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Ohren

VonEric J. Formeister, MD, MS, Dept. of Head and Neck Surgery and Communication Sciences, Duke University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Jan. 2025
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Kurzinformationen

Quellen zum Thema

Das Ohr ist das Hör- und Gleichgewichtsorgan und besteht aus dem äußeren Ohr sowie dem Mittel- und Innenohr.

Alle drei Bereiche des Ohres wirken zusammen, um Schallwellen in Nervenimpulse umzuwandeln, die ins Gehirn wandern, wo sie dann als Geräusch gedeutet werden.

Das Innenohr hat zudem eine wichtige Funktion als Gleichgewichtsorgan.

Ein Blick ins Ohr

Äußeres Ohr

Das Außenohr umfasst den äußerlich sichtbaren Teil des Ohres (Pinna oder Aurikel) und den Gehörgang (Ohrloch).

Die Pinna besteht aus von Haut überdecktem Knorpel. Sie soll Schallwellen auffangen und über den Gehörgang zum Trommelfell leiten, einer feinen Membran, die das äußere Ohr vom Mittelohr trennt.

Mittelohr

Das Mittelohr besteht aus dem Trommelfell und einer kleinen, luftgefüllten Kammer, in der die 3 Gehörknöchelchen (Ossicula) sitzen, die das Trommelfell mit dem Innenohr verbinden. Diese sind nach ihrer Form benannt. Der Hammer (Malleus) ist am Trommelfell angewachsen. Der Amboss (Incus) verbindet den Hammer mit dem Steigbügel (Stapes), der im ovalen Fenster liegt, und verschließt dieses. Die Gehörknöchelchen verstärken die Schwingungen des Trommelfells mechanisch und leiten sie zum ovalen Fenster.

Das Mittelohr enthält außerdem 2 kleine Muskeln. Der Trommelfellspanner (Musculus tensor tympani) ist am Hammer (Malleus) befestigt und hilft, das Trommelfell zu verspannen, um das Ohr vor Geräuschen zu schützen, die vom Körper selbst kommen, wie Kauen und Schreien. Der Musculus stapedius setzt am Steigbügel (Stapes) an. Dieser Muskel zieht sich als Reaktion auf laute Geräusche zusammen, was die Gehörknöchelchen hart werden lässt, damit weniger Geräusche übermittelt werden. Diese Reaktion, der so genannte akustische Reflex, soll das empfindliche Innenohr vor Lärmschädigung schützen.

Die Eustachi-Röhre ist eine kleine Röhre, die das Mittelohr mit dem Luftweg im hinteren Teil der Nase (Nasopharynx) verbindet. Über diese Röhre gelangt Außenluft ins Mittelohr (hinter dem Trommelfell). Die Eustachi-Röhre, die sich öffnet, wenn ein Mensch schluckt, kaut oder gähnt, sorgt dafür, dass ein gleichmäßiger Luftdruck auf beiden Seiten des Trommelfells besteht und verhindert, dass sich Flüssigkeit im Mittelohr ansammelt. Bei einem Unterschied im Luftdruck kann sich das Trommelfell entweder nach innen oder nach außen wölben, was unangenehm ist und das Hören beeinträchtigen kann. Schlucken oder ein bewusst herbeigeführter Druckausgleich können bei plötzlichen Luftdruckveränderungen, die insbesondere beim Fliegen häufig auftreten, helfen. Die Verbindung der Eustachi-Röhre zum Mittelohr erklärt, weshalb Infektionen der oberen Atemwege (wie z. B. Erkältungen), welche die Eustachi-Röhre entzünden und verstopfen, dazu führen können, dass sich Entzündungsflüssigkeit im Mittelohr ansammelt, die wiederum Entzündungen und Schmerzen im Mittelohr hervorrufen kann.

Innenohr

Das Innenohr (Labyrinth) ist eine komplexe Struktur, die aus 2 Hauptteilen besteht:

  • Cochlea: Das eigentliche Hörorgan

  • Vestibularapparat: Das Gleichgewichtsorgan

Cochlea

Die Cochlea, eine Röhre, die die Form eines Schneckenhauses hat, ist mit Flüssigkeit gefüllt. In der Cochlea befindet sich das Corti-Organ, zu dem über 20.000 spezialisierte Zellen, die sogenannten Haarzellen, gehören. Diese haben winzige, haarartige Fortsätze (Zilien), welche in die Flüssigkeit in der Hörschnecke hineinragen. Wenn die Gehörknöchelchen im Mittelohr Schallwellen auf das ovale Fenster des Innenohrs übertragen, wird Flüssigkeit bewegt, die eine Druckwelle auslöst und dadurch die Zilien zum Schwingen bringt. Die Bewegung der Zilien erzeugt schließlich ein Nervensignal, das an das Gehirn gesendet und als Schall wahrgenommen wird. Die Haarzellen in unterschiedlichen Bereichen der Schnecke reagieren auf jeweils unterschiedliche Schallfrequenzen und wandeln diese Schwingungen in Nervenimpulse um. Würde man die Spule der Hörschnecke auseinanderwinden, wäre sie wie ein Klavier angeordnet, wobei hohe Töne Haarzellen näher am runden Fenster aktivieren und niedrige Töne Haarzellen näher am oberen Teil der Hörschnecke aktivieren. Über die Fasern des Hörnervs werden diese Impulse ins Gehirn weitergeleitet. Das runde Fenster ist eine kleine mit einer Membran überdeckte Öffnung zwischen der mit Flüssigkeit gefüllten Schnecke und dem Mittelohr. Dieses Fenster hilft beim Dämpfen des Drucks, der durch Schallwellen in der Schnecke verursacht wird.

Trotz der Schutzwirkung des akustischen Reflexes kann Lärm die Haarzellen schädigen und zerstören. Eine zerstörte Haarzelle wächst nicht mehr nach. Anhaltender Lärm führt zu fortschreitender Schädigung, die schließlich einen Hörverlust und manchmal auch Ohrgeräusche (Tinnitus) nach sich zieht.

Vestibularapparat

Der Vestibularapparat besteht aus Folgendem:

  • Zwei mit Flüssigkeit gefüllte Beutel, die Sacculus und Utriculus genannt werden

  • Drei mit Flüssigkeit gefüllte Kanäle, die als Bogengänge bezeichnet werden

Diese Lungenbläschen und Röhren sammeln Informationen zur Position und Bewegung des Kopfes. Das Gehirn nutzt diese Informationen zum Beibehalten des Gleichgewichts.

Sakkulus und Utrikulus enthalten Zellen, die Kopfbewegungen in einer geraden Linie wahrnehmen, nämlich von hinten nach vorne oder von oben nach unten.

Die Bogengänge sind 3 mit Flüssigkeit gefüllte, rechtwinklig zueinander angeordnete Gänge, die Drehbewegungen des Kopfes wahrnehmen. Bei Drehbewegungen des Kopfes gerät ihre Flüssigkeit in Bewegung. Je nach Richtung der Kopfbewegung fällt diese Flüssigkeitsbewegung in einem Gang stärker aus als in den anderen. Die Gänge enthalten ebenfalls Haarzellen, die auf diese Flüssigkeitsbewegung reagieren. Haarzellen lösen Nervenimpulse aus, welche dem Gehirn mitteilen, in welche Richtung sich der Kopf bewegt, damit eine angemessene Handlung zur Beibehaltung des Gleichgewichts unternommen werden kann.

Wenn es bei den Bogengängen zu einer Fehlfunktion kommt, was bei einer Infektion der oberen Atemwege der Fall sein kann, oder eine andere vorübergehende oder permanente Störung auftritt, so kann der Gleichgewichtssinn der Person verloren gehen oder es entwickelt sich ein falsches Gefühl der Bewegung oder des Sich-Drehens (Schwindel).