Hörverlust

VonMickie Hamiter, MD, New York Presbyterian Columbia
Überprüft/überarbeitet Juni 2024
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Kurzinformationen

Etwa 15 Prozent der amerikanischen Erwachsenen (37,5 Millionen) ab 18 Jahren berichten über einige Hörprobleme. Die Zahl steigt mit dem Alter. Etwa 2 bis 3 von 1.000 Kindern in den Vereinigten Staaten werden mit einem nachweisbaren Hörverlust in einem oder beiden Ohren geboren. Etwa 5 Prozent der Erwachsenen im Alter von 45 bis 54 Jahren leiden an einem Hörverlust. Die Rate steigt bei Erwachsenen im Alter von 55 bis 64 Jahren auf 10 Prozent. Etwa 22 Prozent der 65- bis 74-Jährigen und 55 Prozent der 75-Jährigen haben einen Hörverlust, der ihre Fähigkeiten beeinträchtigt.

Meistens entwickelt sich die Schwerhörigkeit langsam mit der Zeit. Ein plötzlicher Gehörverlust tritt in den USA jedoch jedes Jahr in 1 von 5000 bis 1 von 10.000 Fällen auf.

(siehe auch Biologie der Ohren).

Häufige Ursachen für Hörverlust

Schwerhörigkeit hat viele Ursachen (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Eigenschaften von Schwerhörigkeit). Verschiedene Teile des Gehörgangs können betroffen sein. Es gibt Schallleitungs-, Schallempfindungsschwerhörigkeit oder eine Mischung der beiden, je nach dem betroffenen Teil des Gehörgangs.

Man spricht von Schallleitungsschwerhörigkeit, wenn der Schall daran gehindert wird, die sensorischen Strukturen des Innenohrs zu erreichen. Das Problem kann sich auf den äußeren Gehörgang, das Trommelfell oder das Mittelohr ausbreiten.

Man spricht von Schallempfindungsschwerhörigkeit, wenn der Schall das Innenohr erreicht, aber dann entweder nicht in Nervenimpulse (sensorischer Verlust) umgewandelt werden kann oder wenn Nervenimpulse nicht zum Gehirn geleitet werden können (neuraler Verlust). Der Unterschied zwischen sensorischem und neuralem Verlust spielt eine wichtige Rolle, weil ein sensorischer Hörverlust manchmal reversibel und selten lebensbedrohlich ist. Ein neuraler Hörverlust bildet sich selten zurück und kann auf einen möglichen lebensbedrohlichen Gehirntumor zurückzuführen sein; gewöhnlich handelt es sich dabei um einen Kleinhirnbrückenwinkeltumor (in der Regel ein Akustikusneurinom. Eine weitere Form von Schallempfindungsschwerhörigkeit wird als auditorische Neuropathie-Spektrum-Störung bezeichnet, wenn Schall zwar wahrgenommen werden kann, das Signal jedoch nicht richtig an das Gehirn weitergeleitet wird.

Bei der gemischten Form handelt es sich um Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Diese kann durch eine schwere Kopfverletzung, eine chronische Infektion oder eine von vielen seltenen genetischen Krankheiten verursacht werden.

Häufige Ursachen von Schwerhörigkeit

Zu den häufigsten Ursachen gehören

Eine Ansammlung von Ohrenschmalz ist die häufigste Ursache einer behandelbaren Schwerhörigkeit, insbesondere bei älteren Erwachsenen.

Lärm kann eine plötzliche oder allmähliche sensorineurale Schwerhörigkeit verursachen. Ein einziges extremes Geräusch (wie ein Gewehrschuss in der Nähe oder eine Explosion) kann zu einem plötzlichen Hörverlust führen, der als akustisches Trauma angesehen wird. Einige Menschen mit akustischem Trauma haben auch Ohrgeräusche wie Pfeifen oder Tosen (Tinnitus). Schwerhörigkeit durch ein akustisches Trauma verschwindet in der Regel innerhalb eines Tages wieder (es sei denn, Trommelfell oder Mittelohr wurden beschädigt), es können aber auch kaum merkliche Schädigungen des Innenohrs zurückbleiben, durch die sich Jahre später ein altersbedingter Hörverlust beschleunigen könnte. Eine langfristige Lärmexposition ist die häufigste Ursache der lärmbedingten Schwerhörigkeit. Lärm, der oberhalb von 85 Dezibel (dB) liegt, kann zu Schwerhörigkeit führen, wenn die Exposition lang genug dauert. Obwohl die Anfälligkeit auf lärmbedingte Schwerhörigkeit bei Menschen unterschiedlich ist, kann fast jeder unter einem Hörverlust leiden, wenn er lange genug einem intensiven Lärm ausgesetzt ist.

Das Älterwerden ist, zusammen mit Lärmexposition und genetischen Faktoren, ein häufiger Risikofaktor für Schwerhörigkeit. Altersbedingter Hörverlust (Presbyakusis) ist typischerweise in den hohen Frequenzen stärker ausgeprägt als in den unteren Frequenzen.

Ohreninfektionen sind eine häufige Ursache einer vorübergehenden, leichten bis mittelgradigen Schwerhörigkeit (hauptsächlich bei Kindern). Bei den meisten Kindern normalisiert sich das innerhalb von drei bis vier Wochen, doch manche leiden anhaltend darunter. Ein dauerhafter Hörverlust ist bei Kindern wahrscheinlicher, die unter wiederholten Ohrenentzündungen leiden.

Seltenere Ursachen

Zu den weniger häufigen Ursachen gehören:

  • Systemische rheumatische und andere Autoimmunerkrankungen

  • Angeborene Erkrankungen

  • Medikamente, die das Ohr schädigen (ototoxische Medikamente)

  • Verletzungen

  • Tumoren

Tabelle
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Beurteilung einer Hörschädigung

Die nachfolgenden Informationen klären auf, wann ein Arzt zu konsultieren ist und was im Rahmen der ärztlichen Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei schwerhörigen Personen geben bestimmte Symptome und Eigenschaften Anlass zur Besorgnis. Hierzu gehören:

  • Die Schwerhörigkeit betrifft nur ein Ohr

  • Neurologische Störungen (wie Schwierigkeiten beim Kauen oder Sprechen, Taubheitsgefühl im Gesicht, Schwindel oder Gleichgewichtsverlust)

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Menschen, die Warnsignale wahrnehmen, sollten umgehend den Arzt aufsuchen. Menschen, die an Schwerhörigkeit leiden, aber keine Warnzeichen aufweisen, sollten ihren Arzt sehr bald aufsuchen.

Da ein allmählicher Hörverlust schwer festzustellen ist, empfehlen Ärzte regelmäßige Kontrollhörtests bei Kindern und älteren Erwachsenen. Kontrollen im Kindesalter sollten bei der Geburt beginnen, damit Hörschädigungen erkannt und behandelt werden können, bevor sie die sprachliche Entwicklung beeinträchtigen. Ältere Erwachsene werden oftmals routinemäßig untersucht, indem der Arzt spezifische Fragen zu ihrem Hörvermögen in bestimmten Situationen stellt. Einer solchen Vorsorgeuntersuchung sollte, obwohl sie wichtig ist, ein formaler audiologischer Test folgen, da viele ältere Erwachsene, die von einer Behandlung profitieren könnten, nicht wissen oder sogar leugnen, dass sie ein Hörproblem haben.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Das Ergebnis der Krankengeschichte in Kombination mit dem Ergebnis der körperlichen Untersuchung kann auf eine Ursache des Hörverlusts und die eventuell durchzuführenden Tests schließen lassen, wie z. B. ein Tonaudiogramm oder, falls angezeigt, eine bildgebende Untersuchung des Ohrs (wie Computertomographie [CT] oder Magnetresonanztomographie [MRT]).

Ärzte fragen, wann der Hörverlust festgestellt wurde, ob nur ein oder beide Ohren betroffen sind und ob sie nach einem plötzlichen Ereignis eingetreten ist (zum Beispiel nach einer Kopfverletzung, einem plötzlichen Druckverlust oder bei Einnahme eines neuen Medikaments). Es ist außerdem wichtig, Folgendes zu notieren:

  • Ohrsymptome wie Schmerzen oder Verstopfung, Pfeifen oder Summen im Ohr (Tinnitus) oder Ausfluss

  • Gleichgewichtsstörungen wie Desorientierung im Dunkeln oder ein falsches Gefühl der Bewegung oder des Sich-Drehens (Schwindel)

  • Neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, Schwäche im Gesicht oder ein abnormer Geschmackseindruck

Bei Kindern muss außerdem auf wichtige Symptome wie Verzögerungen in der Sprech- oder Sprach- und motorischen Entwicklung geachtet werden.

Ärzte gehen die Krankengeschichte hinsichtlich Erkrankungen durch, die als Ursache für den Hörverlust infrage kommen. Dazu gehören wiederholte Ohrerkrankungen, chronische Lärmexposition, Kopfverletzung und systemische rheumatische Erkrankungen, wie z. B. rheumatoide Arthritis und systemischer Lupus erythematodes. Ärzte notieren sich, ob es in der Familiengeschichte schwerhörige Personen gibt. Ärzte fragen Patienten außerdem nach der Einnahme von Medikamenten, die ohrschädigend sein können (ototoxische Medikamente). Bei jungen Kindern stellen Ärzte Fragen zur Geburt und prüfen, ob es Komplikationen bei der Geburt oder Infektionen vor der Geburt gab.

Bei der körperlichen Untersuchung werden hauptsächlich die Ohren und das Gehör geprüft. Eine neurologische Untersuchung wird ebenfalls durchgeführt. Das äußere Ohr wird auf Verstopfung, Infektionen, Fehlbildungen, die seit der Geburt vorhanden sind, und andere sichtbare Störungen untersucht. Das Trommelfell wird auf Risse (Perforationen), Abfluss und Zeichen akuter oder chronischer Infektionen untersucht. Es werden mehrere Tests mithilfe einer Stimmgabel durchgeführt, um zwischen einer Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden.

Angaben zur Lautstärke

Die Lautstärke wird auf einer logarithmischen Skala gemessen. Das bedeutet, dass eine Erhöhung um zehn Dezibel (dB) einer zehnfachen Erhöhung der Schallintensität und zugleich einer Verdoppelung der wahrgenommenen Lautstärke entspricht. 20 dB sind demnach hundertmal intensiver als 0 dB und erscheinen viermal so laut, 30 dB sind tausendmal intensiver als 0 dB und erscheinen achtmal so laut.

Dezibel

Beispiel

0

Schwächstes vom menschlichen Gehör wahrnehmbares Geräusch

30

Flüstern, Ruhe in der Bibliothek

60

Normale Unterhaltung, Nähmaschine, Schreibmaschine

90

Rasenmäher, Werkzeuge oder Lkw-Verkehr (die maximale Exposition ohne Schutz beläuft sich bei 90 dB auf 8 Stunden pro Tag*)

100

Kettensäge, Pressluftbohrer oder Schneemobil (die maximale Exposition ohne Schutz beträgt 2 Stunden pro Tag)

115

Sandstrahlen, lautes Rockkonzert oder Autohupe (die maximale Exposition ohne Schutz beträgt 15 Minuten pro Tag)

140

Gewehrschuss, Düsenflugzeug (Lärm erzeugt Schmerz, schon kurzzeitiger Kontakt ohne Gehörschutz schädigt die Ohren; selbst mit Ohrenschützern sind Verletzungen möglich)

180

Raketenabschussrampe

* Diese Stufe entspricht dem obligatorischen lokalen Standard, aber für alles, was eine kurze Lärmexposition von 85 dB überschreitet, wird eine Schutzvorrichtung empfohlen.

Tests

Zu den Tests zählen

  • Audiologische Tests

  • Manchmal MRT oder CT

Ärzte führen bei allen schwerhörigen Personen audiologische Tests durch. Audiologische Tests helfen dabei, die Art der Schwerhörigkeit zu verstehen und zu bestimmen, welche weiteren Tests durchgeführt werden müssen.

Audiometrie ist der erste Schritt des Hörtests. Bei der Audiometrie trägt die Testperson Kopfhörer, in die jeweils auf einem Ohr Töne unterschiedlicher Frequenz (Tonhöhe) und Lautstärke eingespielt werden. Die Person hebt die Hand, wenn sie einen Ton hört. Bei jeder Tonhöhe identifiziert der Test den leisesten Ton, den die Person auf jedem Ohr hören kann. Die Ergebnisse werden mit den normalen Werten verglichen. Weil unter Umständen ein Ohr laute Töne, die dem anderen Ohr vorgespielt werden, auch bemerkt, wird dem Ohr, das gerade nicht überprüft wird, ein anderes Geräusch (Rauschstörung) vorgespielt.

Tests mit der Stimmgabel werden manchmal bei der Erstuntersuchung vom Allgemeinarzt durchgeführt. Spezialisten oder Akustiker führen diese Tests selten durch, da sie präzisere Methoden zur Beurteilung des Hörvermögens anwenden. Tests mit der Stimmgabel können beim Unterscheiden zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit helfen. Der Rinne-Test und der Weber-Test sind zwei Arten von Stimmgabeltests:

  • Der Rinne-Test vergleicht, wie gut eine Person Töne hört, die über Luft und über Schädelknochen geleitet werden. Beim Testen der Hörleitung durch die Luft wird eine Stimmgabel in die Nähe des Ohrs gehalten. Beim Testen der Hörleitung durch den Schädelknochen wird das untere Ende einer schwingenden vibrierenden Stimmgabel an den Kopf gelegt, damit das Geräusch unter Umgehung des Mittelohrs direkt die Nervenzellen im Innenohr erreicht. Ist die Hörleitung durch die Luft herabgesetzt, das Hörvermögen bei Übertragung durch den Knochen aber normal, handelt es sich um eine Schallleitungsschwerhörigkeit. Wenn die Hörleitung durch Luft und Knochen beeinträchtigt ist, so handelt es sich um eine Schallempfindungsschwerhörigkeit oder um eine Mischung. Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit müssen weitere Tests durchgeführt und z. B. nach der Menière-Krankheit oder Gehirntumoren gesucht werden.

  • Beim Weber-Test wird der Stiel einer vibrierenden Stimmgabel oben an die Kopfmitte gehalten. Die Person gibt ein Zeichen, in welchem Ohr der Ton lauter erklingt. Bei einer einseitigen Schallleitungsschwerhörigkeit ist der Ton im betroffenen Ohr lauter. Bei einer einseitigen Schallempfindungsschwerhörigkeit ist der Ton im gesunden Ohr lauter, weil die Stimmgabel beide Innenohren gleichmäßig stimuliert und die Person den Reiz mit dem nicht betroffenen Ohr hört.

Bei der Sprachaudiometrie (Sprachverständlichkeitsschwelle) wird festgestellt, ab welcher Lautstärke der Betroffene Worte verstehen kann. Hierbei lauscht die Testperson zweisilbigen Worten mit ähnlicher Betonung, die in unterschiedlicher Lautstärke vorgespielt werden. Die Lautstärke, ab der die Testperson die Hälfte der Worte korrekt wiederholen kann, wird notiert.

Das Diskriminationsvermögen, die Fähigkeit, Unterschiede zwischen ähnlich klingenden Wörtern wahrzunehmen, wird überprüft, in dem ähnlich klingende, einsilbige Wörter paarweise vorgesprochen werden. Der Prozentsatz der korrekt wiedergegebenen Worte wird als Diskriminationsindex bezeichnet. Menschen mit Schallleitungsschwerhörigkeit haben in der Regel einen normalen Diskriminationsindex, allerdings bei höherer Lautstärke. Menschen mit Schallempfindungsschwerhörigkeit können einen ungewöhnlichen Diskriminationsindex bei allen Lautstärken haben. Ärzte testen manchmal die Fähigkeit der Erkennung von Wörtern in ganzen Sätzen. Dieser Test hilft zu entscheiden, welche Personen, die mit einer Hörhilfe keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielen, von einem implantierten Gerät profitieren könnten.

Die Tympanometrie prüft, wie gut ein Ton durch Trommelfell und Mittelohr gelangt. Dieses Verfahren erfordert keine aktive Mitarbeit des Getesteten und wird gern bei Kindern angewendet. Man setzt ein Gerät mit einem Mikrofon und einer Schallquelle in den Gehörgang ein und Schallwellen werden vom Trommelfell reflektiert, da das Gerät den Druck im Gehörgang verändert. Ungewöhnliche Tympanometrie-Ergebnisse lassen auf eine Schallleitungsschwerhörigkeit schließen.

Die Hirnstammaudiometrie misst die Nervenimpulse im Hirnstamm, die durch Geräusche in den Ohren ausgelöst werden. Solche Informationen helfen bei der Ermittlung, welche Signale das Gehirn von den Ohren empfängt. Bei bestimmten Formen der Schallempfindungsschwerhörigkeit und bei zahlreichen Hirnerkrankungen gibt es ungewöhnliche Testergebnisse. Die Hirnstammaudiometrie wird vielfach bei Kleinkindern angewendet, mit ihr können aber auch gewisse Hirnfunktionen bei Komapatienten und während einer Gehirnoperation überwacht werden.

Eine Elektrocochleographie ermittelt die Aktivität von Schnecke (Cochlea) und Hörnerv, indem eine Elektrode auf oder in das Trommelfell gesetzt wird. Dieses Testverfahren und die Hirnstammaudiometrie können das Hörvermögen von Menschen bestimmen, die nicht bewusst auf Geräusche reagieren können oder wollen. Es eignet sich, um Säuglinge und Kleinkinder auf massive Schwerhörigkeit (Taubheit) zu testen.

Otoakustische Emissionstests nutzen Schallwellen, um das Innenohr (Cochlea) anzuregen. Das Ohr erzeugt daraufhin selbst einen sehr leisen Ton, der dem Reiz entspricht. Diese Emissionen des Innenohrs werden elektronisch ausgewertet und eignen sich besonders, um das Hörvermögen bei Neugeborenen und bei Schwerhörigen, die ototoxische Medikamente verwenden, zu überprüfen. Bei Erwachsenen hilft der Test bei der Suche nach der Ursache für Schwerhörigkeit.

Andere Testverfahren können messen, ob jemand verzerrte Sprache verstehen und deuten kann, ob eine Information verstanden wird, wenn das andere Ohr zugleich eine andere Information erhält, ob unvollständige Informationen in beiden Ohren zu einer vollständigen Information zusammengesetzt werden können und ob jemand feststellen kann, woher ein Geräusch stammt, wenn beide Ohren gleichzeitig beschallt werden.

Bei einem ungewöhnlichen neurologischen Untersuchungsergebnis oder bei gewissen Befunden bei audiologischen Tests ist außerdem eine gadoliniumverstärkte MRT des Kopfes erforderlich. Diese Art von MRT ermöglicht das Erkennen bestimmter Erkrankungen des Innenohrs, von Gehirntumoren am Ohr oder Tumoren in den Nerven, die vom Ohr wegführen.

Viele genetische Ursachen für Schwerhörigkeit führen auch zu Problemen in anderen Organsystemen. Daher sollten bei Kindern mit unerklärlicher Schwerhörigkeit auch andere Tests wie eine Augenuntersuchung, ein Elektrokardiogramm (EKG) zur Feststellung des Syndroms der langen QT-Zeit oder andere organspezifische und genetische Untersuchungen durchgeführt werden.

Vorbeugung von Hörverlust

Eine zeitliche Begrenzung der Lärmbelastung kann vor einem Hörverlust schützen. Die Dauer und Intensität von Lärm sollten begrenzt werden. Bei regelmäßiger Lärmaussetzung müssen Ohrenschützer getragen werden (wie z. B. Plastikstöpsel in den Gehörgängen oder mit Glyzerin gefüllte Ohrenschützer). Die Behörde für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (OSHA) des amerikanischen Arbeitsministeriums und ähnliche Behörden in vielen anderen Ländern haben Standards in Bezug auf die Dauer der Lärmbelastung. Je lauter der Lärm, desto kürzer ist die zulässige Zeit der Belastung. Ohrstöpsel oder andere Ohrenschützer können ebenfalls in Betracht gezogen werden, wenn selbst eine kurze Belastung mit sehr lauten Geräuschen wie bei Konzerten zu erwarten ist.

Behandlung von Schwerhörigkeit

Jede Ursache von Schwerhörigkeit wird behandelt. Der Arzt entfernt zum Beispiel gutartige oder bösartige Wucherungen. Nach Möglichkeit werden ototoxische Medikamente abgesetzt (es sei denn, der Bedarf überwiegt gegenüber dem Risiko eines weiteren Hörverlusts).

Viele Ursachen von Schwerhörigkeit können nicht geheilt werden, und die Behandlung besteht darin, den Hörverlust mit Hörhilfen und verschiedenen Hilfsstrategien und -technologien auszugleichen.

Hilfsstrategien und -technologien

Für Menschen, die an einer starken Schwerhörigkeit leiden, stehen mehrere Hilfsgeräte zur Verfügung. Warnsysteme mit Lichtanzeige lassen schwerhörige Personen wissen, wann es an der Tür klingelt, wann ein Rauchmelder ertönt oder wann ein Baby schreit. Spezielle Schallsysteme, die Infrarot- oder Frequenzmodulationssignale übermitteln, ermöglichen das Hören in Theatern, Kirchen oder an anderen Plätzen, wo es viele Nebengeräusche gibt. Viele Fernsehprogramme können mit Untertiteln empfangen werden. Auch zum Telefonieren gibt es Hilfsgeräte.

Lippenlesen und andere Strategien für den Umgang mit Schwerhörigkeit werden von Gehörspezialisten im Rahmen eines Programms unterrichtet, das sich Gehörrehabilitation nennt. Zusätzlich zur Übung des Lippenlesens wird den Menschen beigebracht, die Kontrolle über ihre Hörumgebung zu gewinnen, um schwierige Gesprächssituationen vorherzusehen, zu ändern oder zu vermeiden.

Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit kommunizieren häufig über Gebärdensprache. American Sign Language (ASL) ist die gängigste Version in den Vereinigten Staaten von Amerika. Andere Formen von Sprachen mit visuellen Zeichen sind Signed English (eine Gebärdensprache), Signing Exact English (ein Gebärdensprachsystem) und Sprache mit unterstützender Gebärde. Weltweit gibt es schätzungsweise über 300 einzigartige Gebärdensprachen, wobei verschiedene Länder, Kulturen und sogar Dörfer ihre je eigene Form der Gebärdensprache haben.

Einseitige Taubheit

Menschen mit Hörverlust in einem Ohr (einseitige Taubheit [Single Sided Deafness, SSD]) sind normalerweise bei der Kommunikation mit Einzelpersonen nicht eingeschränkt. In Umgebungen mit lauten oder komplexen Hintergrundgeräuschen (z. B. im Klassenzimmer, auf Feiern und Veranstaltungen) können Menschen mit SSD nicht gut hören und sich nicht gut verständigen. Außerdem können Menschen, die nur auf einem Ohr hören, nicht erkennen, woher ein Geräusch kommt (Geräuschlokalisierung). Für viele Menschen ist die einseitige Taubheit lebensverändernd und führt zu einer erheblichen Einschränkung bei der Arbeit und in sozialen Situationen.

Behandelt wird die SSD mit CROS-Hörgeräten (Contralateral Routing Of Signal) oder mit implantierten, knochenverankerten Hörgeräten, die Geräusche vom tauben Ohr aufnehmen und zum hörenden Ohr übertragen. Mit diesen Technologien wird das Hören in geräuschstarken Umgebungen verbessert; eine Geräuschlokalisierung ist damit jedoch nicht möglich. Cochlea-Implantate werden immer öfter erfolgreich bei Patienten mit SSD eingesetzt, insbesondere wenn die SSD mit schwerem Tinnitus (Pfeifen oder Summen im Ohr) einhergeht. Die Implantate ermöglichen zudem nachweislich eine Geräuschlokalisierung.

Behandlung von Kindern

Zusätzlich zur Behandlung der Ursachen und den gelieferten Hörhilfen benötigen schwerhörige Kinder mit einer angemessenen Therapie Unterstützung bei der Sprachentwicklung. Da Kinder in der Lage sein müssen, Sprache zu hören, um sie spontan zu lernen, entwickeln die meisten tauben Kinder Sprache nur mit spezieller Schulung. Im Idealfall beginnen die Übungen, sobald die Schwerhörigkeit identifiziert wird. Eine Ausnahme stellen taube Kinder tauber Eltern dar, die die Gebärdensprache perfekt beherrschen. Taube Kinder benötigen außerdem eine Methode, um zu kommunizieren, bevor sie sprechen lernen. Zum Beispiel kann eine auf Kleinkinder zugeschnittene Gebärdensprache eine Basis für die spätere Entwicklung der gesprochenen Sprache sein, wenn ein Cochlea-Implantat nicht verfügbar ist. Bei Kindern gibt es jedoch keinen Ersatz für den Zugang zu den Klängen der gesprochenen Sprache (Phoneme), um ein präzises und nuanciertes Verständnis von Sprache zu ermöglichen.

Ein Cochlea-Implantat kann bei Kleinkindern, die auf beiden Ohren stark schwerhörig sind und die mit einer Hörhilfe keine Töne hören können, hilfreich sein. Je früher das Implantat bei tauben Kindern eingesetzt wird, desto mehr verbessert sich das Hörvermögen. Obwohl Cochlea-Implantate vielen Kindern mit einer angeborenen oder erworbenen Taubheit helfen können, sind sie gewöhnlich viel effektiver bei Kindern, die bereits sprechen können. Manchmal verknöchert das Innenohr bei Kindern, die nach einer Meningitis taub werden. In solchen Fällen sollten Cochlea-Implantate früh benutzt werden, um die Wirkung zu maximieren. Kindern, deren akustische Nerven durch Tumoren zerstört wurden, kann auch mit in die Schädelbasis (am Stammhirn) implantierten Elektroden geholfen werden. Bei Kindern mit Cochlea-Implantaten ist das Risiko einer Erkrankung an Meningitis leicht höher als bei Kindern ohne Cochlea-Implantaten oder als bei Erwachsenen mit diesen Implantaten.

Kinder, die nur auf einem Ohr taub sind, sollten das Recht haben, ein Spezialsystem in der Schulklasse zu nutzen, wie z. B. einen auditorischen FM-Trainer. Bei diesen Systemen spricht der Lehrer in ein Mikrofon, das Signale zur Hörhilfe in das normale Ohr des Kindes sendet. Dieser Prozess verbessert die beeinträchtigte Fähigkeit des Kindes, gesprochene Sprache bei einem lärmenden Hintergrund zu hören. Auch Kinder, die nur in einem Ohr taub sind, können von einem Cochlea-Implantat im tauben Ohr profitieren.

Wichtige Informationen für ältere Erwachsene: Hörverlust

Das Hörvermögen bei älteren Erwachsenen nimmt typischerweise progressiv ab. Man nennt dies Presbyakusis. Etwa 5 Prozent der Erwachsenen im Alter von 45 bis 54 Jahren leiden an einem Hörverlust. Die Rate steigt bei Erwachsenen im Alter von 55 bis 64 Jahren auf 10 Prozent. Etwa 22 Prozent der 65- bis 74-Jährigen und 55 Prozent der 75-Jährigen haben einen Hörverlust, der ihre Fähigkeiten beeinträchtigt. Dennoch sollten ältere schwerhörige Erwachsene ärztlich untersucht werden, weil die Ursache nicht unbedingt mit dem Alter zusammenhängt. Die Ursache kann ein Tumor, eine neurologische oder systemische rheumatische Erkrankung oder ein einfach zu behebender Hörverlust sein.

Sogar eine leichte Schwerhörigkeit kann zu Verständnisproblemen der gesprochenen Sprache führen und ruft bei älteren schwerhörigen Erwachsenen bestimmte Verhaltensstrukturen hervor. Eine ältere, leicht schwerhörige Erwachsene meidet möglicherweise Gespräche. Das Verständnis der gesprochenen Sprache kann sich als besonders schwierig erweisen, wenn es Hintergrundgeräusche gibt oder mehr als eine Person spricht, wie z. B. in einem Restaurant oder bei einem Familientreffen. Das ständige Auffordern der anderen, lauter zu sprechen, kann für den Zuhörer und den Sprecher frustrierend sein. Schwerhörige können eine Frage missverstehen und eine komische Antwort geben, was andere dazu veranlasst, zu denken, dass sie verwirrt sind. Sie können die Lautstärke ihrer eigenen Stimme falsch einschätzen und überlaut sprechen, was andere davon abhalten kann, mit ihnen zu kommunizieren. Deshalb kann Schwerhörigkeit zu sozialer Isolierung, Inaktivität, Verlust von sozialem Rückhalt und Depression führen. Bei Patienten, die an Demenz leiden, können sich Gespräche durch die Schwerhörigkeit als sogar noch schwieriger herausstellen. Bei Patienten, die an Demenz leiden, hilft eine Korrektur der Schwerhörigkeit, leichter mit der Demenz umzugehen. Die Korrektur der Schwerhörigkeit bietet klare körperliche und psychosoziale gesundheitliche Vorteile.

Schwerhörigkeit (Presbyakusis)

Bei Presbyakusis handelt es sich um altersbedingte Schwerhörigkeit. Sie ist wahrscheinlich auf eine Kombination der altersbedingten Verschlechterung und Auswirkungen einer lebenslangen Lärmexposition sowie genetische Ursachen zurückzuführen.

Bei einem Hörverlust sind in der Regel zuerst die höchsten Schallfrequenzen betroffen. Sie setzt gewöhnlich im Alter von 55 bis 65 Jahren (manchmal früher) ein. Der Hochfrequenz-Hörverlust macht es besonders schwierig, gesprochene Sprache zu verstehen, selbst wenn die allgemeine Lautstärke der gesprochenen Sprache als normal erscheint. Das ist darauf zurückzuführen, dass bestimmte Konsonanten (wie z. B. D, K, P, S, T) Hochfrequenztöne sind. Die Konsonantenklänge sind die wichtigsten für die Erkennung der gesprochenen Sprache. Bei Wörtern wie „kaufen“, „laufen“, „raufen“, „taufen“ oder „Haufen“ können Schwerhörige (Presbyakusis) den „au“-Ton hören, aber nicht erkennen, welches Wort gesprochen wurde, weil sie die Erstkonsonanten nicht voneinander unterscheiden können. Betroffene Personen denken normalerweise, dass der Sprecher undeutlich spricht. Ein Sprecher, der versucht, lauter zu sprechen, hebt gewöhnlich Vokalklänge (niederfrequent) hervor, was wenig zur Verbesserung der Spracherkennung beiträgt. Bei exzessiven Hintergrundgeräuschen wird das Verständnis der gesprochenen Sprache besonders schwierig.

Vorsorgeuntersuchungen

Vorsorgeuntersuchungen auf Hörverlust bei älteren Erwachsenen sind wichtig, weil viele sie selbst nicht erkennen. Familienmitglieder oder Ärzte können dem Patienten mithilfe eines Fragenkatalogs eine Reihe von Fragen stellen, wie z. B. mithilfe des „Hearing Handicap Inventory for the Elderly – Screening Version“, das Folgendes abfragt:

  • Fühlen Sie sich mit einem Hörproblem unwohl, wenn Sie Leute treffen?

  • Fühlen Sie sich mit einem Hörproblem frustriert, wenn Sie mit einem Familienmitglied sprechen?

  • Hören Sie schlecht, wenn jemand flüstert?

  • Fühlen Sie sich durch ein Hörproblem eingeschränkt?

  • Bereitet Ihnen ein Hörproblem Schwierigkeiten, wenn Sie Freunde, Verwandte oder Nachbarn besuchen?

  • Hindert ein Hörproblem Sie daran, seltener, als Sie wünschen, an Gottesdiensten teilzunehmen?

  • Bringt ein Hörproblem Sie dazu, mit Familienmitgliedern zu streiten?

  • Bereitet ein Hörproblem Ihnen Schwierigkeiten beim Fernsehen oder Hören einer Radiosendung?

  • Haben Sie das Gefühl, dass ein Hörproblem Ihr privates oder soziales Leben beeinträchtigen könnte?

  • Bereitet Ihnen ein Hörproblem Schwierigkeiten, wenn Sie mit Freunden oder Verwandten in ein Restaurant gehen?

„Nein“ = 0 Punkte, „Manchmal“ = 2 Punkte und „Ja“ = 4 Punkte. Bei einer Punktzahl von mehr als 10 kann man auf eine erhebliche Schwerhörigkeit schließen, und es wird empfohlen, einen Spezialisten aufzusuchen.

Wichtigste Punkte

  • Ohrenschmalz, Infektionen, Altern und Lärmbelastung sind die häufigsten Ursachen für Schwerhörigkeit.

  • Alle Schwerhörigen sollten einen audiologischen Test machen.

  • Personen mit neurologischen Symptomen (wie z. B. Benommenheit oder Schwindel) sollten sich bildgebenden Tests unterziehen.

  • Die Behandlung umfasst die Korrektur vermeidbarer Ursachen (wie Geräusche oder Medikamente), eine Operation (z. B. zur Entfernung gutartiger oder bösartiger Wucherungen), Hörgeräte, Cochlea-Implantate und verschiedene hilfreiche technische Instrumente.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. National Institute on Deafness and Other Communication Disorders: Informationen über Gehörverlust und andere Kommunikationsstörungen, übergreifende Funktionen von Hörsinn, Gleichgewicht, Geschmack, Geruchssinn, Stimme und Sprache

  2. The National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) – Noise and Hearing Loss Prevention: Prüft berufsbedingte Vorschriften und Standards, Strategien zur Geräuschkontrolle und Gehörschutzgeräte sowie Präventionsprogramme für Hörverlust, Risikofaktoren und Informationen für bestimmte Branchen und Berufe

  3. Occupational Safety and Health Administration (OSHA): Berufsbedingte Lärmbelastung: Informationen über Gehörschäden durch Lärmexposition am Arbeitsplatz, einschließlich eines Links zum Download eines Tools, das die Schallwerte misst und die Lärmexposition zum Schutz vor lärmbedingten Gehörverlust am Arbeitsplatz unterstützt