Die supraperiostale Infiltration dient der Anästhesie einzelner Zähne und wird zur Anästhesie der Oberkieferzähne bei Erwachsenen und aller Zähne bei Kindern verwendet.
Die supraperiostale Infiltration ist bei Zähnen, die von dickem Alveolarknochen umgeben sind, wie den Unterkieferzähnen und einigen oberen Backenzähnen von Erwachsenen, nicht wirksam.
Indikationen
Eine schmerzhafte Zahnerkrankung (Zahnschmerzen) oder ihre Behandlung:
Fraktur (Knochen, Alveolarkamm oder Zähne)
Leichter bis mittelschwerer Zahnabszess (nur wenn der Abszess so klein ist, dass eine lokale Infiltration eine ausreichende Anästhesie ermöglicht; andernfalls wird eine Nervenblockade durchgeführt)
Gegenanzeigen
Absolute Kontraindikationen
Allergie gegen das Anästhetikum oder das Verabreichungsmedium (in der Regel kann ein anderes Anästhetikum gewählt werden)
Fehlen anatomischer Orientierungspunkte, die zum Einführen der Nadel benötigt werden (z. B. aufgrund eines Traumas)
Relative Kontraindikationen
Infektion im Bereich des Nadeleinstichs: Verwenden Sie eine Nervenblockade oder eine andere Anästhesie.
Koagulopathie*: Wenn möglich, vor dem Eingriff korrigieren.
Schwangerschaft: Eine Behandlung im 1. Trimenon ist nach Möglichkeit zu vermeiden.
* Eine therapeutische Antikoagulation (z. B. bei Lungenembolie) erhöht das Blutungsrisiko bei zahnärztlichen Eingriffen, aber dies muss gegen das erhöhte Thromboserisiko (z. B. Schlaganfall) abgewogen werden, wenn die Antikoagulation beendet wird. Besprechen Sie jede beabsichtigte Umstellung mit dem Arzt, der die Antikoagulation des Patienten durchführt, und anschließend mit dem Patienten.
Komplikationen
Allergische Reaktion auf das Anästhetikum
Toxizität aufgrund einer Überdosis von Anästhetika (z. B. Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen)
Intravaskuläre Injektion von Anästhetikum/Adrenalin
Hämatom
Neuropathie
Ausbreitung der Infektion, indem die Nadel durch einen infizierten Bereich geführt wird
Versagen der Anästhesie
Nadelbruch (selten)
Die meisten Komplikationen sind auf eine ungenaue Platzierung der Nadel zurückzuführen.
Ausrüstung
Zahnarztstuhl, gerader Stuhl mit Kopfstütze oder Trage
Lichtquelle für die intraorale Beleuchtung
Nicht sterile Handschuhe
Maske und Schutzbrille oder Gesichtsschutz
Mulltupfer
Wattestäbchen
Zahnspiegel oder Zungenspatel
Absaugung
Ausrüstung für die Lokalanästhesie:
Topische Anästhesiesalbe* (z. B. Lidocain 5%, Benzocain 20%)
Injizierbares Lokalanästhetikum wie Lidocain 2% mit oder ohne Adrenalin† 1:100.000 oder bei längerer Anästhesie Bupivacain 0,5% mit oder ohne Adrenalin† 1:200.000
Zahnärztliche Ansaugspritze (mit engem Zylinder und maßgeschneiderten Injektionspatronen für Anästhetika) oder andere Spritze mit engem Zylinder (z. B. 3 ml) und Verriegelungsnabe
25- oder 27-Gauge-Nadel: 2 cm lang für die supraperiostale Infiltration
* CAVE: Alle topischen Anästhetika werden von den Schleimhäuten absorbiert, und bei Überschreiten der Dosisgrenzen kann es zu Toxizität kommen. Salben sind leichter zu kontrollieren als weniger konzentrierte topische Flüssigkeiten und Gele. Ein Überschuss an Benzocain kann selten eine Methämoglobinämie verursachen.
† Maximale Dosis von Lokalanästhetika: Lidocain ohne Adrenalin, 5 mg/kg; Lidocain mit Adrenalin, 7 mg/kg; Bupivacain, 1,5 mg/kg. MERKE: Eine 1%ige Lösung (einer Substanz) entspricht 10 mg/ml (1 g/100 ml). Adrenalin verursacht eine Vasokonstriktion, die die anästhetische Wirkung verlängert. Patienten mit einer Herzerkrankung sollten nur begrenzte Mengen an Adrenalin erhalten (maximal 3,5 ml einer Lösung mit einem Adrenalinanteil von 1:100.000); alternativ kann ein Lokalanästhetikum ohne Adrenalin verwendet werden.
Weitere Überlegungen
Brechen Sie die supraperiostale Infiltration ab und wählen Sie eine andere Anästhesiemethode, wenn der Patient nicht kooperativ ist.
Relevante Anatomie
Die supraperiostale Infiltration betäubt einzelne Zahnnerven.
Das injizierbare Anästhetikum wird in der Nähe des lateralen (bukkalen) Alveolarknochens, der den Zahn trägt, auf Höhe der Wurzelspitze platziert.
Das Anästhetikum diffundiert durch den Alveolarknochen und erreicht die Zahnnerven der einzelnen Zähne.
Positionierung
Bringen Sie den Patienten in eine geneigte Position, wobei sich der Kopf des Patienten auf Höhe Ihrer Ellbogen befindet und der Hinterkopf gestützt wird.
Für den Unterkiefer wird eine halb liegende Sitzposition eingenommen, bei der die untere Okklusionsebene bei geöffnetem Mund ungefähr parallel zum Boden liegt.
Beim Oberkiefer wird eine eher liegende Position eingenommen, bei der die obere Okklusionsebene etwa 60 bis 90 Grad zum Boden zeigt.
Drehen Sie den Kopf und strecken Sie den Hals so, dass die Injektionsstelle (obere oder untere mukobukkale Falte) zugänglich ist.
Schritt-für-Schritt-Beschreibung der Verfahren
Tragen Sie nicht sterile Handschuhe, eine Maske und eine Schutzbrille oder einen Gesichtsschutz.
Weisen Sie den Patienten an, den Mund teilweise zu schließen und die Kiefer-, Lippen- und Wangenmuskeln zu entspannen.
Fassen Sie mit Daumen und Zeigefinger die Wange seitlich des Zahns und ziehen Sie sie vom Zahn weg, um die mukobukkale Falte abzugrenzen.
Verwenden Sie Gaze, um die mukobukkale Falte gründlich zu trocknen. Saugen Sie die Stelle bei Bedarf ab, um sie trocken zu halten.
Tragen Sie das Lokalanästhetikum mit einem Wattestäbchen auf und warten Sie 2 bis 3 Minuten, bis die Anästhesie eintritt.
Injizieren Sie das Lokalanästhetikum
Ziehen Sie die Lippe erneut seitlich zurück, um die mukobukkale Falte abzugrenzen. Halten Sie die Schleimhaut straff.
Halten Sie die Anästhesiespritze so, dass die Nadelschräge zum Zahn zeigt.
Führen Sie die Nadel in die Tiefe der mukobukkalen Falte ein und schieben Sie sie parallel zum Zahn vor, bis sie den Knochen berührt, wobei Sie auf den Apex zielen (1 bis 1,5 cm, um den erwachsenen Oberkiefer zu berühren).
Aspirieren, um eine intravaskuläre Platzierung auszuschließen. Wenn die Aspiration eine intravaskuläre Platzierung ergibt, ziehen Sie die Nadel 2 bis 3 mm zurück und aspirieren Sie sie vor der Injektion erneut.
Injizieren Sie langsam etwa 1 bis 2 ml des Anästhetikums. Üben Sie während der Injektion mit einem Finger äußeren Druck auf die Wange in der Nähe der Stelle aus, an der das Anästhetikum eingebracht wird, um eine lokale Gewebeaufblähung zu verhindern.
Wenn die Anästhesie nach 10 Minuten nicht zufriedenstellend ist, injizieren Sie eine kleine Menge auf der palatinalen/lingualen Seite. Dies ist in der Regel bei einer Zahnextraktion erforderlich.
Nachsorge
Lassen Sie den Patienten mit entspanntem Mund ruhen, während Sie den Beginn der Anästhesie abwarten (5 bis 10 Minuten).
Warnungen und häufige Fehler
Um das Risiko eines Nadelbruchs zu minimieren, biegen Sie die Nadel vor dem Einführen nicht, führen Sie die Nadel nicht bis zur vollen Tiefe ein (d. h. bis zum Ansatz) und weisen Sie den Patienten an, still zu halten, den Mund weit zu öffnen und nicht nach Ihrer Hand zu greifen.
Tricks und Tipps
Ablenkungstechniken (z. B. mit dem Patienten sprechen oder ihn die Hand einer anderen Person halten lassen) können dazu beitragen, die Angst des Patienten zu verringern.
Injizieren Sie die Lokalanästhesielösung langsam (30 bis 60 Sekunden), um die Schmerzen bei der Injektion zu verringern.
Obere Molaren mit dickem, darüber liegendem Knochen lassen sich manchmal mit einer supraperiostalen Infiltration allein nicht ausreichend anästhesieren. Ist dies der Fall, führen Sie eine Blockade des Nervus alveolaris posterior superior durch. Mit einer langen (3 cm) 25- oder 27-Gauge-Nadel in die mukobukkale Falte über dem zweiten Molaren eindringen. Zielen Sie nach posterior, superior und medial auf die hintere Wand des Tuberculum maxillareum in Höhe der Wurzelspitzen. Aspirieren Sie und injizieren Sie dann 1 bis 2 ml der Anästhesielösung.