desoxyribonukleinsäure (DNS), im Blut gestellt werden.
Es kann ein Bluttest durchgeführt werden, um Personen mit einem bestimmten Gen (HLA-B27) zu identifizieren. Bei Personen mit diesem Gen ist das Risiko der Entwicklung einer Spondylarthritis erhöht. Spondylarthritiden sind Erkrankungen, die eine Entzündung des Rückens und anderer Gelenke sowie weitere Symptome, z. B. Augenschmerzen, Augenrötung und Ausschlag, hervorrufen können.
Auch die Wirksamkeit der Behandlung lässt sich durch Laboruntersuchungen oftmals gut überwachen. Die Wirksamkeit der Behandlung bei rheumatoider Arthritis oder Polymyalgia rheumatica lässt sich z. B. sehr gut durch die BSG überprüfen. Eine reduzierte Blutsenkung lässt beispielsweise darauf schließen, dass eine Behandlung zur Bekämpfung einer Entzündung gut wirkt.
Bildgebende Verfahren
Verschiedene Arten von bildgebenden Verfahren können bei der Diagnose von Erkrankungen des Bewegungsapparats behilflich sein.
Röntgenaufnahmen
Röntgenaufnahmen werden normalerweise zuerst gemacht. Durch sie lassen sich Knochenanomalien besonders gut erkennen. Sie werden häufig verwendet, um schmerzhafte, verformte oder mutmaßlich veränderte Knochenpartien zu untersuchen. Auch Frakturen, Tumoren, Verletzungen, Infektionen und Missbildungen (z. B. Hüftdysplasie) lassen sich mit Röntgenaufnahmen gut diagnostizieren. Durch Röntgenaufnahmen lassen sich auch Veränderungen gut erkennen, die auf eine bestimmte Art von Gelenkentzündung hinweisen (z. B. rheumatoide Arthritis oder Arthrose). Weiches Gewebe wie Muskeln, Schleimbeutel, Bänder, Sehnen und Nerven werden auf Röntgenaufnahmen nicht abgebildet.
Anhand einer normalen (unbelasteten) oder einer belasteten Röntgenaufnahme, bei der das Gelenk auf bestimmte Weise belastet wird, kann der Arzt feststellen, ob ein Gelenk geschädigt oder verletzt ist.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Dr. med. Michael J. Joyce und Dr. med. Hakan Ilaslan.
Die Arthrographie ist ein Röntgenverfahren, bei dem ein Kontrastmittel in einen Gelenkspalt injiziert wird, um die Strukturen im Gelenk, z. B. die Bänder, besser sichtbar zu machen. Mit dieser Methode lassen sich gerissene Bänder oder abgelöste Knorpelstücke erkennen. Statt der Arthrographie wird heute jedoch meist eine Magnetresonanztomografie (MRT) gemacht.
Knochenszintigraphie
Das bildgebende Verfahren der Knochenszintigraphie wird gelegentlich eingesetzt, um Brüche zu diagnostizieren, vor allem wenn andere Untersuchungen wie Röntgenstrahlen, CT oder MRT keinen Bruch ergeben haben. Bei der Knochenszintigraphie wird radioaktives Material (Technetium-99-m-Pyrophosphat) eingesetzt, das von heilenden Knochen aufgenommen wird. Diese Technik kann auch eingesetzt werden, wenn eine Knocheninfektion oder Metastasen (von einer Krebserkrankung in einem anderen Körperteil) vermutet werden.
Ein Knochenszintigramm kann zwar ein Problem in einem Knochen sichtbar machen, gibt jedoch keinen Aufschluss darauf, ob es sich dabei um einen Bruch, einen Tumor oder um eine Infektion handelt. Das radioaktive Material wird in eine Vene (intravenös) verabreicht und von einem Knochenszintigraphen erkannt. Das so erzeugte Bild des Knochens kann auf einem Computerbildschirm betrachtet werden.
Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT)
Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) liefern wesentlich detailliertere Ergebnisse als einfache Röntgenaufnahmen, und mit ihnen lassen sich Ausmaß und Stelle der Verletzung genau bestimmen. Mit diesen beiden Verfahren lassen sich auch Brüche, die auf Röntgenbildern nicht sichtbar sind, erkennen.
Bild von Dr. med. Jon A. Jacobson.
Die Magnetresonanztomografie eignet sich besonders gut, um Muskeln, Sehnen und Bänder darzustellen. Mit einer MRT lässt sich feststellen, ob die Schmerzen von einer Weichteilverletzung herrühren (z. B. ein Bänder- oder Sehnenriss oder eine Verletzung einer wichtigen Struktur im Inneren des Knies).
Eine CT ist hilfreich, wenn eine MRT nicht verfügbar oder nicht zu empfehlen ist. Bei einer CT werden Patienten ionisierender Strahlung ausgesetzt (siehe Strahlungsrisiko durch bildgebende Verfahren in der Medizin). Eine CT bildet die Knochen, verglichen mit anderen anatomischen Strukturen, am besten ab. In einigen Fällen ist bei Problemen mit Knochen eine MRT jedoch die bessere Methode, beispielsweise zur Darstellung kleiner Frakturen an Hüfte und Becken. Patienten verbringen in einer CT-Untersuchung viel weniger Zeit als in einer MRT. Eine MRT ist wesentlich teurer als eine CT, und wenn keine offenen Geräte verwendet werden, bekommen viele Patienten in der MRT Platzangst.
Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA)
Die genaueste Methode zur Beurteilung der Knochendichte ist die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA). Eine DXA ist notwendig, wenn eine Osteopenie (reduzierte Knochendichte) oder ihr Fortschreiten zur Osteoporose untersucht oder diagnostiziert werden soll. Mithilfe der DXA wird auch das Knochenbruchrisiko bestimmt und das Ansprechen auf eine Behandlung überprüft. Diese Untersuchung ist schnell, schmerzlos und strahlungsarm.
Dabei wird die Knochendichte der unteren Wirbelsäule, der Hüfte, des Handgelenks oder des gesamten Körpers mit Hilfe von Röntgenstrahlen gemessen. An diesen Stellen lässt sich die Knochendichte sehr genau bestimmen. Bei der Untersuchung von Personen auf Osteoporose werden vorzugsweise Messungen der unteren Wirbelsäule und der Hüfte durchgeführt. Um eine Osteoporose (der häufigste Grund für einen auffälligen DXA-Scan) von anderen Knochenerkrankungen zu unterscheiden, muss der Arzt die Symptome, den Gesundheitszustand, eingenommene Medikamente und die Ergebnisse bestimmter Blut- und Urintests sowie die DXA-Ergebnisse berücksichtigen.
Ultraschall
Ultraschall wird immer häufiger eingesetzt, um Anomalien und Entzündungen in den Gelenken und den umliegenden Bereichen sowie Bänderrisse und -entzündungen zu identifizieren. Ultraschall kann auch zur Sichtkontrolle verwendet werden, wenn eine Kanüle in ein Gelenk eingeführt wird (beispielsweise, um Medikamente zu injizieren oder Gelenkflüssigkeit zu entfernen). Ultraschall ist eine kostengünstigere Alternative zur Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) und verursacht keinerlei Strahlenbelastung.
Weitere diagnostische Verfahren
Manchmal werden noch andere Verfahren und Untersuchungen zur Diagnose von Erkrankungen des Bewegungsapparats eingesetzt.
Arthroskopie
Bei der Arthroskopie wird ein kleines faseroptisches Gerät (mit dem Durchmesser eines Bleistifts) in einen Gelenkspalt eingeführt. Damit kann der Arzt das Innere des Gelenks betrachten und das Bild auf einem Bildschirm ansehen. Der Schnitt in die Haut ist nur sehr klein. Dieses Verfahren wird im Krankenhaus oder in einem chirurgischen Zentrum durchgeführt. Der Patient erhält eine Narkose, entweder als Lokal-, Spinal oder Allgemeinanästhesie oder als Kombination davon.
Während der Arthroskopie kann der Arzt Gewebeproben (z. B. des Gelenkknorpels oder der Gelenkkapsel) zu Analysezwecken entnehmen (Biopsie) und, falls erforderlich, die notwendige Operation zur Behebung des Problems vornehmen. Zu den Erkrankungen, die häufig während einer Arthroskopie festgestellt werden, zählen:
Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovitis)
Bänder-, Sehnen- oder Knorpelrisse
Knochensplitter oder Knorpelstücke
Diese Probleme treten bei Patienten mit Arthritis oder älteren Gelenkverletzungen ebenso auf wie bei Sportlern. Die meisten dieser Schäden können im Rahmen einer Arthroskopie behandelt werden. Das Infektionsrisiko ist sehr gering.
Nach einer arthroskopischen Operation erholen sich die Patienten sehr viel schneller als nach einer herkömmlichen Operation. Bei den meisten Patienten kann diese Operation ambulant durchgeführt werden.
Gelenkaspiration (Arthrozentese)
Anhand der Gelenkaspiration lassen sich bestimmte Gelenkprobleme erkennen. Diese Technik ist zum Beispiel die direkteste und genaueste Methode, um festzustellen, ob Schmerzen und Schwellungen in einem Gelenk durch eine Infektion oder Arthrose in Verbindung mit der Einlagerung von Kristallen (wie etwa bei Gicht) verursacht werden.
Das Verfahren erfordert eine örtliche Betäubung. Anschließend wird eine größere Nadel in einen Gelenkspalt eingeführt (bisweilen durch Ultraschall geführt), und es wird Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) entnommen (aspiriert), die dann unter einem Mikroskop untersucht wird. Der Arzt entfernt so viel Flüssigkeit wie möglich und stellt ihre Farbe und Klarheit fest. Mit der Flüssigkeit werden weitere Untersuchungen, wie etwa ein Bluttest zur Bestimmung der Leukozytenanzahl und eine Kultur, durchgeführt.
Der Arzt kann nach der Untersuchung der Flüssigkeit häufig eine Diagnose stellen. Bakterien in der Flüssigkeitsprobe können z. B. eine Infektion belegen. Sind bestimmte Kristalle in der Probe enthalten, weisen diese auf Gicht hin (Harnsäurekristalle), während Kalziumpyrophosphatdihydrat-Kristalle die Diagnose einer Pseudogicht bestätigen.
Diese Untersuchung ist im Allgemeinen schnell, einfach und relativ schmerzlos und wird zumeist in der Arztpraxis oder in einer Notaufnahme durchgeführt. Das Risiko einer Gelenkinfektion ist minimal.
Untersuchungen von Nerven und Muskeln
Durch Untersuchungen der Nervenleitfähigkeit lässt sich erkennen, ob die Nerven, welche die Muskeln versorgen, normal funktionieren. In Verbindung mit der Untersuchung der Nervenleitfähigkeit wird auch häufig eine Elektromyographie durchgeführt. Bei diesem Test wird anhand der elektrischen Impulse in den Muskeln geprüft, wie gut die Nervenimpulse an die Verbindungen zwischen Nerven und Muskeln (neuromuskuläre Verbindungen) und von dort an die Muskeln geleitet werden.
Untersuchungen der Nervenleitfähigkeit können zusammen mit einer Elektromyographie darauf hinweisen, wo das Problem hauptsächlich liegt:
Muskeln (z. B. Myositis oder Muskeldystrophie)
Nervensystem (Hirn, Rückenmark und Nerven) zur Kontrolle der betroffenen Muskeln (z. B. Schlaganfall, Rückenmarkstörung oder Polyneuropathie)
Nervenleitfähigkeitsuntersuchungen sind besonders hilfreich zur Erkennung von Erkrankungen des peripheren Nervensystems, z. B. bei Karpaltunnelsyndrom und Lähmung des Ellennervs.